Seit 1951 ist die RUND UM die bedeutendste Regatta am Bodensee und fester Bestandteil im jährlichen Regatta Kalender. Nachdem der letzte Auftritt der ASK in unserem fast heimischen Gewässer nun schon drei Jahre zurücklag und mit einem 4. und 5. Platz bei der OST-WEST 2006 endete, war es wieder mal an der Zeit auf dem schwäbischen Meer Flagge zu zeigen.
Die Regatta startete Freitag Abends von der Startlinie vor dem Lindauer Yachthafen zur Wendetonne vor Romanshorn, vorbei an Konstanz, hinein in den Überlinger See bis zur Wendetonne vor Überlingen und wieder zurück nach Lindau. Eine Ragatta über ca. 100 km, angesetzt auf ein Zeitlimit von 24 h.
Am Start waren wir mit einer Bavaria 35 match und wurden mit 8 weiteren Bavaria 35 match in einer eigenen Bootsklasse gewertet.
Für die ASK am Start waren Olaf Kaspryk, Dirk Fulle, Oliver Grigat, Fabian Brosig, Olaf Dauber, Astrid Kaspryk, Nils Linge und Hans Ulrich Elsner.
Nachdem ein Vorkommando unser Boot am Dienstag Abend in Gohren (Kressbronn) übernommen hatte und den Mittwoch für erste Trainingsfahrten genutzt hatte, traf der Rest der Crew Mittwoch Abend und Mittwoch Nacht ein.
Donnerstag war ein offizielles Training mit unserem Vercharterer von Speedwave Eberhard Magg angesetzt, einem erfahrenen America`s Cup Segler und dem derzeitigen Technischen Direktor des United Internet Team Germany im America`s Cup, die ebenfalls an der Regatta teilnahmen.
Zunächst stand eine theoretische Einweisung zum Ablauf und Reglement der Regatta auf dem Programm. Dazu kamen dann noch Informationen zu Strömungen und Wetter am Bodensee und einige Tipps zur Strategie und zur Bootsvorbereitung.
Danach folgte ein praktisches Training für alle sechs Bavaria 35 match von Speedwave, die alle für die Regatta gemeldet waren und mit drei weiteren Privatyachten als eigene Bootsklasse gewertet wurden. Während die einzelnen Crews bei ziemlich stürmischer See das Beste aus ihren Booten rauszuholen versuchten, umkreiste Eberhard Mack mit seinem kleinen Schnellboot jeweils die einzelnen Yachten und gab insbesondere Tipps zum Segeltrimm und zum Steuern des Bootes.
Leider sollte uns das Schwerwettertraining für die Regatta nicht sonderlich viel bringen, da bereits in der Nacht zum Freitag, der Wind stark abflaute und das vormittägliche Abschlusstraining bei bestenfalls schwachem Wind ablief. Was dann jedoch den Vorteil hatte, dass wir unser Training mit nahezu perfekt ablaufenden Spi-Manövern abschließen konnten und somit mehr als zuversichtlich gegen Mittag zur Startlinie ausliefen.
Zum Start der Regatta war dann von Wind bedauerlicher Weise gar keine Rede mehr. Aber wie heißt es so schön „eine Regatta gewinnt man in der Flaute“. Bei starkem Wind bringt jede Truppe Fahrt ins Boot, bei Schwachwind kommt es jedoch einmal mehr auf einen perfekten Trimm der Segel an. Hier zeigt sich das wahre Können von Skipper, Taktiker und Trimmer, sowie das reibungslose Ablaufen von Manövern ohne jeglichen Geschwindigkeitsverlust.
Mit unserer Bavaria 35 match dümpelten wir dann zunächst auch zusammen 408 weiteren Booten am Freitag Abend um 19:30 in einer totalen Flaute vor der Startlinie herum und versuchten diese mit alle legalen Mitteln zu überschreiten. Was insbesondere dadurch erschwert wurde, da das Startboot ca. 5 Minuten vor dem Start nochmals ca. 100 m vorzog. Offensichtlich wollte man vermeiden, dass auch nur ein einziger Teilnehmer aufgrund der hohen Dynamik im Feld die Startlinie zu früh überschreitet.
