Crew
Birger Becker (Skipper)
Rainer Badent (co-Skipper)
Markus Bekk (stb. WF)
Peter Krasselt (bb. WF)
Rüdiger Bender
David Hillerkuß
Martin Rohde (Paul)
Christiane Römich
Yacht ("Cayenne", "ASK-Schniewindt")
Länge | 13,67 m |
Breite | 4,25 m |
Tiefgang | 2,3 m |
Verdrängung | 10,3 t |
Segelfläche (am Wind) | 105 m² |
Sponsor
Training
Nachdem uns im letzten Jahr der Vulkan Eyjafjallajökull das eine oder andere Problem bei der Anreise bereitet hat, sind wir sehr erleichtert, völlig problemlos und ohne Zwischenfälle am Samstagabend in Le Marin, auf der Südwestspitze des französischen Überseedépartements anzukommen. Martinique gehört zu den Kleinen Antillen – genauer gesagt – zu den „Inseln über dem Winde“.
Die Bootsübernahme am Sonntagmorgen gestaltet sich karibisch entspannt. Die Cayenne – eine Dufour 44 –, die für die nächsten 16 Tage unsere Heimat darstellen wird, scheint jedoch länger nicht mehr gesegelt zu sein: Am Rumpf ist eine deutliche Algenschicht zu erkennen. Nach kurzer Diskussion schickt der Vercharterer einen Taucher ins Hafenbecken, der die nächsten zwei Stunden den Rumpf poliert.
Parallel werden die üblichen Kleinigkeiten behoben, so dass die Formalia zur Übergabe bald abgeschlossen werden können. Auch die beantragte Nachtfahrgenehmigung wird ohne Probleme ausgestellt, so dass wir in unserer Törnplanung flexibel sind. Gegen Mittag kommt der Einkaufstrupp schwer beladen mit den Vorräten zurück, die zumindest für die erste Woche bis zum Beginn der Regatta auf Antigua reichen sollen.
Nach einem kurzen Mittagssnack folgt die Sicherheitseinweisung und nachdem wir den gewohnt bürokratischen Ausklarierungsprozess überstanden haben, geht es gegen 14:30 Uhr endlich los!
Geplant ist, zunächst an der Westküste, also an der Leeseite, von Martinique gen Norden zu segeln. Die Route führt uns vorbei am Diamond Rock, dessen Steilwände beeindruckend aus dem Wasser ragen und tausenden Vögeln Brutplätze bieten.
Am Abend beschließen wir, die Nacht vor Anker in der Bucht von Grande Anse d’Arlet zu verbringen. Vorher reparieren wir noch den Loggen-Signalgeber, der komplett mit Algen zugesetzt ist. Danach scheint die komplette Bordelektronik vollständig und zuverlässig zu funktionieren. Als wir das Ankermanöver fahren, dämmert es bereits. Kurz nachdem klar ist, dass der Anker hält, bringt Paul den Rehlingsgrill in Gang, um die ersten kulinarischen Höhepunkte der Reise zuzubereiten!
Am nächsten Morgen ist die ganze Crew früh auf den Beinen. Die Anpassung an die neue Zeitzone dauert eben doch ein paar Tage. Bereits um 06:30 Uhr lichten wir den Anker und setzen die Reise mit Kurs nach Nord fort. Bei 8-10 Knoten Wind erkennen wir das Potenzial der Dufour 44, die unter diesen Bedingungen 7,5 Knoten bei 100° Wendewinkel läuft. Begeistert widmen wir uns stundenlang dem Feintrimm und trainieren eine Wende nach der anderen.
Am frühen Nachmittag taucht die Dschungelinsel Dominica am Horizont auf. Die riesigen Berge verschwinden in den Wolken. Wir wollen die Insel an Backbord lassen, um an der Luvseite besseren Wind zu bekommen und nehmen dazu den Schwell der freien Atlantikküste in Kauf. Gegen Abend flaut der Wind allerdings deutlich ab, zusätzlich setzt eine nicht unerhebliche Gegenströmung ein. Wir genießen bei langsamer Fahrt gelassen den schönen Blick auf den Regenwald Dominicas.
