Die Kreativität im ASK ist weiter ungebrochen: Nach neuen Formaten, wie Kulinarik-Törn, Boat-Office und Sylvestersegeln, ergänzt Jens in diesem Jahr mit dem Pogo-Sportsegeln die Trainingsreihe:
„Für alle, die wissen wie viel Spaß es macht Yachten sportlich zu segeln und für alle, die diese Erfahrung gerne machen möchten, bieten wir dieses Jahr ein einwöchiges Segeltraining auf drei Pogo 12.50 an. Die Yachten verfügen über eine für den Charterbetrieb ungewöhnlich umfangreiche Segelgarderobe. So stehen neben dem Lattengroß und der Genua noch zwei Gennaker (A2 und A5), ein Code0 und ein Stagsegel zur Verfügung.“
Jens wird auf der Suche nach schnellen Booten bei FastSailing in Lavrion bei Athen fündig. Nach drei Zoom-Sessions mit präzise auf 60 Minuten getimten Theorieblöcken ist das Team aus 19 ASK‘lern vorbereitet für den Praxisteil unter Segeln. Für den letzten Block hat Jens mit Georg Hecht einen echten Pogo-Experten gewinnen können. Als Coach des deutschen Rennteams „Knubbel“ verpasst Georg uns in der Woche vor der Abfahrt den letzten Schliff und führt uns in die Besonderheiten der Pogos ein: Kein Achterstag, 3D-Holepunkte, alternativer Baumniederholer für raume Kurse, Baby-Stag, ....
Kurz vor der Abreise meldet sich der Vercharterer und bietet ein Upgrade an. Spontan scheint ihm eine der bebuchten Pogo 12.50 aus seiner Hermes-Klasse verlustig gegangen zu sein. Statt Hermes 3 bis 5 bekommen wir den Nachfolger, eine Pogo 44, die bei FastSailing im Apollo-Programm geführt wird. Er versichert uns, dass die Boote sich auf dem Wasser bis auf Nuancen sehr identisch verhalten. Den Gennaker-Baum ersetzt die Pogo 44 durch 60 cm mehr Rumpflänge und entsprechend mehr Platz unter Deck. Es ist sofort klar, dass die Apollo 2 das Flaggschiff für unseren Ausflug unter Führung unseres Großkoordinators Jens werden wird. Und auch der Küchenchef freut sich über die komfortable zentral gelegene, mancher Kochsendung Konkurrenz machende, Küchenzeile. Es sind nur Kleinigkeiten, die in der Küche fehlen, wie Esslöffel, weiteres Schneidbrett und mehr Topfdeckel, und die fliegen uns über die Tage auf magische Weise auch zu. Damit ergeben sich die Crews der drei Boote zu Apollo 2 unter Leitung von Jens und Felix. Im Team Andreas, Friedrich, Guido, Kevin und Pascal, der als Nachrücker vom Bootswechsel profitiert. Hermes 4 wird belegt mit Skipperin Jana und Lars, sowie Armin, Christian, Jan und Lukas. Und auf Hermes 5 aka Don Quichotte führen Bene und Peter das Kommando. Mit dabei Doro, David, Julia, und Michael.
Der Großteil der Teilnehmer entscheidet sich für den Flug nach Athen. Es erscheint dabei, als würden sämtliche Relationen von deutschen Flughäfen und der griechischen Hauptstadt genutzt. Taxis und Shuttle-Service sind praktisch den gesamten Sonntag im Einsatz, um Segler einzusammeln. Aber es gibt auch noch die abenteuerlustigen ASK’ler, die auf einen CO2-optimierten Roadtrip nach Griechenland setzen. Mit einem tiefergelegten Rennschlitten von Stadtmobil geht es über Ancona und einer Minikreuzfahrt nach Patras. Nach einem Zwischenstopp in einer romantischen Ferienwohnung in Krathi mit Blick auf blaues Meer und schneebedeckte Berge, sowie einer Reihe von Kapellen erreicht das Stadtmobil-Team pünktlich zur Übergabe der Boote ebenfalls das Pogo-Epizentrum Lavrion.
Das ambitionierte Trainingsprogramm sieht für die Woche, nach dem Einfahren und dem Test der zahlreichen Segel am Montag, Training der Regattapositionen am
Dienstag und Mittwoch, eine Mittelstrecke mit Nachtfahrt am Donnerstag und Freitag, sowie abschließende Up-und Down-Rennen am Samstag vor. Das Training in den ersten drei Tage findet vorwiegend auf der Nord-Süd ausgerichteten Rennstrecke zwischen Lavrion und der Insel Makronisos statt. Die Windvorhersage hat glücklicherweise wenig mit der Realität zu tun, und die Pogo-Flotte jagt bei täglich alternierendem aber stets passablem N bzw. S-Wind um die auf Reede liegenden Tanker herum. Bereits in den ersten Wettfahrten zeigt sich, dass die drei Teams die Arbeitsteilung sehr unterschiedlich interpretieren. Wie echte Profisegler werden die Stationen Vorschiff, Mast, Pit, Vorschoter und Ruder trainiert. Durch die mannigfaltigen Segel- und Trimmoptionen ist die blinde Beherrschung aller Positionen eine echte Herkules-Aufgabe. Im direkten Vergleich landet die Hermes-Klasse auf den Down-Wind-Kursen immer wieder bei ihrem größten Gennaker, während das Apollo-Team jede Gelegenheit zum Segelwechsel nutzt. Im Ergebnis hat das Flaggschiff am Wind oft die Nase vorn, kann den Vorsprung aber spätestens nach dem dritten Segelwechsel in der Regel trotz intensiver Trainings nicht mehr halten. Bis zum letzten Tag werden Segeloptionen optimiert. So gelingt es am Ende der Woche mit Gennaker, und Stagsegel ganz im Stile eines Boris Herrmanns über das tiefe Blau zu gleiten.
