Am Freitagmorgen machten wir uns von Karlsruhe auf dem Weg Richtung Fehmarn. Um sieben starteten Hans, Gunnar, Gerd, Paul und Ben in Karlsruhe und sammelten unterwegs Max und René auf. Damit war die Crew bis auf Basti komplett.
Um 15:30 Uhr sind wir in Fehmarn angekommen und haben begonnen das Boot (Salona 37, „Offshore“) zu übernehmen. Die letzten Einkäufe und Erledigungen wurden gemacht, bevor wir dann pünktlich zum ersten Tor der dt. Fußballnationalmannschaft ausliefen. Wir als Crew hatten beschlossen, ein paar Stunden Manövertraining dem Spiel vorzuziehen. Das Training gestaltete sich jedoch als schwierig, da die obere Rolle an der Spiebaummastschiene lose war und wir diesen dadurch nicht hochtoppen konnten. Damit war das Spi-Manövertraining nach kurzen Versuchen schnell beendet und wir informierten unsern letzten Mann (Basti), der direkt nach Warnemünde kam, dass wir einen Satz Inbusschlüssel benötigen, um den Schaden zu reparieren. Nach einigen Kreuzschlägen entschieden wir uns, den restlichen Weg nach Warnemünde zu motoren, da der Wind uns direkt aus Südost entgegen kam. Um 01:13 Uhr sind wir dann endlich in Warnemünde am Alten Strom angekommen. Dort sammelten wir dann Basti ein, der uns inzwischen bei der Regattaleitung eingecheckt hatte. Nach einem Anlieger wurde anschließend mit dem besorgtem Werkzeug noch die Mastschiene für den nächsten Tag repariert.
Im Anschluss an ein kurzes Frühstück stand der Warnemünde Cup mit Start um 9:00 Uhr auf dem Plan. Wir folgten dem Startschiff in die Warnemünder Bucht. Dort warteten wir mit allen anderen Regatta Teilnehmern eine halbe Stunde, da der Start um diese Zeit aufgrund schwachen Windes verschoben werden musste. Die Regattaleitung entschied sich dann endgültig für die kurze Strecke, die in Form eines großen Viereckes ausgelegt wurde.
Nach erfolgreichem Start in der Yardstick Gruppe 1 ging es auf einem Amwindkurs zur ersten Bahnmarke. Auf dem folgen Halbwindkurs konnten wir bei leichtem Wind und durch die gute Navigation von Max sehr viel auf die anderen Teilnehmer gut machen. Jedoch schlief der Wind nach der nächsten Bahnmarke unter Spi komplett ein und wir brutzelten erste einmal 2 Stunden in der Sonne. Leider konnten wir unsere Position nicht halten, da die anderen weiter in Luv ein Windfeld erreichten. Gegen Ende der Wettfahrt frischte der Wind noch einmal auf und es kam zu einem spannenden Matchrace. Wir erreichten im engen Feld den fünften Platz von acht gemeldeten Booten. Nach einem gemütlichen Anlieger stärkten wir uns mit Fischbrötchen. Anschließend flanierten wir durch Warnemünde und schauten uns noch ein Spiel der Beachmeisterschaften an.
Nachdem am Sonntag der Start abermals um eine halbe Stunde verschoben wurde, starteten wir zum ersten Up-And-Down um 10:30 Uhr gut ins erste Rennen. Bei den Spi-Manövern machte sich dann in der ersten Wettfahrt das fehlende Training bemerkbar und es ging etwas chaotisch zu. Trotzdem konnte man dieses Rennen für uns als Crew als gelungenen Trainingslauf verbuchen. In der zweiten Wettfahrt klappte es dann deutlich besser und wir fuhren im vorderen Feld mit, bis sich beim letzten Down-Windkurs unsere Genua beim setzten des Spis weder einrollen noch droppen ließ. Schließlich banden wir sie mit Bändseln an unser Vorstag fest. Durch diesen unglückliche Manöver konnten wir den Kurs nicht perfekt halten und verpassten ein aufkommendes Windfeld. Letztendlich wurden wir dadurch bei beiden Wettfahrten fünftes von sechs gestarteten Booten. Die Stimmung nach dem zunächst gut gestarteten zweiten Lauf war durch den technischen Mangel ziemlich am Boden und wir entschieden uns in den Hafen zurück zu fahren, um den Fehler zu beheben. Vor einem Anleger wurde Max in den Mast hoch gezogen um zu schauen, warum sich das Genuafall nicht fieren ließ. Der Fehler lag aber nicht am Fall sondern an zwei fehlenden Schrauben in der Furlexrolle des Vorstags. Diese blockierte die Drehbewegung und das Fall.
