Vom 2. bis 6. April 2025 nahmen wir – Joshua und David Weller, Jan Flöter und Derin
Dulkadiroglu – an einem intensiven Regattatraining mit anschließender J/70-Regatta in
Punat auf der Insel Krk teil. Unter der Anleitung unseres Trainers Tomislav Bašić, einem
erfahrenen America's-Cup-Segler aus Zadar, stand die Woche ganz im Zeichen von
Teamwork, Technik und Taktik.
Bereits bei der Anreise zeigte die Bora, was sie kann: Stürmische 30 Knoten verhinderten
kurzfristig sogar die Überfahrt zur Insel – ein turbulenter Start, der den Ton für die
kommenden Tage vorgeben sollte. Das erste Training musste wetterbedingt verschoben
werden, stattdessen begannen wir mit Bootstheorie und Manöverbesprechung im
Trockenen bei Kaffe.

Tag 1 – Windstärke Wahnsinn und Theorie statt Training

Das Event war für fünf Tage geplant, mit Training am 2. und 3. April und anschließender
Regatta vom 4. bis 6. April. Doch der Einstieg verlief... stürmisch. Die Bora peitschte am
2. April mit bis zu 30 Knoten über die Adria – so stark, dass Brücken zur Insel gesperrt
wurden. Das verhinderte vorerst die Anreise von Tomislav Bašić unserm Coach.
Joshua meinte zwar kleinlaut: „Naja, segelbar wär's ja…“ – aber seien wir ehrlich: Mit
einer unerfahrenen, nicht eingespielten Crew wäre das vermutlich keine gute Idee
gewesen.
Stattdessen starteten wir mit Theorie – Manöver, Taktik, Segeltrimm, und ja, ziemlich
viel Fachsimpelei. In mir wuchs langsam der Zweifel: Können wir da überhaupt
mithalten? Derin hat bislang Jolle auf dem Epple gesegelt, meine Erfahrung beschränkt
sich auf den SKS und ein paar Törns. Können Joshua und David das ausgleichen? Aber
gut – man wächst ja bekanntlich mit der Herausforderung.

Tag 1 – Zweiter Anlauf: Erste Manöver auf der J/70

Am Nachmittag lässt die Bora nach: Auf etwa 15 – 18 Knoten nach. Halb scherzhaft
fragten wir: „But we could sail a bit now?“ – und Tomislav war sofort dabei. Er hatte nur
gewartet, bis sich niemand mehr gedrängt fühlte. Also raus aufs Wasser.

... Die Crew beim ersten Trainingstag auf der J/70 – konzentriert, aber guter Dinge. Von links: Jan, David, Joshua, und Derin.

Die ersten Manöver waren – sagen wir – ausbaufähig. Aber wir spielten uns ein, tauschten Positionen und lernten das Boot kennen. Die J/70, eine sportliche Kielbootklasse, reagiert direkt, liegt unfassbar leicht auf dem Ruder und fordert präzise Teamarbeit.

Tag 2 – Eingespielter und ehrgeiziger

Am 3. April war dann perfektes Trainingswetter: 10 – 12 Knoten, Sonne, flaches Wasser. Ideal, um Manöver zu verfeinern und den Gennaker auszufahren. Die Rollen an Bord kristallisierten sich langsam heraus, die Kommunikation wurde klarer. Die Trainingsschwerpunkte lagen auf Manövern, Gennaker-Handling und Startübungen. Und siehe da – nach dem Schweizer Team schienen wir realistische Chancen auf Platz 2 von insgesamt 7 Teams zu haben.

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Besonders wichtig: Der Gennaker will im richtigen Moment gesetzt und geborgen werden – Timing ist alles.

Tag 3 – Regattastart und gleich ein Achtungserfolg

Am 4. April wurde es ernst. Startlinie, Hektik, Adrenalin – für mich und Derin alles neu. Joshua and David behalten die Nerven und wir segeln saubere Rennen.

