Le petit Tour de Corse a la Viole 2002
Die Crew der Buchon: Friedbert Mathes (Skipper), Felix Schulz (Co-Skipper, Großtrimm, Gesamttrimm), Wolfgang Kürner (Navigation, Klavier), Dirk Fulle (Genua- und Spinnakertrimm), Markus Schlun (Mast), Dominic Buchholz (Vorschiff), Rainer Schneider (Rücküberführung)
Auch in diesem Jahr war die Teilnahme einer ASK Crew bei der Tour de Corse Ehrensache, insbesondere da der 2001 gewonnene Beneteau Cup verteidigt werden mußte. Und so traf sich die wackere Crew am Abend des 11. Oktober an der Uni Karlsruhe. Wir warteten auf die Teilnehmer des Regattatrainings, deren Kleinbus wir übernehmen und in Bandol wieder abgeben wollten.
Da die Sitze in dem Kleinbus ziemich unbequem waren, kamen wir (fast) ohne Schlaf am frühen morgen an der Cote d’Azur an. Zur Bootsübernahme war es noch zu früh, aber zum Glück öffneten gerade die ersten Cafes, so dass bei Croissant, Pain au Chocolat und Cafe au Lait so langsam Urlaubsstimmung aufkam.
Anschließend suchten wir unser Boot. Die Bouchon (= Korken) ist eine sechs Monate alte First 36.7 mit Regattaaustattung. Die Übergabe mit dem etwas ängstlichen Eigner dauerte sehr lange, so dass wir beschlossen, an diesem Tage nicht mehr auszulaufen. Außerdem waren wir doch nach der schlaflosen Nacht sehr müde und wollten nicht gleich mit der uns unbekannten Yacht bei angekündigter Windstärke 6-7 auslaufen. Es sollte nicht der letzte Tag mit Starkwind werden. Nach dieser Entscheidung war der Eigner etwas erleichtert und machte sich mit etwas weniger Sorgen auf den Heimweg.
Die "Buchon" (First 36.7) im Hafen von Bandol |
Der nächste Morgen wurde dann mit den letzten Vorbereitungen zur Überführung verbracht. Am frühen Nachmittag liefen wir aus, setzten schon in der Bucht von Bandol die Segel und nahmen Kurs auf Bonifacio. Schon bald merkten wir, was in der First 36.7 steckte. Bei 25 kn Wind aus westlichen Richtungen, d.h. Halbwind bzw. Raumschotskursen machten wir teilweise 10 kn Fahrt und das mit gerefften Überführungssegeln sowie einem bis zum Rand beladenen Boot.
Der Wind nahm dann aber nachts stetig ab und morgens erwartete uns schönstes Segelwetter mit Sonnenschein und 10-15 kn Wind aus West bis Südwest. Da bot es sich geradezu an die Spinnaker zu setzen und ein wenig zu trainieren. Kurz nach Sonnenuntergang sahen wir dann die ersten Lichter von Korsika, aber es sollte noch bis 3 Uhr morgens dauern bis wir anlegten, ein Bierchen tranken und dann totmüde in die Koje fielen.
Am späten Vormittag wachten wir dann nacheinander auf und machten uns gleich wieder an die Arbeit. Wir mussten das Boot klar für die Regatta machen, d.h. alle unnötigen Dinge von Bord schaffen, Regattasegel vermessen lassen, Rollanlage abbauen usw. Den letzten Tag vor der Regatta wollten wir dann zum Training nutzen. Glücklicherweise waren nur leichte Winde, so dass wir in der Strasse von Bonifacio in aller Ruhe den Feintrimm einstellen, alle Segel ausprobieren und nochmals alle Manöver trainieren konnten. Dies sollte bis auf weiteres der letzte Tag mit leichten Winden sein. Am Abend fand dann die traditionelle Party im Cafe de la Poste statt, auf der abgestimmt wird, ob mit oder gegen den Uhrzeigersinn um Korsika herumgesegelt wird. Nach kurzer Absprache stimmt Friedbert dafür, gegen den Uhrzeigersinn zu segeln, da für den nächsten Tag starke Westwinde angkündigt sind und wir nicht heiß darauf waren, gleich im Legerwall an der korsischen Westküste entlang zu segeln. Ausserdem gaben wir auf der Party den Beneteau Cup wieder ab, den die Crew im vorigen Jahr gewonnen hatte und den wir nun gegen zwei weitere First 36.7 und drei First 40.7 (darunter die gute alte Koyote again, unser Boot vom letzten Jahr) verteidigen wollten.
