Auch in 2010 hat sich eine Delegation der ASK HSG in die Normandie aufgemacht, um die Trophäe nach Karlsruhe zu holen. Vom 9.bis zum 14. März kämpften 32 Teams aus ganz Europa in Cherbourg-Octeville um die Plätze. Hier wurde der europäische und französische Universitätspokal der "Fédération Française du Sport Universitaire" ausgesegelt.
Wie letztes Jahr können wir den Titel „Bestes deutsches Team“ unser Eigen nennen (wobei das dieses Jahr von Anfang an feststand).
Gesegelt wurde auf sportlichen Yachten vom Typ "J/80", die Regatten wurden als Fleet-Races zu je 16 Booten durchgeführt.
Die offizielle Homepage der Veranstalter lautet www.tropheeilepelee.org.
Die ASK HSG war dieses Jahr wieder durch 5 Studenten vertreten.
(v.l.n.r.) Lars (Christian Wolf), Michael Benz, Rudi (Christian Godenschwager), Fabian Brosig, Claus (Christian Berndt) |
Die Regatta "Trophée de l'Ile Pelée 2010" fand wie 2009 auf den recht sportlichen J/80 statt.
LüA |
8.00 m |
LWL |
6.71 m |
Breite |
2.51 m |
Tiefgang |
1.49 m |
Verdrängung |
1.315 kg |
Ballast |
635 kg |
Die vom Veranstalter zur Verfügung gestellten Boote und Segel waren allesamt neuwertig und sehr gut gepflegt. Jedes Team hatte also quasi das gleiche Material, zumal die Boote für die einzelnen Regatten noch zugelost wurden.
Am Dienstag, den 9. März, sind wir zu fünft (das sind Lars (Christian Wolf), Michael Benz, Rudi (Christian Godenschwager), Fabian Brosig (Skipper) und Claus (Christian Berndt)) mit einem Ford Galaxy gegen ein Uhr morgens in Richtung Frankreich gestartet. Kurz vor Mittag sind wir in Cherbourg aufgeschlagen und haben uns erstmal eingeschrieben und anschließend die Unterkunft, ein Offiziershotel der französischen Marine, aufgesucht.
Mittags sind wir in einem traditionell französischen Restaurant namens „Mc Donald’s“ eingekehrt, das Segeln wurde für diesen Tag wegen zu starken Windes (im wahrsten Sinne des Wortes) abgeblasen. Da für diesen Tag eigentlich das Regattatraining geplant war, war nun klar, dass wir das Training in den nächsten Tagen ad-hoc während und zwischen den Regattenläufen bewältigen mussten.
Als Alternativprogramm haben wir das "City Centre" von Cherbourg unsicher gemacht und nach dem Abendessen noch in geselliger Runde Karten gespielt.
Den zweiten Tag in Cherbourg mussten wir leider auch komplett ohne Segeln auskommen. Der erste "offizielle" Regattatag ist den zu starken Winden zum Opfer gefallen. Windstärken von 6-7 und kräftige Böen schätzte das Organisationsteam vernünftigerweise nicht als reguläre Wettbewerbsbedingungen ein.
Die freie Zeit haben wir nach langer Beratung dazu genutzt, um zum "Laser-Questen" zu fahren (Ein Spiel, bei dem man mit Laser-Gewehren andere Spieler in einem dunklen Raum abschießt. Dabei versucht man bestimmte Trefferzonen des Gegners zu treffen. Am Ende des Spiels bekommt man eine Kampfstatistik ausgedruckt, der man genau entnehmen kann, wann und wo man jemanden „abgeschossen“ hat.) Wie es der Zufall so wollte waren zwei andere Segelteams zur gleichen Zeit am gleichen Ort, also spielten die Crews in Teams gegeneinander. Im ersten Spiel konnten wir uns noch einen akzeptablen zweiten Platz sichern, allerdings waren uns die anderen beiden Teams im zweiten Spiel haushoch überlegen und verwiesen uns auf den dritten Platz. Da konnte auch unser "bester" Krieger Fabian nichts mehr machen ;-)
Nach den schweißtreibenden Kämpfen sind wir noch an der schönen Küste entlang zum Kap westlich von Cherbourg gefahren.
In ingesamt vier Rennen mit jeweils 16 Booten haben wir einen elften, zwei dreizehnte und einen vierzehnten Platz ersegelt. Das lag zum Einen daran, dass wir einige Zeit brauchten, uns an das Boot zu gewöhnen und wir praktisch "untrainiert" waren. Zum Anderen ging ein Großteil der anderen Crews deutlich routinierter zu Werke. Der Wind war immernoch recht kräftig: für unsere ersten beiden Rennen wurde ein Reff im Groß vorgeschrieben. Nach den Erfahrungen aus dem letzten Jahr haben wir uns erstmal dagegen entschieden, bei diesen Bedingungen den Gennaker zu ziehen (im Gegensatz zu den meisten anderen Crews).
Freitag
Freitags haben wir an zwei Rennen teilgenommen und zwei zwölfte Plätze ersegelt. An diesem Tag haben wir zum ersten Mal den Gennaker gesetzt, was auch schon erstaunlich gut geklappt hat.
