Wir, das sind Susanne, Peter, Paul, Sebastian, Andrea und Wolf, der Skipper sind in zwei Teams ab Frankfurt nach Athen geflogen. Wir hatten etwas Aufwand in Athen, was den Einkauf der benötigten Lebensmittel betraf – die Wasser und Milchlieferung hat lange dauert, aber dann war alles gekauft, geliefert und verstaut und wir sind zum Abendessen zu Vassili in Athen gelaufen um uns auf den eigentlichen Törn gut einzustimmen.
Tag 1: Start um 9 Uhr in der Marina Alimos nahe Piräus/Athen am 22.9.19 - eine tolle Fahrt mit max. 9.2 kn. Wir lernten uns und unser Schiff bei kräftigem Nordwind und voller Sonne kennen und rauschen raumschots mit Vollzeug und wenig Welle auf Kurs SO auf Kap SOUNIO zu.
Um 17:10 Uhr erreichen wir unseren Ankerplatz für die Nacht, direkt unterhalb des Tempels zu Ehren von Poseidon. Bevor wir ankern konnten haben wir noch ein Beiboot (Schlauchboot) mit 2 Seglern an die Schleppleine genommen um sie nach Luv zu ihrem Segelboot zu bringen. Deren Motor war abgesoffen und die beiden Insassen sind bei 15 kn Wind und einsetzender Dämmerung Richtung offener See abgetrieben. 2 Segler gerettet, wir waren restlos zufrieden mit unserem ersten Tag und genießen einen der ersten spektakulären Sonnenuntergänge.
Tag 2: Anker wurde in Dunkelheit um 05:30 Uhr gelichtet und wir fuhren unterstützt durch den mobilen AIS Empfängers in die Kykladen nach LOUTRA auf KYTHNOS. Dabei mussten wir (Segler mit ca. mit 5 kn Fahrt) die Hauptroute der Berufsschiffart queren und entsprechend vorausschauend agieren. Da gibt es schon sehr schnelle Frachter, die laufen 10-15 kn und Fähren bis zu 45 kn schnell. Um 12:00 Uhr fällt der Anker in LOUTRA, an der Außenmole. Wir schwimmen zu der heißen Quelle am „Dorf-Strand“ von LOUTRA und genießen den Abend und reichlich „Hafenkino“. Zum Abschluss des Tages gab es u.a. das Hochzeitsessen der Insel – Ziegen- und Lammfleischtopf. Der Unterschied ist aber nicht bekannt. Geschmeckt hat es gut.
Tag 3: Übungstag mit mehr als 2 Stunden Motormanöver – wir üben Bootsbeherrschung in Vorwärts- und zielgerichteter Rückwärtsfahrt. Erste Ergänzungskäufe und Duschen an Land sind möglich. Juhu. Nach kurzer Etappe mit Motor (nur 5 kn Wind) entlang der O-Küste von KYTHNOS nach S um in der Bucht AGIOANNIS THEOLOGOS in einer einsamen Bucht zu ankern. Wir setzen 2 Landleinen um uns vor den angesagten drehenden Winden zu schützen. Wir erleben ein Gewitter mit Regen und danach einen tollen Sternenhimmel.
Um 01:00 Uhr weckt uns der Alarmton des Funkgerätes, wir empfangen einen DSC Anruf. Alle sind wach, unnötiger Stress. Die zweite Nachthälfte verläuft ruhig und wir schlafen gut.
Tag 4: Bei bestem Segelwetter (bis zu 15 kn Wind) nehmen wir mit 5.5 bis 7.2 kn Fahrt Kurs auf die S-Spitze von SYROS und steuern den auf der O-Seite gelegenen Haupt- und Fährhafen ERMOUPOLIS an. Mit nur einer Wende südlich von NISSOS ASPRO erreichen wir hoch am Wind in rascher Fahrt die Hafeneinfahrt. Die Hafenmole in NW gibt uns direkte Möglichkeit die Gerüche der
zahlreichen Tavernen zu beschnuppern und wir liegen nur 150 Meter von den Duschen, Toiletten und dem Hafenmeister entfernt. Bei ein- und auslaufenden Fähren gibt es erheblichen Schwell. In der Nacht bleibt es ruhig. Am Abend erkunden wir ERMOUPOLIS und steigen den Hügel bis zur Kirche hinauf. Toller Blick auf den Hafen und die Stadt.
Tag 5: Wir starten mit Manövrierübungen im Hafen u.a. unter Anker mit Heckleinen zur Mole. Wir üben über 2 Std und nehmen dann unter Motor Kurs auf die N-Spitze von SYROS um nach wenigen Meilen nach Süden auf der W-Seite in der einsame Bucht A.GRAMMATA (GRIA POUNTA) vor Anker zu gehen. Gut umschlossen nach 3 Seiten, mit 2 Landleinen gesichert genießen wir einen traumhaften Abend und eine ruhige Nacht. Die Ziegen haben uns freundlich beobachtet aber leider nicht besucht. Der umlaufende Wind mit bis zu 10 kn kann uns nichts anhaben. Der Skipper hatte 3 Jahre zuvor an einer anderen Stelle dieser Bucht 12 Teller beim „Abwasch“ versenkt, aus Zeitgründen und mangels Taucherausrüstung haben wir sie nicht gesucht.
