Marseille – Cannes sowie Cannes - Albenga

Leg 1 und 2

Nach Erstauflage mit einer Woche 2023 fand 2024 ein dreiwöchiger Kulinarik-Kettentörn von Marseille nach Genua statt. Das Ziel war wie im letzten Jahr, sportlich zu kochen und sportlich zu segeln. Die Übergabe von askew erfolgte jeweils Samstagmorgens, sodass die Crews sich jeweils ein Fahrzeug zu An- und Abreise teilen konnten und Besorgungen am Samstag möglich waren.

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Zu Leg 1 des Kulinariktörns stopften Markus, Johanna, Alex (Projektleiter) und Stefan (Skipper) den Kangoo in Karlsruhe voll. Teller, Besteck, Weingläser, Gusstopf und Stoffservietten, … die Ausstattung von askew sollte etwas aufpoliert werden. Ein empfehlenswerter Zwischenstopp am Freitag im „Grain des Sel“ in Dole (Jura) setzte einen guten Startpunkt. Marseille war wegen Empfang des olympischen Feuers voller Security, sodass wir Thomas und Felix Samstagmittag an Bord nahmen und den Hafen schnell hinter uns ließen, um nicht wegen Segelmessern, Glas- oder Gasflaschen (alle auf dem Index) ins Kittchen zu wandern. Etwas südlich gingen wir vor Anker, aßen Marseiller Bohnentopf und wurden in den Schlaf geschaukelt.

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Wir segelten vorbei an den Calanques nach La Ciotat, die aus Sicht des Autors eher unterschätzt wird. Angenehm ist hier das untouristische Treiben in den Gassen. Anders als unsere weiteren Stops in Bandol, Bormes les Mimosas, Saint Tropez und Cannes ist dieser Ort unmissverständlich durch die Werft geprägt, in der früher Tanker gebaut wurden und inzwischen Luxusjachten instandgesetzt werden.

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Die weitere Woche war geprägt von abklingendem Mistral, blauem Himmel, klarer, kalter Luft und mäßiger Welle. Mit Spargel, Bouillabaisse, selbstgemachten getrüffelten Ravioli haben wir die Grenzen von Material und Personal getestet. Ölhaltiges Bilgenwasser und kleinere Schäden am Schiff haben die Aufmerksamkeit zusätzlich beansprucht und die Tage noch länger gemacht. So gesehen war Leg 1 eine besondere Herausforderung für gute Nerven und Leidenschaft – ganz im Wortsinne - für gutes Essen. Smut sein ist eben kein Kinderfasching.

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Die Märkte und Einkaufsmöglichkeiten steigerten sich von Marseille über Bandol bis Cannes, wo der Markt schließlich keine Wünsche übrig ließ. Die Liegegebühren dort und in vielen namhaften Marinas in Frankreich sind erfreulich volksnah kalkuliert. Nur eine parallel unserer Route stattfindende Regatta machte uns punktuell die Liegeplätze strittig. Wegen schönem Wetter und exzellenten Möglichkeiten in Cannes beschlossen wir, hier den Törn ausklingen zu lassen. Die Stadtmobil-Kette hilft, schön flexibel zu bleiben.

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Leg 2 begann mit Ausschlafen nach durchgefahrener Nacht und der Entscheidung, noch eine Nacht in Cannes zu bleiben. Die neue Crew aus Roman (Skipper), Anna, Nora, Lukas, Ditmar und Alex (Projektleiter) drehte eine Runde über den Markt. Es wurden die frischen und etwas länger haltbaren Vorräte aufgestockt. Im Streetfood-Bereich tauchten Socca und Pissaladiere auf, jene wunderbare Mischung zwischen Südfranzösischer und Ligurischer Küche, die wir dankbar entgegen nahmen. Ein Badeausflug zur Insel St. Margerite bot einen angemessenen Rahmen, um nach dem Schwimmen die erste Flasche Crèment zu entkorken und ein paar Austern zu knacken, was Lukas über die weitere Woche perfektionisierte.

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Sonntag verließen wir Cannes in Richtung Antibes. Laues Wetter und lauer Wind ließen uns den Spi heißen. Antibes scheint der bevorzugte Hafen für zu groß geratene Yachten zu sein, die dort täglich poliert werden, falls sie doch mal jemand bewegt. Fürs segelnde Volk hingegen war keine Keycard fürs mittelprächtige Sanitärhaus verfügbar. Der geschlossene Markt montags verschaffte uns eine willkommene Pause, um erste Vorräte zu dezimieren, auch das Olivenöl. Die Markthalle wirkte freundlich, gut fürs nächste Mal. Am nächsten Morgen ging’s weiter Richtung Nizza.

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Vor dem steil abfallenden Kiesstrand von Nizza warfen wir Anker, aßen selbstgebackene Forcaccia, schwammen zum Strand und lauschten den klackernden Kieselsteinen, herrlich. Der alte Hafen von Nizza liegt zwischen Zitadelle und bunten Hausfassaden. Ein idealer Ort, um die touristische Altstadt, die Uferpromenade oder auch die breiten Boulevards kennen zu lernen. Es gibt einen schöne Blumenmarkt, wo ein Blumenstrauß gekauft wurde, der in den folgenden Tagen kardanisch aufgehängt den Salontisch verschönerte. Auf dem Fischmarkt lachte ein Loop de Mer in Großversion an, der später am Tag ausgenommen und in Stücke zerlegt wurde. Datteltomaten mit vielen Gewürzen im Ofen geröstet, abgelöscht und aufgefüllt mit Basmati – dazu eine leicht pikante Tomatensoße, in der der Fisch glasig gezogen wurde – ein Traum. Das galt auch für Nizza, sodass wir eben noch eine Nacht länger blieben. Nizza ist eben auch ein toller Ort, um mal einfach Pesto zu machen – natürlich im Mörser, nicht im Pürrierbecher. Die Austern wurden nochmals nachgelegt und Olivenöl war auch ständig leer.

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Aber gut, etwas segeln sollte es dann auch noch sein. Schnell vorbei an Monacco, wo die Formel eins toben sollte. In Menton stille kleine Gassen durchstreifen, die Blicke von weiter oben auf die aufgestapelten Dächer und ins Grün und auf den Hafen mit Sandstrand geniesen war eher unser Format. Über San Remo erreichten wir schließlich Albenga, wo die Nachcrew zu Leg3 Kulinarik-Törn übernehmen sollte.

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Auf dem Rückweg waren wir noch eine Pizza beim Lukas Lieblingsitaliener in Como einwerfen und ein Pique-Nique mit Ausblick in den Bergen gabs auch. Tschüß, Ligurische Küste, dein Olivenöl war so gut zu uns.

Datum: 04.05.24 - 18.05.24
Revier: Côte d’Azur
Skipper: Stefan Schäfer, Roman Ritter
Boot: askew
Crewstärke: 11
Starthafen: Marseille
Zielhafen: Albenga
Projektleiter: Alexander Dickschen