Auffällig sind zu dieser Zeit zwei Dinge: Wir sind seit Stunden komplett alleine unterwegs. Keine andere Yacht scheint in diesem Gebiet zu segeln. Zusätzlich befinden wir uns im Hoheitsgebiet von Dominica, dessen Rechtssystem zweifelhaft ist… Und dann ist da noch dieses kleine Motorboot, das seit Stunden am Horizont auftaucht und dann wieder verschwindet. Langsam wird uns ein wenig mulmig. Hätten wir doch einen Kurs außerhalb der Hoheitsgewässer von Dominica anlegen sollen?
Das mulmige Gefühl erreicht seinen Höhepunkt, als sich das kleine Motorboot als Schnellboot entpuppt und mit 2x 150 PS bei voller Fahrt Kurs auf uns anlegt. Die Besatzung fordert uns auf, den Motor zu stoppen und kommt längsseits. Sie geben sich als Küstenwache aus. Abgesehen von den beiden niegelnagelneuen Motoren erweckt der Kahn alles andere als einen seriösen Eindruck. Dieser wird auch nicht durch die mehr als unprofessionelle Kontrolle der Bootspapiere verbessert. Dennoch scheint das Spiel echt zu sein, denn nach einer Durchsuchung des Innenraums unserer Yacht (vermutlich geht es um Drogen) verlassen die Männer nach einer gefühlten Ewigkeit wieder unser Schiff und wir legen bei voller Fahrt Kurs auf französisches Hoheitsgebiet an. Ziel für heute Abend ist ein Ankerplatz auf der Insel Marie-Galante, einige Meilen südöstlich von Guadeloupe. Gegen Mitternacht liegen wir fest vor Anker.
Am Dienstagmorgen fahren Christiane und Birger mit dem Dingi einkaufen. Dabei müssen wir feststellen, dass der Motor Schwächen aufweist und alle zwei Minuten neugestartet werden muss. Schließlich kommen wir aber doch an und finden zwischen den kleinen Hütten des Hafens sogar eine Bäckerei, in der wir nach guter französischer Kultur frische Baguettes erwerben. Die Rückfahrt wird zum anstrengenden Geduldsspiel, das allerdings mit einem hervorragenden Frühstück auf der vor Anker liegenden Cayenne belohnt wird.
Gegen Mittag lichten wir den Anker. Tagesziel ist die Bucht von Deshaies an der Nordwestspitze von Guadeloupe. Nach wie vor haben wir zwar stetigen Wind, der allerdings selten 10 Knoten überschreitet. Bei diesen Windverhältnissen läuft die Cayenne mit ihrer großen 1330% Genua hervorragend. Mittlerweile funktionieren die Manöverabläufe sehr gut – zumindest bei Leichtwind. Am Nachmittag legen wir einen Zwischenstopp am Unterwassernationalpark von les Heures Saines ein. Die Sicht auf die Korallen könnte besser kaum sein. Tausende von bunten Fischen machen die Entscheidung nicht leicht, den Anker zu lichten und die Reise weiter Richtung Norden fortzusetzen.
Am Mittwochfrüh sind wir mit zwei Damen der „Guadeloupe-Allemagne à Tire d’Ailes“, einem Verein zum interkulturellen Austausch zwischen Deutschen und Franzosen auf Guadeloupe, verabredet. Seit Tagen stehen wir mit Aline per E-Mail in Verbindung und freuen uns, sie nun endlich kennenzulernen. Sie hat für uns einen Bus organisiert, mit dem wir uns den Regenwald und die Vulkane von Basse-Terre anschauen wollen. Nachdem einige Lunchpakete organisiert sind, geht es los. Zunächst fahren wir die Küstenstraße wieder gen Süden, um dann ins Gebirge abzubiegen. Die Straßen sind teilweise extrem steil und führen nicht immer in Serpentinen sondern vielmehr auf direktem Weg den Berg hinauf.