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Unmittelbar nach dem Start: Enge Manöver im Pulk mit Abständen von teils unter 40 cm zu Booten in Luv und Lee – für einen Fahrtensegler zunächst ungewohnt, aber essenziell im One-Design-Feld.

Überraschung: Platz 2! Die Stimmung an Bord war entsprechend euphorisch. Wir funktionierten als Team, hatten Spaß und blieben konzentriert. Der Tag endete bei gutem Essen und einem gemeinsamen Bier mit den anderen Crews – organisiert von in2theBlue.

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Nach einem langen Tag auf dem Wasser schmeckt das Abendessen am besten – mit Blick auf den Sonnenuntergang im Hafen von Punat.

Tag 4 – Taktik ist König

Der 5. April entwickelte sich zur taktischen Bewährungsprobe. Während sich die Konkurrenz zunehmend einspielte, sahen wir uns gezwungen, unseren zweiten Platz aktiv zu verteidigen. Wiederholt kam es an Bord zu Meinungsverschiedenheiten über taktische Entscheidungen – ein kritischer Faktor, wenn Manöver unter Zeitdruck in Echtzeit umgesetzt werden müssen. Die größte Herausforderung war nun das Crewmanagement: Von der Euphorie des Vortags war nach einem 5. und einem 7. Platz zunächst wenig übrig.

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Verwickelt in unseren dritten Regelverstoß: Beim Zieleinlauf segeln wir zwar korrekt in Lee und können das kroatische Boot abdrängen, übersehen dabei jedoch die Pflicht, Raum zur Ziellinie zu gewähren. Der folgende Protest ist berechtigt – wir erhalten eine Strafrunde, fallen auf den letzten Platz zurück und reagieren zunächst mit Unverständnis.

David übernahm daraufhin die taktische Führung – ein Wendepunkt. Mit klar zugewiesenen Verantwortlichkeiten lief das Boot wieder effizienter. Diskussionen über die Gesamtstrategie verlagerten wir konsequent auf die Nachbesprechungen zwischen den Rennen. Trotz des schwierigen Starts in den Tag gelang es uns, den zweiten Gesamtrang erfolgreich zu behaupten.

Tag 5 – Bora Reloaded und Regelkunde

Am Morgen des 6. April setzte die Bora erneut ein – mit Böen bis zu 35 Knoten. Die Wettfahrtleitung entschied sich aus Sicherheitsgründen zur Absage weiterer Rennen. Stattdessen nutzten wir den Vormittag für ein gemeinsames Frühstück und eine spontane Regelkunde-Einheit mit der erfahrenen Schiedsrichterin (Name leider unbekannt).

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Regelbesprechung bei In2theBlue

Im Fokus der Diskussionen standen insbesondere die Regelverstöße vom Vortrag. Auch der Begriff „Mark-Room“, der bei uns zu Unklarheiten geführt hatte, wurde ausführlich und besprochen. Am zweiten Regattatag segelten wir in mehreren engen Manövern taktisch deutlich aggressiver und waren entsprechend auch in Protestverhandlungen involviert – ein Umstand, der sich rückblickend als äußerst lehrreich erwies.

Gegen 13 Uhr stand fest: Heute wird nicht mehr ausgelaufen. Bei der anschließenden Siegerehrung konnten wir unseren hart erarbeiteten zweiten Gesamtrang mit Stolz entgegennehmen.

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Fazit:

Diese Regattawoche war ein großartiges Erlebnis. Die J/70 macht einfach Laune – sportlich, direkt, ehrlich. Wir konnten enorm viel lernen, sind als Crew zusammengewachsen und mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.

Ein Besonderer Dank geht an Vincent von der Technischen Universität Graz. Danke auch an Tomislav, die Veranstalter von In2theBlue und das Großartige Küchenteam und natürlich alle Teilnehmer und Teams – wir kommen gerne wieder!

 

Datum: 02.04.25 - 06.06.25
Revier: Punat
Skipper: Joshua Weller
Crewstärke: 4
Studentische Teilnehmer: 3
Typ: Up & Down
Beste ASK-Platzierung: 2
Klasse: Fortgeschritten