Allgemeine Daten:
Seit einiger Zeit können Segler im Martimen Trainingszentrum Wesermarsch in Elsfleth den Ernstfall auf See üben. Highlight ist das Überlebenstraining im Wasser in einer Schwimmhalle in der Wind, Wellen, Regen, Gewitter und Abbergen durch Hubschrauber realitätsnah simuliert werden können. Die Frankfurter Allgemeinen Zeitung betitelte die Halle als „Kammer des Grauens“. Nichtsdestoweniger kommen Übungen zu Wassereinbruch, Feuer und Erste Hilfe auf See nicht zu kurz.
Fazit:
Das World Sailing Sicherheitstraining vermittelt eine realitätsnahe Erfahrung in Brandt- und Leckbekämpfung, Erste Hilfe, Seenotsignalen und Überleben im Wasser. Das Training und den Austausch mit anderen Seglern schärft den Sinn für die Sicherheit als oberste Priorität auf See. Notsituation zu trainieren ist umso wichtiger, als das Seenot für den einzelnen Segler selten sind. Und gleichzeitig Rettungsdienste wie die DGzRS täglich Menschen aus Seenot bergen. Deshalb und aufgrund der eigenen guten Erfahrung können wir dieses Training nur jedem ans Herz legen.
Ablauf:
Das Training ist ein zweitägiges Event, welches vorzugweise am Wochenende stattfindet.
Anreise:
Freitagabends mit dem Stadtmobil von Karlsruhe nach Elfsfleth an der Weser zwischen Bremen und Bremerhaven. Nach sechs Stunden Fahrt gibt es Spaghetti in geselliger Runde.
Samstags
Erstes Kennenlernen: im Seminarraum ordnen sich 16 Teilnehmer Corona-gerecht in die Tischordnung ein. Die Karlsruher hatten sicherlich den weitesten Weg. Auf dem Programm stehen, Notsignale, Brandtbekämpfung, Leckabwehr. Neben theoretischer Vertiefung kommen praktische Übungen nicht zu kurz. Wir zünden Rauchtopf und Handfackeln, löschen eine brennende Person mit Löschdecke sowie einen Gasbrand mit dem Feuerlöscher. Wir werden Zeuge zwei Explosionen: zum Einen eine Spraydose und zum anderen eine Fettexplosion ausgelöst durch Löschversuch mit Wasser. Zum Schluss üben wir Leckabwehr, bei der wir unsere Kreativität und unseren Einfallsreichtum im Angesicht eines sprudelnden Lecks unter Beweis stellen dürfen.
Sonntags
Zuerst haben wir eine Einheit zu Erster Hilfe. Besonders interessant: Wie untersuche ich eine verletzte Person systematisch, wie behandele ich eine unterkühlte Person, wann setzte ich einen Notruf ab und was ist bei der Herzmassage zu beachten.
Anschließend geht es ans Eingemachte bzw. ins Wasser. Zwar erwarten wir Wassertemperaturen, die an die letzte Bucht vor Sizilien erinnern, dennoch ziehen wir alles an, was unsere großen Seesäcke hergeben. Eingepackt wie die Pinguine springen wir ins Wasser. Schnell wird klar: Das wird kein Spaziergang. Die Wellen- und Windanlage ist kaum auf 50 % ihrer Leistungsfähigkeit und wir haben Mühe: Wir schlucken Wasser, frieren unfassbar schnell und haben Schwierigkeiten uns zu organisieren. Unter diesen Bedingungen übten wir wichtige Techniken zur Fortbewegung im Wasser, zum Verhalten in der Rettungsinsel und zum Abbergen durch Helikopter. Um das An-Bord-Nehmen üben zu können, muss Fabian nochmals überbord gehen. Als letzte Punkt der Tagesordnung resümierte ein Vertreter des Fachverbands Segeln Bremen die Sicherheitsmaßnahmen an Bord. Aufschlussreich waren die Statistiken zu Seenotfällen. Besonders häufig werden Boote durch Unterwasserhindernisse unerwartet gebremst und gefährdet. Zudem sollte die Rehlingstoilette auch aus statistisch Gründen gemieden werden.
Tipps-/ Besonderheiten:
Unbedingt machen.
Eigene Rettungsweste mitbringen und testen. Es zeigt sich schnell, ob das Produkt passt.
Was haben wir gelernt:
Witzigstes Situation:
Uns wurde ein kleiner Auszug an Geschichten zuteil, die von ausgedientem Notsignalgerät in euphorischen Momenten handelten. Man kann sich ausmalen, welche vielschichtige Dramatik entstehen kann. Alle Seminarteilnehmer schauten sich tief in die Augen und versicherten sich gegenseitig, dass dieses Verhalten unverantwortlich sei.
Bekanntschaften:
Julia, die mit ihrer jungen Familie ab nächsten April ein Jahr auf See verbringen möchte. Wir erhielten Tipps zur Nordsee und erzählten im Gegenzug vom Mittelmeer und von den Kanaren.