Angelockt durch das Kanaren Winter Race 2012, welches damals von Sunsail auf Lanzarote veranstaltet wurde, hat sich unser ASK Gennaker Training Kanaren seit 2015 fest im ASK Veranstaltungskalender etabliert. Der Fokus des sportlichen Trainings, mit dem wir jedes Jahr die Segelsaison starten, liegt auf Up- and Down-Kursen und den entsprechenden Manövern zwischen Lanzarote und Fuerteventura, nur ca. 70 Seemeilen westlich der afrikanischen Küste.
Wir konnten wieder die bekannte Flotte aus drei baugleichen Dehler 41 mit großen Gennakern chartern. Rasmus meinte es besonders gut mit uns, so dass wir zwischen einer Schwachwindphase in der Woche davor und einigen Sturmtagen am Wochenende danach eine perfekte Segelwoche mit viel Wind und Sonne erwischt haben. Während die meisten ASK-Segler von Hahn aus am Samstagabend in der Marina ankamen, sind ein paar frühe Vögel bereits gegen Mittag aus Lissabon, Amsterdam und Frankfurt in Lanzarote gelandet.
Zwei Crews entschieden sich, noch am selben Abend die gute Infrastruktur des Hafens zu nutzen, und landeten in einem der Grill-Restaurants direkt am Wasser. Die dritte Crew zauberte ihr Welcome-Dinner in der Kombüse der Boisse. Am späteren Abend wurden bei guter Stimmung erste Pläne für die kommenden Tage ausgeheckt.
Nach einer sehr unkomplizierten Übernahme der drei Boote von den Eignern und ausführlicher Sicherheitseinweisung durch die ASK-Skipper ging es am späten Vormittag endlich los. Bei gutem Segelwind segelten wir zunächst ein paar Wenden und Halsen unter Großsegel und Genua. Wenig später standen die ersten Gennaker mit Kurs auf Isla de Lobos (Furteventura). Pünktlich zur Mittagszeit schlief der Wind ein wenig ein, so dass wir Mittagessen konnten.
Wenig später frischte es wieder auf, so dass es weiter ging. Zunächst kreuzten wir Richtung Lanzarote auf, empfingen dann aber über UKW Kanal 16 eine Dringlichkeitsmeldung mit der bitte bei einer SAR-Maßnahme westlich von uns zu unterstützen. Mit jeder Meile, die wir aus dem Windschatten von Lanzarote rauskamen, wurden Wind und Welle kräftiger. Es waren tatsächlich zwei Seenotkreuzer und ein Hubschreiber unterwegs. Neben uns allerdings keine weiten Yachten. Die Maßnahme schien bereits seit einigen Tagen anzudauern.
Nach einiger Zeit scharfen Ausgucks entschieden wir uns, bei 20 Knoten Wind und 3-4 Meter Welle Quicksstopp-Manöver zu trainieren. Dieses seit Jahren von der United States Yacht Racing Union empfohlene Rettungsmanöver ist seit 2017 auch in Deutschland Pflicht bei der SKS-Prüfung. Da beim Gennaker Training zahlreiche SKS-Skipper dabei waren, standen Quickstopp- und Teardrop-Manöver natürlich auch auf dem Trainingsprogramm. Am späten Nachmittag setzten wir den Gennaker und segelten mit bis zu 12 Knoten SOG wieder zurück zur geschützten Marina Rubicon.
Am Montag starteten Boss und Boisse zunächst mit einer Trimmfahrt auf Am Wind. Unabhängig von den Versuchen zur Beschleunigung der Boss war die Boisse einfach schneller. Ob das an den besseren Segelskills der Boisse Crew, am komplett mit Muscheln bewachsenen Rumpf der Boss oder an der fehlenden Wantenspannung lag, blieb ungeklärt.
Wenig später setzten wir wieder unsere Gennaker und trainierten zahlreiche Setz-, Berge- und Schift-Manöver. Danach ging es – diesmal auf Am-Wind Kurs – zur Isla de Lobos. Dort legten wir uns zum Mittagessen in eine geschützte Bucht auf der Südseite vor Anker.
