Unter dem Motto „Around the World“ segelten auf der diesjährigen ASK-Flottille 13 Boote beziehungsweise Nationen gemeinsam durch die Gewässer Istriens, genauer den Südosten der Kvarner Bucht zwischen Pula und der Insel Cres.

Bereits am Samstag sind die Crews in der Marina Veruda, Pula, eingetroffen und haben sich nach Bootsübernahme und Proviantieren zu einem gemeinsamen Umtrunk zusammengefunden. Der Unmut eines aus seiner Vordeckluke stänkernden Nachbars ist dabei höchstwahrscheinlich mehr dem Umstand geschuldet, dass sein Boot auf dem Trockenen lag als der durch eine JBL PartyBox Ultimate verursachten Dezibel. Um potenziellen Streitereien aus dem Weg zu gehen, wurde die mobile Bar ein paar Meter weiter weg verlegt. Dort zauberte die ASK-Barcrew auf einer mit Planken improvisierten Cocktailbar die erlesensten Drinks.

Tag 1: Marina Pula bis Uvala Vognišča

Am Sonntag ging es nun für alle Boote bei schönstem Segelwetter in Richtung Uvala Vognišča, einer auf der nordöstlichen Seite gelegenen großen Bucht der Lošinj vorgelagerten Insel Unije. Obwohl der auf diesem ersten Schlag passierte Leuchtturm Porer nach Ansicht mancher Crews leicht mit dem in der keltischen See und allseits bekannten Fastnet Rock zu verwechseln sei, vernavigierte sich keins der Boote.

...

Bei Sonnenuntergang lagen alle gemeinsam im traditionellen Flottillen Riesenpäckchen. Dabei müssen sich spätestens beim sechsten Boot, das am Päckchen festgemacht hat und der fünften Landleine, die gelegt wurde die übrigen in der Bucht ankernden Boote gefragt haben: „Wird hier gebaut?“.

Während ein Großteil der Crews mit Essenszubereitung, Badevergnügen oder Begutachtung des befürchteten Ankerkettensalats beschäftigt war wurde an Bord eines Bootes nach einer großzügigen, aber unfreiwilligen Salzwasserspülung der Bilge versucht das Boot zu entwässern. Bereits auf dem Weg in die Bucht ist der Crew die nach Ausbau der Klimaanlage übrig gebliebene und durch den Vercharterer nicht ordentlich verschlossene Öffnung im Bootsrumpf aufgefallen. Seitens des Vercharterers wurde erst nach einer etwas eindrücklicheren Mail mit dem Betreff „We are sinking…slowly“ auf Anrufe reagiert. Der zur Abdichtung hergenommene Leckstopfen trug selbstverständlich wenig zur Performance des Bootes bei und schmälerte so die Aussichten für eine erfolgreiche Teilnahme an der Weltmeisterschaft in den nächsten Tagen.

Tag 2: Uvala Vognišča bis Uvala Miracine

Am zweiten Segeltag sollte die erste kleine Weltmeisterschaft ausgetragen werden. Bei etwas wenig Wind, pessimistisch könnten man von Flaute sprechen, entwickelte sich die geplante sportliche Ausfahrt zuerst in gruppendynamisches Kaffeesegeln und kurze Zeit später in gemeinschaftliches Rumstehen auf einem Ententeich. Die Entscheidung die Weltmeisterschaft zu vertagen und unter Maschine direkten Kurs auf den nächsten Zwischenstopp zu legen fiel daher nicht schwer. Auf Anraten der Routenplaner wurde eine wunderschöne Badebucht inklusive Grotte (Plava Grota) angelaufen. Für die etwas mutigeren bot sich die Möglichkeit durch eine unter Wasser liegende Verbindung aus der Grotte wieder in die Bucht zurückzutauchen. Nach einem ausgiebigen Badestop wurde das eigentliche Tagesziel, die Uvala Miracine, angelaufen.

...

...

