Wann: | 20.04. - 04.05.2010 |
Wo: | Antigua (Karibik) |
Die Antigua Sailing Week (ASW) zählt zu den größten Segelregatten der Welt und wird seit 1967 alljährlich Ende April/Anfang Mai auf der Karibikinsel Antigua ausgetragen. Es finden insgesamt fünf Wettfahrten rund um Antigua statt, an denen sich mehr als 100 Yachten in sechs Klassen beteiligen.
Die stabilen Windverhältnisse des Nordostpassates garantieren zu dieser Jahreszeit einen herrlichen Segelwind bei angenehmer Temperatur. Wir waren bei diesem Großevent zum ersten Mal und gleich mit zwei Booten dabei!
Für die ASK war die ASW 2010 die erste Regattateilnahme außerhalb europäischer Gewässer überhaupt, allerdings nicht die letzte, denn es steht jetzt schon fest:
In 2011 sind wir bei diesem großartigen Event wieder dabei!
Wir danken unserem Sponsor 3M für die freundliche Unterstützung!
Einige Tage vor dem geplanten Abflug schien die Planung perfekt. Die Boote waren gechartert, sämtliche Versicherungen abgeschlossen, Nachtfahrgenehmigungen für das Revier eingeholt, Flüge für die 14 Teilnehmer gebucht, Seekarten sowie Strömungs- und Wetterprognosen besorgt, Elektronik vorbereitet, Flughafentransfers organisiert u.v.m.
Doch eines hatten wir vergessen: Eyjafjallajökull. Der isländische Vulkan legte mit seiner Aschewolke in der Woche vor unserem Abflugtermin sämtliche nord- und mitteleuropäischen Flughäfen lahm. Am Wochenende davor tagte die Organisationsgruppe der ASW-Crew mehrfach täglich und wog Alternativen ab. Beinahe wären wir spontan nach Madrid gefahren, um über Washington nach Puerto Rico zu fliegen, allerdings konnte uns niemand eine Garantie über 14 freie Plätze geben.
Zwei Tage vor dem Dienstag unseres geplanten Abfluges war klar: Frankfurt bleibt geschlossen, so dass wir unseren Flug von Frankfurt über Paris nach Guadeloupe nicht antreten konnten. Von unserem Reisebüro bekamen wir schließlich die Information, dass auch der Flug ab Paris am Dienstag nicht möglich sei, da die Plätze von annullierten Zubringerflügen sofort mit am Flughafen wartenden Passagieren umgebucht werden.
Der Vulkanausbruch war höhere Gewalt und die verhängten Flugverbote zum damaligen Zeitpunkt gültiges europäisches Recht. Daran konnte niemand etwas ändern. Das Krisenmanagement der Air France war allerdings katastrophal. Sämtliche Versuche, von Air France Informationen bzgl. unseres Fluges zu bekommen, scheiterten aufgrund der Überlastung ihrer Serviceeinrichtungen. Am Montagabend entschieden wir, mit der Gruppe nicht nach Paris zu fahren. Matthias, der als einziger seinen Flug direkt ab Paris gebucht hatte, konnte allerdings planmäßig abfliegen und bekam am Schalter die Informationen, dass unsere Flüge für Mittwoch auf einer Liste stünden.
Daraufhin fuhren drei verzweifelte Teilnehmer sofort nach Straßburg um dort am Air France Schalter Informationen zu bekommen. Bei ihrer Rückkehr verschwand auch die letzte Hoffnung: Die Liste war eine Warteliste und wir standen ziemlich weit unten. Die Maschinen von Donnerstag waren bereits seit Tagen überbucht.
Am Dienstagabend gab es eine Krisensitzung mittlerweile ziemlich deprimierter ASK-Segler. Aus purer Verzweiflung wurde einstimmig entschieden, noch in derselben Nacht nach Paris zu fahren, um dort am Schalter so lange zu nörgeln, bis man uns auf die nächste Maschine bucht. Schnell waren zwei ASK-Vorständler gefunden, die sich bereit erklärten, die beiden ASW-Crews in zwei gemieteten Bussen des Nachts nach Paris und die Busse danach wieder zurück nach Karlsruhe zu fahren. Pünktlich um 09:00 Uhr waren wir zur Schaltereröffnung in Paris und konnten es nach einer mehr als zweistündigen Diskussion am Schalter kaum fassen: Unsere komplette Truppe konnte auf die nächste Maschine nach Guadeloupe gebucht werden.