Auf einem Parkplatz stehen wir schließlich am Fuße des Vulkans Soufrière, dessen Gipfel in nebelartige Schwaden eingehüllt ist. Schnell ist klar, dass ein Teil der Crew die Chance wahrnehmen möchte, den Anstieg auf knapp 1500m über NN zu bewältigen. Rüdiger ist mit dem sportlichen Anspruch der Tour zunächst nicht besonders glücklich, setzt dann aber doch zu einem Sprint auf den Berg an. Während alle anderen von Zeit zu Zeit eine Pause einlegen, um den Blick über die Inselgruppe les Saintes zu genießen, rennt unsere Bergziege Rüdiger unaufhaltsam den schmalen Pfad hinauf und ist schnell außer Sichtweite. Als der Rest der Segler auf dem Gipfel ankommt, sitzt unsere Bergziege mit einem zufriedenen Blick neben dem Schild, das den Gipfel auf 1467m Höhe beziffert.
Besonders beeindruckend sind die Geräusche, die direkt aus der Kraterschlucht kommen. Wie aus einem riesigen Hexenkessel grummelt es tief und gewaltig. In unregelmäßigen Abständen stößt der Vulkan verschieden dichte Nebelschwaden aus, die in den Augen und in der Nase brennen. Wir bleiben nur wenige Minuten direkt am Krater.
Der Rückweg der Tour führt uns entlang der „Route de la Traversée“, die direkt durch den Regenwald von Basse-Terre verläuft. An einem Wasserfall halten wir kurz, die Badestelle ist uns aber zu touristisch. Aline führt uns zu einem Fluss, dessen Badestelle ein wahrer Geheimtipp ist. Hier sind wir beinahe alleine. Lianen hängen von den mächtigen Bäumen fast bis in den Fluss herunter. Das Wasser ist im feucht tropischen Regenwaldklima unglaublich erfrischend!
Am Abend kommen wir wieder in Deshaies an und finden dort ein romantisches Restaurant, dessen Sitzbereich ein paar Meter über die Küste ragt. Genau darunter schlägt die Brandung in regelmäßigen Abständen mit einem ebenso mächtigen wie idyllischen Rauschen ein. Bei Fisch und Steak genießen wir die Dämmerung und setzen schließlich wieder mit dem Dingi aufs Boot über.
Zu später Stunde bricht ein Teil der Crew mit dem Dingi auf, um die romantisch erscheinende Hemingway-Bar, deren blauer Schriftzug sich deutlich im Wasser spiegelt, zu besuchen. Leider ist sie geschlossen, so dass wir uns nach einer abenteuerlichen Rückfahrt entschließen, den Abend auf dem Boot ausklingen zu lassen.
Am nächsten Morgen lichten wir bereits um 08:00 Uhr den Anker, um unsere Reise nach Antigua fortzusetzen. Vorbei an der Vulkaninsel Montserrat kommt die flache Insel bald in Sicht. Am frühen Abend liegen wir vor Buganker in English Harbour und kommen gerade noch rechtzeitig, um ordnungsgemäß einzuklarieren.
Gleich nach dem Frühstück mit fürchterlichem englischem Brot, also so gegen 11:00 Uhr, laufen wir aus. Ziel ist, das Regattarevier genauer zu erkunden. Die Kurse sind aus der Ausschreibung bekannt, 4 der 6 Regatten finden als Up and Downs an der Südküste statt, eine Regatta führt im Uhrzeigersinn hoch nach Jolly-Harbour und eine wieder zurück nach English Harbour. Speziell an der Südküste herrscht durch den stetigen Passatwind und den Äquatorialstrom, der später in den Golfstrom übergeht, eine mittlere bis stake Strömung von Ost nach West. Diese Strömung ist in Landnähe und flachem Wasser weniger stark, so dass jede Kreuz nach Osten am schnellsten dicht unter Land gesegelt wird, mit entsprechend vielen kurzen Schlägen. Bei herrlichstem Segelwetter und ca. 8-10kn Wind üben wir alle Manöver durch und optimieren den „Arbeitsplatz“ eines jeden Crewmitglieds.