Auch in dieser Bucht wurde mit der passenden Musikalischen Untermalung eine Maritime Großbaustelle eröffnet und ein dreizehner Päckchen gebaut. Zur Feier dieses erfolgreichen Flottillen-Tages wurde auf einem Boot gar eine Sektflasche geköpft (wortwörtlich geköpft mit Säbel). Selbstverständlich gelang dies auch direkt auf den ersten Versuch. Bei einer zunächst als „Lagerfeuer-Rave“ spontan ausgerufener Zusammenkunft am gegenüberliegenden Strand klang der Abend gemütlich aus wobei lediglich das Lagerfeuer in die Tat umgesetzt wurde.

...

Tag 3: Uvala Miracine bis ACI Marina Cres

Da der vorhergesagte Wind für diesen Tag mangelhaft bis nicht vorhanden war wurde sich für ein längeres Verbleiben in der Bucht und die Durchführung der Olympischen Spiele entschieden. Die erste (und wie sich später rausstellte auch letzte Disziplin) der diesjährigen Olympiade war eine Variation des Fechtens. Die Regeln sind einfach, zwei Personen befinden sich jeweils auf einem SUP und erhalten eine Schwimmnudel, wer zuerst das Sup verlässt und das Wasser berührt unterliegt. Damit auch auf den hinteren Rängen der Wettkampf verfolgt werden konnte wurden die Ereignisse von zwei unparteiische Kommentatoren begleitet. Zwar lässt sich über die Unabhängigkeit des Kommentator Teams streiten, der entstandene Unterhaltungsfaktor jedoch ist über jeden Zweifel erhaben. Außerdem wäre solch ein Wettkampf ohne eine ständige fachmännische Positionsüberwachung der Sups undenkbar, da die Kontrahenten sonst früher oder später auseinandertreiben. Dank des ASK-eigenen Precise Aquatic Utility Locators, kurz PAUL kann ein durchgehend spannender Wettkampf gewährleistet werden. Das Gerücht, dass einige dem Wettkampf nur auf Grund des Einsatzes von PAUL beiwohnten hält sich nach wie vor.

...

In einem harten Finale unterlag der Publikumsliebling Chile dem vermutlich am Sup festgespaxten Vertreter Islands, sodass der Gesamtsieg im Fechten an Island ging. Die Windsituation hatte sich nicht verbessert, dennoch wurde gegen Mittag das Päckchen aufgelöst und die gesamte Flottille legte Kurs auf die ACI Marina Cres. Die ganze Flottille? Nein. Eine kleine Abordnung von zwei ASKlern entschied sich spontan für eine „kurze“ Wanderung über die „paar Hügel“. Nachdem die zwei Wandersleut an Land abgesetzt wurden und sie nach den ersten zurückgelegten Metern das letzte Boot unten in der Bucht ablegen sahen wurde ihnen die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst.

Während ein paar Boote auf dem Weg nach Cres ihre Segel, zumindest zu optischen Zwecken, setzten, versuchten andere bei mehreren als Hallyardswings getarnten Manöver besagte Segelfanatiker zu entern. In der Marina Cres angekommen nutzen einige Crews die Möglichkeit die Stadt zu erkunden oder ihre Vorräte aufzufrischen. In der Stadt traf man auch wieder auf die Wandertruppe, das Fazit fiel ernüchternd aus: „Joa Boot wäre doch entspannter gewesen“.

Im weiteren Verlauf des Abends wurde noch die ein oder andere freundschaftliche Partie Flunkyball gespielt sowie bei einer rasanten Fahrt in einem Gepäckwagen der Marina der backbordseitige Ellenbogen des Kassenwarts ramponiert. Es wird außerdem gemunkelt, dass das ein oder andere Boot im Verlaufe des Abends noch im Hafen seinen Dhingimotor versehentlich an einem anderen Boot befestigt hat. Ein Mitwirken dritter ist nahezu ausgeschlossen und beruht auf reinen Spekulationen. Der Umstand des „fehlenden“ Dhingimotors sollte jedoch am kommenden Tag noch von Bedeutung werden.