Leider hatten wir uns zu dem Zeitpunkt schon einen strategisch perfekten Startplatz erkämpft, um dann mit Backbord stehendem Groß die Startlinie entlang zu fahren und diese beim Startschuß mit einer Wende zu überqueren. Dieser Platz war am nördlichen Ende der Startlinie genau hinter dem Startschiff, so dass dessen Schraubenstrahl uns leider mehr als 10 m rückwärts durch Starterfeld schob.
Nichts desto trotz konnten wir gegen 19:40 Uhr die Startlinie überfahren und lagen immer noch im ersten Viertel des Startfeldes. Um aber unsere Situation weiter zu komplizieren, denn einfache Sachen sind für eine ASK-Truppe grundsätzlich nichts, kam Dirk, unser Navigator auf die glorreiche Idee unser Navigationsgerät schätzungsweise 50 m nach der Startlinie über Bord zu schmeißen. Dies löste dann nicht nur bei unserem Mastmann Fabian (s.u., rechts) sondern bei der ganzen Truppe eine erhebliche Verwunderung aus und auch unser Skipper Ole schien erstmal so überrascht in Anbetracht der neuen Situation, dass zunächst gar keine Reaktion kam. Nach ca. 15 Sekunden allgemeinem Schweigen kam dann aber doch die klare Ansage das - überraschender Weise schwimmende - Gerät zu bergen.
So wurde dann auch diese Situation, selbstredend mit Bravour, von unserer Truppe gemeistert, indem wir mit unserem über Bord hängenden Vorschiffsmann Oliver mal eben einen Vollkreis mitten im Startfeld hinlegten.
Worin nun bei dieser Aktion der taktische Vorteil liegen sollte, wollte uns Dirk auch im Anschluss nicht wirklich erläutern, aber mit Sicherheit war diese Aktion eines der Party-Highlights für die ganzen VIP`s auf dem Touristen-Dampfer der als Startschiff diente.
In der Folge hielten wir uns auf einem eher nördlichen Kurs und liefen die Tonne vor Romanshorn nicht direkt an. So konnten wir die durch den Rheindurchfluß verursachte Strömung von ca. 0,5 Knoten zunächst ausnutzen. Unsere taktischen Betrachtungen im Vorfeld hatten ergeben, dass bei einer mittleren Bootsgeschwindigkeit unterhalb von 5 Knoten, der damit verbundene längere Weg durch die schiebende Strömung mehr als ausgeglichen wurde. Ab einer mittleren Bootsgeschwindigkeit von 5 Knoten wäre der direkte Weg zwar schneller gewesen, nur erwartete niemand an Bord ernsthaft bei Winden von 3 – 4 Knoten, dass wir selbst bei optimalen Trimm, diese 5 Knoten Fahrt erreichen konnten.
Gegen Mitternacht konnten wir die Tonne vor Romanshorn runden. Zu diesem Zeitpunkt waren noch vier weitere Bavaria 35 match, nahezu gleich auf mit uns. In dieser 5er-Gruppe ging es dann weiter bis zur Tonne Eichhorn vor Konstanz die wir dann gegen 05:00 Uhr morgens runden konnten, immer noch im Feld unserer 4 Bavaria Begleiter.
Die vorletzte zu rundende Tonne bei Eichhorn am Konstanter Trichter erreichten wir am Samstag Morgen gegen 7:00. Auch hier lief wieder ein ganzer Pulk von Booten auf die Tonne zu, was an der Tonne ein größeres Chaos verursachte. Die einzelnen Boote nahmen sich gegenseitig den Wind, was insbesondere wegen der an dieser Stelle ungewöhnlichen Strömung für erhebliche Probleme sorgte. Der Skipper wählte einen Vorfahrtkurs direkt auf das Land zu, um sich aus dem Chaos nahe der Wendemarke herauszuhalten und freien Wind zu erhalten. Nach einer Wende direkt unter Land, konnten wir so eine erhebliche Anzahl an Booten an Steuerbord liegen lassen. Unter anderen segelten wir langsam, aber stetig, an allen restlichen Bavarias vorbei. Im Überlinger See in Richtung zur letzten Wendemarke vor Überlingen kreuzten wir im Takt der aus Westen aufkommenden Windbrisen zusammen mit der Match 35 des SCLFs, die uns tatsächlich noch vor der letzten Marke überholte.