Das Boot läuft super gut, auf der Kreuz machen wir ca. 7,5kn Fahrt bei einem Wendewinkel von ca. 100°. Für eine Cruising-Yacht mit Rollgenua sind das hervorragende Werte. Die Segel sind in einem sehr guten Zustand und speziell die 133% Genua hat bei diesen Winden richtig Power. Nach einigen Stunden Training entschließen wir uns eine Bucht anzulaufen und teilweise etwas auszuspannen. Dies gilt allerdings nicht für unsere Taucher Paul und Markus. Mit dem Bootsschrubber wird der Rumpf gereinigt, so lange bis alles picobello sauber ist und nichts mehr unsere Fahrt bremst.
Gegen Abend fahren wir zurück nach English Harbour und sind rundum zufrieden. Manöver klappen bestens, Boot läuft super, was will der Mensch mehr? Zurück in English Harbour erstmal der obligatorische Mangobaumbesuch.
Am Samstag trainieren wir nochmal wie bereits gestern, also viele Wenden, Trimm auf Downwind, Halsen, Schmetterling fahren, Trimm auf Up-Wind,… Dann suchen wir uns eine Tonne und üben Starts, auch dies klappt bestens.
Abends, nach dem Mangobaumbesuch, gehen wir dann Richtung Falmouth um etwas zu essen. An einer der vielen typisch karibischen Buden werden wir dann auch fündig. Bei „Mama“ sehen wir super Lobster (Langustenschwänze) auf dem Grill und entschließen uns spontan, die gehören uns. Die schwarzen Löcher sind zwar etwas skeptisch (ob man davon satt wird?) aber wir bleiben. Leider haben wir allerdings so gut wie keine karibischen Dollars mehr und ein Crewmitglied fragt deshalb, ob man wohl mit Kreditkarte zahlen kann. Die Reaktion ist ein schallendes Gelächter von „Mama“ mit den Worten: „Oh this funny guy, he wants to pay with credit card, Ha, Ha, Ha“. Also das geht schon mal nicht, zwei Mann müssen los und Bargeld besorgen, kein Problem Automat ist ja um die Ecke. Der Lobster schmeckt dann phantastisch und wir reservieren bei „Mama“ gleich den nächsten Termin.
Regatta
Am Sonntag geht’s jetzt endlich los mit der Regatta. Der Wind hat deutlich aufgefrischt, wir haben 20-25kn aus Nordost bis Ost. Getreu dem Motto: „Wer refft verliert“ starten wir mit Vollzeug. Der Start ist passabel, wir queren die Startlinie als 3. Boot von den 8 Startern in unserer Gruppe. Aber schon bei der Startkreuz nach Tuna wird klar, dass das Boot überpowered ist. Die riesige Genua erzeugt mächtig Druck und das Boot liegt auf der Backe. Der Speed ist zwar da, aber durch die Krängung ist die Abdrift entsprechend groß und wir laufen schlechtere Höhe als die Dufour 445, von denen 4 Boote in unserer Gruppe segeln. So verlieren wir bis zur Luvtonnen einige Plätze.
Auf dem folgenden Downwind Kurs holen wir dann wieder auf und machen Plätze gut bis zur Leetonne. Auf der dann folgenden Kreuz dicht unter Land das gleiche Szenario wie auf der Startkreuz. Obwohl die Manöver nahezu perfekt laufen (Das Genua-Power-Duo Paul und Markus machen einen Super-Job) verlieren wir wieder die Plätze, die wir Downwind gut gemacht haben. Am Ende ist es der 5. Platz. Ziemlich frustriert fahren wir in den Hafen zurück. Nach den Eindrücken der zwei Trainingstage zuvor haben wir uns deutlich mehr erhofft. Am Abend analysieren wir den Lauf nochmal in allen Einzelheiten und beschließen am nächsten Tag evtl. gerefft zu segeln. Zu allem Überfluss bricht sich Rüdiger am Abend auch noch den Finger als er sich diesen am Deckel der Backskiste einklemmt.