Ich danke der Crew für ihren Zusammenhalt bei allen Entscheidungen, die getroffen wurden und insbesondere auch Felix und Christian, die spontan mitten in der Nacht als Chauffeure zur Verfügung standen!
Am Mittwochabend kamen wir in der Marina von Pointe-a-Pitre an und bezogen unsere beiden Boote. Nach dem langen Flug gingen wir früh schlafen, doch der Schlaf war für die meisten nicht von langer Dauer. Eine besonders gemeine Spezies von Moskitos fiel über uns her, so dass wir nach wenigen Stunden den Versuch aufgaben, in dieser Nacht endlich den wohlverdienten Schlaf zu finden, und völlig zerstochen gegen 05:00 Uhr morgens die Duschen aufsuchten. Um diese Zeit gehen ASK-Crews häufig schlafen, aber unter normalen Umständen niemals duschen – abgesehen von einigen Zwischenfällen, wo sich der eine oder andere Skipper nach einer gelungenen Party eine Erfrischung im Hafenbecken gönnt. Manch ein ASW-Teilnehmer wird sich nach dieser Nacht sicher gefragt haben, was er hier eigentlich treibt und wieso er auch noch Geld dafür bezahlt…
Nachdem es hell war, begannen wir mit den Vorbereitungen. Eugenia und Christiane brachten die Aufkleber unseres Sponsors 3M am Bug der „l’Oiseau des Iles“ an, während Peter bei seiner Aufgabe der Dingifixierung ein wenig Schlaf nachholte.
Der Einkaufstrupp kam gegen Mittag schwer beladen aus dem klimatisierten Supermarkt zurück. Die Bootsübernahmen waren bereits abgeschlossen. Das Genua-Fall war leicht beschädigt und wurde daraufhin vom Vercharterer gekürzt, damit es sich nicht an der gleichen Stelle durchscheuert. Auffällig war außerdem, dass das Großsegel der Dufour 455 nicht bis zur ORC-Markierung im Masttop reichte, da das Segel aber sonst keine Auffälligkeiten aufwies, schenkten wir der Sache keine weitere Beachtung.
Nach einer ausführlichen Sicherheitseinweisung klarierten wir schließlich aus und legten ab.
Das Tagesziel waren die Iles des Saintes südwestlich von Point-a-Pitre. Die beiden ASK-Boote nutzten die Zeit, um erste Manöverabläufe einzutrainieren.
Für die Regatten mussten die Lazy-Jacks natürlich entfernt werden. In einer der Leinen haben wir einen Knoten übersehen, der sich schließlich unter der ersten Saling verklemmte und den Skipper selbst antrieb, in den Mast zu steigen. Die Crew hat gekurbelt!
Die Sonne machte uns allen nach dem europäischen Winter zu schaffen. Am schlimmsten traf es Rainer, der daraufhin professionell von der Crew versorgt wurde.
Am Freitag segelten wir an der Westküste Guadeloupes vorbei an dem Unterwassernationalpark "Reserve Cousteau", wo wir zum Schnorcheln vor Anker gingen, weiter nach Norden. Am Abend erreichten wir die Bucht von Deshaies an der Nordwestspitze Guadeloupes. Ursprünglich war die Teilnahme an der Überführungsregatta von Guadeloupe nach Antigua geplant. Aufgrund unserer 24-stündigen Verspätung entschieden wir uns allerdings gegen die Teilnahme. Das erste Rennen der ASW (Race 1), das bereits für Samstag vorgesehen war, wurde ebenfalls annulliert. Zugunsten der „gestrandeten“ Europäer begann die ASW also erst am Sonntag.
Wir kamen schließlich am Samstagnachmittag in English Harbour an, wo wir unseren Liegeplatz direkt am Dock nur wenige Meter von der Hauptbühne der abendlichen Festszene bekamen.
Noch am Abend überklebten wir die alten Bootsnamen und hörten ab sofort auf „ASK Pille“ bzw. „ASK Palle“.
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Am Sonntag ging es endlich los! Das „warning singal“ war für 08:30 Uhr angekündigt. Wir waren bereits eine Stunde vorher an der Startlinie, um in aller Ruhe die nötigen Peilungen zu bekommen und die Windrichtung zu bestimmen.
