Geschlagene Ritter
Heute ein König! .....nein, es geht dieses Mal ausnahmsweise nicht um Bier (oder besser nicht nur). Wir hatten uns zum zweiten Mal die Königsregatta zum Ziel gemacht.
Während der Anmelde- bzw. Auswahlphase zitterten wir bis zum Schluss und Olaf, unser spanischsprechender Charmeur, gab sein Bestes, so dass wir auch dieses Jahr bei dieser hochkarätigen Regatta teilnehmen konnten.
Es konnte also losgehen. Was letztes Jahr noch als tollkühner Sprung in unbekannte Gewässer begann, wurde dieses Jahr in deutscher Manier perfektioniert und optimiert: Besseres Boot und Segel, besseres Equipment und Bastelausrüstung, bessere Organisation (Hotel, Frühstück) und bessere Crew (wir hatten halt seit letztem Jahr einiges dazugelernt).
Letztes Jahr als Greenhorns wurden wir noch als Partyboot betitelt, dieses Jahr jedoch wollten wir noch ein paar Crews mehr ärgern.
Die Überfahrt fing mit viel Getöse an (Mistral in der Bucht von Hyerès) und endete in einer Motorbootfahrt. Ganze drei Tage Flaute, dröhnende Ohren und vollgeschlagene Bäuche. Aus lauter Langweile machten wir drei Sternenköchen Konkurrenz.
à Bild vom Steg mit vielen Leuten
Endlich in Palma angekommen, traf auch unsere Crewverstärkung ein. So konnten wir dieses Jahr zehn Mann / Frau hoch alle Positionen voll besetzen. Bevor wir allerdings mit dem eigentlichen Training anfangen konnten, mussten wir noch die eine oder andere Hürde überwinden. Dazu gehörte neben einer nächtlichen IMS-Vermessung, eine Bootsrumpfreinigung, tagelanges Abtapen von Klampen, Reparieren von stehendem sowie laufendem Gut und schließlich auch die Entrümpelung unserer Yacht, der „K-Yote Again“, einer First 40.7. Wie ein kleiner Ameisenstaat wuselte es an Bord und bevor es eigentlich so richtig los ging, floss schon literweise Schweiß und Sonnencreme!
-> 2 Bilder von der Segelvermessung an Land und zu Wasser
Die Regattaorganisation war gewohnt perfekt. Wir konnten dieses Jahr am selben Steg, wie im letzten Jahr liegen, neben einer Armada anderer First 40.7 und den neuen IMX-40 Yachten. Der Andrang auf die diesjährige Copa del Rey war enorm. Fast 30 Yachten standen auf der Warteliste. Wir konnten stolz darauf sein, dieses Jahr wieder dabei zu sein. Später erfuhren wir den Grund für den Andrang: Zwei Wochen vor der Copa wurde die IMS Weltmeisterschaft in Valencia ausgetragen, anschließend an die Copa wurde vor Palma die IMS 50 Meisterschaft ausgetragen. Da sich nun alle führende IMS-Yachten in Palma befanden, konkurrierten wir direkt mit Weltmeistern!
Will man mit den führenden IMS-Yachten der Welt auf hohem Niveau segeln, ist die Copa einfach eine Pflichtveranstaltung. Die führende Yachtzeitschrift schreibt dazu in ihrer Ausgabe am 29.08.01: „Für eine Teilnahme an der Regattawoche muss man sich allerdings bewerben. Die Zulassung kommt fast einem Ritterschlag gleich, denn beide Startfelder der Klassen A und B sind hochkarätig besetzt und in der Größe beschränkt. Kleinere oder ältere Schiffe sind kaum noch dabei“.
Leider übertrug sich die starke Konkurrenz auch auf die Stimmung des ganzen Regattafeldes. Bei keiner anderen Copa zuvor wurde schon im Vorfeld so häufig protestiert, denn eine vorteilhafte Vermessung kann entscheidend sein. Der Druck, eine gute Platzierung einzufahren, war ständig zu spüren. Auch wir wollten unser Können unter Beweis stellen. Dieses Jahr hatten wir ja auch die deutschsprachige Presse auf Mallorca auf uns aufmerksam gemacht. Das Inselradio strahlte ein Interview mit der Crew aus Karlsruhe aus und im wöchentlichen Mallorcamagazin konnten wir lesen, wer aus unserem Team sich bei einem Platz unter den ersten dreißig eine Glatze schneiden lässt.
Unser Team bestand dieses Jahr aus drei Damen (Anke Rademacher, Astrid Reich und Cila) sowie aus sieben weiteren Mitstreitern (Friedbert Mathes, Niels Linge, Lars Ehrmlich, Martin Kramp, Ekkehard Krämer, Dirk Fulle und der Skipper Olaf Kaspryk).
à Bild von unserem Team
Erster Regattatag, die Spannung steigt...alles noch einmal kontrollieren; alle Vorschriften eingehalten? Wirklich alles unnötige von Bord? Vor uns müssen noch die Großen in der Klasse A starten. Also alle über 47 Fuß, insgesamt 54 Boote darunter auch die Yacht von seiner Majestät Juan Carlos. Ob sein Sohn ihn auf der “CAM“ dieses Jahr schlagen kann? Wie üblich einige Fehlstarts, aber nun endlich kann es auch bei uns losgehen.