Am Montagmorgen müssen wir zunächst mal Rüdiger verarzten, sein Finger sieht gar nicht gut aus. Glücklicherweise ist auf dem KH+P-Frauenboot eine Ärztin, die uns auf Mallorca schon mal geholfen hat, als sich Felix Meermann beim Landgang einen Bänderriss zugezogen hat. Eine Schiene ist wohl das Beste, was wir tun können. Markus versucht mit dem Messer eine Halbschale zu fertigen, indem er etwas von dem PVC-Rohr benutzt, welches unter dem Schaumstoff der Relingszüge ist. Genau in dem Moment stellt jemand eine Kanne Kaffee auf den Tisch, kochend heiß natürlich. Es kommt was kommen muss: Der Tisch wackelt bei Markus‘ Schneidversuchen, die Kanne fällt um und Markus läuft die kochend heiße Brühe über den Rücken in die Hose. Die folgende Aktion sorgt dann noch Tage später für viel Unterhaltung: Markus springt sofort an Land, schnappt sich den Wasserschlauch zum Kühlen. Da ihm der heiße Kaffee in die Hose gelaufen ist, hat er sich den Hintern verbrannt. Also steckt sich Markus den Schlauch in die Hose und lässt kräftig Wasser laufen. Das bringt auch sichtliche Erleichterung! Auf den umliegenden Booten, die den Grund für Markus‘ verhalten nicht kennen, sorgt das allerdings für heitere Diskussion über die Rituale einzelner Crewmitglieder auf der „ASK Schniewindt“…
Pünktlich zur Regatta haben wir wieder unsere 25kn Wind. Wir reffen also die Genua etwas ein. Der Start verläuft wieder gut und dann auf der Kreuz das gleiche Spiel wie am Tag zuvor: Mit der gerefften Genua läuft das Boot zwar schön, Krängung akzeptabel, Ruderdruck ok, aber Höhe und Speed sind weg. Eine Rollgenua lässt sich nun mal nicht reffen, ohne das Profil zu zerstören. Downwind machen wir wieder Plätze gut und nach der Leetonne setzen wir das Groß ins 1.Reff. Jetzt ist die Speed wieder da, aber auch die Krängung und der Ruderdruck. Birger am Ruder muss Schwerstarbeit leisten, um das Boot auf Kurs zu halten und Sonnenschüsse zu vermeiden.
Etwas besser als mit vollgesetztem Gross ist es allerdings. Später setzen wir dann noch das 2. Reff, alles leider ohne Erfolg. Die 133%-Genua ist für diesen Wind einfach zu groß und gerefft ist der Zug weg. Unsere Hauptkonkurrenten auf den Dufour 445 haben es da deutlich besser: Für diese Boote ist der Wind ideal, sie sind breiter und schwerer und haben etwas weniger Segelfläche. Bei diesen Windverhältnissen haben wir keine Chance gegen die 445. Am Ende sind wir wieder 5. und hoffen, dass der Wind etwas nachlässt (Das hat die ASK noch nie getan) und wir dann das Potential des Bootes ausschöpfen können.
Am Dienstag stehen zwei Rennen auf dem Programm, wieder Up and Downs an der Südküste. Der Wind hat etwas abgenommen, ist aber mit ca. 20kn für unser Boot immer noch zu stark. Wir starten wieder im 1. Reff. Auf der zweiten Kreuz kommt dann was irgendwann kommen musste. Paul kurbelt bei der Wende mit einer derart großen Kraft und Geschwindigkeit dass die Genuaschot bricht. Abzieher Markus steht logischerweise daneben und die gerissene Genua peitscht ihm auf den Rücken. Ansonsten ist das dritte Rennen wie die beiden anderen zuvor auch, Downwind Top, Up-Wind Flop.