Die Regattacrew: Dirk, Dominic, Felix, Markus, Friedbert und Wolfgang (v.l.) |
Traditionell am Donnerstag sollte dann der Start der Tour de Corse a la Viole 2002 sein. Aber nachdem wir die letzten Vorbereitungen abgeschlossen hatten, wurde der Start aufgrund der Wetterbedingungen am Cap Corse von 12 Uhr auf 18 Uhr verschoben. Mehr Informationen wurden auf der Skipperversammlung um 2 Uhr erwartet, doch hier platzt die Bombe: die Tour de Corse 2002 wird als Regatta rund Korsika abgesagt. Stattdessen soll am nächsten Vormittag eine verkürzte Regatta entlang der korsischen Ostküste zu einer Wendemarke vor Bastia gestartet werden.
Insbesondere unsere korsischen Freunde von der Cafe de la Poste sind stocksauer. Sie hatten für viel Geld eine schwedische Maxi-Yacht Matrisse gechartert, um den Rekord für die schnellste Korsika Umrundung zu brechen.
Wir und viele andere Crews nutzen den „freien“ Nachmittag zum Trainieren. Jetzt segeln wir die Bouchon zum ersten Mal mit Regattasegeln unter Starkwindbedingungen von 25 kn. Mit der Solent als Vorsegel müssen wir das Grosssegel ins dritte Reff holen, um die First 36.7 in den Griff zu bekommen. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre fragten sich einige, was bei 35 kn oder mehr gemacht werden sollte. Nachts messen wir im geschützten Hafen von Bonifacio zwischen 30 und 35 kn und irgendwie sind wir doch ganz froh jetzt nicht da draussen zu sein.
Am nächsten Morgen war wiederum eine Skipperversammlung angesetzt, auf der die Regatta abermals verschoben wurde. Jetzt sollten am Samstag nur noch zwei Schleifen um eine Wendemarke vor Porte Vecchio gesegelt werden. Mit einer Tour de Corse hatte das nichts mehr zu tun. Dafür hatten wir nun doch noch einen Tag Zeit, um uns in Bonifacio umzuschauen.
Samstag, 10 Uhr: endlich Start der Regatta vor Bonifacio. Und um es auf den Punkt zu bringen: der Start unter Spinnaker ist nicht gerade unsere Stärke, wir überqueren als letztes von 24 Booten die Startlinie. Allerdings setzten einige Boote keinen Spi und wir machen Boden sofort gut. Ausserdem bleibt auf dem Vorwindkurs der Abstand zu gleichwertigen Booten konstant. Nach der Umrundung von Lavezzi bergen wir den Spi und segeln mit Genua auf Halbwindkurs Richtung Porte Vecchio. Dies erweist sich als goldrichtige Entscheidung, da einige Yachten zunächst mit Spi auf diesem sehr spitzen Kurz segeln, aber dann Probleme bekommen und nach und nach den Spi bergen müssen. Wir gewinnen weiter an Boden und überholen einige Boote. Kurz vor der Wendemarke dreht der Wind dann auf Südwest und einige Boote setzen wieder den Spinnaker. Da wir schon kurz vor der Wendemarke sind, entscheiden wir uns weiter mit Genua zu segeln. Das ist diesmal die falsche Entscheidung und wir verlieren bis zur Wendemarke vor Porte Vecchio wieder an Boden. Auf dem folgenden Amwindkurs frischt der Wind wieder auf und wir wechseln zur Solent. Gegen 6 Uhr umrunden wir die Wendemarke vor Bonifacio und beginnen unsere zweite Schleife. Da wir kurz zuvor beobachtet haben, dass einige Boote mit Spinnaker starke Schwierigkeiten haben, segeln wir auf dem Vorwindkurs weiter mit Solent. Diesmal ist unsere vorsichtige Taktik wiederum goldrichtig und wir beobachten sogar, dass einige Boote aufgeben. Auf der Faster Koyote Too, einer Corel 45 verletzt sich ein Besatzungsmitglied und muss vom Seenotrettungskreuzer geborgen werden. Der Wind nimmt bis Lavezzi immer weiter zu und erreicht in Böen 42 kn. Wir bergen das Grosssegel und umrunden nur mit der Solent Lavezzi. Geschafft, danach wird es schlagartig ruhiger und wir setzen auf Halbwindkurs für kurze Zeit sogar den Spinnaker. Nach der zweiten Umrundung der Wendemarke vor Porte Vecchio gibt es nur noch ein Ziel: zurück nach Bonifacio. Und kurz vor Mitternacht überqueren wir dann tatsächlich die Ziellinie, nachdem wir zuvor noch zwei Boote hinter uns gelassen haben. Im Hafen werden wir von Guy begrüßt und zur Fischsuppe in sein Cyber Cafe eingeladen.