An diesem Tag hatte die Crew der ASK-Pille Unterstützung von Regattaprofi Jörg Mössnang an Bord, der uns als Karibikneulingen mit Tipps zur Seite stehen sollte. Er übernahm keine bestimmte Position, sondern half bei Taktik und bei der Manöveroptimierung.
Überraschenderweise waren die beiden ASK-Boote doch der gleichen Klasse zugeordnet worden. Ein Protest der anderen Dufour 40, die sich in der Aufteilung benachteiligt sah, wurde abgelehnt.
Der Kurs des ersten Laufes (Race 2) führte gegen den Uhrzeigersinn 3/4 um Antigua. Dabei waren 5 Bahnmarken an Backbord liegen zu lassen. Das Ziel lag direkt vor der Dickenson Bay.
Der Start war kein klassischer Am-Wind-Kurs, so dass wir die Startlinie bei moderaten 3 bft beinahe mit halbem Wind passierten. Danach folgte eine Kreuz, auf der sich die ASK-Pille eine sehr gute Position erkämpfte und sich Luvgefechte mit den beiden führenden Yachten lieferte! Auf dem langen Vorwindschlag fuhr uns die „See you later“ allerdings auf gleichem Kurs weg, so dass wir zurückfielen und schließlich als zweiter unserer Klasse das Ziel erreichten.
Wir waren in der Bareboat-Klasse gemeldet, also ohne Spi. Vor dem Wind sicherten wir das Groß mit einem Bullenstander, so dass wir übergeigt mit maximalem Druck in der Genua gerade so tief segeln konnten, dass die Latten des Großsegels noch standen.
Schon an diesem Tag zeigte sich allerdings, dass wir Am-Wind immer gut dabei waren, auf Vorwindkursen aber deutlich verloren. Eine mögliche Begründung sollten wir erst später entdecken…
Nachdem wir die letzte Bahnmarke passiert haben und über die Ziellinie gesegelt sind, warteten wir zufrieden mit unserem ersten Lauf der ASW hinter dem Ziel auf die ASK-Palle. Die ASK-Pille ersegelte an diesem Tag einen hervorragenden zweiten Platz, die ASK-Palle aufgrund einiger Probleme der kleinen Dufour im starken Schwell auf der Ostseite der Insel einen vierten Platz. Doch das sollte nicht das letzte Wort der Regattaleitung sein...
In der Dickenson Bay gingen alle teilnehmenden Yachten vor Anker. Das Wasser leuchtete herrlich türkis, vom kilometerlangen Sandstrand bis zum Horizont.
Kurz nach unserer Ankunft schwamm der schweizerische Skipper der „Girl“ zur ASK-Pille, um sich zu erkundigen, ob wir wohl einen Faltpropeller fahren. Wir antworteten ehrlich, dass dem so ist. Daraufhin kündigte er eine Untersuchung an, da auf der „Girl“ ein Fixpropeller montiert war und wir den gleichen Rennwert hatten.
Am Abend war am Strand eine große Party organisiert. Es fuhren zahlreiche Wassertaxis, mit denen auch wir uns an Land bringen ließen, um ein wenig zu feiern.
Am nächsten Morgen war das „warning signal“ für 10:00 Uhr angekündigt. Die Startreihenfolge war immer die gleiche. Um 10:05 Uhr starteten die Multihulls mit einem Abstand von jeweils 5 Minuten gefolgt von Bareboat 3, Bareboat 2, Bareboat 1 und schließlich die Racer.
Das „Race 3“ von Montag führte von der Dickenson Bay entlang der Bahnmarken R, S, P, G und I nach Jolly Harbour. Der Start war somit Am-Wind, es folgte eine Kreuz und gleich darauf wieder eine Vorwindpassage. Nach der Bahmarke P konnte bis ins Ziel angeluvt werden.
In Jolly Harbour ankerten viele Yachten vor dem Hafen, der von draußen gar nicht zu erkennen war. Da wir uns die langgezogene Hafeneinfahrt anschauen wollten, fuhren wir - zunächst vorbei an noblen Ferienhäusern – hinein in den Hafen. Am Ende des Arms waren tatsächlich noch einige Plätze frei, so dass wir uns spontan entschieden, gleich im Hafen liegen zu bleiben und nicht zu ankern. Gleich nach dem Anlegen schwärmten wir aus und fanden schnell einen Stand mit gegrillten Langusten.
