Nachdem wir Gefallen an der Nordseewoche im vergangenen Jahr gefunden hatten, starteten wir an Pfingsten 2004 erneut an dieser tollen Regattaserie auf der deutschen Nordsee. Auch diesmal charterten wir die „Business Wings“, eine Bénéteau First 40.7, auf Fehmarn, und überführten diese durch den NOK nach Hamburg-Wedel, wo wir den Crewwechsel zwischen der Überführungs- und Regattacrew durchführten. Ohne Übungseinheiten ging es dann auf die erste Wettfahrt, über 40 Seemeilen von Wedel nach Cuxhaven auf der auslaufenden Elbe. Zu dieser Wettfahrt übernahm Friedbert das Kommando während Olaf die Taktik leitete. Im engen Fahrwasser der Elbe wurde uns Süddeutschen immer wieder durch die Nordsee- und Elbeseglern gezeigt, dass sie jede Sandbank der Elbe kennen. Allerdings verleitet vermeintliches Wissen zu Fehlern, denn kurz vor Cuxhaven sahen wir ein bekannte Yacht direkt auf die Mellumplatte zusegeln, weil sie bei ihrer vermeintlichen Abkürzung nicht bedachte, dass inzwischen der Wasserstand der Elbe dies nicht mehr zuließ; ein Auflaufen der Yacht war die Folge. Wir segelten derweil in Sprungweite an faul auf der Sandbank liegenden Seehunden direkt an der Kante des Fahrwassers entlang. Durch einen Endspurt vor Cuxhaven, vor dem inzwischen der Strom kippte, kamen wir noch auf einen beachtlichen 7. Platz unter 12 Startern der IMS-1 Gruppe.
Am Freitagabend lädt immer der Segelvereinigung Cuxhaven auf ihrem Vereinsgelände am Hafen ein. Inzwischen kennt man uns Karlsruher schon, und wir fühlen uns hier unter den Nordlichtern fast schon heimisch. Wie immer hatte Thorsten alles für uns bestens organisiert: der Liegeplatz, der Hafenmeister war entsprechend vorbereitet, einen Hänger und, und, und.
Die Wettfahrt Cuxhaven – Helgoland beginnt immer früh morgens bei auslaufendem Elbehochwasser. Den Wind dazu muss man dann eben in Kauf nehmen, wie er kommt. Auch an diesem Morgen gab es die Schwierigkeit, dass bei strömender Elbe mit zuwenig Segeldruck der Start erfolgte. Wir meisterten es gekonnt, indem wir an der Reedetonne kurz nach dem Start den Spi zogen. Olaf hatte nun wieder das Kommando übernommen, Thorsten machte die Taktik.
Im Laufe der ersten Elbetonnen arbeiteten wir uns immer weiter nach vorne, und nach zwei Stunden hatten wir sogar den Elbecrack Jens Nickel mit seiner X-Play hinter uns gelassen, der ganz erstaunt ausrief: „Was macht ihr den hier!“. Nun, abgerechnet wird, wie bekannt, am Ende. Denn unsere Euphorie wurde plötzlich gestört, als wir mitbekamen, dass sich das Regattafeld hinter uns in einer anderen Richtung orientierte. Nach längerem Hin- und Her wurde so langsam klar, dass die Regattaleitung wieder mal eine Bahnverkürzung durchführte, da bei abgeflautem Wind kaum Manövrierfähigkeit bei den Yachten bestand. Da wir uns für den nördlichen Teil des Elbefahrwassers zuvor entschlossen hatten, konnten wir –inzwischen war es fast windstill- nicht mehr verhindern, an der Ziellinie vorbeigeschwemmt zu werden. Nun kam überall Hektik auf. Die Anker wurden klar gemacht, doch die Strömung war inzwischen auf knapp 4 Konten angestiegen. Es war ein komischen Gefühl ohne Ruderwirkung mit 4 Knoten auf ankernde Teilnehmer zuzuströmen, die ihren Ankerball gesetzt hatten und heftig gestikulierend auf ihren Yachten standen. Mit Mühe ankerten wir auch und mussten miterleben, wie Konkurrenten von weit hinten an uns vorbei zum Teil über und zum Teil an der Ziellinie vorbei strömten. Bei einem Lufthauch lichteten wir den Anker und kamen knapp bis an die Ziellinie, wo wir wieder ankern mussten. Bei diesem Manöver kam es zu dem Zustand, dass sich die Ankertrosse vom Bug seitwärts unten dem Kiel verfing. Lange wurde diskutiert, auf welche Seite wir im Strom drehen sollten, damit wir wieder freikämen. Inzwischen waren einige Teilnehmer über viele aber neben der Ziellinie vorbeigeströmt. Nur noch die Business Wings gab nicht auf, und endlich bei einem Windhauch konnten wir uns knapp als letztes gezeitetes Schiff übers Ziel treiben lassen. Wir jubelten wie Könige, dass wir dies noch geschafft hatten. Durch diese gewertete Wettfahrt wurden wir trotzdem noch 23. von insgesamt 52 Startern in der Gruppe IMS. X-Play gewinnt über alles; was wäre bei normalen Verhältnissen bei dieser Wettfahrt für uns wohl drinnen gewesen! Der Abend verging mit vielen Diskussionen über diese verrückte Wettfahrt, aber die meisten lachten darüber. In der Nacht, im Discozelt mit DJ Hastig Hauke, dem wir unseren Song „Heidi, Heidi, deine Welt sind die Berge!“ spielen ließen (O-Ton Hauke: „ Au Mann, dass habe ich hier oben noch nie erlebt!“) war schon wieder alles vergessen.
