Valencia - Ankunft am Montag

Montagmorgen vier Uhr, zu dieser absolut unchristlichen und für einen akademischen Verein völlig unakzeptablen Zeit, brechen Friedbert, Martin, Claus und Johannes von Karlsruhe nach Valencia auf. Gegen 11.30Uhr treffen sie in Valencia ein, übernehmen das Mietauto, ein Citroen Berlingo (von dem später noch berichtet wird) und fahren gen Hafen des „Real Club Nautico de Valencia“ RCNV. (Wer etwas auf sich hält in Spanien, hat den königlichen Namenszusatz Real) Sie treffen dort in der Mittagspause Esteban, den Eigner unseres Bootes, der „Estrella Azul“ und bekommen von ihm auch gleich die Bootsschlüssel, sowie eine kurze Einweisung.

Die „Estrella Azul“ beim Ablegen (Foto Esteban)

Die eigentliche Bootsübergabe findet dann allerdings erst später am Abend statt. Der erste Überblick zeigte, dass das Bot wirklich sehr „regattamäßig“ ausgestattet war. So gab es nur Kunststoffgeschirr und kurzerhand wurden richtige Glasgläser als universal Trink- und Kaffeebecher auf die Einkaufsliste gesetzt.

Es folgt das obligatorische Einkaufen. Zum Glück haben wir vorher beschlossen für die ganze Woche einen Mietwagen zu nehmen, denn der Hafen liegt weit ab der Zivilisation und auch vom Hafenzentrum (Capitainerie, Duschen etc.) bis zu unserem Bootssteg wäre es zu Fuss ein langer Marsch geworden. Es ist zwar dekadent, aber wir beschließen mit dem Auto zum Duschen zu fahren.

Rainer und Rüdiger treffen ein

Gegen fünf trifft dann der zweite Teil der Crew (Rüdiger und Rainer) ein. Wir beladen gerade das Boot mit all unseren Einkäufen. Unglaublich was man für eine Woche alles braucht.

Gegen sechs Uhr ist der Großteil verstaut und wir sitzen an Deck, genießen die spanische Abendsonne, trinken ein lauwarmes Bier (mehr schaffte der Kühlschrank bis dahin nicht) und warten auf Esteban zur Bootsübergabe. Gegen sieben Uhr trifft Esteban ein und übergibt Friedbert in aller Gründlichkeit das Boot.

Nachts um elf werden dann noch Frank und Felix von Friedbert und Claus abgeholt, die auf dem Weg zum Flughafen noch verzweifelt einen Kaffeefilter im größten Kaufhaus Valencias suchen. Kaum zu glauben, ein normaler Trichter muss herhalten, da im ganzen Kaufhaus keine Kaffeefiltereinsätze zu finden waren. Nachdem die Crew nun komplett ist, beziehen wir unsere Kojen, trinken noch ein letztes Bier und gehen schlafen.

Der Dreck muss weg

Dienstag - Erster Segeltag

Am Dienstagmorgen nach dem Frühstück ist zunächst mal Arbeit angesagt. Das Boot muss regattatauglich gemacht werden. Also alles kontrollieren, abtapen, und vor allem Alles von Bord, was nicht gebraucht wird und mehr als 50g wiegt. Was folgt ist eine wahre Orgie in Schiffsdemontage. Die Backskisten werden ausgebaut (den Platz braucht man dringend in der Plicht) und auf den Steg gestellt (lt. Angabe von Esteban ist der Hafen sehr sicher und es kommt nichts weg, so dass wir die Teile problemlos auf dem Steg stehen lassen konnten, zum Glück), den schweren Zweitanker samt Kette im Hafenbecken versenkt, die Ankerwinsch demontiert,...

Die Ankerwinsch muss raus

 

Der Bugbeschlag muss auch weg

Die Phantasie einzelner Crewmitglieder kennt keine Grenzen, manch Einer wächst regelrecht über sich hinaus. Der Herd darf nur deshalb an Bord bleiben, weil die Montageschrauben nicht sofort gefunden werden, und uns dann auch noch einfällt, dass der Herd ja im Meßbrief dokumentiert ist, er darf also bleiben.

Jetzt noch der Umgang mit den Segeln. Wir haben hier eine Regattayacht ohne Rollvorsegel. Wie damit richtig umzugehen ist muss erst gelernt werden.

Wie wird ein Segel gelegt?

Als letztes vor dem Auslaufen die obligatorische Sicherheitseinweisung.

