Wie gewohnt hat sich auch 2011 eine Truppe von ASK HSG Studenten in die Normandie aufgemacht, um die begehrte Trophäe nach Karlsruhe zu holen. Vom 22. bis zum 27. März kämpften 28 Teams aus fünf verschiedenen Ländern in Cherbourg-Octeville um die Plätze. Hier wurde der europäische und französische Universitätspokal der "Fédération Française du Sport Universitaire" ausgesegelt.
Wie in den vergangenen Jahren konnten wir immerhin den Titel „Bestes deutsches Team“ mit nach Hause nehmen :)
Gesegelt wurde auf sportlichen Yachten vom Typ J/80. Die Regatten wurden als Fleet-Races zu je 14 Booten durchgeführt.
Die offizielle Homepage der Veranstalter lautet www.tropheeilepelee.org.
Die Anreise nach Frankreich haben wir in der Nacht von Montag auf Dienstag (22.03.2011) hinter uns gebracht. Gegen 11 Uhr sind wir am Hafen in Cherbourg angekommen. Bevor wir unser Quartier beziehen konnten, mussten wir noch die Registrierung erledigen. Anders als in den letzten Jahren gab es dieses Mal ein Gewichtslimit. Da wir im Gegensatz zu anderen Crews nur zu viert waren, hatten wir damit aber keine Probleme. (Dennoch sei an dieser Stelle versichert, dass wir nicht "untergewichtig" angetreten sind. Im Gegenteil: Wir hatten offenbar viel Kraft dabei... siehe Foto.) Andere Crews hatten augenscheinlich größere Probleme mit der Gewichtsgrenze. Mit Laufeinheiten und diversen Stripeinlagen wurde aber auch das in den Griff bekommen.
Unsere Unterkunft für die ausländischen Crews wurde, wie in den vergangenen Jahren auch, in einem Offiziershotel der französichen Marine organisiert. Zeit zum Auspacken und Entspannen hatten wir jeodch nur wenig, da für den Dienstag noch eine Trainingsmöglichkeit angeboten wurde, die wir unbedingt nutzen wollten. Wir waren noch nie in der Crew-Zusammensetzung zusammengesegelt, Gennaker- und Regatta-Erfahrung waren auch nur teilweise vorhanden. Letztendlich gestaltete sich das Training so, dass wir 45min Zeit hatten, um unser Boot zu klarieren, mit Segeln zu bekleiden, aus dem Hafen zu segeln, und eine sehr kurze Regattabahn abzusegeln. Vor Ablauf der 45min musste man auch wieder in den Hafen zurückgesegelt sein, um der nächsten Crew das Boot pünktlich zu übergeben. Das "Training" war also sehr fair, aber zu unserem Nachteil auch sehr straff organisiert. Mehr Zeit hätte uns sicherlich gut getan. Insbesondere weil der Skipper satte 10min der Übungszeit damit zugebracht hat, den verknoteten Traveller zu klarieren. Das war vor allem deswegen unnötig, weil der Traveller während der Regatten laut diesjährigem Reglement mittig fest stehen musste. Im Nachhinein haben wir uns dann auch nicht mehr gewundert, dass alle Traveller bei der Übernahme so kunstvoll verschlungen waren. Letztendlich hat die Trainingszeit gerade gereicht, um einmal den Gennaker zu setzen und zu bergen. (Am Ende des Segeltages mussten wir uns also damit begnügen, dass wir das Boot aus dem Hafen gesegelt sind und auch heile wieder unter Segel angelegt haben.)
Am Mittwoch standen für uns gleich vier Wettfahrten an. Über das Wetter konnte man sich nicht beklagen. Es gab Sonne und herrlichen Segelwind. Mit Letzterem sind wir anfangs aber offenbar nicht so gut klargekommen. Gleich die erste Wettfahrt haben wir nicht beendet, da wir uns unfreiwillig für die auch in Frankreich ungewohnte Regatta-Taktik "sicheres Beiliegen" entschieden haben: Wir hatten mit einem bombenfesten Überläufer zu kämpfen, als zu allem Überfluss in uns hineingewendet wurde. Um eine sichere Kollision zu vermeiden, haben wir mitgewendet. Da wir den Überläufer nicht ohne Hilfe wieder herauswinschen konnten, war diese Wettfahrt für uns beendet. Der Widersacher hat zur Wiedergutmachung zwei Strafkringel gedreht und ist dann von dannen gesegelt.
Neu in diesem Jahr war die Einführung von Wasserschiedsrichtern. Um bis tief in die Nacht gehende Protestverhandlungen (wie in der vorigen Jahren üblich) zu vermeiden, wurden vermeintliche Regelverstöße und entsprechende Proteste direkt auf dem Wasser von der Jury bewertet. Wir konnten uns also nicht wie in den Vorjahren darauf verlassen, dass bei den ersten Regatten nachträglich noch 3-4 Boote disqualifiziert wurden, diese Boote haben in diesem Jahr eben "nur" Strafkringel drehen müssen.