Nach dem Mittagessen starteten einige zum Schnorcheln. Immer auf der Hut vor den schnellen Kite-Surfern, die ebenfalls die brechenden Wellen in Riffnähe suchten, wurde der Ausflug mit einer wunderbaren Sicht auf tausende von - zum Teil recht großen - bunten Fischen belohnt. Im flachen Wasser wurden die Schnorchler durch die Wellen immer ein paar Meter zur einen und dann wieder zur anderen Seite getrieben. Genau wie die Fischschwärme in Bodennähe. Bei klarer Sicht war das ein Panorama wie in der Karibik. Zudem ließ sich perfekt beobachten, ob Strömung herrscht oder nicht.
Für Mittwoch war viel Wind angesagt. Somit lag der Plan nahe, Lanzarote an diesem Tag zu umrunden. Wir entschieden uns, am Dienstag zunächst bei wenig Wind und stark wechselnden Windrichtungen das Capo Papagayo zu runden, um bereits am Dienstagabend die neue Marina Lanzarote (bei Arrecife) zu erreichen.
Am Kap mussten wir ein wenig warten, bis sich ein stabiler Wind aufgebaut hat. Kurz davor fuhren wir mit stark umlaufenden Winden Vollkreise, ohne den Gennaker zu bergen. Wenig später bekamen wir wieder eine gute Brise, um auf NO-Kurs Richtung Marina zu segeln.
Am Abend kamen wir in der Marina Lanzarote an. Das Fahrwasser zur Einfahrt führt an etlichen Untiefen vorbei, so dass wir die laterale Betonnung sehr ernst genommen haben. Vorab per Funk und am Steg wurden wir sehr freundlich empfangen. Die Marina ist tatsächlich sehr gut ausgebaut, allerdings - zumindest zu dieser Jahreszeit - ziemlich leer.
Bei strahlendem Sonnenschein und perfektem Segelwind begannen wir die Kreuz Richtung Nordkap von Lanzarote. Der Wind hatte während der Nacht eine beachtliche Welle aufgebaut, so dass die Wendewinkel nicht mehr so gut waren wie am Vortag. Mit zahlreichen Wenden kämpften wir uns nach Norden.
Am Nordkap angekommen, gingen Alaminos und Boss zum Abendessen in einer Bucht südlich von Isla Graciosa vor Anker, die Boisse fuhr gleich weiter. Gut gestärkt, setzten Alaminos und Boss gleich nach dem Ankerlichten den Gennaker und fuhren mit zum Teil atemberaubenden Surfs entlang der schroffen Westküste Lanzarotes weiter gen Süden.
Nach Einbruch der Dunkelheit wurde uns klar, welchen Vorteil der Vollmond ausmachte. Wie eine Laterne stand er während des ganzen Schlages am klaren Himmel und leuchtete von achtern in die Segel. Ohne Taschenlampe konnten wir die Lieken des Gennakers perfekt beobachten und das große Tuch somit auf der gesamten Strecke durch die Nacht aktiv trimmen.
Auf diese Weise kreuzten wir vor dem Wind. Immer wenn der Wind etwas schwächer wurde, halsten wir wieder vom Land weg und wenn uns die Wellen zu groß wurden, ging's wieder per Gennaker-Schifte Richtung Küste. Auf diese Weise waren wir gegen Mitternacht schon wieder in der Marina Rubicon zurück und konnten mit 21 ASK-Seglern die Rundung Lanzarotes gebührend feiern.
Da es am Vortag spät wurde, schliefen wir am Donnerstag erstmal aus. Trotzdem waren wir am späten Vormittag schon wieder auf dem Wasser und konnten bei perfekten Segelbedingungen unzählige Manöver trainieren.
Am Freitag war Daniels Geburtstag. Aufwendig wurde dafür am Abend ein Kuchen aus unzähligen Pfannkuchen gebacken. Zum Leid ihres Skippers fand die Party bis spät in die Nacht auf der Boisse statt.
Für Freitagabend erwarteten wir eine Wetterverschlechterung. Während die lokalen Vorhersagen bereits ab Nachmittag vor Windgeschwindigkeiten bis Sturmstärke warnten, konnten wir diese Prognose auf Basis unserer Wetterdaten nicht nachvollziehen. Wir erwarteten Starkwind erst ab Samstag und entschieden uns somit, den ganzen Tag nochmal zwischen Lanzarote und Isla de Lobos zu verbringen.
