Wann: 01.06. – 06.06.2010
Wo: Bodensee (Ausgangshafen Kressbronn)
Nachdem die letztjährige RUND UM als Flautenregatta am Bodensee bezeichnet wurde, waren wir guter Hoffnung, dass alles nur besser werden kann. Ziel war es, den letztjährigen 2.Platz in der Bootsklasse Bavaria 35 Match zu toppen und nicht erst kurz vor knapp im Ziel einzulaufen. Doch es kam ganz anders. Immerhin wurden wir von keiner anderen Bavaria geschlagen, denn es kam keine einzige ins Ziel. Genauso wie über 90% aller Boote. Nur 31 von 410 Booten kamen innerhalb der 24-Stundenfrist ins Ziel. Trauriger Rekord?
Nun, fangen wir aber mal von vorne an:
Für die ASK angetreten waren neben Ralf Seeland als Skipper Jonas Fietz, Martin Dorner, Friedrich Grünke, Johannes Heck, Rüdiger Bender, Claus Hanebeck und Tobias Dill.
Getroffen haben wir uns bereits am Dienstag vor dem Regatta-Start bei strömendem Regen in der Marina Ultramarin bei Kressbronn. Wir wollten die 3 Tage bis zum Regattastart am Freitagabend nutzen, um uns kennen zu lernen und für die Regatta zu trainieren. Am Mittwoch war zudem ein Regatta-Training mit dem Matchracecenter, bei dem wir einige nützliche Tipps - insbesondere zum Segeltrimm und zur Taktik zum Start - erhielten. Bei oftmals kühlem und regnerischem Wetter hatten wir immerhin einige Stunden gute Windverhältnisse und konnten einiges ausprobieren und unsere Positionen auf dem Boot festlegen. Insofern waren wir doch ganz gut vorbereitet für die Regatta. Selbst ein Anti-Kollisionstraining konnten wir absolvieren, da der Fluss neben unseres Hafens viel Treibholz und mitunter einige große Baumstämme durch den starken Regenfall in den letzten Tagen in den Bodensee geschwemmt hatte.
Spätestens zum Freitag war es dann aber vorbei mit Regen und Wind. Es sollte ein sonniges Wochenende werden. Bereits bei den Wetterprognosen am Nachmittag ging man von sehr wenig Wind um die 1 bis 2 Knoten aus. Dennoch sollte die Regatta über die gesamte Strecke durchgeführt werden: Von Lindau über eine Wendetonne vor Meersburg nach Überlingen, dann zur nächsten Wendetonne vor Romanshorn am südlichen Bodenseeufer und von dort aus zurück nach Lindau.
Eigentlich wollten wir die letzten Stunden vor dem Start um 19:30 Uhr noch einmal nutzen, um das Startmanöver zu trainieren, doch wurde daraus nichts. Da wir am Ende des Stegs angelegt hatten und weitere Boote an unserem festgemacht hatten, deren Besatzungen aber nicht vor Ort waren, mussten wir warten. Hätten wir uns losgemacht, wäre die ganze Reihe an uns festgemachten Booten unter Umständen unkontrollierbar abgetrieben. Andererseits waren wir auch so bereits gut vorbereitet und nutzen so die Zeit, uns noch ein wenig im Lindau umzusehen.
Zum Start versuchten wir uns einen guten Platz zu erkämpfen und die Tricks vom Regattatraining anzuwenden, kamen aber schon bald nicht mehr richtig vom Fleck. Nachdem sich das Feld dann etwas entzerrt hatte und die großen Boote weggezogen sind, kamen wir jedoch auch gut voran und lagen ganz gut im Mittelfeld. Bei Sonnenuntergang waren wir dann vor Langenargen und konnten in den kommenden Stunden noch einige Plätze gutmachen. Doch gegen Mitternacht ist der Wind dann komplett eingebrochen und es kam zum großen Dümpeln vor der Wendetonne in Meersburg. Hätten wir nicht am Grill und den Steaks gespart, wäre nun sicher ein super Zeitpunkt gewesen mit den anderen Booten eine große Grillparty zu veranstalten.
Aufgrund der Windprognose von Freitagnachmittag und des nun völlig eingeschlafenen Windes wäre die mögliche Bahnverkürzung sicherlich eine sinnvolle Maßnahme seitens des Veranstalters gewesen. In diesem Fall wäre es von der Wendetonne in Meersburg zurück über Romanshorn nach Lindau gegangen. Da sich der Veranstalter jedoch vor einer Bahnverkürzung gerade zur 60. RUND UM, der Jubiläumsregatta, scheute, mussten wir also weiter in Richtung zum bekannten Flautenloch vor Überlingen. Und leider hat sich an dieser langjährigen Erfahrung auch in diesem Jahr nicht viel geändert. Stattdessen trieben wir also weniger aufgrund des Windes sondern eher aufgrund der leichten Strömung weiter in Richtung Überlingen. Auch nachdem wir die Wendetonne am späten Samstagvormittag schließlich runden konnten, mussten wir uns noch weitere 2 Stunden gedulden bis wir endlich wieder etwas Wind hatten. Neuen Mutes und mit einer bei der neuen Geschwindigkeit errechneten Zieleinlaufzeit um kurz nach 19 Uhr setzen wir also noch einmal alles daran, ins Ziel in Lindau zu kommen - und zwar vor 19:28:50. Doch war der Wind nach einer halben Stunde schon wieder weg und von nun an dümpelten wir erneut zwischen Meersburg und Münsterlingen und kamen eigentlich nicht wirklich vom Fleck. Nun, zumindest konnten wir die Zeit für ein paar erfrischende Bäder im Bodensee nutzen. Statt Wind gab es Sonne pur und es wurde von Minute zu Minute unerträglicher. Irgendwann so um 16 Uhr mussten wir dann auch feststellen, dass wir selbst dann Lindau nicht vor 19:30 Uhr erreicht hätten, wenn wir uns an eines der Fahrgastschiffe gehängt hätten. Insofern war die Entscheidung schnell zu gefallen, etwas Fahrtwind zu erzeugen, in dem wir uns aus der Regatta verabschiedeten und unter Motor zurück zu unserem Hafen bei Kressbronn fuhren.
Auch wenn wir natürlich alle total enttäuscht waren und eigentlich fast alle beschlossen hatten, dass die Bodensee RUND UM keine Regatta ist, die man noch einmal mitmachen muss, wollten wir uns die Regattaparty in Lindau am Samstagabend dennoch nicht entgehen lassen. In Lindau konnten wir dann auch die Ergebnisliste bewundern, auf der man bis auf ein paar Ankunftszeiten eigentlich nur „dnf“ lesen konnte. 92% des Feldes hatte es nicht geschafft. Von insgesamt 388 Booten kamen gerade mal 25 und auf der kleinen Bahn 6 Yachten vor dem Zeitlimit ins Ziel.
Traurig, aber wahr: Die Flautenregatta vom letzten Jahr konnte in diesem Jahr sogar noch getoppt werden. Aber vielleicht gibt’s ja beim nächsten Mal Wind?
Bericht: Tobias Dill,Olaf Dauber
Fotos: Crew