Beim zweiten Rennen des Tages gibt es dann einen Aufreger der besonderen Klasse. Das in unserer Klasse führende Boot wird kurz vor der Luvtonne von hinten von einem Kat gerammt und ordentlich durchgeschüttelt. Zur Verwunderung aller entscheidet die Regattaleitung die Disqualifikation beider Boote. Dadurch wird die Dufour 445 von Alexander Pfeiffer letztendlich um den Gesamtsieg gebracht. Diese Entscheidung kann auch Tage später Niemand nachvollziehen. Unsere Platzierung an diesem Tage ist ein 6. und ein 4. Platz. Abends fahren wir dann zur Party auf die Shirley Heights, wo man einen phantastischen Blick über English Harbor und die Bucht hat. Wir essen wieder Burger und schaffen es tatsächlich alle schwarzen Löcher satt zu bekommen, Wow. Zu später Stunde gibt’s dann noch ein super Konzert mit Maxi Priest.
Mittwoch und Layday wollen wir zunächst nach Green Island segeln, lassen es dann aber in Anbetracht des Windes, ca.25kn und der Welle. Unser Skipper stellt Christiane ans Steuer und so segeln wir in die nächste Bucht. Das Boot liegt sicher Vor-Anker und wir fahren mit dem Dingi an den Strand. Es gibt ein Hotel mit Strandrestaurant und Bar und da das Frühstück ja schon wieder eine Ewigkeit her ist ordern wir Burger. Mit Cocktails bewaffnet begeben wir uns ins Meer, um endlich mal ein vernünftiges Crewfoto zu schießen. Der Hotelangestellte, der das Photo machen soll, schaut ganz schön bedeppert aus der Wäsche, als wir ihm versuchen klarzumachen, was wir von ihm wollen.
Unser Skipper wollte zunächst zurück zum Boot schwimmen, entschied sich dann aber doch, per Anhalter mitzufahren.
Nach fast einer Woche in English Harbour kennen wir jetzt einen Bäcker, der vernünftiges Brot backen kann, Peter sei Dank. Ist zwar etwas weit weg, aber mit dem Taxi kein Problem. Gut gefrühstückt laufen wir aus und setzen das Groß. Dann entdeckt der Großschoter ein kräftiges Problem: Im oberen Bereich des Segels sind 3 Mastrutscher ausgebrochen. Bei den vorherrschenden 25kn Wind ist es nur eine Frage der Zeit, bis die nächsten Mastrutscher nachgeben. So können wir auf jeden Fall nicht regattieren. Nach kurzer Überlegung hat Markus die rettende Idee: Da wir ja sowieso im 1. Reff fahren, können wir die unteren Mastrutscher ausbauen und anstelle der gebrochenen wieder einbauen. Also zwei Mann nach vorne und das Ganze möglichst schnell. Bei langsamer Fahrt unter Motor und ordentlicher Welle ist die Reparatur dann doch nicht so einfach und dauert eine gefühlte Ewigkeit. Der Skipper behält unter höchster Anstrengung die Nerven: Noch 5 Minuten bis zum Start - was machen die denn so lange, kann ja wohl nicht wahr sein... Zum Glück gibt es an diesem Tag eine Startverschiebung von ca. 10min und so kommen wir rechtzeitig zum Start. Skipper ist begeistert ob der Super-Seemannschaft!
Die Regatta führt uns heute nach der obligatorischen Startkreuz Down-Wind bis zur Süd-West-Ecke von Antigua und dann zunächst über einen Halbwindkurs und eine Kreuz nach Jolly Harbor. Bei der Rundung des Wegpunkts BLUFF wird es dann ganz schön eng: Zwischen uns und der Tonne sind zwei weitere Boote mit Überlappung, die wir folglich passieren lassen müssen. Auf der anderen Seite ist das KH+P-Frauenboot das nun ebenfalls nicht halsen kann und über die Tonne hinaus fahren muss. Damit sind die Damen aber überhaupt nicht einverstanden und protestieren zunächst gegen uns, weil wir zu spät gehalst hätten. Am Abend können wir das Ganze dann aber klären, es gibt keinen offiziellen Protest, wozu auch. Ansonsten gleiches Spiel wie die Tage zuvor, Down-Wind ok, Up-Wind unterlegen gegen die 445. Am Ende sind wir wieder 5.