Am Sonntag warten wir gespannt auf die korrigierten Ergebnisse. Wir sind 16. von 24 gestarteten Yachten geworden und haben eine First 40.7 hinter uns gelassen. Da die Regatta nicht rund Korsika gesegelt wurde, gibt es keinen Gewinner für den Benetteau Cup und wir nehmen die Trophäe wieder mit. Auf ein Neues in 2003.
Den Montag nach der Regatta lassen wir ruhig angehen. Wolfgang verlässt die Crew und fliegt zurück nach Deutschland. Am späten Nachmittag kommt Rainer nach einer langen Odyssee in Bonifacio an. Wir haben inschwischen die First klar für die Rücküberführung gemacht, so dass wir um 20 Uhr mit Ziel Cote d’Azur auslaufen. Zuerst segeln wir auf Vorwindkurs, aber im Laufe der Nacht und am Vormittag dreht der Wind auf südwestliche Richtungen und nimmt stetig zu. Wir reffen die Segel immer weiter und machen trotzdem auf dem Halbwindkurs über 9 kn Fahrt mit der Buchon. Als wir dann gegen Mittag über 35 kn Wind haben, bergen wir schließlich das Großsegel. Da sich nach fast 12 Stunden Sturm die See immer höher auftürmt, wird die Fahrt immer ungemütlicher. Ziemlich erschöpft beschliessen wir Porquerolles anzulaufen und legen dort gegen 23 Uhr an. Die 240 sm haben wir in rekordverdächtigen 27 Stunden zurückgelegt. Wir sind aber völlig erschöpft und beschließen am Mittwoch auf Porquerolles zu bleiben und uns von der Überführung zu erholen.
Die letzte Etappe sollte uns am Donnerstag von Porquerolles durch die Bucht von Toulon nach Bandol unserem Ausgangshafen führen. Natürlich blässt es mal wieder ordentlich, aber 25 kn können uns nicht mehr erschüttern und wir kreuzen tapfer gegen den Westwind an. In der Bucht vor Toulon liegt gerade ein französischer Flugzeugträger, so dass uns zur Unterhaltung ein Manöver mit vielen Starts und Landungen geboten wird.
Sturm auf der Rücküberführung |
Am letzten Tag war nicht mehr an Segeln zu denken. Vor der Rückgabe muss das Boot noch gereinigt werden. Ausserdem bekommen wir leider nicht den gewünschten Bus für die Rückfahrt, daher fahren Markus und Felix mit der Bahn zurück. Rainer, Dominic, Friebert und Dirk quetschen sich mit dem ganzen Gepäck einschließlich der berühmten Zargeskiste in einen Passat. Nichtmal einen Kombi haben wir bekommen.
Gegen vier Uhr in der Nacht sind wir zurück in Karlsruhe.
Es stürmt mal wieder. Orkan Janett tobt über Deutschland. Was soll’s?