Wann: 07.09.-19.09.2010
Wo: Burg (Fehmarn) - Flensburg/Glücksburg – Burg (Fehmarn)
Der hohe Norden rief zum Saisonende die traditionsreiche Flensburger Fördewoche auf den Plan, die in diesem Jahr zum 100. Mal ausgetragen wurde und traditionell der Jahresabschluss der deutschen Seesegler ist. Bedingt durch den geringen Schiffsverkehr und ihre Lage, die vor hohen Wellen schützt, ist die Flensburger Förde ein beliebtes Regattagebiet für alle Segler.
So versammelte sich eine Crew aus Regattaanfängern und erfahrenen „Salzbuckeln“ um Skipper Friedbert Mathes und Taktiker Olaf Kaspryk in der Flensburger Förde. Durch die geschickte Crewzusammenstellung war die Einbindung der „Neuen“ in den niveauvollen Regattasport mit anspruchvollen Segel- und Spinnakermanöver auch mit nur kurzen Trainingszeiten gesichert. Somit waren gute Voraussetzungen geschaffen, dass die ASK bei ihrer zweiten Teilnahme an der Fördewoche seit 2002 ihr Können auf einer gecharterten Dufour 44 unter Beweis stellen konnte.
Die Flensburger Förde nach einem Regenschauer |
Los ging es mit der Dufour am Dienstagabend bei Burg auf Fehmarn zur Überführung in die Förde. Ein traumhafter Sonnenuntergang auf Höhe der Fehmarnsundbrücke und ein atemberaubender Sternenhimmel wurden lediglich von den 7 Beaufort Wind, die uns von achtern zügig nach Flensburg schoben, ein wenig mit Wasserspritzern getrübt.
Nach der morgendlichen Ankunft und einem kleinen Nickerchen begannen wir mit dem Bootsumbau und dem Bezug unseres Festlandquartiers, welches zur umfassenden Lagerstätte aller nicht benötigen Gegenstände avancierte. Nur kurzes Kopfzerbrechen bereitete uns die unzureichend dimensionierte Lastverteilung des Vorsegelanschlags am Bug, dessen Befestigung bereits Risse im GFK aufwiesen und kurzerhand mit hochfestem Dyneema Tauwerk verstärkt wurde. Normalerweise wird das Boot mit Rollvorsegel gesegelt, wobei die Lastaufnahme über die Vorstagbefestigung erfolgt.
Unsere Landstation |
Der Spibaum wurde gleich als Problem erkannt |
Die Arbeit ging uns nie aus |
Am Folgetag wurde das Boot so weit vorbereitet, dass wir zu den ersten Trainings bei rund 20 Knoten Wind auslaufen konnten. Doch unsere Segelgarnitur verhieß leider wenig Gutes. Ein fehlender Cunningham im Groß, welches sich wegen eines abgenutzten Großfalls kaum durchsetzen ließ und immer weiter nachrutschte. Sowie Vorsegel, bei denen mangels Weg an der Schiene die Hohlepunkte nicht richtig eingestellt werden konnte und Spis, die für 40 Fuß Boote passend gewesen wären und nicht für die 44er Dufour, sollte uns in den Folgetagen noch einige erfinderische Stunden bescheren, um aus dem Material das beste herauszuholen.
Da parallel die ORCi WM stattfand war der Hafen deutlich überbelegt. Unseren im hintersten Eck zugewiesenen Liegeplatz konnten wir gerade noch rechtzeitig wegen zu geringem Wasserstand verlegen.
Unseren zugewiesener Liegeplatz konnten wir mit nur noch nach der Formel Masse x Hebelarm gerade noch so verlassen.
Wie sich später noch zeigen sollte, eine absolut richtige Entscheidung. Das Wasser sollte noch weniger werden!
Der Hafen füllt sich langsam |
Am Ende des zweiten Trainingstags sorgte unser Spibaum für Aufregung, als er selbständig aufging und sich durch unseren 06er Spinnaker bohrte. Normalerweise zeichnete er sich dadurch aus, dass er sich in der Halse nur mit viel „Nachdruck“ davon überzeugen ließ, den Achterhohler freizulassen. Der Segelmacher konnte den Schaden schnell und kostengünstig beseitigen.
Nach den zwei Trainings- und Bootsoptimierungstagen mit viel und wenig Wind, Regen und herrlichen Sonnenschein, war es dann endlich so weit:
Wind und Sonne, ja da kommt Freude auf |
Die ASK startete zur 100. Flensburger Fördewoche erstmalig auf einer gecharterten Dufour 44 in der ORC-Club Klasse.
In der Regattaserie über drei Wettfahrten des Nospa-Cups, dem von den Nord-Ostsee Sparkassen gestifteten Pokal, segelt das Team in der ersten Wettfahrt allen anderen davon.
Vor dem Start |
Die erste Gruppe startet |
Der Wind passte zu den besten Segeln die wir hatten, unsere von Karlsruhe mitgebrachten alte G1 und Spi 06 für eine First 40.7 ?! Ein glänzender Start durch unseren Taktiker Ole überraschte uns alle, angesichts des großen Vorsprungs, den wir bereits an der Luvtonne vor Allen herausgefahren hatten. Allerdings sorgte er auch wieder für eine kurze Verwirrung im Verfolgerfeld, als er sich zuerst nicht für die richtige Regattabahn unserer Startergruppe entschied und dadurch unsere Verfolger total verwirrte. So mussten wir eine verlängerte Wegstrecke zurücklegen, um die korrekte Rundung einzuleiten.