Am nächsten Morgen kam die Mannschaft nur langsam auf die Beine. Mühsam kamen wir gerade noch rechtzeitig an die Startlinie, ja das Regattasegeln ist kein Zuckerschlecken!
Bei schönstem Wetter (ja, wenn Engelchen reisen!) mit drei bis vier Bft. Aus SE machten wir trotz aller Umstände einen guten Start. An der Luvtonne waren wir im ersten Drittel dabei, doch die Nachwirkungen der Nächte davor zollen ihren Tribut; die Konzentration lässt bei allen nach, insbesondere bei den Spigängen verlieren wir an Boden und am Ende werden wir noch von der Cirrus kurz vor der Ziellinie abgefangen. Trotzdem, ein 12. Platz in der IMS-1 Wertung (von 21. Startern) sowie ein 22. Rang unter allen 40 IMS Yachten konnte sich sehen lassen. Was noch keinem zuvor, und wahrscheinlich auch nicht so schnell danach gelingen wird; wir gewannen nach letztem Jahr wieder den Jubiläumspreis der Regattagemeinschaft Nordseewoche in Folge! Bei der Verleihung hieß es von Marcus Boehnisch, dem Wettfahrtsleiter: „…die personifizierte Mittelklasse aus Karlsruhe…“, nun, für uns Süddeutsche auf der Nordseewoche eher ein Kompliment, oder?!
Der kommende Pfingstmontag brachte für die ASK eine neue Herausforderung: die erste Teilnahme an der „Rund Skagen Regatta“. Obwohl Olaf und Thorsten diese Tour der Leiden schon öfters auf sich genommen hatten, war es doch ein stolzes Gefühl mit den Karlsruhern über die Startlinie dieses deutschen Hochseeklassikers zu segeln. Diese Wettfahrt ist eben nichts für Weicheier!
Am Start zwischen Helgoland und der Düne ging es recht eng zur Sache, hier kam es an für die lange Wettfahrt eine gute Ausgangsposition zu ersegeln. Bei östlichen Winden von Bft. 4 bis 5 gingen insgesamt 70 Yachten über die Startlinie. Anfangs war der Nordkurs ein reiner Anlieger, aber nach und nach ging die Windstärke auf knapp 6 Bft. rauf mit leicht raumendem Einfallwinkel. Wir zögerten bei Nacht zu lange mit dem Setzen des Spis. Die Konkurrenten zeigten da mehr Ehrgeiz und liefen uns in der Nacht etwas davon. Das lies unsere Ehre nicht zu und wir versuchten mit allen Mitteln wieder an das erste Drittel heranzukommen. Am Dienstagmittag zeigte sich uns die Nordsee vor der Jammerbucht auf der schönsten Seite: Blauer Himmel, türkisblaues Wasser mit weißen Stränden! Nordsee-Karibik pur!
Im Unterschied zu den Führenden entscheiden wir uns bei östlichen Winden die Jammerbucht wegen der Nährströmung unter Land auszusegeln, dadurch gewannen wir einige Plätze. Wir erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang in der Jammerbucht mit anschließender klarer Mondnacht. Ach wie schön kann Regattasegeln sein! Am kommenden Mittwochmorgen segelten wir so nah unter Land, dass wir nur noch die berühmte Handbreit Wasser unterm Kiel haben. Mit dieser Taktik kamen wir der Skagentonne schneller näher, als einige unsrer Konkurrenten, die das Glück weiter draussen im Skagerrak suchten. Um exakt 08:35 runden wir bei schwachem ESE Wind von zwei Bft. diese berüchtigte Tonne, dem nördlichsten Punkt der Regatta. Nach Tradition wird diese Tonne mit dem Sektkorken „abgeschossen“, es geht Richtung Süden!
