Alte ASK-Salzbuckel segeln ihre Mützen bei Schneefall auf der „Eisernen“ warm
Es ist der 30. November, und es weihnachtet inzwischen. Bei Schneefall und Minustemperaturen fahren vier salzwassergewöhnte ASKler an den Bodensee. Schon während der Fahrt denkt man eher an ein Skiwochenende, als an eine Regatta auf dem Bodensee. Auf der Schwäbischen Alb liegen 20 cm Schnee und selbst in der Marina bei Kressbronn liegt der Schnee bis ans Wasser. Viele Boote sind schon im Winterlager an Land.
In der sonst so lebendigen Marina sind alle Geschäfte und Restaurants geschlossen und unser bekanntes Regattaboot – die Juwel, eine J/80 - muss erst einmal vom Schnee befreit werden. Glücklicherweise gibt es im Hotel noch ein paar belegte Brötchen, die uns zum Frühstück serviert werden.
Heißer Glühwein auf dem Bodensee, eine Seltenheit |
Während der Überfahrt sind wir lange Zeit vollkommen alleine auf dem See und da der Wind auch noch auf sich warten läßt, gibt es zunächst Glühwein und anschließend das von Ralf mitgebrachte, sehr leckere Gulasch, das extra mit einem speziellen Herd warm gemacht wird. Mit dem Essen kommt auch langsam etwas Wind auf, so dass wir vor Konstanz noch einige Genackermanöver trainieren. Wir üben keine Wenden, denn wir können diese ja..... grins!
Samba auf der Juwel |
Im Laufe des Nachmittages laufen wir in Konstanz ein und räumen das Boot aus. Direkt am Hafen liegt der Konstanzer Weihnachtsmarkt. So gibt es jede Menge Schaulustige, die irritiert beobachten, wie an der Krananlage Hochbetrieb herrscht und sich der Hafen langsam mit anderen Verrückten füllt.
Nach einem weiteren Glühwein -diesmal an Land- geht es in unsere warme Ferienwohnung, denn wir kommen ja so langsam ins gemütliche Lebensalter. Im Anschluss geht es am Abend auf die Warm-Up Party am Steg 4. Dort treffen wir Konrad, den Eigner der J80, der gerade mit seiner Mannschaft den Verkauf seines zweiten Bootes der Enjoy feiert und nicht an der Regatta teilnehmen wird. Auch wir feiern, wie immer viel zu lange! Die alte „ASK-Schwäche“ scheint uns treu zu bleiben. Inzwischen ist es draußen bitterkalt geworden. Gott sei Dank haben wir eine schöne warme Wohnung, in der Nacht fällt die Temperatur weit unter Null Grad.
Am nächsten Morgen geht es dann bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zum Hafen. Der leichte aber kalte Wind bläst vorerst direkt aus Nord, entgegen der Wettervorhersage. Apropos Wettervorhersage. Georg, ein Servicemann, der uns immer hilfsbereit die Boote zusammenstellt, sagte einmal zutreffend: Schaut auf den See raus, dann wisst ihr woher der Wind weht! Noch nie lag eine offizielle Wettervorsage in diesem Jahr bei einer Regatta auf dem Bodensee richtig!
Es wird ein Dreieckskurs zwischen Kreuzlingen, Eichhorn und Meersburg gelegt. Langsam füllt sich der Startbereich mit über 220 Booten und ca. 1000 Seglern. Vom Laser bis zur 12m Yacht ist alles am Start. Mit unserer J/80 starten wir mit der ersten Gruppe in der Klasse der Sportboote. Bis kurz vor dem Ankündigungssignal liegen wir sehr gut, dann wird eine Startverschiebung wegen Winddreher angezeigt und tatsächlich dreht der Wind kurze Zeit später um ca. 45 Grad nach West.
Leider konzentrieren wir uns zu sehr auf die Boote und Crews, die teilweise in Eisbär- und Nikolauskostümen angetreten sind. Prompt kommt das Ankündigungssignal und wir befinden uns in der der zweiten Reihe, dort wo man nicht sein sollte! Während die leichten Sportboote bei ca. 5 kn Wind auf die Kreuz gehen, kämpfen wir leider mit den Abwinden und können uns nur langsam frei segeln. Einen solchen Start hatten wir schon lange nicht mehr!
Skip Ole mit unzufriedener Miene; bei einem solchen Start! |
Auch unsere Startkreuz lässt zu wünschen übrig, da wir mit den Winddrehern und –löchern einfach noch nicht zurechtkommen. Ab der ersten Tonne läuft es dann auf dem leichten Amwindkurs deutlich besser. Der Wind nimmt etwas zu und weht jetzt auch stabiler aus Nordwest. An der zweiten Tonne setzen wir den Genacker und anschließend wir können mehrere Plätze gutmachen. An der letzten Tonne können wir durch eine exzellente Halse weitere Boote hinter uns lassen um dann nach ca. 1 Stunde und 20 Minuten auf der Bahn durchs Ziel gehen.
Das war’s, wir segeln zurück |
Trotz der guten Aufholjagd unter Genacker reicht es nur zum 23. Platz von 28 Startern in der Klasse der Sport- und Funboote und zum 74. Platz von 97 Startern insgesamt auf der langen Bahn. Dieses Ergebnis ist doch ein wenig enttäuschend für uns. Wieder einmal hat sich gezeigt, wie wichtig ein guter Start ist. Auf einer relativ kurzen Strecke lassen sich die Fehler in der Startphase in einer ambitionierten sportlichen Klasse nicht mehr gutmachen. Aber wir haben ja erst die erste Saison mit der J/80 hinter uns, und wir werden daraus lernen.
Nach einem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt geht es wieder in die warme Wohnung und abends noch gemütlich zum Essen in die Altstadt.
Am nächsten Morgen liegen über 10 cm Neuschnee in Konstanz – beste Wintersportbedingungen. Nach der Siegerehrung im Konstanzer Konzil muß erstmal das Boot vom Schnee befreit werden. Aber pünktlich mit dem Auslaufen reißt die dichte Wolkendecke auf. Wir segeln mit Sonne und einer frische Brise aus West schnell zurück nach Kressbronn und genießen dabei den Anblick der schneebedeckten Ufer und Berge. Schon am frühen Nachmittag können wir anlegen, das Boot abgeben und die Heimreise antreten.
Mützencrew: Ole, Ralf, Friedbert und Dirk |
Rückblick auf das verschneite Konstanz |
Fazit: 2012 hat „die Regatta der Eisernen“ ihrem Namen alle Ehre gemacht. Schnee an Deck und Segeln bei Temperaturen deutlich unter Null Grad war ein neues Erlebnis für die sehr erfahrene ASK Crew. Trotz der etwas enttäuschen Plazierung hat es allen viel Spaß gemacht und auf der Rückfahrt werden Pläne für das nächste Jahr geschmiedet, wieder mit der J80 am Bodensee allerdings bei höheren Temperaturen.