Wie segelt sich eigentlich ein Schiff mit 22 Meter Länge, fünf Segeln und zwei Masten?
Mit der „Wappen von Ueckermünde“, einem Großsegler in spannendem Revier konnten wir das herausfinden. Unterschiede zu den sonst von uns besegelten Yachten gibt es einige, besonders erwähnenswert ist:
Dank der langen Wasserlinie und dem Fisherman-Segel mit seiner Wirkhöhe auf 18 Metern erreicht die Wappen Geschwindigkeiten von bis zu 11 Knoten und lässt damit die meisten Charteryachten hinter sich zurück.
Bereits am Vortag waren wir mit zwei Stadtmobilen angereist um die erste Nacht im Heimathafen zu verbringen.
Vormittags konnten wir alle erforderlichen Einkäufe tätigen und verstauen. Der konstante westliche Wind war bei einer ersten Routenplanung vielversprechend und wir beschlossen vor Usedom zu ankern. Die konkrete Route wollten wir erst dort bestimmen.
Lange hielt der Anker nicht, denn bei der Abstimmungsrunde nach dem Abendessen war man sich mit Bornholm als Reiseziel einig. Kurz darauf wurde der Anker gehoben, die Segel gesetzt und Kurs auf Hasle genommen. Bereits vor Törrnbeginn hatten wir uns durchgehen in drei Wachen eingeteilt: je drei Stunden Wache und sechs Stunden Ruhe ermöglichten ausreichend Schlaf und sollten sich als sehr gute Lösung herausstellen. So konnte sich jeder auch tagsüber mit gutem Gewissen unter Deck zurückziehen und für einen Mittagsschlaf ablegen. Wer nicht gerade Wache hatte konnte (im Vergleich zur normalen Segelyacht) relativ komfortabel schlafen. Der Wache hingegen war es möglich bei Regen und Kälte auf den zweiten Steuerstand im Kartenhaus auszuweichen. Die Nacht durch galt es Kurs, AIS und Radar im Blick zu behalten, u.a. um unbeleuchteten Fahrwassertonnen und Messstationen auszuweichen.
Am Vormittag legten wir in Hasle an und konnten den ganzen Tag für die Erkundung des Ortes und zur Erholung nutzen. Den Fisch aus der Räucherei ließen wir uns dabei besonders schmecken.
Da der Wind günstig für den Schlag nach Rügen Stand nutzten wir den Tag für die Überfahrt und gingen schließlich in der Tromper Wiek vor Anker. Trotz großer Entfernung zu einem Windpark konnten wir querab die Abdeckung deutlich spüren. Beindruckend wie viel Energie dort herausgenommen wird.
Der Ankerball sollte gerade eingeholt werden als wir vom Zoll aufgesucht wurden. Da unsere dreistufig ausklappbare Badeleiter für Unbehagen sorgte blieb es bei einer Verständigung zwischen den Schiffen und wir wurden auf unseren fehlenden Zollstander aufmerksam gemacht. Dieser dient bei der Einreise in ein neues Zollgebiet zur Ankündigung des Einklarierens und ist vorgeschrieben. Nachdem wir am Vortag 10 Euro für ein Bier gezahlt hatten, wäre es sicher nicht der Alkohol den wir als Akademische Schmugglergruppe Karlsruhe einführen würden.
Vorbei an den Kreidefelsen ging es weiter mit Kurs auf Swinemünde. Die starke Militärpräsenz in der Ostsee und besonders vor Lubmin fällt direkt auf. In den stündlich ausgesendeten nautischen Warnnachrichten wird mitgeteilt, dass zu den vor Rügen auf Reede liegenden LNG-Tankern ein Abstand von mindestens einer Seemeile einzuhalten ist. Segelyacht „Nature“ war das scheinbar mangels Erreichbarkeit entgangen und hielt Kurs, um nahebei zu passieren. Über Minuten hinweg konnten wir verfolgen, wie verschiedenste Akteure versuchten Kontakt aufzunehmen und auch umliegende Schiffe um Unterstützung baten. Der tiefe Überflug eines Eurofighters war dann der Wink mit dem Zaunpfahl, der den Segler zum Kurswechsel bewegte.
Nach einer Nacht in Swinemünde und einem morgendlichen Erkunden der Stadt befuhren wir die Kaiserfahrt mit anschließendem Kurs auf Ueckermünde. Meilenbücher wurden geschrieben, Seesäcke gepackt und ein letztes Mal gekocht, ehe wir für einen Sundowner nochmals aufs Stettiner Haff und in den Stadthafen fuhren.
Ein besonderes Schiff das aufgrund seiner guten Ausstattung und Komfort auch ferne Ziele ermöglicht. Vorausgesetzt Wind, Törndauer und Crew spielen mit. Wir sind uns einig das Beste aus unseren fünf Tagen herausgeholt zu haben und erinnern uns gerne an die besonderen Einblicke und Erlebnisse zurück!