Zwei Wochen ist es her, dass wir wieder zurück sind und die Wunden anfangen sich zu schließen. Viel Freude und Spaß hatten wir beim Training und der Vorbereitung, doch leider konnten wir unsere hochgesteckten Ziele nicht erreichen. Die Konkurrenz aus Olympiateilnehmern, Mitgliedern des Nationalteams und dem auch ansonsten sehr hochklassig besetzten Feld, war einfach zu stark. Nicht dass wir wirklich schlecht waren: noch beim Training am Wochenende vor der Relegation konnten wir uns bei den Vergleichswettfahrten mit 14 anderen Vereinen messen und uns im vorderen Drittel behaupten und waren hochmotiviert….
Wie bei vielen anderen Vereinen auch, konnte unsere Crew beim Trainingscamp in Glücksburg beim DHH zum ersten Mal gemeinsam trainieren. Laura und Reinhard hatten mit Hans und Peter schon am Wochenende vorher am Bodensee und Christian mit einer anderen Crew in Cherbourg, ehrgeizig geübt. Max und Jens gingen für dieses Jahr das erste Mal aufs Wasser.
Bei dem hochklassigen Training des DHH wurden wir auf der Flensburger Förde im zukünftigen Regattagebiet vom ehemaligen Nationalkadertrainer Jörg Rothert und dem Olympiateilnehmer Morten Massman ( 49er) hervorragend angeleitet. Die gegebenen Tipps konnten wir sofort umsetzen und legten an Speed zu. Die Trainer legten einen kurzen Kurs aus, so dass wir auch alle 15 min von den Startübungen gemeinsam mit den anderen Vereinen Gebrauch machen konnten. Auch die Setz- und Bergemanöver mit dem Gennaker klappten immer besser und vom Start kamen wir gut weg. Wir konnten uns auch von der Crew des sehr gut vorbereiteten Hamburger Segelclub noch einiges abschauen und feststellen dass harmonische Rollwenden insbesondere auf der J70 zu noch mehr Speed führen. Wir wurden mit einem Bild auf der Titelseite des Newsletters geehrt, dass wir gleich auf unserer Facebookseite posteten.
Am Montag fiel das Training wegen Bodennebel aus und wurde auf unsere eigene Kosten am Dienstag bei mehr Wind fortgesetzt. Allerdings musste Reinhard unseren Vorschoter Max ersetzen, denn der musste seine letzte Prüfung am Lazyday Mittwoch in Karlsruhe schreiben und hatte vorher abends immer fleißig gelernt, Ehrenwort!
Eine gute Stärkung nach einem harten Trainingstag |
Der stärkere Wind am Dienstag führte zu neuen Abläufen im Crewzusammenspiel, die wir am Donnerstag dem mit Hilfe von Nachtzügen wieder einsatzfähigen Max problemlos weitergaben. Der Test einer noch nicht komplett aufgeriggten Bavaria B-One hatte gezeigt, dass wir auch mit diesem Boot umgehen können; jedoch waren wir auf den J80 und J70 viel eingespielter und fühlten uns für die Relegation zur Zweiten Segelbundesliga gut gerüstet. Den Abschluss des Donnerstages bildete das Training auf einer J70 und wir waren so gut drauf, dass wir bei der Rückfahrt in den Hafen alle unsere angestammten Positionen aufgaben und ein ziemliches Chaos an Bord zuließen. Das war eigentlich ein wunderbares Ergebnis denn so war jedem klar, dass die eigenen Stärken auf der jeweiligen Position lagen und nicht im munteren Durchtauschen.
