Unsere Reise begann am Samstag, den 26. Oktober 2024, mit einem 2-stündigen Flug nach Girona und einem reibungslosen Transfer zur Marina in Palamós. Die Anreise verlief entspannt und während unser Skipper Birger die Bootsübernahme mit dem technisch versierten Vercharterer durchführte, stürzte sich der Rest der Crew in die erste Herausforderung: den Großeinkauf. Mit sechs prall gefüllten Einkaufswagen bahnten wir uns den Weg durch die Altstadt zurück zum Hafen – ein Bild, das sowohl uns als auch die Einheimischen bestens unterhielt. Nach erfolgreichem Einkauf verstauten wir alle Vorräte und machten uns mit dem Boot, einer Sun Odyssey 380 aus 2024, vertraut. Der Abend endete gemütlich mit gemeinsamem Kochen und dem ersten Kennenlernen an Bord. Die Vorfreude auf die kommenden Tage war spürbar.
Am Sonntag und Montag nutzten wir die Zeit, um uns intensiv auf die anstehende Überfahrt vorzubereiten. Da die Wettervorhersage sehr wechselhaft war und wir ein passendes Windfenster für Dienstag erwarteten, blieben wir zunächst in der Umgebung von Palamós und trainierten praxisrelevante Manöver. Realistische Person-über-Bord-Manöver, Einhandwenden, Hafenmanöver und Segeltrimm standen auf dem Programm. Skipper Birger vermittelte seine Erfahrung mit einer Ruhe und Klarheit, die selbst anspruchsvolle Situationen leicht verständlich machte. Die Crew, bestehend aus SKS-Absolventen mit unterschiedlichen Erfahrungsleveln, arbeitete sich motiviert in die neuen Aufgaben ein – eine perfekte Einstimmung auf die Herausforderungen, die vor uns lagen.
Am Dienstag, den 29. Oktober, brachen wir schließlich zu unserem ersten großen Schlag auf: der Überfahrt von Palamós nach Menorca. Der Törnplan wurde durch chatGPT generiert und von Tagesskipper Juli via text2speech an die Crew kommuniziert. Bei idealem Halbwind mit 15 bis 20 Knoten und anständiger Welle wurden wir sportlich gefordert. Während einige Crewmitglieder mit Seekrankheit kämpften, blieb die Stimmung dank Teamgeist und der Aussicht auf ein neues Ziel hoch. Ein Highlight des Tages war das Setzen des Gennakers, der uns beeindruckende Geschwindigkeit brachte, bevor er aufgrund auffrischenden Windes (und der Tatsache, dass Jeaneau auf diesem Modell kein Achterstag mehr verbaut) wieder geborgen werden musste. Das nächste Highlight ließ nicht lange auf sich warten: Manu zog einen prachtvollen Mahi Mahi aus dem Wasser, der für Begeisterung und die Entwicklung kulinarischer Pläne sorgte. Nach einer langen und anspruchsvollen Überfahrt ließen wir gegen 5 Uhr morgens den Anker in der Bucht von Fornells fallen und fielen erschöpft, aber zufrieden in die Kojen.
Am nächsten Tag genossen wir das Gefühl der Ankunft und gönnten uns ein spätes Frühstück. Der Tag diente der Erholung und dem weiteren Üben von Manövern, beispielsweise dem Ankern unter Segel, bevor wir eine ruhige Nacht in der Bucht verbrachten. Am Donnerstag zauberte uns Manu Pancakes zum Frühstück, was die Crew für den Tag motivierte. Frisch gestärkt nahmen wir Kurs auf Mao. Zunächst arbeiteten wir uns kreuzend gegen den Wind die Küste entlang. Später genossen wir entspanntes Segeln an Menorcas Ostküste entlang, bis wir am Abend in Mao ankamen und uns voller Entdeckungsdrang in die Stadt und in die Halloween-Nacht stürzten. Auf eine spontane Idee hin landeten wir schließlich beim örtlichen Dönerladen und die meisten gönnten sich gleich zwei.
Ein paar Bier später wurden wir von einer Tequila-getränkten Halloween-Party in einer lokalen Bar magisch angezogen. Die Stimmung stieg ins Unermessliche und wir übernahmen kurzerhand die Tanzfläche. Es war ein unvergesslicher Abend, der gegen halb drei mit einer schwankenden Rückkehr zum Boot endete.
Am nächsten Morgen hieß es wieder früh aufstehen, denn wir wollten unsere Vorräte auffüllen und die Umrundung Menorcas fortsetzen. Der leicht verkaterten Crew half die frische Luft schnell wieder auf die Beine. Zudem fischte Manu an diesem Tag fünf Thunfische. An der Südseite Menorcas fanden wir eine wunderschöne Ankerbucht, die Cala Galdana, in der wir die Nacht verbrachten. Am Abend (und am nächsten Morgen) gab’s Sushi.