Am Dienstagmorgen legte die Crew der ASK-Pille mehr als eine Stunde vor dem Warnsignal ab. Der NO-Passat wehte mit 4-5 Windstärken und schien weiter zuzunehmen. Das ist unser Wind und auch der Kurs – ausschließlich Am- und Halb-Wind – kam uns entgegen!
Da wir das Einreffen des Großsegels noch nicht unter Regattabedingungen trainiert hatten und noch genügend Zeit blieb, legten wir noch vor dem Start das erste Reff ein. Das Manöver klappte auf Anhieb problemlos. Das Groß stand und wir segelten einige Kabellängen weiter. Plötzlich riss völlig unerwartet das Großsegel ca. 2 Meter unterhalb des Topps entlang der obersten Naht zunächst am Achterliek ein und kurz darauf durch bis zum Vorliek. Das war mit Bordmitteln nicht zu reparieren. Völlig niedergeschlagen, diese guten Windverhältnisse nicht zu unserem Vorteil nutzen zu können, mussten wir den Lauf abbrechen.
Wir fuhren wieder zurück nach Jolly Harbour und schlugen das Großsegel ab. Dort lag der Cat des Technikerteams unseres Vercharterers, doch der Techniker war nicht aufzutreiben. Eine junge Dame auf seinem Kahn vermutete, dass er sich in eine Bar davon gemacht hätte – ohne Handy. In den Unterlagen fanden wir eine Adresse einer Segelmacherei, dessen Chef wir nach aufwändiger Suche schließlich fanden. Zunächst hieß es, dieser sei noch auf einem Tauchgang. Die Uhren der Karibik ticken eben anders. Leider sah sich der Segelmacher nicht in der Lage, solch einen großen Riss zu reparieren.
Rund zwei Stunden später kam der Techniker unseres Vercharterers zurück. Die einzige Segelmacherei, die so etwas reparieren kann, sei in English Harbour – unser Tagesziel. Damit der Schaden noch am selben Tag behoben werden konnte, organisierte er ein Taxi, welches das Segel auf dem schnellsten Weg nach English Harbour brachte, während wir unter Motor auf dem Seeweg folgten.
Am Abend war das Segel tatsächlich genäht und konnte so wieder angeschlagen werden. Wir baten einen Experten, sich den Riss anzuschauen. Für ihn war die Ursache klar: Die oberste Naht war von der kräftigen UV-Strahlung nahezu aufgelöst worden. Wann das Segel gerissen wäre, war also nur eine Frage der Zeit. Unsere Stimmung hatte ihren Tiefpunkt aber noch nicht erreicht.
Am Abend kam der offizielle Regattavermesser bei uns vorbei, um festzustellen, dass wir tatsächlich einen Faltpropeller verwendeten, so wie alle Dufour 455 außer der „Girl“. Allerdings hatten wir alle denselben Rennwert. Dagegen legte der Skipper der „Girl“ nun einen Vermessungsprotest ein, aufgrund dessen es ein komplettes Re-Rating der Bareboat-Klasse gab. Die ASK-Pille verlor ihren 2. und 3. Platz der ersten beiden Läufe und wurde auf den 4. und 3. Platz abgestuft. Durch unser DNS beim 3. Lauf bekamen wir 10 Punkte und das Gold Race war für die ASK-Pille somit nicht mehr erreichbar. Das war natürlich bitter! Die ASK-Palle gewann durch das Re-Rating und rückte auf den dritten Platz der Gruppenwertung.
Am Mittwoch war der Lay-Day geplant – ein Tag Pause. Wir entschlossen uns dennoch, den Kurs von „Race 5“ als Training abzusegeln. Im Anschluss fuhren wir in einer Ankerbucht bei Green Island, um zu schnorcheln, uns zu sonnen oder einfach nur zu faulenzen. Neben ein paar kleineren Korallenriffen gab es in der Bucht Sandstrände wie aus dem Bilderbuch und wir schienen schier allein unterwegs zu sein!
Gegen Abend kehrten wir zurück nach English Harbour, um die Nacht im Hafen verbringen zu können.