Positions-Training auf Apollo 2
Das Kulturprogramm darf natürlich auch nicht zu kurz kommen: Morgens gab es stets frische erwanderte griechische Backwaren. In der Mitte der Woche wurde ein doppelter Geburtstag in Lavrion gefeiert. Die traditionelle Küche, die Gastfreundschaft der Griechen und zahlreiche Bars konnten dabei sehr gefallen. Am Ostersamstag mischten sich unsere Crews nach einer herrlichen Woche auf dem Wasser unter die österlich beschwingt feiernden Griechen. Während der Donnerstag und Freitag angesetzten Wettfahrt auf der Mittelstrecke wurden weitere Inseln umrundet und ein kurzer Badestopp in der malerischen Bucht Kolona auf Kythnos eingelegt. Während die kälteresistenten Leistungsschwimmer das fehlende Dinghi mit einem erfrischenden Bad kompensierten, konstruierte das Team Don Quichotte aus mitgeführter Planke und den verfügbaren Fendern ein Floß. Doch das Vertrauen in die eigene Konstruktion hatte Grenzen, und so wurden nur die nahebei liegenden Boote besucht und von einem Landgang abgesehen.
Geburtstag in Lavrion
Kreatives Sport-Paddeln ohne Dinghi
Unter Deck in der Apollo Klasse
Geburtstagsspätzle auf Apollo 2
Die Landschaft vor Lavrion wird von baumlosen kahlen Inseln dominiert. Eine willkommene Abwechslung bietet Kea mit ihren prominenten Windrädern. Man fragt sich unwillkürlich, ob die Insel Pate gestanden hat bei der Wahl des Namens „Don Quichotte“ für eine der Pogos. Das Boot ist mit seinen an Pablo Picassos Gemäldes vom „Segler der traurigen Gestalt“ angelehnten Segeln ein echtes Schmuckstück auf dem Wasser (auch bei Vesselfinder zu bewundern).
Don Quichotte vor den Windrädern von Kea
An den Abenden in der Marina Olympic werden Segeleigenschaften der beiden Pogo-Modelle diskutiert. Sachkundige Führungen resultieren in einem regen Besuchsprogramm. Ebenso wird die Eignung als Fahrtenyacht beim abendlichen Kulinarik-Programm kritisch betrachtet. Unser Jungskipper legt hierbei seinen Schwerpunkt auf die Überwachung der Qualität der Nachspeisen und zeigt sich insbesondere mit dem Angebot auf dem Flaggschiff sehr zufrieden. Da wir es selten mit Menüs unter drei Gängen bewenden lassen, entsteht gegen Ende der Woche ein schwunghafter Tauschhandel mit Gasflaschen.
Der Service im Hafen und vom Vercharterer ist exzellent. Geschundenes Material wird umgehend und fachkundig repariert. Das Tauwerk der Pogos ist definitiv ein andere Klasse. Täglich unterstützen uns Dinghis beim An- und Ablegen. Das extrem breite Heck erfordert Feingefühl bei den Manövern auf engem Raum. Über die Strategie beim Ablegen gibt es allerdings konkurrierende Konzepte. Die ASK’ler erklären stets, wie sie das Manöver planen. Der Mann im Schlauchboot hört sich den Vorschlag an, entscheidet dann in der Regel allerdings selbst: “Go forward. I will tell you”. Es scheint das typische ASK-Problem zu sein: Ohne und auch vielleicht mit Taktiktafel konnten die Experten im Schlauchboot nicht vom Lehrbuchmanöver überzeugt werden.
Am Ende der Woche verlassen wir unsere liebgewonnenen Pogos. Viel zu schnell hat man sich an die Geschwindigkeit der Boote und den Komfort unter Deck gewöhnt. Unser Dank gilt den Skippern, die uns in die Feinheiten des Regattasegels eingeführt haben. In Zukunft sollte es für alle Teilnehmer ein leichtes sein, mehr Performance aus jedem Boot zu holen. Am liebsten sollte es natürlich eine Pogo sein! Das Pogo-Training ist definitiv eine echte Bereicherung des ASK-Programms und alle sind sich einig, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Nicht geklärt werden konnte dagegen ein eindeutiger Sieger der Wettfahrten, da jedes Boot sich eine eigene Zählweise für eine Gesamtwertung zu eigen machte.
Down-wind-race Hermes 4 vs Don Quichotte