Tag 4: ACI Marina Cres bis Bucht von Rakalj

Die Marina wurde beizeiten verlassen und der Kurs auf eine gut geschützte Bucht innerhalb des Fjords bei Rakalj gelegt. Es konnte eine ordentliche (und diesmal auch etwas sportlichere) Weltmeisterschaft gesegelt werden und die 22 Seemeilen wurden bei viel Wind schnell zurückgelegt sein. Die an diesem Tag vereinzelt auftretende Seekrankheit kann einzig auf den durchaus vorhandenen Wellengang zurückgeführt werden.

...

In der Zielbucht angekommen wurde von den ersten Booten direkt mit dem Päckchenbau begonnen. Da die Bucht sehr eng war sollte zunächst nur mit Landleinen zu beiden Seiten gearbeitet werden. Auch konnte nur von einer Seite am Päckchen angebaut werden. Da der Dhingimotor des ersten Bootes in der Bucht unauffindbar war verzögerte sich das Legen der ersten Landleinen jedoch etwas. Ein fataler Fehler. Gerade als das fünfte Boot am Päckchen festmachen wollte legte ein von allen Beteiligten als massiver Fels ausgemachter Steinbrocken plötzlich kieselsteinähnliches Verhalten an den Tag und brach los. Ungünstiger Weise befand sich die einzig wirklich feste luvseitige Leinenverbindung an diesem Steinchen. Ohne weitere feste Landverbindung fing das gesamte Päckchen langsam aber sicher auf das leeseitige Land zu treiben. Das gerade anlegende Boot reagierte jedoch schnell und anstatt am Packet festzumachen wurde eine Leine übergeben und das Päckchen wieder ein paar Meter aus der Bucht herausgezogen, sodass die allseits bekannte handbreit Wasser unterm Kiel zu jederzeit gegeben war. Daraufhin wurden die Anschlagspunkte der folgenden Landleinen mit Bedacht gewählt und das Päckchen mit jeder verfügbaren Leine sicher in der Bucht vertäut.

Tag 5: Bucht von Rakalj bis Bucht von Pomer

Da für den Tagesverlauf deutlich mehr Wind angesagt war wurde sich für ein frühes Ablegen entschieden. Das am Vorabend so mühsam gebaute Päckchen wurde binnen Kürze aufgelöst und die Boote machten sich auf den Weg in Richtung Bucht von Pomer, in der die ACI Marina angepeilt wurde. Um möglichst frühzeitig dort anzukommen, wurde sich außerdem in der weiterlaufenden Weltmeisterschaft für ein reines Zeitfahren ohne gemeinsamen Start entschieden.

Die Überfahrt nach Pomer war nochmal etwas rauer als am Tag zuvor, wurde allerdings von allen Crews gut gemeistert, auch wenn hier und da das ein oder andere Sonnenschüsschen im Feld zu beobachten war. Einzig ein Schaden an der Ruderlage und der damit einhergehenden eingeschränkten Manövrierfähigkeit kurz vor dem Einlaufen in Pomer sorgte für die Crew eines Flottillenbootes kurzzeitig für etwas Stress. Der Schaden konnte aber zumindest zeitweise eigenständig behoben werden.

Dem von den Fahrtenplanern der Flottille ausgerufene wetterbedingte Plan in Pomer die ACI Marina anzulaufen, widersprach der örtliche Marinero. Rückwirkend betrachtet wäre die freie Außemole bei dem in der Nacht noch folgenden Wetter tatsächlich eine für Material und Crew sehr unbequeme Option gewesen. So war, auch nachdem ein fremdes Boot abgewiesen wurde klar, dass geankert werden muss. Glücklicherweise hatten einige der Boote, die als erste in Pomer angekommen waren, bereits ausgiebig die Ankersituation in der Bucht investigiert und im größtenteils schlammigen Meeresgrund ein paar Stellen ausgemacht, an der der Anker gut hielt. So ankerte die Flottille teilweise einzeln, teilweise in kleinen zweien oder dreien Päckchen in der Bucht vor Pomer.

Auf die bevorstehende stürmische Nacht bereiteten sich die Crews auf unterschiedliche Art und Weise vor. Während es bei manchen Crews zur Stärkung bereits die ersten Lebkuchen und Glühwein gab wurde sich anderswo an Experimentalküche in Form von einer Pfannkuchen – Mayo – Pommesgewürzsalz – Kombi versucht. Eine durchaus zu empfehlende Variation.