Die obligatorische Sicherheitseinweisung

Ein Vorteil für uns ist, dass in Valencia der Wind erst gegen Mittag richtig einsetzt. Am frühen Nachmittag laufen wir dann aus und setzten zum ersten Mal die Segel, noch nicht die guten Regattasegel, die bekommen wir erst am Freitag.

Segel gesetzt, Rasmus nicht vergessen

Das Boot macht einen sehr guten Eindruck und segelt sich phantastisch, schnell, agil, wendig, springt sofort an.

Vorbereitung zum Spinnakersegeln: Wie die Spischoten am Spibaum verknoten?

Am Abend steuern wir den zweiten Hafen Valencias an. Wir liegen in der Marina Juan Carlos I, die mitten im „Port America’s Cup“ liegt, in dem auch die America’s Cupper liegen. Von dort zur City ist es zwar näher als vom RCNV aber immer noch weit genug.

Die ASK im Port of Americas Cup

 

Auch schon beim Training, gleich nach dem Festmachen immer die Segel kontrollieren und für den nächsten Tag legen.

Die Trainingstage Mittwoch und Donnerstag

Am Mittwoch und Donnerstag optimieren wir weiter das Boot, besetzen die Positionen zur Regatta und üben, üben, üben die Mannöver, allen voran natürlich Spi-Setzten, Spi-Bergen und Shiften.

Klar zum Spi setzen. Frank unterstützt (noch) die Vorschiffscrew.

Lass ihn fliegen.

Das erste mal los… und wieder einhängen, noch läuft es nicht ganz optimal, aber bald!

Johannes auf seinem Vorschiff bei einer kurzen Pause. - Trockentraining nach dem Anleger. Hier werden die Manöver noch einmal besprochen.

Abends sind wir jeweils im Hafen des Americas Cup und essen in diversen Tapas Bars. Am Donnerstagabend bringt Esteban dann auch unsere Regattasegel, eine G1, eine G2, eine nagelneue G3 sowie das Kevlar-Großsegel. Er hilft uns noch die ganzen Latten einzusetzen und gibt uns noch weitere Tipps. Danach führt uns Esteban, der uns jeden Abend besucht und hilft alle Schwierigkeiten zu meistern, in eine exzellente Tapas-Bar, zwar etwas teurer aber von hervorragender Qualität. Besonders der luftgetrocknete Schinken der Schwarzen Schweine Spaniens hat es uns angetan.

Esteban bestellt die Leckereien...hmmm

Freitag - Frischer Wind in neuen Segeln

Am Freitagmorgen geht es früh los, schließlich müssen wir die Segel alle ausprobieren, Schotführung, Holepunkte markieren, etc. Bei der Ausfahrt merken wir schnell, dass diesmal die Windvorhersage nicht stimmt. So können wir erstmal die G1 nicht setzen, da für dieses Segel zu viel Wind ist. Die Mastnut für das Großsegel wird beim Setzen des Großsegels geschmiert. Es läuft aber immer noch sehr schlecht.

Nachdem das Großsegel erstmal grob eingetrimmt ist sehen wir beim Setzen an der G2 einen ca 20cm langen Riss etwa 1m oberhalb des Halses am Vorliek. Da wir das Segel für die Regatta brauchen gehen wir kein Risiko ein und bergen es gleich wieder. Friedbert ruft sofort Esteban an (Handys können auch nützlich sein) und vereinbart mit ihm, dass wir das Segel zum Segelmacher beim RCNV bringen. Also schnellstens in den anderen Hafen und das Segel abgeben. 

Wir laufen wieder aus, der Wind hat inzwischen weiter aufgefrischt und bläst mit ca. 20kn. Das Großsegel läuft trotz guter Schmierung immer noch sehr schwer in der Nut. Da müssen wir nochmals schmieren.

Wir setzen die G3, lt. Esteban ein nagelneues Segel, das noch nie benutzt wurde. Alles funktioniert perfekt, das Segel steht und wir gleiten am Wind durch die Wellen vor Valencia, was kann schöner sein.

Die G3 wird gesetzt und eingetrimmt.

Plötzlich aus heiterem Himmel ein Knall und das Vorsegel flattert komplett im Wind. Nach einer kurzen Schrecksekunde und der Kontrolle, dass auch noch alle am Bord sind, fallen wir sofort ab und bergen die Genua. Was ist passiert? Der Stahlring am Hals des Segels ist gebrochen, und das bei einem neuen Segel!

Aufgebogener Stahlring am Segelhals

Die Analyse zeigt, dass der Ring extrem mangelhaft verschweißt war. Friedbert greift wieder zum Handy um Esteban anzurufen...