Am nächsten Morgen lag das Startboot für „Race 5“ direkt vor der Falmouth-Bay. Wie jeden Morgen waren wir rechtzeitig an der Linie, nahmen die Peilungen, bestimmten die exakte Windrichtung und damit die bevorteilte Seite der Startlinie, die in diesem Fall eindeutig als die seewärtigere zu identifizieren war.
Daher konzentrierten sich die startenden Boote direkt an der Starttonne. In großem Gedränge zwang uns ein Spanier unberechtigt zum Abfallen, so dass wir protestierten. Da wir keine Protestflagge griffbereit hatten, opferte Eugenia spontan ihr rotes Top. Wir verzichteten später allerdings darauf, beim Regattakomitee Protest einzulegen.
Der Kurs führte in einem langen Schlag zunächst auf Halb- und schließlich auf Am-Wind hinaus auf den Atlantik. Am-Wind zeigten wir erneut unsere Stärken. Unser Taktiker verfolgte die Idee, die nötige Höhe unmittelbar unter Land zu gewinnen, wo der Strom deutlich weniger gegenan setze, als weiter draußen. Der komplette Rest des Regattafeldes entschied sich allerdings für eine andere Taktik und kreuzte mit größerem Abstand zum Land. Mit der wachsenden Distanz zum Hauptfeld der Regatta stieg auch die Unsicherheit, dass unsere Taktik gegenüber der des Hauptfeldes mit zahlreichen karibikerfahrenen Seglern tatsächlich die richtige ist. Schließlich entschieden wir uns auch für die Wende.
Als laut der elektronischen Navigation auf unserem Kurs die Tonne Willoughby anlag, trauten wir unseren Augen nicht: Die Tonne lag mindestens 40° an Steuerbord! Der Steuermann wollte sofort abfallen, während der Taktiker zunächst darauf bestand, Kurs zu halten. Aufgrund des Ausfalls der Logge waren wir im Voraus nicht in der Lage gewesen, den Strom zu bestimmen. Der Reihe nach fielen auch die Konkurrenten ab. Nachdem wir den Unterschied zwischen rechtweisendem Kurs und Kurs über Grund nicht mehr glauben konnten, gingen wir von einer falschen Position des Wegpunktes aus und kämpften nicht weiter nach Luv – ein fataler Fehler. Vermutlich setzten über 2 Knoten nach West, so dass ein Boot nach dem anderen einen erneuten Holeschlag fahren musste, um die Tonne in Luv zu passieren. Wir hätten auf unseren Taktiker hören sollen!
Nach der Bahnmarke Standfast entschieden wir uns, platt vor dem Wind Kurs auf das Ziel zu nehmen, da zu erwarten war, dass der Wind – wie die Tage zuvor, gegen Nachmittag rechtdreht. Die „See you later“ und die „Girl“ erwarteten offensichtlich Winddreher in die andere Richtung und blieben seewärtiger. Tatsächlich drehte er rück, so dass wir vor dem Wind erneut Plätze verloren.
Die leichte Brise nutzten die beiden Dufour 40 in unserer Klasse zu ihrem Vorteil und belegten so die ersten beiden Ränge der Gruppe – die ASK-Palle holte sogar den Gruppensieg!
Die Startreihenfolge hatte den Vorteil, dass die später startenden und schnelleren Racer am kompletten Bareboat-Feld vorbei segeln. So überholten uns die großen Maxis wie die „Titan“ oder die „Ran“, die Yacht des Skype Gründers Niklas Zennström, regelmäßig in nächster Nähe.
Unsere Entscheidung, ohne Spi in der Bareboat-Klasse zu starten bestätigte sich täglich beim Anblick der Segelgarderobe der Yachten aus den Racing und Performance Cruising Klassen. Weiße Groß- oder Vorsegel sieht man hier nicht. Carbon- oder Kevlar-Segel hätten im ohnehin schon teuren Revier der Karibik definitiv den finanziellen Rahmen gesprengt.
Erst während dieses Laufes fiel uns auf, dass die Großsegel der anderen Dufour 455 tatsächlich bis zur ORC-Markierung reichten, unseres allerdings ca. 50 cm weiter darunter endete. Daraufhin suchte der Skipper der ASK-Pille den Regattavermesser auf, um das Tuch neu vermessen zu lassen. Dieser wollte am Abend vorbeikommen, wir sollten am Boot warten.