à gescantes Bild vom Start, von oben gesehen von der „Yacht“ (yacht.jpg)
Insgesamt 68 Yachten streiten sich dann in unserer Klasse B um eine halbe Meile Startlinie, die beste Position kann entscheidend sein. Ein Riesengetümmel und Geschrei! Unser Steuermann steht bei jedem Start eigentlich vor der Entscheidung: Material oder gute Startplatzierung. Meist gehen wir den Königsweg und haben auch manchmal gute Starts. Dann heißt es raus die „Hintern“ und die Kante reiten. Leider haben wir Schwierigkeiten die Tonnen zu beschleunigen. Wie mit einer unsichtbaren Trosse behangen, müssen wir zuschauen, wie andere Boote vorbeiziehen. Liegt es an dem Meeresfrüchtesalat unseres Unterwasserschiffes, dem falschen Trimm, dem falschen Kurs.....? Ein 60. Platz war die magere Ausbeute in der ersten Wettfahrt. Leider konnten wir bis zum letzten Regattatag die Ursache nicht vollständig lokalisieren und oder gar beseitigen.
à 2 von der Regatta 2 Bilder (Nahaufnahmen von uns auf dem Wasser)
Jetzt nur die Köpfe nicht hängen lassen! Immerhin sind wir hier mit Königen und Weltmeistern am Start. Deswegen suchten wir uns gleichrangige Gegner. Da war die „Estrella del Sur“, die ehemalige „Madraco“, unser gechartertes Boot vom letzten Jahr, sowie die spanische Post, die „Correos y Telegrapos“ und noch einige kleiner Boote, mit denen wir uns im letzten Drittel dieses unglaublich hoch qualifizierten Feldes messen konnten. Wir sahen mit Befriedigung, dass weit erfahrenere Crews mit „Sanduhren“, missglückten Wenden und falscher Taktik zu kämpfen hatten. Und auch bei uns gab es trotz Steigerung gegenüber dem letzten Jahr noch genügend Anlass für den Skipper „ins Steuerrad zu beißen“. Die Stunde der Wahrheit ergab sich am Ende eines Renntages. Da wir nach der IMS Vermessung die schnellste First 40.7 hatten, überquerten wir zwar nie als letzte die Ziellinie, aber nach der Verrechnung mussten wir uns am Ende mit dem letzten Platz begnügen.
Auch die 100 sm Langstrecke ergab wiederum nur den 60. Platz von 68 Startern. Die weiteren Platzierungen lagen allesamt zwischen dem 60. und 66. Platz, mit berechneten Zeitabständen zwischen 10 und 18 Minuten zum Sieger bei Regatten um die zwei bis drei Stunden Dauer. Zeitabstände, die um einiges geringer waren als bei unserem ersten Start im Jahr 2000. Trotz aller Anstrengungen hielten wir dann am Ende die rote Laterne in der Hand.
Das Gesamtklassement der Klasse B gewann der amtierende IMS-Weltmeister „Telepizza Pepsi“ mit Steuermann und Olympiasieger Luis Doreste Blanco auf einer Sinergia 40, ein spanischer Lizenzbau der Sydney 40. Die beste First 40.7 – der Typ, der im letzten Jahr noch eindeutig die Szene beherrschte- wurde diesmal die „Fermax 50“ auf dem siebten Rang. Beste deutsche Yacht wurde mit Phillip Schöller und Startaktiker Markus Wieser die „Noa“, eine IMX 40. Die „Lot Jonn“, die unter anderen die Kieler Woche 2001 dominiert hat, landete auf dem 23. Platz.
Die Klasse A gewann die „Mascalzone Latino“, eine italienische Farr 51. König Juan Carlos erreichte als Steuermann auf der „Bribon“ den 3. Platz noch vor seinem Sohn Prinz Felipe, der durch einen Protest in führender Position liegend auf den neunten Rang zurück fiel.
à Bild von uns vom Abschluss
Unser Fazit:
Durch das schlechte Abschneiden waren also nicht nur unsere seglerischen, sondern unsere menschlichen Fähigkeiten gefragt. Schnell wurde klar, dass wir mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und lähmenden Versagensgefühlen nicht weiterkommen würden. Die Situation war nur noch mit Galgenhumor zu ertragen. Als die Stimmung gegen den Nullpunkt sank, hatte Martin die Idee für unser aussagekräftiges Maskottchen. Unser Plastikspielboot symbolisierte die rote Laterne und wurde kurzer Hand auf den Namen „Machtnix“ getauft.
-> Bild von „Machtnix“ und uns im Wasser
Trotzdem fragten wir uns immer wieder weshalb wir im letzten Jahr besser abgeschnitten hatten. Und das obwohl wir als Copa-Neulinge unvorbereiteter, weniger gut trainiert, partiegestresster und mit schlechterem Material an den Start gegangen waren.
Die Antwort kam mit der schon erwähnten Yachtzeitschriftausgabe vom 21. August 2001. „Schon allein die Teilnahme an dieser Regatta kommt einem Ritterschlag gleich!!!!!!!“
Deshalb höret, höret.....Junker und Junkerinnen zu Karlsruhe. Auf dass Ihr tapferen Leut´ Euch von misslichen Klängen des Spottes nicht ermatten lasset. Ihr wurdet zu Ritter der Copa del Rey geschlagen. Verzaget nicht und nehmt diese Ehrung in Euer Herzen auf. Es lebe die Akademische Seglergruppe von und zu Fridericana zu Karlsruhe!
Astrid Reich, eine Junkerin aus Karlsruhe
Für weitere Informationen schaut auf www.copadelrey.com nach.