Die Entscheidung eine aktive Ankerwache zu führen wurde durch das erzwungene Neuankern eines der Flottillenpäckchens bestärkt. Das Rutschen von wenigen zehntel Seemeilen des gesamten dreier Päckchens kam auf den betreffenden Booten während dem Abendessen nicht so gut an. Es half jedoch nichts und bei Regen, der die alltägliche Dusche ganz gut ersetzte, musste sich das Päckchen auflösen und einzeln neu den Anker werfen.

Tag 6: Rückkehr nach Pula

Durch die Nacht hielten letztendlich alle Anker und auch der Wind ließ mit der Zeit nach. Dieser Umstand erlaubte es, dass die ein oder andere Ankerwache ihre Schicht sinnvoll nutzte und die verbliebenen Getränkevorräte fachgerecht entsorgte.

Der vorhergesagt und tatsächlich auch vor Ablegen eintreffende Winddreher bot eine Prima Möglichkeit, um im Päckchen Panzer zu fahren, das persönliche Highlight des ein oder anderen. Dadurch konnte das gedrehte Packet vor dem Ankerlichten ordentlich ausgerichtet werden und eine Ankerkettenverwurschtelung verhindert werden. Die letzte Etappe zurück in den Ausgangshafen Pula wurde nochmals im Zeitfahrmodus aber diesmal bei schönem Wetter, gutem Segelwind und etwas Welle zurückgelegt.

Nach dem obligatorischen Zwischenstopp an der Tankstelle, wobei bei einigen Booten ein aktives Anstellen an der Warteschlange beobachtet werden konnte, lagen gegen Mittag alle Boote sicher am Steg. Um den wartenden Crews in der Marina ein Hafenkino zu bieten für das fast schon Eintritt verlangt werden kann entschied sich ein namentlich nicht genannter ASKler die Bootseigene Trocknungsvorrichtung am Mastop zu nutzen. Dazu wurde ein Pullover ohne Führungsleine am Gennackerfall gesetzt. Die nun während der äußerst herausfordernden Pulloverbergung eingelegte Bierpause des noch auf halber Höhe im Bootsmannstuhl hängenden Crewmitglieds sorgte für allgemeine Erheiterung.

Im Restaurant der Marina versammelten sich nach Bootsübergabe nochmals alle zu einem gemeinsamen Abendessen. Nachdem die Ergebnisse der Weltmeisterschaft und der Olympiade verkündet wurden, wobei sich die Island-Crew über gleich beide Pokale freuen durfte, konnte der Abend und die Flottille ausklingen. Während die ersten sich nun auf den Heimweg machten genoss der Rest der Flottille noch einen von der Barcrew gemixten Abschiedsdrink.

Am folgenden Morgen blieb nichtmehr viel zu tun. Nachdem die letzten Taschen gepackt und die Autos beladen waren traten alle die Heimreise an.

Zum Schluss dieses Berichts lässt sich nur noch eine Sache sagen: DANKE. Und zwar an das gesamte Orgateam, allen voran Caro. Danke für eine so wunderschöne Flottille.

Datum: 05.10.24 - 05.10.24
Revier: Istrien
Skipper: Enno Edzard Garrelts (Österreich), Julian Grolig (Norwegen), Michael Andree (Spanien), Benedikt Müller (Island), Jan-Niklas Sturm (Schweden), Christian Sütterlin (Kuba), Thomas Engerer (Griechenland), Florian Schieren (Chile), Alexander Klauber (Italien),
Boot: Oceanis 45, Bavaria Cruiser 46, Dufour 382 GL, Dufour 412 GL, Dufour 390, Sun Odyssee 419, Sun Odyssee 389, Oceanis 41.1, Oceanis 37.1, 2x Oceanis 38.1, Oceanis 38 und Bavaria Cuiser 37
Crewstärke: 82
Studentische Teilnehmer: 25
Starthafen: Marina Tehnomont Veruda (Pula)
Zurückgelegte Seemeilen: 100
Projektleiter: Carolin Moser & Team
Bericht: Florian Schieren