Der nächste Tag führte uns weiter zur Playa de Bellavista – ein kurzer, entspannter Schlag, der uns zur richtigen Zeit an den perfekten Ort brachte: weißen Sandstrand, türkisblaues Wasser und sommerliche Temperaturen. Auf dem Weg fuhren wir unzählige Boje- und Person-über-Bord-Manöver. Wir verbrachten den Nachmittag mit Schnorcheln, Schwimmen und einem langen Spaziergang am Strand entlang und zu den Bunkeranlagen.
Am Sonntagmorgen entschlossen sich einige Frühaufsteher unserer Crew zu einem morgendlichen 10-Kilometer-Lauf, gefolgt von einem kurzen Badegang und einem herrlichen Frühstück bei genialer Kulisse – so kann ein Tag beginnen. Heute stand die Überfahrt nach Mallorca auf dem Plan. Bei konstantem Halbwind segelten wir unter Gennaker bei 7 bis 9 Knoten und bestem Wetter, unterbrochen nur von Stopps um den einen oder andern Thunfisch, der an Manu‘s Angeln angebissen hatte, einzuholen. Danach liefen dann auch die simulierten Person-über-Bord-Manöver unter Gennaker, denn für einen großen Thunfisch sollte das Boot schnell stehen. Perfekt für unser Training war dabei die Tatsache, dass die Thunfische ohne Ankündigung bissen …
In den nächsten Tagen führte uns unsere Route entlang Mallorcas Küsten und unser Ziel, am Ballermann anzulegen, rückte langsam näher. Mit leichtem Motoren aufgrund des kurzzeitig schwachen Winds erreichten wir am Nachmittag die Promenade. Ein Anblick, den wir wohl nie vergessen werden: Wir waren das einzige Boot, das direkt vor dem Ballermann vor Anker lag. Gemeinsam paddelten wir mit dem Dingi an den Strand und ließen uns in die Partyzone ziehen. Die Stimmung war ausgelassen, und die Kombination aus Musik, Cuba Libre und ein paar Tanzeinlagen trug ihren Teil zu einem unvergesslichen Abend bei. Die nächtliche Rückfahrt mit dem Dingi zum Boot wurde zum krönenden Abschluss.
Am nächsten Tag waren nur wenige Crewmitglieder früh auf den Beinen, doch die, die es schafften, genossen die entspannte Fahrt entlang Mallorcas Küste, größtenteils unter Motor. Wir wollten möglichst weit in den Norden der Insel kommen, um am nächsten Tag den passenden Wind zu haben um wieder ans spanische Festland übersetzten zu können. Die beeindruckenden Steilklippen und die felsige Küstenlandschaft boten viel fürs Auge, und ein kurzer Badestopp rundete den Tag ab. Alex servierte zudem frisch gebackenes Sauerteigbrot.
Am Abend ankerten wir in Cala Castell, einer malerischen Bucht, die uns jedoch in Atem hielt – der Ankergrund war nicht wirklich gut, was eine unruhige Nacht für die Crew und vor allem Skipper Birger bedeute.
Am Donnerstag nahmen wir schließlich Kurs auf das Festland und starteten die Überfahrt nach Blanes, etwa 120 Seemeilen entfernt. Die Wellen waren ruhiger als bei der Hinfahrt, und ohne Seekrankheit verlief die Strecke routiniert und entspannt. Zwar stand der Wind nicht optimal, aber wir konnten gute Fortschritte machen. Im Verlauf der Überfahrt wägten wir sogar kurz ab, ob ein Abstecher nach Barcelona sinnvoll wäre, da wir so unser Gennaker einsetzen könnten, entschieden uns jedoch, den Kurs nach Blanes zu halten. Nachts liefen wir im Hafen ein und gönnten uns eine wohlverdiente Pause.
Der Freitag bot die Gelegenheit, noch einmal intensiv Hafenmanöver zu üben und die Küste entlang bis Cala Giverola zu segeln. Die Bucht überraschte uns mit ihrer Schönheit und wir waren wieder das einzige Boot vor Anker. Bei strahlendem Sonnenschein genossen wir den Tag in vollen Zügen.
Am Samstag stand schließlich die Rückfahrt nach Palamós an. Ein Mix aus Segeln und Motoren brachte uns zurück in den Heimathafen, wo wir den Abend bei Tapas und spanischem Wein in der Altstadt ausklingen ließen. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von unserem Boot, vollgepackt mit Eindrücken und Geschichten für die Daheimgebliebenen.
Die zwei Wochen auf See waren ein voller Erfolg. Der SKS+ Törn bot uns nicht nur die Möglichkeit, unsere Segelkenntnisse zu vertiefen und Sicherheit als zukünftige Skipper zu gewinnen, sondern auch ein intensives, gemeinsames Erlebnis. Ob sportliche Herausforderungen, kulinarische Höhepunkte mit frisch gefangenem Fisch oder unvergessliche Momente an Land – der Törn vereinte all das, was die Leidenschaft fürs Segeln ausmacht.