Ein weiteres Mal durften wir Gast auf der „Wappen von Ueckermünde“ sein und mit ihr zur Hanse Sail nach Rostock segeln. Die rund 700 km zum Stettiner Haff legten wir bequem mit dem ICE über Berlin zurück. Im Stadthafen angekommen fielen wir direkt aus dem Zug auf das Schiff.

Da wir am Vorabend bereits alle Einkäufe getätigt hatten, konnte samstags früh losgemacht und Kurs auf Sassnitz auf Rügen genommen werden. In Schichten segelten wir über die polnische Kaiserfahrt (Kanał Piastowski), über Swinemünde raus auf die offene Ostsee, vorbei an den Seebädern auf Usedom und der Greifswalder Oie. Die zum Wahrzeichen von Sassnitz gewordene Fußgänger-Hängebrücke mit einer Länge von fast 250 Metern beeindruckte uns. Der „Balkon mit Meerblick“ verbindet das Stadtzentrum mit dem Stadthafen und ermöglicht einen atemberaubenden Blick auf die Ostsee, die Außenmole und das Treiben im Hafen.

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Nach einer ruhigen Nacht im Hafen starteten wir in aller Früh. Gefrühstückt wurde beim Rausmotoren, dicht vorbei an der hell angestrahlten Kreideküste von Rügen und dem satten Grün der alten Buchenwälder des Nationalparks Jasmund. Auf Höhe des Königsstuhls wurde Vollzeug gesetzt und, vorbei an Kap Arkona und mehreren Windparks, dem Havn von Klintholm in Dänemärk entgegen gesegelt. Eine beim Essen von Apfelkuchen aufgestellte These konnte wenige Tage später verifiziert werden: er schmeckt sowohl eingehend als auch ausgehend!

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Der Hafen überzeugte mit guter Infrastruktur und Pommes. Neben den Versorgerschiffen der Windparks verschiedener Energiekonzerne ist er auch ein attraktives Ziel für Segler und Feriengäste, denen er eine Vielzahl an Liegeplätzen und Ferienwohnungen bietet. Eine Ausfahrt an den feinen Sandstrand, mit Beiboot und Badespaß, ließ den Vormittag des nächsten Tages in Kürze verstreichen.

Die Segel nach Gedser wurden mittags gesetzt und bis in die Dunkelheit dem Wind entgegen gekreuzt. Unser reservierter Liegeplatz an der Pier wurde von einem Joghurtbecher belegt, der sich zu fein für die freien Boxen war. Aufgrund starker Seitenwinde mussten wir den Hafen wieder verlassen, ehe sich die Pöbel-Pläne mit Suchscheinwerfer, Außensprechanlage und Schiffshorn konkretisierten. Kurzerhand wurde der naheliegende Industriehafen als Alternative angelaufen. Die erneute Fahrt durch das enge, unbeleuchtet betonnte Fahrwasser wurde vom Schiffsführer mit Bravour gemeistert. Ebenso das seitliche Anlegen bei Böen bis zu 30 Knoten in einer engen Lücke zwischen zwei Lotsenbooten. Das ein zum Einsatz eilender Lotse unsere Mittelleine über warf machte das Manöver einfacher aber nicht einfach. Aus dem Kartenhaus heraus beobachteten wir bis in die Nacht die Starkböen und Einsatzfahrten der Lotsen zur Navigation durch die Kadetrinne auf der Brücke großer Frachtschiffe.

Am folgenden Tag legten wir einen Hafentag ein. Neben dem Aufstocken der Vorräte und Backen von Zimtschnecken stand der Besuch des hiesigen Eisenbahn- und Geomuseums auf dem Plan. Bei Kaffee & Kuchen im Garten eines kleinen Café sowie Badespaß am südlichsten Punkt Dänemarks wurden die Batterien nach 192 zurückgelegten Seemeilen wieder aufgeladen.

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Mittwochs galt es den letzten Schlag nach Rostock zurückzulegen. Dank dem guten Management des Hanse Sail Verein e.V. hatten wir einen zentralen Liegeplatz mit Toiletten- und Duschwagen sowie einer behindertengerechten Dixie-Toilette (ja das gibt es!). Sogar die frischen Brötchen für die gesamte Besatzung wurden jeden Morgen gestellt. Da sich vieles noch im Aufbau befand machten wir uns auf die Stadt zu erkunden. Junge und jung gebliebene Studenten ließen den langen Tag im Studentenkeller ausklingen.

Viel zu kurz die Nacht, ehe das Schiff gemeinschaftlich für die Hanse Sail aufgeklart wurde. Nachmittags strömten wir aus, um in das maritime Treiben einzutauchen. Am Abend fanden wir auf der Außenmole von Warnemünde wieder zusammen, um die Schiffe beim Auslaufen zu bestaunen und auf der Fressmeile zu schlemmen. Auf der Tribüne am Strand genossen wir die Livemusik und das darauf abgestimmte 12-minütige Feuerwerk. Wieder einmal hatten wir den richtigen Riecher und uns bestens positioniert....

Sitzen ein Captain der US Navy, ein Captain der Royal Navy und ein deutscher Flottenadmiral in einem Vierer eines Regionalexpresses von Warnemünde nach Rostock und vergleichen ihre Uniformen … Was sich wie der Beginn eines mittelmäßigen Witzes anhört kann man vermutlich nur auf der Hanse Sail erleben. Und wir mitten im Geschehen, mit Schlafplatz auf einem der Teilnehmerschiffe.

Am Freitagmorgen trennten sich unsere Wege. Ein Teil der Crew tritt die Heim- bzw. Weitereise an und eine Delegation ASKler macht sich auf zum Start des Ocean Race Europe. Dazu aber mehr in nächsten Bericht.

Wir möchten uns herzlich beim Zerum, dem Förderverein der „Wappen von Ueckermünde“ und dem ASV-Kiel bedanken. Danke für das besondere Schiff, die Möglichkeit der authentischen Anreise, die Unterkunft auf dem Schiff und im Bootshaus an der Kiellienie. Die Ostseebeauftragten der ASK haben bereits neue Ideen, stay tuned!

Datum: 01.08.25 - 08.08.25
Revier: Ostsee
Skipper: Jonathan Volker
Boot: Wappen von Ueckermünde
Crewstärke: 14
Starthafen: Ueckermünde
Zielhafen: Rostock
Zurückgelegte Seemeilen: 216
Projektleiter: Sebastian Busch
Bericht: Roman Ritter