Tag 6: Wir verlassen SYROS und fahren nach N auf die nächste Kykladen Insel ANDROS. An der N-Spitze von SYROS können wir über 1 Std eine Gruppe von Delphinen verfolgen. Das Wasser ist ruhig und die Tiere haben überhaupt keine Scheu vor uns unter Motor. Dann müssen wir die „Düse“ zwischen ANDROS und TINOS passieren. Innerhalb von wenigen Minuten haben wir 20 kn Wind und üben unter Vollzeug Amwindkurs und Beidrehen.
Eine Mayday-Relay Meldung und der mehrstündige Funkverkehr zwischen Olympia Radio (MRCC) sowie dem in Not befindlichen Österreicher ist spannend mitzuhören. Wir sind aber weit weg. Am Ende hören wir, dass es gut für das gestrandete Boot ausgegangen ist. Vor Einfahrt in unseren Zielhafen BATSI auf ANDROS bläst es mit 28 kn aus NW. Nur mit dem Vorsegel kreuzen wir bei flachem Wasser zügig zu dem kleinen Hafen und legen längsseits auf der Innenseite der Mole an. Nach der Reparatur unseres Landstromkabels haben wir auch eine stabile Stromverbindung. Ein traumhafter Abend in einer der Tavernen im Hafen, Sonnenuntergang inklusive.
Tag 7: um 10:30 Uhr legen wir in BATSI ab – alle haben Kopfschmerzen – soviel Wein war es nicht – wer weiß? Wir nutzen den kleinen Hafen und den noch kräftigen Wind für Anlegeübungen unter Motor mit Anker und Heckleinen. Ab 12:00 Uhr machen wir uns bei besten Segelbedingungen auf den Weg nach NW und setzten über nach EUBÖA in die Bucht von KARYSTOU eine der Sporaden Inseln. Wir erzielen auf Halbwindkurs eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 8 kn mit Spitzen bis zu 9.7 kn. Wir sehen uns noch den Hafen KARYSTOU an, der wenig Charme hat aber wir können mal wieder Lebensmittel einkaufen und Ankern in der SO Ecke der Bucht ca. 200 Meter vom Sandstrand entfernt. Eine ruhige Nacht durch einen fantastischen Sonnenuntergang eingeleitet.
Tag 8: Start 08:05 Uhr Anker auf und wir fahren unter Motor an der Ost-Küste von EUBÖA nach Norden bis wir bei 20 kn Wind aus N, Strom ca. 6 kn aus N, unter Segel mit einem Schlag auf Stb-Bug den STENO KAFIREA überqueren können. Unterwegs haben wir heftigen Schiffverkehr und wir erleben eine kleine Fregatte der griechischen Marine. Die Fregatte läuft Kurs 15° mit nur 6 kn Fahrt und kreuzt unseren Kurs 80° bei 7 kn Fahrt. Wir planen ca. 1 Nm vor dem Bug zu queren. Die Fregatte ist auf dem AIS nicht zu sehen und sie reagieren nicht auf unsere Funkanrufe. Ohne weitere Kommunikation ändern sie ihren Kurs geringfügig und zeigen uns damit an, dass wir gefahrlos vor ihnen passieren können.
Nach kurzer Zeit passieren wir die Nordspitze von ANDROS und rauschen bei bis zu 28 kn Wind raumschots die Luv-Küste nach SO hinunter. Da der Wind lfd. zulegt gehen wir auf Reff 1 und kurz darauf Reff 2. Die Wellen sind ein echter Hit, wir surfen mit Spitzen bis zu 11 kn die Wellensysteme hinab. Mit viel Konzentration und etwas Übung am Rad haben wir alle viel Spaß auf diesem wilden Ritt.
Danach wechseln wir auf die Leeseite von TINOS um in SW den Hafen TINOS anzusteuern. Super begeistert erreichen wir den Fährhafen TINOS auf TINOS und liegen geschützt am Innenhafen direkt vor dem Zugang zur Pilgerstätte. Ein tolles Abendessen in einer Taverne im Ort lässt uns den Tag und der Entschluss, uns bei den griechischen Göttern zu bedanken beschließen. Wir besuchen das Kloster am nächsten Morgen. Der Skipper kümmert sich um die Reparatur des Stb-Wastetanks. Ein hilfsbereiter Kapitän unterstütz mit Fahrt und Einkauf eines Schlauchs bei der Reparatur. Die freundlichen Griechen halt.
