Relax Middle Sea Race 2022 

an epic mediterranean chill out sailing race

 

Das Rolex Middle Sea Race (RMSR) wurde im Jahr 2022 zum 43. Mal ausgetragen, startete am 22.10.2022 und gilt als das herausfordernste und bekannteste 600 Meilen Offshore Segelrennen. Die Strecke umfasst 606 Seemeilen, beginnend in Valletta (Malta), durch die Straße von Messina, um den aktiven Vulkan Stromboli herum, bei Favignana um  das westliche Kap von Sizilien, an Pantelleria vorbei, weiter nach Lampedusa und zwischen Malta und Camino hindurch, um letztlich in Valletta das Ziel zu erreichen.

In diesem Jahr befanden sich insgesamt 119 Schiffe im Rennen. Die askew zählte zu  einem der 25 teilnehmenden Schiffe aus der Kategorie IRC 6. Skipper der askew beim  diesjährigen RMSR war Carsten Plasberg. Zur Crew gehörten Felix Effler, Johannes Fischer, Reinhard Bühler, Stefan Schneider, Thomas Steuerer und Vincent Kille. Die Anreise stellte uns bereits vor große Herausforderungen. Ein verschlossener ASK Anhänger mit Schlüssel im Ausland, spontane Änderungen der Fortbewegungsmittel oder auch die plötzliche Feststellung, dass man sich am 90 km entfernten, falschen Flughafen in  Mailand befindet. Per Flieger war es noch am naheliegendsten die 2000km zu bewältigen, egal ob ab Stuttgart, München oder Mailand. Die Menge an Ausrüstung und Material für  den Regattaumbau ließ jedoch eine Anreise per Kleintransporter nicht aus. Den Transport übernahmen Carsten, Johannes und Reinhard, so zumindest der Plan. Nach einer  zwanzigminütigen Fahrt am 14.10.2022 von Karlsruhe nach Rastatt war für Reinhard klar: in dieser Sardinenbüchse auf der Vorderbank wird man keine 20 Stunden lang als  Dreiergespann in einem Vito durchhalten können, da die Ladefläche ohne Sitzbänke ausgestattet war. Reinhard verabschiedete sich also spontan am Rastatter Bahnhof und riss sich noch eine Einkaufstasche Snacks unter die Arme. Eine Nachtzugfahrt später erreichte  Reinhard bereits Pozallo, dem Ort des Fährhafens auf Sizilien zur Überfahrt nach Malta. Dort konnte er die Zeit noch nutzen, um am Strand den Lobster zu machen. Die Sonnencreme war natürlich noch im Transporter. Carsten und Johannes nächtigten auf  halber Strecke in einer Ferienwohnung, um auf der langen Anfahrt Kräfte zu sammeln und  fuhren am Samstag nach Villa San Giovanni, um die Fähre vom Festland Italiens nach  Messina (Sizilien) zu nehmen. Am Samstag Abend (15.10.2022) kuschelten sich die drei dann in Pozallo wieder zusammen in’s Stadtmobil. Der Restbestand an Snacks der mitgenommenen Einkaufstüte war nicht mehr kalorienhaltig, die liebevoll vorbereiteten  Karotten dagegen noch übrig. Nun stand noch die Fährfahrt nach Malta an. Zack, in nur  einem Katzensprung ist man auf Malta! Drei Minuten vom Fährhafen entfernt lag die askew  in der Marina die Valletta. Felix und Vincent kamen kurz vorher mit dem Flieger an und  waren bereits im Hafen. Darauf erstmal einen gemeinsamen Anleger. Der erste Tag ist  geschafft, Cheers!

Die äußerlich sehr schön erscheinende Marina ist unweit der schönen Altstadt von Valletta entfernt. Die sanitären Einrichtungen waren dagegen stark verbesserungswürdig. Zum Umbau der sanitären Einrichtungen wurde eine “vorübergehende” Containerlösung eingerichtet, die hinter einer schönen Holzkonstruktion versteckt war. An den Bädern wird  fleißig gearbeitet, wie uns der Zettel “… We expect the new bathroom facilities to be ready by April 2022.” mit sich bereits zersetzender Kunststoffhülle, der Rost in den Duschkabinen oder die Krater in der Duschwanne deuten ließen.