Als Esteban am Abend das Malheur sieht, ist er richtig sauer auf seinen Segelmacher (in dessen Haut möchte keiner von uns stecken). Beim Bergen der Genua killt auch das Groß geraume Zeit und nimmt dadurch ebenfalls Schaden. 3 der 4 Lattentaschen sind ausgerissen. Aber kein Problem für Esteban, er rückt mit Flickzeug an, und gemeinsam mit Friedbert repariert er bis lange nach Mitternacht das Groß.

Esteban und Friedbert bei der mitternächtlichen Segelreparatur - Abendessen als Mitternachtsimbiss

Die Regatten - Samstag und Sonntag

Am Samstag folgt dann die erste Regatta. Bedingt durch die Windbedingungen und Schäden am Vortag konnten wir die Segel nicht so testen wie wir das eigentlich wollten.

Frühstück im Clubhaus - Esteban erklärt uns die nur in spanisch erhältliche Ausschreibung

Regattavorbereitungen und Ausfahrt zur ersten Regatta

Vor dem Start wissen wir noch immer nicht die Holepunkt der Vorsegel, das kann ja heiter werden. Dann die halbe Stunde vor dem Start, der Wind wird mal stärker mal schwächer und da ist sie wieder, die immer wiederkehrende Frage des Regattaseglers: „Welche Segel ziehen wir hoch?“ Da er die ganze Zeit nicht über 10kn anstieg, setzen wir erst die G1 und trimmen sie ein. Der Wind wird aber zwar langsam aber dafür kontinuierlich stärker, so dass wir auf die G2 wechseln und das Segel gerade noch rechtzeitig vor dem Start eintrimmen können. Wie sich noch herausstellen wird, war das die absolut richtige Entscheidung. 

Der Kurs ist ein Dreieck mit ca 2sm Schenkellänge. Gestartet werden alle drei Klassen gemeinsam, so dass der Start richtig interessant wird. Den Start erwischen wir bombig, wir gehen im ersten Drittel des Feldes über die Startlinie. 

Kurz vor dem ersten Start, jetzt geht es gleich los, volle Fahrt aufnehmen.

Kurz nach dem Start mit freien Wind auf die erste Kreuz

Dann die Kreuz zur Luvtonne, alles klappt perfekt, jede Wende sitzt und wir schaffen locker die Geschwindigkeitswerte laut Polardiagramm. Nach der Luvtonne verschenken wir dann ein paar Sekunden bis wir den Spi oben haben, danach läufts aber wieder wie geschmiert. Am Abend waren wir zuerst noch dritter. Aber Ricardo Schuller Ramos von der „Carmen 6“, ein in Spanien sehr bekannter Segler und Mini Transat Teilnehmer, hat wegen falschen Zeiten gegen die Wettfahrtleitung protestiert.

Der vierte Platz von 14 Teilnehmern ist das Ergebnis. Wir haben jeweils ca. eine Minute Abstand zum Drittplatzierten als auch zum Fünftplatzierten und sind hochzufrieden.

Am Abend fahren wir dann wieder alle im Berlingo in die Stadt, ja alle 8. Das geht!!, drei sitzen vorne, vier hinten auf der Rückbank und der Achte legt sich quer auf die Oberschenkel der Vier auf der Rückbank. Warum musste sich eigentlich immer der Schwerste bzw. der mit den kantigsten Beckenknochen querlegen???

Auslaufen am Sonntag (Foto von Esteban)

Im Vorhafen (Foto von Esteban)

Am Sonntag vor dem Start dann das gleiche Spiel wie am Samstag, welches Segel setzen wir. Der Wind war im Grenzbereich und sollte eigentlich weiter zunehmen. Also die G2 rauf und eintrimmen. Während der Trimmfahrt nimmt der Wind aber nicht zu, sondern ab! Schnell auf die G1 gewechselt, eingetrimmt und Holepunkte ermittelt. Wie sich im Laufe der Regatta herausstellt, wieder die richtige Entscheidung. 

Dies Alles kurz vor dem Start. Dadurch wird es allerdings richtig eng, noch rechtzeitig zur Startlinie zu kommen. Die Kommunikation ist nicht gerade einfach, an Bord spricht niemand spanisch und der Rest incl. Regattaleitung spricht nur spanisch. Wir müssen also mit Motor Richtung Startlinie fahren. Rechtzeitig stellen wir den Motor ab und segeln zur Startlinie, die wir dann auch punktgenau treffen. So richtig schön in die Linie reinmogeln, den Platz verteidigen und dann eine schnelle Halse, Fahrt aufnehmen und quasi mit dem Startsignal bei voller Fahrt und freien Wind über die Linie. Ein Traumstart.