Zunächst war es bedeckt. Schließlich klarte es aber nochmal auf. Wir hatten den ganzen Tag perfekten Segelwind! Die Gennaker gingen hoch und runter, Schiften wurden im Minutentakt gefahren und perfektioniert.
Zum Mittagessen ging's wieder vor Anker in die Bucht südlich der Isla de Lobos. Da auf der Boss bereits Mitte der Woche die elektrische Ankerwinsch ausgefallen war, erfolgte das Auslegen und Lichten des Ankers manuell. Das ging beinahe schneller als mit der Winsch.
Vor Anker im Schwell liegend beobachtete die Crew der Boss, dass beide Außenwanten kaum Spannung hatten und zum Teil sogar durchhingen. Wir überprüften das natürlich sofort und stellten fest, dass die Splinten zur Sicherung fehlten. Somit konnten sich bei Seegang die Wantenspanner bei der ohnehin schon viel zu niedrigen Wantenspannung weiter lösen. Zunächst mit der bloßen Hand (!) und schließlich mit Werkzeug ließen sich die Wanten wieder spannen, so dass wir sicher in den Hafen zurücksegeln konnten. Es ist manchmal schon beunruhigend, in welchem Zustand man Boote von ihren Eignern (!) übergeben bekommt. Das Nachspannen der Wanten gehört ja üblicherweise nicht unbedingt zur Expertise einer durchschnittlichen Chartercrew.
Bei diesen herrlichen Bedingungen am letzten Segeltag möchte man der im Westen untergehenden Sonne am liebsten folgen und bis in die Karibik weitersegeln. Leider hatten wir die Boote nur eine Woche lang gebucht und mussten am Abend wieder zurück in den Hafen.
Wie in jedem Jahr fand das Abschlussessen in einer Pizzeria im Ort statt. Natürlich bestellten die meisten wieder Pizza Vulcano, eine große, runde Calzone, die so stark aufgeblasen wird, dass sie wie ein Vulkan aussieht. Der Krater wird ein bisschen verbrannt und Tomatensoße drüber gegeben. Ein perfektes Gericht fürs Abschlussessen nach einer Woche segeln um die Vulkaninsel.
Samstag war dann tatsächlich Starkwind und zudem teilweise ziemlich kräftiger Regen angesagt. Im Voraus hatten wir Mietwägen für alle Crewmitglieder organisiert, die erst am Abend wieder zurück nach Hahn fliegen. Während die Skipper die Bootsrückgabe durchführten, holten die Fahrer die Mietwägen im nahegelegenen Playa Blanca ab. Die Rückgabe war am Flughafen Arrecife vereinbart, so dass wir den ganzen Tag Zeit für Insel-Sightseeing hatten und unser Gepäck gleich mitnehmen konnten.
Am Nordkap angekommen, konnten wir spüren, wie sich >30 Knoten von Land aus anfühlen.
Um dem Regenwetter aus dem Weg zu gehen, entschieden wir uns, die Höhle Cueva de los Verdes anzuschauen. In einer einstündigen Führung konnten wir einen Teil der insgesamt etwa 7 Kilometer langen Lavaröhre besichtigen, die während eines Vulkanausbruchs entstand.
Nach einem Picknick verspeisten wir die letzten Reste von Guacamole mit Baguette und fuhren zum Flughafen. Nachdem die Fahrer die Mietwägen zurückgegeben hatten, konnten wir einchecken.
Wir hatten wieder einmal eine tolle Segelwoche während des mitteleuropäischen Winters. Wettertechnisch hatten wir großes Glück, so dass fast immer perfekter Segelwind herrschte und wir viele Stunden mit den großen Gennakern segeln konnten. Der leuchtende Vollmond während der Nachtfahrt machte das Naturerlebnis perfekt. Wir kommen wieder!
(Crew The Boss: v.l.n.r. Julian, Fredrik, Jan, Christiane, Birger (Skipper), Florian, Paul)
(Crew Boisse: v.l.n.r. Markus, Florian, Daniel, Frederick, Johannes, Mathias, Hans (Skipper))
(Crew Alaminos: v.l.n.r. Claus (Skipper), Marie-Luise, Kayla, Elena, Johannes, Mattis, Erik)