Trainieren für den Ernstfall: Feuer an Bord, Wassereinbruch, Unfall oder - der worst case - das Verlassen des Bootes. Alles Situationen, die man an Bord zwar nicht erleben will, und trotzdem darauf vorbereitet sein sollte. Die Gelegenheit dazu, diese Notsituationen praxisnah und gleichzeitig sicher zu trainieren und das theoretische Wissen aus den Führerscheinkurse zu vertiefen bietet das Seesicherheitstraining in Elsfleth bei Bremen. Zwei Tage - Samstag und Sonntag, wird in diesem Wochenend-Seminar der Ernstfall besprochen und geprobt. In mehreren Einheiten mit verschiedenen Referenten werden bei der Fire & Safety Training UG in Elsfleth intensiv diskutiert und geübt.

Anreise Freitag

Die Anreise erfolgte mit Stadtmobil und der DB, was sehr gut geklappt hat. Nicht selbstverständlich, sind es doch immerhin 600 km, die zurückzulegen sind. Die Anreise nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln bietet sich leider nicht an, da die günstige und unkomplizierte Unterkunft bei Fam. Holthusen, die mittlerweile schon traditionell gebucht wird, vor Ort rund 15 Minuten mit dem Auto vom Trainingsort entfernt liegt. Ob 8 oder 10 Teilnehmer – Jendrik ist da sehr unkompliziert und rüstet die Unterkunft ggf. mit mehr Matratzen aus. Die Unterkunft ist schön gelegen und gut ausgestattet. Für die Hinfahrt am Freitagabend hat sich jeder selbst mit Proviant eingedeckt, das Einkaufen von Lebensmitteln für 2x Frühstück wurde von einzelnen Teilnehmenden vorab organisiert. Für das Abendessen am Samstag hat sich unser „Wiederholer“, der am Samstag während der Theorie frei hatte, zu einem Supermarkt aufgemacht. Wer auf eine Bar oder Möglichkeit zum Ausgehen hofft, erlebt hier eine Enttäuschung. Lieber die Kiste Bier ins Gepäck mitnehmen ist die Lösung.

Samstag - Erster Kurstag

Der Tag beginnt um 08.00 Uhr vor Ort. Wir sollen direkt das Ölzeug für das Praxis-Wassertraining sowie Handtücher und Wechselklamotten mitbringen. Verpflegt werden wir vor Ort. Den ganzen Kurs über gibt es Wasser und Kaffee für alle. Je nach Teilnehmerzahl gibt es eine Gruppe oder es werden zwei Gruppen eingeteilt, um die Gruppengröße für die Übungen händelbar zu machen. Diese Gruppen bleiben die gesamten zwei Kurstag bestehen. Auf dem Programm stehen am Samstag zunächst Theorieeinheiten zur Sicherheit beim Segeln, Wahl von Rettungswesten, Medizin an Bord und Wassereinbruch. Wir besichtigen das Wellenbecken, in welchem es am nächsten Tag in die Rettungsinsel gehen soll. Es folgt eine kleine Praxiseinheit zur Bergung von Personen aus dem Wasser, wobei (je Gruppe) zwei Personen schonmal mit in Schwimmkleidung ins Wasser dürfen. Die Praxis-Einheiten zu Feuer an Bord und Wassereinbruch - Flicken einer Leckage finden für die Gruppen unterschiedlich zum Teil samstags und zum Teil sonntags statt. Alle Einheiten sind unmittelbar auf dem Gelände, regelmäßige Pausen sorgen dafür, dass die Aufnahmefähigkeit gewährleistet bleibt. Sonderwünsche wie vegetarisch und glutenfrei werden von der Küche beim Mittagessen und bei Kaffee & Kuchen möglich gemacht. Gegen 17.00 Uhr fahren wir zurück zur Unterkunft. Nach einem gemeinsamen Abendessen geht es nicht zu spät ins Bett, da am Sonntagvormittag die Praxiseinheit im Wellenbecken ansteht.

Sonntag - Zweiter Kurstag und Abreise

Am Sonntag wird schnell gefrühstückt und wir räumen die Unterkunft. Um 08.30 Uhr geht es in Elsfleth weiter. Heute Vormittag steht der wohl spektakulärste Teil des Trainings an - das Wellenbecken mit Rettungsinsel. Wir werden zu Beginn direkt eingeschworen "es kotzen immer einer oder zwei" ... außer bei unserer Gruppe, da gab es nur bleiche Gesichter. Es beginnt mit dem Sprung ins Wasser mit Auslösen der Rettungsweste. Wer keine eigene hat, kann vor Ort eine Weste ausleihen. Dann folgen mehrere Schwimmeinheiten, in voller Klamotte. Selbst im normal temperierten Wasser mit rd. 20 Grad frieren die ersten schnell. Zuerst werden alle Übungen ohne Welle absolviert, dann geht es langsam los. Dunkelheit, Wind, Regen und rd. 2,0 m Welle werfen uns durch das Becken. Stets dabei sind zwei Mitarbeitende des Trainings - Unterstützung im Wasser ist daher jederzeit da und ein Abbrechen jederzeit möglich – war aber nicht erforderlich.

Einer nach dem anderen darf bei Wind und Welle üben, die Rettungsinsel zu drehen. Zuletzt steigen alle gemeinsam ein. Eingang zu - Licht aus - Welle auf Maximum. Jetzt heißt es rund zwei Minuten durchhalten. Die Moral bleibt gut und alle können den krönenden Abschluss mitmachen - die Simulation der Helikopterbergung mit Bergeschlaufe aus der Rettungsinsel heraus. Ein Glück gibt es für alle ein gutes Mittagessen im Anschluss. Wir haben es uns verdient! Nachmittags folgt der zweite Höhepunkt des Trainings - ein Einheit zu Seenotsignalmitteln. Am Ende dürfen alle draußen auf dem Gelände eine Handfackel zünden. Nicht nur für die Feuerwerksenthusiasten der Gruppe ein toller Abschluss eines intensiven Wochenendes. Die Klamotten und das Ölzeug vom Vormittag sind mittlerweile durch die Industrietrockner gelaufen und können quasi schrankfertig in die Autos geladen werden. Für diejenigen, die möchten, gibt es ein offizielles Teilnahme-Zertifikat, da anders als in der Vergangenheit A4 Format hat und kein Passbild mehr erfordert. Die Rückreise mit dem Stadtmobil klappt noch einmal gut, bis auf das sprichwörtliche „dicke Ende“:

Beim Dranhalten des Transponders kam eine Meldung: „Datenfehler“. Also wurde die Hotline angerufen: "Haben Sie die Karte?" „Nein.“ "Haben Sie die App?" „Nein“ "Sagen Sie mal die Kundenummer" „Keine Ahnung.“ "Wie sind Sie denn überhaupt an das Auto gekommen?" Daraufhin wurde die längere Geschichte erzählt und letztendlich hat der Mitarbeiter einen Code an den Safe gesendet. Das hat dann endlich geklappt.

Jeder und Jede, unabhängig von Segelerfahrung und Vorwissen kann an diesem Wochenende die eigenen Fähigkeiten für das Verhalten im Notfall ausbauen und in überwachter Umgebung wertvolle Praxiserfahrung sammeln. Überwindung gehört in jedem Fall dazu, wir sind überzeugt, der wortwörtliche Sprung ins kalte Wasser sowie die lange Anreise lohnen sich!

Datum: 19.10.24 - 20.10.24
Revier: Elsfleth
Crewstärke: 10
Projektleiter: Julia Fackert