Intensive Regelkunde |
Während der Woche über haben wir in unserer geräumigen Ferienwohnung ausgiebig die Manöver, Taktik und Crewbildung auch in theoretischen Einheiten geübt und wollten am ersten Wettfahrttag noch um 11:00 vormittags unser Abschlusstraining auf einer J80 durchführen. Inzwischen waren alle 61 teilnehmenden Vereine anwesend und die Trainingszeiten auf den 14 Bundesligabooten waren fest vergeben. Jede Crew hatte jeweils 45 min Zeit sich auf einer J70 und auf einer J80 einzusegeln. Der stark aufgefrischte Wind hatte eine Windstärke von 5 Bft in Böen 8 Bft erreicht. Dieser ungewöhnlich böige Wind führte im Trainingsfeld zu sehr viel Bruch: es waren zwei Mastbrüche, ein Baumbruch, eine gerissene Gennakerschot, mehrere Pinnenauslegerbrüche und noch einiges mehr an gerissenen Tüchern zu beklagen , sodass das weitere Training für alle Teilnehmer abgesagt wurde damit die Boote zum Start wieder einsatzklar waren. Wie das Orginsationsteam das hinbekommen hat, war sagenhaft und einmalig! Der ursprünglich für 14:00 Uhr vorgesehene Start wurde mehrfach verschoben, aber um 17:00 Uhr wurde dann doch noch gestartet. Allerdings mußten die Gennaker wegen zu viel unten bleiben.
Schwierige Bedingungen am ersten Wettkampftag führten zu unserer besten Platzierung - ©DSBL/ Lars Wehrmann |
Das sind zwar nicht wir, aber das hatten wir bereits im Training hinter uns gebracht - ©DSBL/ Lars Wehrmann |
Ein Sonnenschuss ohne Sonne - ©DSBL/ Lars Wehrmann |
Die Relegation selbst war wie folgt organisiert:
Es starteten 61 Vereinscrews in fast 90 Wettfahrten gegeneinander, jeder fuhr gegen jeden. Die einzelnen Regatten wurden auf acht J80 und sechs J70 gesegelt. Die Boote selbst blieben ständig auf dem Wasser; die Crews wurden auf dem Wasser getauscht. Der Flensburger Segelclub stellte die Regattaleitung, welche den ganzen Tag über in viertelstündigem Abstand die Rennen startete oder den Zieleingang überprüfte. Der DHH hatte mehr als 75 Helfer aufgeboten, die die einzelnen Crews mit 25 Schlauchbooten auf die einzelnen Regattaboote shuttelte. Es waren ständig mindestens vier ausgebildete Wasserschiedsrichter auf weiteren Schlauchbooten an den Tonnen um alle Entscheidungen direkt auf dem Wasser zu fällen. Die Oberleitung der Schiedsrichter hatte Uli Finckh (www.finckh.org). Die Organisation lief perfekt wie ein Schweizer Uhrwerk. Es wurde nach einer Pairingliste gesegelt, und entsprechende Punkte vergeben. So konnte man aufgrund der linearen Durchschnittswerte nach jedem Rennen einen Tabellenstand ermitteln. Das war unheimlich spannend und sehr elektrisierend, für Teilnehmer und Zuschauer. Da die Boote von der Segelbundesliga GmbH gestellt wurden und auch ständig getauscht wurden so dass kein Verein ein Boot zweimal segelte, war ein sehr fairer Wettkampf möglich, bei dem die im Segeln ansonsten so häufige Materialschlacht ausfiel. Der Kurs war jeweils ein Up and Down Kurs zweimal abgesegelt werden mußte. Ein Rennen dauerte jeweils ca. 15 min. Aufgrund des sehr engen Terminplanes gab es für das nicht Einhalten von Zeitlimits, beim Start- und Zieldurchgang, Dicke Minuspnkte!
Am ersten Tag hatten wir noch zwei Wettfahrten zu bestreiten und konnten gegen 20 Uhr am 28.März bei nebligen 5°C als einer der ersten Crews noch eine Wettfahrt unter Gennaker segeln. Quasi mit erlöschen des Lichts fuhren wir die J70 in den Hafen und klarten diese bei Taschenlampenbeleuchtung auf während sich die anderen teilweise schon bei Rotkohl und Schweinshaxe vergnügten. Ein 41. Platz ließ noch Luft nach oben. Der Tagesabschluss fand im edlen Vereinsheim des Flensburger Segelclubs seinen Abschluss. Die Crew ging jedoch früh zu Bett um am nächsten Tag ausgeruht anzugreifen.