Kurz vor dem zweiten Start: Das ist der richtige Weg.

Auf zur ersten Kreuz

Der Kurs ist diesmal ein Up-and-Down, der fünfmal zu befahren ist (3 Ups, 2 Downs). Heute klappt alles noch besser als am Samstag, auch die Spi-Manöver funktionieren reibungslos. Der Lauf war recht unspektakulär, alles funktionierte einfach, der dritte Platz war der Lohn unserer Mühen.

Der kommt in unsere Abdeckung … und muss hinten durch

Die UPV geht nach rechts - Auch auf der Granell wird ständig nachgetrimmt

An der ersten Tonne - und kurz danach: die Granell unter Spi

Verfolger unter Spi

Die neue First 40 aus der großen Klasse geht erst kurz vor uns über die Ziellinie.

In der Klassenwertung belegten wir damit den vierten Platz (punktgleich mit dem Dritten) von 14 Teilnehmern, leider knapp an einem Pokal vorbei. 

Das Ergebnis in der Gesamtwertung über alle drei Klassen ist mit dem achten Platz, wiederum punktgleich mit dem Siebten, von 39 Yachten auch nicht schlecht.

Was folgt ist die Siegerehrung, ein letzter Barbesuch, Schlafen, und ach ja, alles wieder einbauen was wir vorher ausgebaut haben.

Für die Copa können wir resümieren, dass wir ein sehr gutes Boot gechartert haben und, was noch viel wichtiger ist, in Esteban einen äußerst zuverlässigen und kompetenten Partner zu haben, der uns auch in Palma unterstützen wird.

Bilder vom Versanstalter: 

www.ignaciobaixauli.com/search/label/Trofeo%20UPV

Die Crew

Ja, das mit der Mitgliedernachfrage! Nicht das erste Mal in der ASK, dass die Nachfrage enorm, die Anmeldungen aber sehr schleppend erfolgten. Letztendlich hat sich aber genau die vorgesehene Crewkonstellation aus vier erfahrenen und vier Regatta- bzw. Clubneulingen zusammengefunden.

Unsere Valencia Crew: (vl.nr.) Martin, Claus, Rüdiger, Johannes, Felix, Friedbert, Rainer und Frank

Kernziel war es, in der Trainingsphase ein schlagkräftiges Regattateam zu formen. Dabei geben die „Alten Hasen“ gezielt ihr Wissen an die „Neuen“ weiter. Dass das Regattasegeln ein Teamsport ist wurde schon in der Vorbereitungszeit sowie Vortreffen klar. Jeder bekam seinen Job, wie z.B. Mietwagenangebote einholen usw., der abgearbeitet wurde.

Als einziger Vertreter unserer studentischen Mitglieder ist Johannes Heck an Bord. Er ist unser jüngstes Crewmitglied und hat bisher nur eine Woche ASK Flottille als Segelerfahrung, ist aber von der Konstellation und Einstellung der geborene Vorschiffsmann. Und, wir haben ja unser Training vor der Regatta!

Johannes am Steuer

Rüdiger Bender hat genauso wie Claus Hanebeck den SKS Schein und Erfahrung bei einigen Fahrtensegeltörns. Beide wollen nun auch mal das sportliche Segeln kennenlernen.

Rüdiger, schon beim Training mit vollem Einsatz.

 

Claus beim Training

Martin Willumat trat extra wegen unserem Regattaangebot in die ASK ein. Er hat bereits Regattaerfahrung und kennt auch unsere Yacht und den Eigner

Auch Martin freut sich

Und die Copa-Teilnehmer

Felix Meermann ist ein altgedienter ASK Regattasegler sowie unser „Bordfotograf“. Felix verbreitet auch immer gute Laune.

Felix unser Strahlemann

Frank Hofmann ist auch ein alter ASK Regattasegler, dem es nach einigen Jahren Regattapause wieder juckt, Regatten zu fahren

Frank beim Trimmen der Genua

Rainer Badent unser Virtuose am Klavier (Pitt) und mit Überblick bei allen Manövern

Rainer bei der Arbeit (schwarz auf weiß)

Friedbert Mathes ein alter Hase als Regattaskipper und früher langjähriger Vorsitzender der ASK.

Friedbert hält den Kahn auf Kurs

Datum: 19.05.09 - 26.05.09
Revier: Valencia
Skipper: Friedbert
Boot: First 40.1
Crewstärke: 8
Start- & Zielhafen: Real Club Nautico de Valencia
Typ: Up & Down
Beste ASK-Platzierung: 8 von 39
Klasse: Fortgeschritten
Projektleiter: Friedbert