Zum Glück hatten wir ja noch weitere drei Wettfahrten an diesem Tag, um unseren "Fehlstart" vergessen zu machen. Das sollte allerdings nicht so ganz gelingen.. Zum Einen waren die folgenden Starts eher schlecht, zum Anderen hatten wir bei den Wenden und Gennakermanövern noch viel Optimierungspotential. Dazu kam, dass die Konkurrenten gerne mal die Ausweichregeln missachteten (natürlich genau dann, als wir auf einem Boot ohne Protestflagge unterwegs waren und somit nicht "ordnungsgemäß" protestieren konnten), mal der Schäkel vom Gennakerhals aufplatzte oder auch mal ein ebenso schicker wie schwungvoller Sonnenschuss hingelegt wurde.
So kam es, dass der ASK Vorstand am Mittwochabend mit folgender Nachricht über das aktuelle Geschehen in Cherbourg informiert wurde:
"Es kann definitiv nur besser werden. Das Bier hier schmeckt auch nicht, nur das selbstmitgebrachte bringt einen vorwärts."
Und siehe da, die Medizin hatte gewirkt: Am kommenden Donnerstag und Freitag wurden sowohl unsere Stimmung als auch unsere Platzierungen immer besser. Die Manöver spielten sich langsam ein und wir konnten die Wettfahrten endlich mal im Feld mitsegeln. Der Wind ließ zum Ende der Woche hin immer mehr nach, dafür wurde die Sonne immer kräftiger. "Ärmelkanal Ende März" hat doch tatsächlich nach Sonnencreme verlangt.
Eine Wettfahrt mit Bahnverkürzung durften wir ebenfalls erleben. Amüsant zu beobachten war, das der Großteil der Boote davon so irritiert war, dass sie das neu definierte Ziel nicht mehr ausmachen konnten. (Leider haben wir zu diesem Großteil gehört :)
Schade war zudem, dass wir nach einer Wettfahrt mit einer unserer besseren Platzierungen von der Jury noch nachträglich disqualifiziert wurden. Wir haben den Gennakerbaum beim Setzen des Gennakers wohl zu früh herausgeholt und beim Bergen des Gennakers nicht früh genug vollständig wieder eingezogen.
So wenig Freundschaft wir mit der Jury schließen konnten, der Stimmung an Land hat das keinen Abbruch getan. So wenig wir auf der Regattabahn glänzen konnten, hat sich "Team Karlsrüh" dennoch einen guten Ruf erarbeiten können (insbesondere bei den Leuten der Regatta-Organisation). Es wurde nie langweilig. Pausen zwischen den Wettfahrten wurden gekonnt mit Schwimmbadbesuchen, Sightseeing-Touren, Strandwanderungen oder Rum/Haselnuss-Shots überbrückt.
Am Samstag standen für uns zwei abschließende Wettfahrten der "Silver round" an. Bei wenig Wind erwischten wir bei der ersten Wettfahrt zwar einen guten Start, versackten aber an der ersten Luvtonne durch die Windabdeckung luvwärtigerer Boote. Merke: Bei wenig Wind gerne auch mal mit vermeintlich zuviel Höhe an die Luvtonne fahren. Das wollten wir bei der nächsten Wettfahrt gleich besser machen. Dieses Mal war der Start aber großer Mist. Wir versuchten die Wettfahrt zu retten, indem wir konsequent freien Wind aufsuchten. Das hat letztlich auch gut geklappt: Dieses Mal waren wir diejenigen, die andere Boote an der Luvtonne kassieren (und fast zum Stillstand bringen) konnten.
Traditionell erreichten wir unser bestes Wettfahrtergebnis also bei der letzten Regatta: Wir haben als fünftes Boot die Ziellinie überquert, eine Crew vor uns wurde auch noch wegen eines Frühstarts disqualifiert.
Durch die schlechten Ergebnisse zu Beginn der Regattaserie hat es dieses Mal leider nur für einen vorletzten Platz unter 28 Teilnehmern gereicht. Den Titel als "bestes deutsches Team" haben wir aber souverän verteidigt. Außerdem muss man berücksichtigen, dass der Großteil der anderen Crews nicht nur lange eingespielt ist, sondern die J/80 sowie auch die Strömungsverhältnisse vor Ort sehr gut kennen. Wir mussten einsehen, dass wir in Karlsruhe einfach nicht die gleichen Segelmöglichkeiten haben wie die Teams von der französischen Atlantik- oder Ärmelkanal-Küste.
Alles in allem hat es sehr gut gefallen. Von anfänglichen schlechten Platzierungen haben wir uns nicht entmutigen lassen, das Wetter war tipptopp und die Stimmung ebenso.
In diesem Sinne: Wir hoffen sehr, dass wir unsere Segelsaisons in den nächsten Jahren weiterhin in Cherbourg eröffnen können! Das Orga-Team der Veranstaltung hat bestimmt nichts dagegen ;)