Am Abend lud der Veranstalter zur Sunset-Party auf den Shirley Heights ein. Von diesem Berg aus hat meinen einen schönen Ausblick auf English- und Falmouth-Harbour! Netterweise bot sich Rainer an, am Boot zu bleiben, um auf den Vermesser zu warten, während der Rest der Crew von der ASK-Pille auf die Party fuhr. Der Vermesser kam allerdings nicht – karibisch…
Der Ausblick aus erster Reihe wurde uns von ziemlich dominanten Security-Damen verwehrt. Sicherheit geht eben vor!
Durch einen geschickten Deal unseres Smuts waren wir für den ganzen Abend getränketechnisch versorgt. Die Stimmung hätte besser nicht sein können!
Am Freitagmorgen waren wir schon zu früher Stunde wieder fit und baten den Regattavermesser erneut darum, sich unser Großsegel anzuschauen. Dass das Vorliek zu kurz war, stand außer Frage, allerdings erklärte er uns, dass im Vermessungssystem der CSA, anders als bei ORC, die Länge des Vorlieks nicht in die Vermessung eingeht. Die Höhe der Fallrolle am Mast ist definiert und bis dahin kann Tuch beliebiger Länge gefahren werden. Somit fehlten uns ca. 2m² Tuch, die nicht verrechnet wurden und damit war auch klar, wieso wir zwar auf den Am-Wind-Kursen ganz vorn dabei, vor dem Wind aber nicht konkurrenzfähig waren.
An diesem letzten Tag der ASW 2010 waren schließlich die Gold- und Silver-Races der Bareboat-Klassen vorgesehen. Die ASK-Pille schaffte es mit dem 5. Platz in der Gruppe leider nur ins Silver-Race, während die ASK-Palle einen beachtlichen 3. Platz erlangte und sich somit für das Gold-Race qualifizierte!
Die Ergebnisse der Klasse „Bareboat 2“ gibt’s hier.
Die beiden Fleet-Races wurden im klassischen „Up and Down“ Kurs ausgetragen, der zwei Mal abgesegelt wurde.
Am Wind tummelten sich die kreuzenden Yachten natürlich unter Land, da hier die Strömung deutlich geringer war. Die Genuawinscher gaben während der zahlreichen Wenden alles, um das Boot schnell wieder in Fahrt zu bringen. Der Steuermann bekam es dagegen jedes Mal mit der Angst zu tun, wenn der Taktiker berechnet hatte, dass man wieder einmal bis auf wenige Meter an die Steilküste herankommt, um auch den letzten Winddreher mitzunehmen. Insbesondere nachdem mit dem Echolot auch noch die letzte Elektronikkomponente, die wir nicht selbst mitgebrachte hatten, auf der ASK-Pille teilweise ausfiel, wurden diese Manöver ein wenig heikel – Regatta eben.
Auch während des Silver-Races bestätigte sich die Erkenntnis der letzten Tage: Am-Wind läuft die l’Oiseau super und vor dem Wind fielen wir immer wieder zurück, ein halber Meter weniger Vorliek ist eben doch nicht zu vernachlässigen.
Im Gold-Race erreichte die ASK-Palle schließlich den 6. Platz von 9 gestarteten Booten und die ASK-Pille im Silver-Race den 6. Platz von 13 Startern.
Am Freitagabend fand die Siegerehrung in Nelson’s Dockyard statt. Hochrangige Politiker des Staates Antigua und Barbuda, darunter der Präsident persönlich, waren vertreten, um den Siegern zu gratulieren.
Nach der Siegerehrung am Freitagabend legte sich bei uns ein Schalter um. Ab nun war keine Regatta mehr angesagt, sondern Urlaub! Den Sonntag wollten wir nutzen, um uns die Dschungel-Insel Dominica anzusehen. Diese liegt etwa 100 sm südlich von Antigua, so dass wir eine Nachtfahrt planten. Die Berechnung sah vor, am Samstagmittag zu starten. So legten wir gegen 10:00 Uhr in English Harbour ab, um noch in Falmouth-Harbour einkaufen zu gehen. Anschließend verweilten wir noch eine Weile in einer Cocktailbar und legten schließlich Kurs auf Dominica an.