Aber wir werden auch mit ca. zwei Knoten Strom nach Norden gedrückt. Langsam, ganz langsam verschwindet die Tonne im Laufe des Vormittags hinter uns. Wir entscheiden uns diesmal aufgrund unserer Angabe des Seewis nicht unter Land zu laufen, leider war dies ein Fehler, wie sich später herausstellt. Spät abends schlief der Wind nun völlig ein. Mit schlaff herunterhängendem Spi trieben wir langsam wieder nach Nord, wie die meisten unserer Mitstreiter auch. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag kam dann der erwartete schwache Westwind auf, der uns leider wieder um 6:00 Uhr morgens verließ, nur ein tolles Frühstück lässt uns wieder hoffen. Bei einer einsetzenden schwacher Prise aus ESE entschieden wir uns diesmal konsequent unter Land zu bleiben und hielten direkt auf Grena zu. Inzwischen hatte sich das gesamte Feld auseinander gezogen. Einige waren in der Zeit gerade beim Runden der Skagentonne, andere wiederum waren knapp 6 Seemeilen vor uns. In der Mittagszeit passieren wir Grena bei starker Strömung (2 Knoten) Richtung Nord. Langsam hängelten wir und auf der 5 Meter-Linie einen Steinwurf entfernt an der Küste entlang, immer auf der Hut in ein Fischernetz zu fahren oder auf eine Untiefe zu stoßen. Die Taktik ging diesmal auf, unsere Konkurrenten merkten allerdings bald unsere Fortschritte und fuhren wie an einer Perlenschnur aufgereiht, hinter uns her. Ein stolzes Gefühl der „Admiral von mehr zwölf, 14 Yachten zu sein. Nachmittags sichten wir ganz dicht unter Land Schweinwale, ein faszinierender Anblick. Abends konnten wir erkennen, dass das gesamte Hauptfeld hinter uns lag. Wir waren überglücklich, aber, wie war das noch mal, wer sich zuerst freut, der….. Es kommt ja noch die „Nacht der langen Messer“. In dieser Nacht kommt es auf die Konzentration der Mannschaft an, Fehler werden knallhart bestraft, zumal wir noch Führende des Hauptfeldes waren. Die Nacht zum Freitag wird nervenaufreibend, immer wieder kommt Wind auf, der wieder einschläft, es ist wie schweizer Käse mit diesen Flautenlöchern, mal sind sie da, mal nicht. An der Sundbrücke entscheiden wir uns ganz westlich zwischen dem Brückenlager und dem Pylon durchzufahren. Wir passierten diese um 6:20 Uhr in der Frühe, und wie meist, danach ändert sich das Wetter!
Diesmal herrschte mal wieder Flaute! Mit durch ein paar kurze Ankermanöver versuchten wir an der nördlichen Spitze von Langeland nicht durch den Strom wieder nach Norden gesetzt zu werden. Inzwischen war das Hauptfeld an uns herangefahren, und mit Glück passierten uns zwei J35s. Die Mannschaft war kaum mehr in der Lage dagegen zu halten, so kreuzten wir bei SW von 4 bis 5 Bft. an der laaaaaangen Insel Langeland entlang. Tja, es ist eben eine Langstreckenregatta! Nun versuchen wir mit einem Hoffnungsschlag draussen im Sund uns nochmals zu motivieren, dies erwies sich allerdings als ein Fehlversuch!
Nun wollten wir nur noch so schnell wie möglich über die Ziellinie, und wie lange ist diese Insel. An der Südspitze von Langeland kam nochmals Stimmung bei SW 4 bis 5 auf, aber auch Welle dagegen. Wir kämpften uns nochmals durch die Kieler Bucht bis wir dann schließlich um 20:29 die Ziellinie bei Leuchtturm Kiel passieren konnten.
Hundsmüde aber überglücklich machten wir um 22:00 Uhr in Strande fest. Wir hatten es geschafft, und gar nicht mal so schlecht:
In gesegelter Zeit werden wir über alle 17. Yacht. Allerdings werden wir aufgrund den besseren Verhältnissen für kleine Yachten am Ende der Regatta nur 8. von 13 Startern in der IMS 1 und 36. von insgesamt 66 Startern in der IMS/ORC Klasse.
Nordsee, wir kommen wieder, aber…..
Wie war das nochmals mit der Mittelklasse?
Teilnehmer an den Wettfahrten:
Wedel –Cux: Skipper Friedbert Mathes, Olaf Kaspryk, Lars Ermlich, Dirk Fulle, Ralf Seeland, Felix Zahn, Enrico Keil
Cux- Helgoland und Rund Helgoland: Skipper Olaf Kaspryk, Friedbert Mathes, Thorsten Fastenau, Ralf Seeland, Martin Stemmler, Lars Ermlich, Felix Zahn, Dirk Fulle, Enrico Keil
Rund Skagen: Skipper: Olaf Kaspryk, Friedbert Mathes, Thorsten Fastenau, Ralf Seeland, Martin Stemmler, Lars Ermlich, Dirk Full, Felix Zahn.
Ergebnisse einzelne Wettfahrten:
HH Wedel – Cux: 7./13 IMS I
Cux – Helgoland: 14./22 Starter IMS I, 23. von 52 Startern IMS gesamt
Helgoland Rund: 12./22 Starter IMS I, 22. von 40 Startern IMS gesamt
Gewinner des Jubiläumspreises der RG Nordseewoche
Rund Skagen: 8./13 Startern IMS I und 36./66 IMS Gesamt