Am Freitag starten wir zum letzten Rennen, Wind wie gehabt 20-25kn. Wir haben einen Super Start und gehen als erstes Boot über die Linie. Derart motiviert schaffen wir es sogar bis zur ersten Wendemarke vorne zu bleiben, dann kommt wieder eine Kreuz und wir verlieren erneut. Auf Halbwind-Kurs geht es zurück zur Süd-West-Ecke von Antigua und dann eine richtig lange Kreuz an der Küste entlang hinauf nach English Harbor. Der Wind hat noch etwas zugenommen und eine Dufour 445 hat einen Segelriss in der Genua und muß aufgeben. Bei der Kreuz schrottet Paul zwei weitere Schoten. Üblicherweise werden die Kurbler auf ASK-Regattabooten angefeuert „Schneller, Schneller, Schneller“. Bei Paul wenden wir jetzt eine andere Taktik an, „Paul schön gemütlich“. Wir haben nämlich keine Ersatzschoten mehr!!. Nach einer langen Kreuz mit vielen Wenden erreichen wir als 4. das Ziel.
In der Gesamtwertung unserer Gruppe sind wir damit 5. von 8 Startern und in der Bareboat Overall 9. von 21 Startern. Insgesamt sind wir mit unserer Leistung äußerst zufrieden. Die Dufour 44 ist ein wunderschönes sportliches Boot, aber für die bei dieser Regatta herrschenden Windverhältnisse ist die Genua einfach viel zu groß.
Ergebnis: 9. von 21. Bareboat overall, 5. Von 8 Bareboat 2
Rücküberführung
Am nächsten Morgen versorgen wir uns mit frischem Baguette für einen langen Schlag zurück. Nachdem alle Formalien um das Ausklarieren und die Backschaft erledigt sind, legen wir aus English Harbour ab. Ein Halbwindkurs bei einer mäßigen Brise verspricht eine rasche Rückfahrt und mit flotten Surfs machen wir gut Strecke. Antigua verschwindet schnell am Horizont und Guadeloupe ist bald darauf erreicht. Auf der Leeseite schwächt der Wind etwas ab, aber am späten Nachmittag haben wir die Insel passiert und freien Seeraum erreicht. Nach dem Erlebnis der Hinfahrt ist diesmal der weitere Kurs nach Süden klar: Auf exakt 12 Seemeilen Abstand passieren wir die Leeseite Dominicas.
Abends ist die Nordspitze Dominicas erreicht. Wie letztes Jahr flaut der Wind immer stärker ab, bei einbrechender Dunkelheit rollen wir die Genua ein und starten den Motor. Dafür entschädigt ein fantastischer Blick auf die Milchstraße und ein eindrucksvoll flammendroter Mond, der hinter dem Horizont verschwindet. Im Verlaufe der Nacht kommt gelegentlich eine leichte Brise auf, so dass der Diesel auch zur Ruhe kommt.
Mit den ersten Sonnenstrahlen ist Dominica passiert und der freie Seeraum verwöhnt uns wieder mit schönem Segelwind. Anfangs liegt noch der Kurs nach St. Lucia an, aber bei zunehmend aufkommender Bewölkung und gelegentlichen Schauern sind wir uns einig, direkt Martinique anzulaufen.
Bei tropischen Schauern mit teilweise unter einer Kabellänge Sicht laufen wir in die Bucht von Saint-Pierre auf Martinique ein. Während Peter am Ruder durchgewaschen wird, sorgt Rainer für eine crewoptimierte Navigation – schlechtes Wetter ist auf See abzuwettern! Mit den letzten Schauertropfen lassen wir gegen Mittag den Anker vor Saint-Pierre fallen. Nach der Nachtfahrt wagen sich einige direkt mit einem Sprung ins Wasser, aber viele kleine Nesseln bescheren nur kurzes Schwimmvergnügen.