Mittlerweile war das Wetter umgeschlagen und der Himmel nicht mehr dauerhaft tiefblau wie während der 10 Tage davor. Alle zwei Stunden konnten wir kräftige Regenschauer zur Dusche nutzen. Wie aus dem Lehrbuch frischte vor den Wolkenbrüchen der Wind auf, mit dem wir gut vorankamen.
Die ersten 50 sm rasten wir mit durchschnittlich 9 Knoten Fahrt über Grund Richtung Süden. Nach gut 5 Stunden nahm der Wind allerdings in der Abdeckung von Guadeloupe ab, obwohl wir extra 20 Seemeilen Abstand zur Küste gelassen hatten. Pünktlich zum Abendessen um 20:00 Uhr lagen wir in der totalen Flaute, bargen die Segel und widmeten uns den Köstlichkeiten, die unser Smut gezaubert hat.
Meist am späten Mittag kam die obligatorische Frage von Sven, unserem Bord-Mechaniker, Barkeeper, Power-Winscher, Ankerwart und eben auch Smut: Wann wünscht die Crew zu speisen? Antwortete man präzise, so verschwand Sven bald in der Pantry, um die ersten Vorbereitungen zu treffen. 4-5 Stunden lang köchelten die Leckerbissen dann, bis auch der letzte Tropfen Soße die richtige Konsistenz erreichte. Nachdem wir die Anstrengungen der Regatta überstanden hatten und wir die Tagesplanung somit freier gestalten konnten, erreichte auch die kulinarische Versorgung an Bord ihren Höhepunkt!
Unter Motor fuhren wir in die Nacht und planten zwischenzeitlich um: Bei andauernder Flaute macht es keinen Spaß, die Nacht durch bis Dominica zu motoren. Darum wollten wir in einer Bucht der uns schon bekannten Iles des Saintes übernachten und dann am Morgen die frühe Brise nutzen, um unter Segel weiter zu kommen. Kurz vor Les Saintes frischte dann allerdings gegen Mitternacht der Wind auf, so dass wir den ursprünglichen Plan aufgriffen und die Segel wieder setzten.
Eugenias Wache (Christiane, Peter und Matthias) traf es besonders hart: In ihrer Freiwache zwischen 20:00 Uhr 00:00 Uhr konnten sie aufgrund des Motorenlärms nicht schlafen und kurz nach Wachübergabe frischte nach dem Kap von den Iles des Saintes gegen 00:30 Uhr der Wind in einem heftigen Regenschauer auf, so dass wir beide Segel wegen zu starker Luvgierigkeit refften und – mittlerweile auf Am-Wind-Kurs - Dominica ansteuerten.
Gegen 05.30 Uhr gingen wir schließlich – viel früher als geplant - in der Bucht von Portsmouth vor Anker und schliefen noch ein wenig. Als das erste an Deck schlafende Crewmitglied der ASK-Pille gegen 08:00 Uhr die Äuglein aufschlug, wurden die geschäftstüchtigen Dominicaner aktiv. Wir kauften frische Mangos und Papayas und frühstückten erst einmal ausgiebig. Während dessen verhandelten wir mit dem Boss der Insel, Cobra, über den Preis einer Inseltour. Nachdem wir diese gebucht hatten, kümmerte sich Cobra um alles. Selbst das sonst am Sonntag geschlossene Zollbüro öffnete extra für uns, damit wir einklarieren konnten.
Dominica ist eine wunderschöne Insel. Die Botanik besteht hauptsächlich aus alten Bananenplantagen und Kokospalmen. Zwischendurch haben wir an einem Wasserfall gerastet, um uns im kühlen Quellwasser zu erfrischen.
Mit Cobras Bus umrundeten wir fast die ganze Insel. Die Tour war zwar sehr interessant, da wir von der Nacht aber noch etwas geschafft waren, für den einen oder anderen wohl etwas einschläfernd.
In der Bar „River Rush“, die auf einer Insel errichtet ist, die einen Fluss gabelt, rasteten wir, um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Rüdiger fand schnell einen neuen Freund!
Am Abend ruderte uns Cobra über den English-River in einen Mangrovenwald. Besonders beeindruckend war dort die dichte Wurzelstruktur, die tausenden kleinen Krebsen eine Heimat bot. Mitten im Dschungel führte uns Cobra zu (s)einer Bar, in der wir den besten Pina Colada unseres Lebens getrunken haben, der direkt aus frischen Kokosraspeln zubereitet wurde.