Nach weiteren kleinen Reparaturen (Relingszaun, Winsch) genossen wir unseren verdienten Anlieger. Bei der anschließenden Party im alten Lokschuppen ließen wir es uns bei einem anständigen Büfett und Freibier gut gehen. Nach heiterer Stimmung und einigen angestimmten Liedern wurde schnell Freundschaft mit einigen anderen Crews der Rund Bornholm Regatta geschlossen. Im Hanseboot Eventzelt endete der Abend dann damit, dass ein österreichisches Team uns ihre „Balladen“ vorsang, uns aber nicht übertreffen konnte.
Ausgeschlafen genossen wir das von Gerd zubereitete Rührei mit Speck und bereiteten uns auf die Langstrecke vor. Hans und Gerd gingen zur Skipperbesprechung, der Rest der Crew kümmerte sich um das Organisieren von aktuellen Grib-Daten, Installation von AIS und Versorgungseinkäufen die hauptsächlich aus Obst („viel Obst“) bestanden.
Bevor wir dann zum Start ausliefen, wurde gemeinsam die Wacheinteilung vorgenommen und die Taktik, dass wir die Insel gegen den Uhrzeigersinn umrunden, beschlossen. Start zur Langstrecke war dann um 13 Uhr in der Hafeneinfahrt von Warnemünde zwischen der Steuerboardfahrwassertonne und der Mittelmole. Der Start war aufgrund eines einlaufenden AIDA Kreuzers sehr eng und es kam zu einer kleinen Kollision mit einem, das Regattafeld kreuzenden Segelschiffs der zweiten Startgruppe. Zum Glück entstand jedoch an beiden Booten kein großer Schaden, sodass beide Boote die Regatta ohne Einschränkung fortsetzen konnten.
Mit einem schönen Raumschotkurs mit Wind aus SW der Stärke 2-3 ging es dann unter Spi ostwärts Richtung Bornholm.
In der „Hundeschicht“ von null bis vier Uhr, die von der Stb.--Crew (Gunnar, Gerd, Ben, René) übernommen wurde, kam dichter Nebel mit abflauendem Wind auf. Das Starterfeld, das zunächst bis kurz vor Kap Arkona (Rügen) noch sehr eng beieinander war, hatte sich nun sehr aufgeteilt und nach dem Auflösen des Nebels waren kaum noch andere Boote zu erkennen, da viele sich zur Umrundung im Uhrzeigersinn entschlossen hatten. Um 8 Uhr war dann im Dunst am Horizont das südöstliche Kap Dueodde zu erkennen. Wie vorhergesagt, hatte mittlerweile der Wind auf Nordost gedreht und wir kreuzten bis zum Kap nach oben. Anschließend ging es auf einem schönen Raumschotskurs an der Ostküste von Bornholm unter Spi mit guter Fahrt (8-9kn) weiter.
Kurz vor dem Nordwestlichen Kap (Hammerodde) kam es zu einem weiteren technischen Versagen an der „Offshore“. Unser Toppnant riss vom Spibaum ab und wir mussten versuchen den Spi ohne diesen platter vorm Wind zu fahren. Kurz nachdem wir den abgerissenen Toppnant wieder eingefangen hatten fiel der Spi ein und wickelte sich samt Toppnant um das Vorstag. Nach entheddern des Spis vom Vorstag wollten wir diesen sofort runter nehmen, doch der Toppnant und das Spifall hatten am Vorstag einen ordentlichen Knoten gebildet, der weder das Fieren beider Falle, noch das Ausrollen der Genua erlaubte. Auch der Versuch den Knoten mit einem Genuadrop auf das Vorschiff zu bringen misslang. Nach zwei Halsen um das Kap konnten wir den Kurs nicht mehr genau halten und entschlossen uns dazu, jemand in den Mast zu schicken. Kurz davor gelang es uns jedoch mit dem richtigen Zugwinkel den Knoten am Masttop aufzulösen und Toppnant und Spifall zu befreien.