Die Crew: Max, Jens, Laura, Christian und Reinhard |
Die beiden anderen Tage scheuchten wir das Feld konsequent vor uns her. Der Wind hatte nachgelassen und vom Start kamen wir noch gut weg, rundeten auch die erste Luvmarke häufig noch mit den Vorderen Mannschaften. Da wir auch die Regeln gut studiert hatten, mussten wir nur wenige Strafkringel drehen. Doch es war, als hätten wir eine Pütz draußen hängen. Nur einmal blitzte der Kampfesmut noch einmal auf als wir die Grossfallspannung gelockert hatten und so auf der Kreuz mit einer J70 richtig was gut machen konnten. Aber das funktionierte beim nächsten Rennen schon nicht mehr. Wir waren schnell, wir waren gut, wir beherrschten das Boot und wir waren das einzige Team mit einem 7-3-1 A-Team Kampf-Spruch. Wir haben alles gegeben. Wir hatten keine Chance. Es hat nicht gereicht. Wir wurden nach hinten durchgereicht. Der Samstagabend war sehr frustrierend, da wir auch aufgrund erfolgreicher Protestverhandlung eines Vereins (ein Boot konnte nicht Starten) Punkte aberkannt bekamen und auf dem 53.Platz landeten. Aussichtslos hier noch nach vorne zu kommen ging auch die Restmotivation baden. Am Sonntag sank die Außentemperatur auf 3° C was auch unserer Stimmung entsprach. Auf der Suche nach Verbesserungen half auch das Nachfragen bei den erfolgreichen Crews nicht.
Von den drei angetretenen Akademischen Seglervereinen konnte sich nur der Akademische Seglerverein Warnemünde aus Rostock für die zweite Segelbundesliga qualifizieren. Diese Crew trainiert wahrscheinlich das ganze Jahr über zusammen und dürfte auch über exzellente Trainingsmöglichkeiten verfügen. Auch der Akademische Seglerverein aus Hamburg konnte sich nicht qualifizieren, sodass wir mit der Bronzemedaille dieser neu gebildeten Klasse zufrieden sein können.
Am ersten Tag noch gut dabei... - ©DSBL/ Lars Wehrmann |
... wurden wir am zweiten Tag von den Leichtwindseglern geschlagen... - ©DSBL/ Lars Wehrmann |
Gewonnen hat der Kieler Yachtclub - ©DSBL/ Lars Wehrmann |
Es war ein Genuss dem Siegerboot zuzusehen wie die anderen Segelclubs mit mehreren Bootslängen auf Abstand hielt. Die Crew war eine Einheit mit dem Wind und sie qualifizierten sich für die erste Bundesliga. Für die ehrgeizigen Hamburger Segler langte es trotz langer Führung, am Ende doch nur für die zweite Segelbundesliga.
Erfolg haben heißt einmal mehr aufstehen als man hingefallen ist. Insgesamt haben wir alle sehr, sehr viel gelernt und lassen uns den Spaß am Segeln auch unter Wettkampfbedingungen, nicht nehmen. Die erste Segelbundesliga wird sich langfristig gesehen zu einer Profiliga entwickeln und auch die zweite Segelbundesliga bietet das Potential für engagierte und sportliche Segler sich auf Vereinsebene zu messen. Dafür müssen aber die Strukturen des Vereins auch ausgerichtet sein und nur ständiges Training macht den Meister. Die Segelbundesliga ist ein Exportschlager: auch andere Länder wollen dieses Format übernehmen, sodass man gespannt sein darf wie die Entwicklung weitergeht. Die Liga ist allerdings eine Nummer zu groß für uns, was aber nicht schlimm ist, denn wir haben die einmalige Chance genutzt und einen ganzen Schatz an Erfahrungen mitgebracht und es gewagt, den Löwen herauszufordern. Die Lorbeeren konnten wir auch aufgrund der sehr kurzen Vorbereitungszeit nicht davon tragen.
Unser Dank geht an die großartige Unterstützung unseres Vereins, der uns unkompliziert einen finanziellen Rahmen zur Verfügung gestellt hat, so dass wir dieses Abenteuer kurzfristig wagen konnten.
Zum Abschluss ein 7-3-1 auf eine fantastische Crew!
Segel-Crew: Christian (Skipper), Laura, Jens und Max
Land-Crew, Projektleiter und Teammanager: Reinhard
Bericht: Laura und Reinhard
Bilder: Crew und Sportfotograf Lars Wehrmann