Am Ende der Tour bekamen wir noch ein paar Kokosnüsse, die Cobra persönlich mit seiner Machete für uns öffnete.
Am Montagmorgen lichteten wir gegen 09:00 Uhr den Anker, um Richtung Point-a-Pitre aufzubrechen. Zunächst wiederholte sich das Wetterspektakel von gestern. Immer wieder gab es kräftige tropische Regenschauer, die Wind mitbrachten. Der eine oder andere nutzte die Schauer, um in Badehose an Deck zu duschen…
Gegen 15:30 Uhr lagen wir in der Bucht von Ilet du Gosier, wenige Meilen östlich von Pointe-a-Pitre, vor Anker. Die Bucht war deutlich schöner als die Marina und dort gab es keine Moskitos. Den Abend schnorchelten wir an einem langen Korallenriff entlang und verbrachten die letzte Nacht unseres Urlaubes auf dem Boot.
Die Antigua Sailing Week ist die bestorganisierte Regatta, an der wir jemals teilgenommen haben. Durch den beständigen Nord-Ost-Wind können die Kurse und die zugehörigen Bahnmarken schon Monate im Voraus in den „Sailing instructions“ bekannt gegeben werden.
Gesegelt wird nicht nur auf klassischen „Up- and Downs“, sondern auf unterschiedlichsten Bahnen. Während der ASW 2010 hatten wir – abgesehen vom Dienstag – ungewöhnlich schwache Windverhältnisse. An der Ostküste setzte dennoch eine relativ hohe Dünung, so dass sich die Wellen schön aussteuern ließen!
Das Projekt schien kurz vor dem Abflug durch die Aschewolke des Vulkans Eyjafjallajökull beinahe zu scheitern. Nur durch die gemeinsame Entscheidung aller Teilnehmer, komplett ins Blaue und mitten in der Nacht nach Paris zu fahren, trafen wir letztendlich beinahe pünktlich in Guadeloupe ein.
Das anfängliche Pech setzte sich auf der ASK-Pille während der Regatta fort. Dienstags riss das Großsegel, was uns angesichts der Tatsache, dass für die Qualifikation des Gold-Races nur 4 Läufe gesegelt wurden und es keinen Streicher gab, das Genick brach. Der Verlust der guten Platzierungen von den ersten beiden Tagen durch den Vermessungsprotest war für die ASK-Pille zusätzlich ein herber Rückschlag.
Vorab wurde die ASW von ihren wenigen Kritikern gerne als „Pille Palle“-Regatta eingestuft. Ihr Fokus liege auf den abendlichen Partyveranstaltungen. Vorort erlebten wir etwas anderes: Selbst in der Bareboat-Klasse waren fast alle Teilnehmer äußerst ehrgeizig dabei. Die meisten Teams segelten zum wiederholten Mal mit – einige seit 25 Jahren! Manche Teilnehmer wechselten während der vergangenen Jahre aufgrund der zunehmenden Materialschlacht in den Racer- und auch Performance-Cruiser-Klassen in die Bareboat-Klasse. Der Großteil der Teilnehmer nahm die Wettfahrten sehr ernst, dennoch kam das Nachtleben in den schönen Buchten sicher nicht zu kurz!
Schade ist die Tatsache, dass in den Bareboat-Klassen ohne Spinnaker gesegelt wird und in den höheren Klassen neben den Spinnakern anderes Geschütz aufgefahren wird. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder man ist mit gleichem Material ohne Spinnaker in den Bareboat-Klassen dabei oder man greift tief in die Tasche, um neben verschiedenen Spis auf 3-4 Performance-Vorsegel aus Kevlar und Carbon zurück greifen zu können und damit zumindest aus Sicht des Materials ähnliche Wettkampfbedingungen zu schaffen.
Wir haben uns für die kostengünstigere Variante entschieden. Die Konkurrenz war selbst in der Bareboat-Klasse alles andere als „Pille Palle“, aber wir hatten – abgesehen von den technischen Problemen auf der ASK-Pille – großen Spaß daran, uns mit den erfahrenen ASW-Teilnehmern zu messen!
Es war ein super Trip und es ist jetzt schon klar: Wir kommen wieder - und dann möglicherweise mit fixem Propeller?! :)
Bericht: Birger
Fotos: Eugenia und Sven