Im Anschluss waren wir durch den mit diesem Manöver eingebüßten Zeitverlust von ca. 2 Std. niedergeschlagen und setzten mit ausgebaumter Genua den richtigen Kurs Richtung Warnemünde fort. Mittlerweile war die Dämmerung angebrochen und der Wind (5-6 Bft.) wie vorhergesagt mit einer ordentlichen Welle (2m) deutlich aufgefrischt.
In der Wachschicht von null bis vier Uhr frischte der Wind stark auf. Mit Böen von bis zu 7 Bft. und Regen war es ein richtiges „Sauwetter“. Nach drei Sonnenschüssen entschieden wir uns zum Reffen und konnten so den Kurs Richtung Ziel halten. Nachdem das Gewitter hinter uns durchgezogen war, flaute der Wind etwas ab und in der Morgendämmerung konnten wir den Spi setzen. Mit Welle von Hinten und Wind mit Böen bis 25 kn liefen wir einen Surf nach dem andern und erreichten schnell das Kap Arkona. Da wir uns der Zivilisation näherten und somit zeitgleich wieder Handyempfang hatten, erfuhren wir per SMS nun auch das sagenhafte Halbfinalergebnis der deutschen Fußballnationalmannschaft. Die letzten Seemeilen konnten wir so mit guter Laune und maximalem Bootspeed von 11,8 kn schnell hinter uns lassen und nach 47 Stunden 52 Minuten erreichten wir um 13:52 Uhr das Ziel im Hafen von Warnemünde. Einen Anlieger, einen ausgiebigen Klogang, die Dusche und die für uns aufgewärmte mittelmäßige Nudelsuppe, die in unserem erschöpften Zustand aber erstaunlich gut schmeckte, hatten wir uns nun wirklich verdient. Auch der Mittagsschlaf, den wir ein paar Meter weiter auf Sitzsäcken und in Strandkörben absolvierten tat uns allen gut.
Der einzige weitere Programmpunkt an diesem Tag war abends das Halbfinale Argentinien – Niederlande. Letztendlich schafften es aber nur Gunnar und Max, das Spiel bis zum Schluss zu verfolgen. Der Rest unserer Crew lag schon viel früher tief schlummernd in ihren Kojen.
Der heutige Tag stand voll im Zeichen der Entspannung. Nachdem wir alle ausgeschlafen hatten, bereitete Gerd wieder geniales Rührei zu. Im Anschluss ließen wir uns natürlich auch mit dem Auslaufen viel Zeit. Wir erfuhren, dass wir das Ziel als sechstes von zwölf gestarteten Booten erreicht hatten und konnten die Rückfahrt nach Fehmarn heute somit zufrieden antreten. Da die Offshore nach der Regatta ein aufgedrilltes D1-Want aufwies, entschieden wir in Rücksprache mit dem Vercharterer, das Boot nachmittags zurück zu fahren. Um das Want nicht zu sehr zu belasten, fuhren wir ohne Groß nach Fehmarn. Da das Wetter jedoch super und der Wind stark war, kamen wir zügig in Fehmarn an und hatten eine entspannte Überfahrt.
Nach dem üblichen Anlieger gingen wir zum Abschlussessen in ein lokales Fischrestaurant und ließen uns das gute Essen schmecken. Da es im anliegenden Hafen kein Eis mehr gab, entschieden wir uns auf dem Heimweg für ein Eis bei McDonalds. Um das ganze nicht langweilig werden zu lassen, entschied Max zur Belustigung aller Beteiligten, den Drive-In im Rückwärtsgang zu durchfahren, was nicht nur zur Belustigung der Servicekräfte beitrug, sondern auch zu großen Irritationen bei einem weiteren motorisierten McDonalds Kunden führte.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer 45-minütigen Möwen-, Enten- und Schwanenfütterung, bei dem sich Gunnar als besonders guter Fütterer etablieren konnte, packten wir zusammen und übergaben das Boot. Die anschließende Heimfahrt verlief nach dieser abenteuerreichen und erfolgreichen Woche von Hans und den Wilden Sieben gut.