Unter Spi im NOSPA-Cup |
Trotzdem belegten wird bei diesem ersten Rennen souverän den ersten Platz. Nach eingehenden abendlichen Feiern starteten wir an den Folgetagen mit für uns ungünstigen schwachen Winden.
Startbeobachtung, wo ist denn nur Wind für uns? |
Mit dem vorhandenen Segelmaterial konnten wir unsere Bootslänge nicht ausspielen. Auch war unser Taktiker Ole durch den Erfolg am Vortag etwas zu sportlich eingestellt. Ja ja, die Dufour 44 ist halt doch vier Fuß länger als die gewohnte 40er! Und ein Fuß vor dem Startsignal über der Startlinie reicht schon für eine Ehrenrunde um das Startschiff. Dennoch erreichten wir einen 6. und 4. Platz, so dass wir diesen Cup mit 3. Platz in der Gruppe und den 4. Platz in der Gesamtwertung von 12 Startern erreichen konnten.
Die erfolgreiche Crew am ersten Wochenende |
Am Sonntag mussten Olaf und Frank H uns leider verlassen und ihre Positionen in ihrer Arbeit einzunehmen.
Als Verschnaufpause zur Halbzeit der Regattawoche und anstehenden Crewwechsel entschieden wir uns für einen Ausflug in das beschauliche Städtchen Flensburg, welches eine alte Rumbrennertradition pflegt, die wir natürlich neben Besichtigungstouren im alten Hafen und der Stadt nicht vernachlässigen wollten.
Rum, das seglerische Allheil- und Konservierungsmittel. |
Uriges Flensburg |
Mit neuer Energie unsererseits, gesellte sich ein erstes herbstliches Sturmtief zu uns, welches sich über Norwegen festsetzte und sich fortan nicht mehr von der Stelle rühren, geschweige denn schwächer werden wollte. So bekamen wir Gelegenheit auch bei Winden um 25 Knoten mit Böen teils über 30 Knoten unter voller Besegelung und Spi zu trainieren.
Unser nicht mehr ganz neue G3 zeigte an einer Naht Auflösungserscheinungen. Der Segelmacher konnte uns jedoch dankenswerterweise kurzfristig helfen. Bei der Begutachtung des Segels fragte er uns mit einer Mischung aus Staunen und Mitleid: „Ihr wollt doch wohl nicht morgen mit diesem Segel Regatta segeln???
Horst, der uns in der zweiten Woche verstärkte |
So wenig Wasser gab es schon sehr lange nicht mehr |
Damit hat niemand gerechnet |
Wattgänger, wie an der Nordsee |
Segeln vom Feinsten |
An der Kreuz |
Spi Duell der Anderen |
Bei noch schönem Wetter an der Kreuz, |
Dann weiter unter Spinnaker |
Unser Großschoter Dirk kann unter Spi eine verdiente Pause machen |
Der Wind nimmt zu |
Auch immer einen Blick nach hinten, nicht nur wegen den Gegnern |
Kurz nach den Schauerböen |
Auf den Punkt genau holten wir unser Spinnaker ein und mussten zusehen wie andere Regattateilnehmer den Punkt verpassten und ihren Spinnaker zerrissen oder sogar Mastbruch erlitten - ein lehrreiches Stück für die Belastungsgrenzen der Boote.
Und wieder fliegt ein Spi weg |
Insgesamt wurden drei Schiffe entmastet, mehrere Großsegel und noch mehr Vorsegel zerrissen und die Zahl der Spinnaker, die diese Regatta nicht überlebten war im oberen zig Bereich.
Eines von drei entmasteten Schiffen im Flensburger Pilsner Cup |
Es gibt kein schlechtes Wetter, .... |
Hunger hat man immer |
Das abwechslungsreiche sportliche Rennen beendet wir nach rund 5 Stunden als 5. von 11 Startern in der Gruppe und als 12. von insgesamt 30 Startern – insgesamt ein außerordentlicher Erfolg für ein Team welches erst zwei Wochen zusammen segelte. Diesen feierten wir ausgelassen in der Veranstaltungshalle des Flensburger Segelclubs, der mit Bühne und Band zu einer wunderbaren Party geladen hatte, die diese windige Flensburger Fördewoche abschließen sollte.
Obwohl die Segelgarderobe mehr als nur zu wünschen übrig ließ, konnte sich das ASK-Team in der Flensburger Fördewoche gut behaupten. Dabei war die Hälfte der Crew "Regattaneulinge", die das sportliche Regattasegeln mit Segelwechseln und Spinnakermanövern einmal ausprobieren wollten. Die andere Hälfte waren erfahrenen Regattaseglern, die "alten Salzbuckel", die im Training und in den Regatten den "Regattaneulinge" ihr Wissen weitervermittelten. Bei jedem im Team entstand eine Begeisterung, an noch mehr solcher Regatten teilzunehmen.
Fazit: Die ASK meldete sich im Norden eindrucksvoll zurück und belegte fast immer Plätze in der ersten Hälfte oder im ersten Drittel!
Teilnehmer des ersten Wochenendes:
Friedbert Mathes, Olaf Kaspryk, Dirk Fulle, Frank Hofmann, Hans Kratz, Martin Dorner, Jonas Fietz, Frank Oswald, Christin Lihs, Jens Kübler
Teilnehmer des zweiten Wochenendes:
Friedbert Mathes, Dirk Fulle, Hans Kratz, Martin Dorner, Jonas Fietz, Frank Oswald, Christin Lihs, Jens Kübler, Horst Altstädt, Frank Hofmann (nur Flensburger Pilsner Cup)