Nach einer Siesta brechen wir zum Landgang auf, um nach einer Woche mit englisch geprägtem Frühstück und karibischer Barbeque-Küche auf Antiqua ein schönes französisches Restaurant zu finden. Bei einem ausführlichen Spaziergang im Flair der vom Vulkan Montagne Pelée heimgesuchten Stadt finden wir leider keinen Schutz vor Schauern und auch kein geöffnetes Restaurant – der erste Mai wird auch in französischen Übersee-Déparments ernst genommen!
Auf einer rasch improvisierten Sitzgelegenheit am Strand essen wir notgedrungen wagenradgroße Pizzen vom Schnellimbiß. Abends weist uns das Ankerlicht den Weg zum Boot zurück, auf dem wir mit dem Panorama der nächtlichen Stadt im Hintergrund bei karibischen Cocktails den Tag ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen lichten wir den Anker und können bei schönem Wind und gelegentlichen Schauern die Westküste Martinques passieren. Rasch ist Fort-de-France querab und wir ankern in der Bucht von Anse Noir. Die Bucht trägt ihren Namen aufgrund ihres sehr feinen, tiefschwarzen Strands und ist unter Tauchern beliebt.
Ein kleiner Anleger und ein im Urwald gelegenes einsames Hotel locken zum an den Strand schwimmen, während eine Felswand mit viel Unterwasserleben die Schnorchler entzückt. Alle finden sich an Bord zurück und die Pizzareste vom Vortag laden den hartgesottenen Teil der Crew zum Brunch ein. Manches Stück wandert über Bord, treibt jedoch an der Wasseroberfläche auf den Strand zu. Eine mustergültige Dinghi-Rückwärtsfahrt durch den schwimmenden Parcour verhindert das Schlimmste.
Gegen Nachmittag legen wir ab und ankern vor dem herrlichen Sandstrand des Orts Anse-à-Ane. Kaum haben wir mit dem Dinghi an Land übergesetzt, schon schlagen die nächsten dicken Schauertropfen auf uns ein. Statt des geplanten Gruppenfotos flüchten wir uns zusammen mit den Strandbesuchern unter die Pavillions am Strand, direkt gegenüber der Kirche. Doch was ist das? Die Kirchtüren stehen offen, und eine Trauergesellschaft wartet ebenfalls eine dreiviertel Stunde auf das Ende des Schauers.
Danach suchen wir ein Restaurant, doch wieder spielt uns der erste Mai einen Streich: Da dieser an einem Sonntag war, wird der Feiertag am heutigen Montag kurzerhand nachgeholt! Letztendlich findet sich die Crew an einer Strandbar zusammen, an der die Ti-Punchs sehr lecker schmecken.
Ein Teil der Crew kehrt kurz vor der Dämmerung an Bord zurück und kocht Spaghetti. Ein Funkspruch lockt den Rest zurück und alle genießen die letzte karibische Nacht. Paul und Peter machen sich spät abends noch mit dem Dinghi an Land auf, um eine Untiefe vom Strand aus schwimmend zu runden und zu erklimmen.
Dienstagmorgen starten wir zum letzten Schlag nach Le Marin an der Südspitze Martiniques. Kräftiger Gegenstrom bei Diamonds Rock bringt unsere Zeitplanung in Verzug, nach insgesamt 674 Seemeilen machen wir kurz nach 11 Uhr in der Charterbasis fest.
Im Gegensatz zur karibisch lockeren Bootsübergabe überrascht uns der Vercharterer mit einer äußerst peniblen Rücknahme. Sogar jede Gabel und jeder Löffel werden nachgezählt, so dass sich die gründliche Überprüfung aller Technik an Bord bei Bootsübernahme gelohnt hat. Das Taxi steht schon bereit und das Gepäck ist gerade eingeladen, als Christiane und Peter mit dem ersehnten Sandwich-Imbiss zurückkehren. Nach etwas Flughafen-Shopping heben wir am frühen Abend von Martinique ab und kommen nach verschiedenen Wegen durch Paris am darauffolgenden Abend in Karlsruhe an.