Kurz vor dem Zieleinlauf des ersten Rennens, nämlich am letzten Leegate, kollidierten wir mit einem anderen Boot. Wir waren in der Innenposition, das andere Boot wollte jedoch offenbar keinen Platz an der Leetonne machen. Beim (letzten) Versuch, doch noch am Kontrahenten vorbeizukommen, blieb unser Gennakerbaum im Heckkorb des Kontrahenten hängen. Die Folge waren zwei innereinander verkeilte Boote, jeweils mit gesetztem Gennaker. Einen bemerkenswerten Schaden hatte glücklicherweise keine Crew zu beklagen. Unter großem Geschrei haben wir uns also entknotet, unter dem anschließenden Klarieren litt jedoch die Startvorbereitung auf die unmittelbar folgende Wettfahrt.
Wieder an Land sahen wir, dass die andere Crew gegen uns Protest eingelegt hatte. Wir waren uns zu dem Zeitpunkt jedoch alles andere als sicher, wie die Protestverhandlung denn ausgehen würde, zumal die "gegnerische" Crew zunächst sehr selbstbewusst auftrat. Das Ergebnis der Protestverhandlung, die im Übrigen sehr fair und professionell (auf französisch mit englischem Dolmetscher) durchgeführt wurde: Wir bekamen Recht, der gegen uns Protestierende wurde disqualifiziert.
Dennoch hat dieser Zwischenfall durchaus zur Völkerverständigung beigetragen: Nach dem Abendessen haben wir mit dem französischen Team ein paar Bierchen getrunken und die Sache war erledigt.
Der letzte Tag war mit einem dritten und einem zehnten Platz wohl unser Erfolgreichster. Es machte sich deutlich bemerkbar, dass wir nun in der "groupe d'argent" ("Silbergruppe") starteten. Außerdem sind wir auch besser gesegelt. Während wir in der ersten Wettfahrt des Tages auf der ersten Kreuz recht gut lagen, haben wir uns an der Luvtonne bei wenig Wind aus vielen Richtungen leider sehr schlecht geschlagen. Das Ergebnis war letztlich der zehnte Platz.
Bei unserer letzten Wettfahrt sind wir besser gestartet; wir haben auch mal richtig reingehalten, ohne jedoch zuviel Abwinde zu bekommen. Auf den Kreuzkursen machte es sich bemerkbar, dass wir mittlerweile durchaus eingespielt waren. Von der Geschwindigkeit her konnten wir mit den vordersten Plätzen absolut mithalten. Letztlich sind wir bei dieser Wettfahrt dritter geworden. Dabei wäre ein besseres Ergebnis durchaus möglich gewesen: Zum Einen haben wir uns mit der Anlegelinie der Luvtonne verschätzt, zum Anderen kamen wir auf den Downwindkursen mit der für uns ungewohnten Situation, vorne weg zu segeln, taktisch nicht wirklich gut zurecht ;)
Nach der Siegerehrung am Samstag haben wir uns am späten Abend wieder in Richtung Heimat aufgemacht und sind gegen sechs Uhr am nächsten Morgen wieder heile in Karlsruhe angekommen.
In der Gesamtplatzierung sind wir auf Platz 26 von 31 gelandet. Wir waren zwar wieder das "beste deutsche Team", allerdings hatten wir uns eigentlich eine bessere Platzierung erhofft. Gut getan hätte uns sicherlich das geplante Regattatraining am Dienstag, das wegen zuviel Wind jedoch abgesagt werden musste. Gerne hätten wir im Anschluss an die Veranstaltung die Regatten nochmal gesegelt. Es ist jedesmal schwierig, sich in ungewohnter Crewzusammensetzung schnell zurechtzufinden. Es dauert einfach ein paar Tage, bis man sich eingesteuert und als Crew gefunden hat.
Insgesamt war es wieder eine gelungene Segelveranstaltung. Die Organisation war, wie immer, super. Obwohl praktisch zwei Tage ausgefallen sind, hat es die Wettfahrtleitung geschafft, 17 Wettfahrten (in drei Tagen) durchzuführen! Das "Drumherum" war ebenfalls Klasse, einem ausländisches Team wird wirklich viel Organisationsaufwand abgenommen. Man hat jederzeit einen hilfsbereiten Ansprechpartner. Das Regattafeld bestand sowohl aus sehr ambitionierten Crews (die ersten Plätze machten die Teams aus Southampton, Lausanne, Plymouth und Nantes unter sich aus) als auch aus Crews, "die nicht jede Woche trainieren können". Anzumerken ist vielleicht, dass das Team, das einen Platz und nur einen Punkt vor uns gelandet ist, damit haderte, dass sie es im Winterhalbjahr auf "nur" vier Trainingsfahrten gebracht haben. Insofern haben wir uns noch achtbar aus der Affäre gezogen.
In diesem Sinne, wir hoffen sehr, dass wir unsere Segelsaisons in den nächsten Jahren weiterhin in Cherbourg eröffnen können!