An der Wendemarke vor Überlingen staunte unser Skip Ole nicht schlecht, als er an dieser eine Strömung ausmachte. Er rief: „Ich faß es nicht, da steht ja Strömung wie vor Cowes!". Tatsächlich stand eine Strömung parallel in Richtung Sipplingen. Aufgrund dieser Tatsache wählte Ole den südlichen Ausgang des Überlinger Sees Richtung Insel Mainau. Während dessen die Konkurrenz -zwar mit stehenden Spis- unter Land bei Überlingen aufgrund der Gegenströmung fast keinen Meter Boden gut machte, dümpelten wir ganz langsam Richtung Insel Mainau wo dann tatsächlich in der Mittagszeit etwas Wind aufkam.
In der Folgezeit gelang es unserer Crew sich zunehmend von den Wettbewerbern abzusetzen und die Führung weiter auszubauen. Diese Führung konnten wir bis zum Mittag gegen vier Uhr halten und wir waren uns unserem Sieg schon sicher. Doch dann liefen wir bei schwachen Windverhältnissen bei Meersburg in ein typisches Flautenloch. Unser Hauptkonkurrent konnte dagegen von achtern kommend in einem Windfeld ca. 200 m von uns entfernt doch noch an uns vorbeiziehen, ohne das wir etwas entgegensetzen konnten. Wir hatten uns zu früh gefreut!
Mit gemeinsamen Anstrengungen und Trimmversuchen, die die letzten „Bremsen“ der Match lösten, versuchten wir dann wieder unter Land die wenigen Windbrisen unter Spi einzufangen und wurden am Ende mit einem steten Wind aus West belohnt. Währenddessen andere Yachten schon längst aufgegeben hatten, glaubten wir immer noch fest daran, dass wir im Zeitlimit über die Ziellinie kommen könnten. Als wir allerdings immer näher an Lindau herankamen, und den Glockenturm schon gut vor der Hafeneinfahrt sahen, erkannten wir, dass das verbliebene Zeitfenster zuging, zumal Yachten direkt vor der Ziellinie in einem Flautenloch dümpelten. Die Spannung an Bord stieg an und die Mannschaft gab ihr bestes. Kurz vor dem Ziel wurde, nachdem der Wind aus dem Rheintal auffrischte, nochmals der Spi gesetzt und unter großem Beifall der am Ufer stehenden Zuschauer überquerten wir nach 23:58:50 h als letztes gezeitete Boot die Ziellinie vor Lindau und sicherten uns damit den 2. Platz in der Wertung der Bavaria 35 match. Der Jubel an Bord war unbeschreiblich! Ein Außenstehender hätte meinen können, dass wir das Blaue Band gewonnen hätten. Doch wer kann schon von sich behaupten, über knapp 24 Stunden sein Timing fast auf die Sekunde genau eingehalten zu haben.
Von insgesamt 408 gestarteten Booten erreichten lediglich 122 Boote das Ziel innerhalb des zulässigen Zeitlimits von 24 Stunden. Nach Yardstick ersegelten wir den 88. Platz von 298 Yachten der großen Bahn auf der alle Profisegel eingerechnet sind.
Text: Olaf Dauber
Crew der ASK-Bavaria, 14.06.2009
v. l.: Dirk Fulle, Skipper Olaf Kaspryk, Fabian Brosig, Oliver Grigat, Nils Linge, Olaf Dauber (nicht im Bild Astrid Kaspryk und Hans Ulrich Elsner)