Tag 9: Beim Auslaufen um 11:45 Uhr haben wir Probleme ein gutes Zeitfenster für gefahrloses Auslaufen zwischen den zahlreichen Schnellfähren zu finden. Dann geht es bei leichtem Wind mit ca. 10 kn und einem langen Am-Windschlag nach N weiter. Wie passieren SYROS an der N-Spitze um 15:00 Uhr und erreichen ein neues Windsystem. Bei weiter schwachem Wind bei einsetzender Dunkelheit fahren wir unter Segel bis 10 Nm vor den schon bekannten Hafen LOUTRA auf KYTHOS. Die letzten 10 Meilen fahren wir unter Motor weil der Wind gänzlich eingeschlafen ist.
Für die Zeit von 15:00 bis Einlaufen teilen wir uns in 3 2-er Teams auf und erreichen unter Motor den Hafen um 22:48. Dann machen wir wieder an der Außenmole fest und lassen die Fahrt ausklingen.
Tag 10: Wir starten mit Schwimmen und Baden in den heißen Quellen und dann geht das Übungsprogramm mit längsseits anlegen unter Motor am Fähranleger in LOUTRON / KYTHNOS weiter. Wir gönnen uns eine große Portion Eis (heiß und anstrengend wars!) Dann nehmen wir Kurs Richtung N um zwischen KYTHNOS und KEA Richtung W bei brauchbarem Wind durchzufahren. An KEA fahren wir an der W-Küste ca. 10 Meilen unter Motor nach N, um in einer tiefen (25 m) Bucht für die Nacht zu ankern. Der Sonnenuntergang ist mal wieder gewaltig, eine ruhige Nacht wartet auf uns.
Tag 11: Wir müssen heute nach SW weiter, da für die letzten Tage unseres Törns Wind aus S vorhergesagt ist. Erstmals können wir unter Motor den sonst immer Sturm- und Wellen gebeutelten Felsen „GEORGOS“ gefahrlos aus der Nähe ansehen. Zahlreiche Tanker ankern hier und warten auf die Einfahrt nach Piräus. Es ist Streik in Griechenland. 10 Nm vor POROS haben wir dann 10-15 kn Wind und wir fahren unter Segel bis vor die Einfahrt der schmalen Passage vor POROS. Unter Motor ankern wir vor der Taverne „OASIS“. Der Wirt, ein geschickter „Parkplatzwächter“, weißt uns den Platz zu und beschenkt die einlaufenden Crews mit Komplimenten für seglerisches Können und hauseigenen Rosé. Die Einladung zum Besuch in seiner Taverne inbegriffen. Wir und die anderen Crews haben fantastisch in der Taverne gegessen. Einkaufen und ein Rundgang am Abend, mit Besichtigung des Klicktowers, hat uns alle von dem kleinen, lebendigen und freundlichen Ort eingenommen.
Tag 12: Um 10:45 lichten wir den Anker und üben vor den Schwimmstegen nördlich von POROS anlegen mit Anker am Schwimmsteg bei Seitenwind. Der dichte Verkehr, die Autofähre sowie zahlreiche anderen Segler haben die gleichen Ideen und es erforderte viel Umsicht und Geschick die Manöver zu fahren.
Um 12:45 setzen wir am S-Ausgang die Segel und kreuzen bei 17 kn S Wind bis südlich der Inseln SPATHI und SKILLY. Wir fahren nach N durch die Durchfahrt zurück dann an der Insel POROS östlich nach N entlang. Wir schauen uns 2 Buchten an entscheiden sehr schnell bei zunehmender Gewitterbewölkung Schutz in der Bucht BARBARIA zu suchen. Wir verbringen mit drei weiteren Booten eine sehr unruhige Nacht mit viel Schwell von draußen. Nach Mitternacht dreht der Wind wieder auf S und es wird ruhiger. Heute war die Herausforderung in Schichten Ankerwache zu halten Nach der unruhigen Nacht waren wir alle erleichtert aber auch sehr müde.
Tag 13: Um 8:30 Uhr starten wir den perfekten Abschluss bei 15-19 kn Wind aus S raumschots direkt die 25 Nm zu unserer Heimat-Marina Alimos. Die Bewölkung verdichtet sich und es wird ganz grau im Süden. Die Berufsschifffahrt Richtung Piräus ist eine Herausforderung die wir bei aufkommenden Böen meistern. Wir laufen in den Hafen ein, müssen jedoch mehrfach unsere Anfahrt in die Boxengasse abbrechen, weil noch Schiffe auslaufen und „umparken“. Nachdem wir fest gemacht haben bricht Starkregen und minutenlanger Hagel über die Marina herein. Nach ca. 1 Std ist alles wieder gut, die Sonne kommt zurück und wir beschließen den tollen Törn in der Taverne „Vasillis“ nahe der Marina abzuschließen.
Um 5 Uhr ist Tagwache und wir fahren gemeinsam zum Flughafen – müde von den lautstarken Feiern auf den Nachbarbooten der kurzen Ruhepause.
Zusammengefasst wir haben viel geübt und gelernt, sehr gut gegessen, tolle Sonnenuntergänge erlebt und sehr freundliche, hilfsbereite Griechen erlebt.