Die folgenden drei Tage (16.10.-18.10.) waren wir hauptsächlich mit dem  Regattaumbau, dem praktischen Test des Regattaumbaus und dem Einsegeln/ Manövertraining als Crew beschäftigt. Die morgendlichen Weckrufe über musikalische  Tiefstleistungen wie “Guten Morgen Sonnenschein”, “Er hat ein knallrotes Gummiboot”  oder dem Badnerlied waren bezaubernd. Der Regattaumbau umfasste unter anderem Segel  sichten, Großsegel austauschen, Fallen/Leinen/Schoten tauschen oder ergänzen und nicht  benötigte Ausrüstung auslagern. Dabei war es auch notwendig am Masttop zu arbeiten, um  ein neues Fall einzuziehen. Dabei konnte sich ein Crewmitglied als Messerwerfer in die  Geschichtsbücher verewigen, nachdem das ausgeklappte Segelmesser vom Masttop geflogen  kam und 20cm neben dem Kopf von Johannes hinabstürzte. Ein offener Punkt zur  Diskussion ist weiterhin ob es gut angeknotet war oder nicht. Im weiteren Verlauf der Reise  sind dem Messerwerfer weitere Wurfobjekte zum Opfer gefallen, aber diese sind der  ungefährlichen Kategorie zuzuordnen. Beim Segelsichten haben wir auch den museumsreifen  Fahrtenspi mit ledernen Schothörnern gesichtet, der im weiteren Verlauf auch häufig zum  Einsatz kam. Außerdem gehörten die Sicherheitseinweisung und die Abarbeitung der  zweiseitigen Check-Liste zur Sicherheitsausrüstung auf die ToDo Liste, um für den Security  Check vorbereitet zu sein. Dabei hatten wir die Automatik-Rettungswesten genauer  angeschaut und durch eine zerbröselte Salztablette am AIS MOB beinahe direkt einen MOB  an alle Schiffe in Funkreichweite gesendet. Im Laufe der Tage kamen sowohl die anderen teilnehmenden Boote, als auch Stefan und Thomas in den Häfen an. Noch kurz vor Stefans  Anreise bestand die Überlegung Stefans Platz einer italienischen Seglerin zu überlassen, die  für ein konkurrierendes Boot die Überführung übernommen hatte und jetzt noch spontan  auf der Suche nach einem Crewplatz für das Race war. Zum Bedauern mancher wurde der  Platz jedoch nicht freigegeben. Am Montag startete dann auch die kulinarische Reise mit  einer Ladung Käsespätzle. Natürlich mit selbstgepressten Spätzle aus 1,5kg Mehl. Kurz  danach wurde die Spätzlepresse zum Gewichtstrimmen vom Boot verbannt.

Am Mittwoch den 19.10. nahmen wir, wie auch viele andere RMSR Teilnehmer, als  eins von 50 angemeldeten Booten am Yachting Malta Coastal Race teil. Das Coastal Race ist  ein 30 sm langes Segelrennen an der Küste Maltas und ist für viele RMSR Crews eine gute  Vorbereitung, um die Crew in der Praxis für das RMSR einzustimmen und die örtlichen  Gegebenheiten kennenzulernen. Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen durch wenig  Wind wurde die Strecke des Rennens auf 15 sm gekürzt. Das Rennen startete im Marsamxett  Harbour in Valletta und verlief mit der gekürzten Strecke entlang der Küste Maltas bis nach  Gozo. Die dort positionierte Ziellinie war nicht sehr eindeutig kommuniziert und erstreckte  sich über eine Breite von 1,5 Seemeilen. Dabei kam es zu einigen Missverständnissen wer das  Ziel bereits erreicht hatte, da das Racing Committee auf die Entfernung Probleme hatte die Schiffe eindeutig zu identifizieren und die Funk Gespräche akustisch auch nicht einwandfrei verständlich waren. Ein Highlight im Funkkanal, neben den häufigen Rückfragen ob man im  Ziel sei, war “Offshore 1, this is a terribly allocated finish line.”. Letztlich nahmen nur 28  Boote am Race teil, wovon eins das Rennen nicht beendete. Wir erreichten Platz 24 von 27  nach ziemlich genau 4h. Die Rangliste ergibt sich durch die IRC Verrechnungen, um eine  Vergleichbarkeit der Bootsklassen zu haben. Das Coastal Race war eine gute Vorbereitung um unsere Crew nochmals einzuspielen und für das RMSR gewappnet zu sein. 

Am Donnerstag war es dann Zeit für den Security Check. Ein schwerwiegender  Sicherheitsmangel war die von den Sicherheitsbeauftragten des RMSR Race Committee  entlarvte Bleileine am Reserveanker, ein Schmu an Sicherheitsausstattung. Ein angebrachter  Kettenvorlauf regelte diese essentielle Voraussetzung für die Race-Teilnahme und wir sind  froh auch für die zukünftigen Crews einen Sicherheitsgewinn geschaffen zu haben. Bis auf ein paar kleine weitere Punkte wurde nichts beanstandet. Notwendige Änderungen waren die  Beschriftungen der Rettungswesten auf UV-beständigem Panzertape anstatt normalem Panzertape vorzunehmen, die Kunststoffummantelungen der Heck-Relingsdrähte zu entfernen und eine defekte Taschenlampe zu reparieren. Während dem Security Check  machte sich ein Teil der Crew auf den Weg zum Royal Malta Yacht Club (RMYC), dem Veranstalter des RMSR. Der RMYC war zwar nur 250m Luftlinie von unserem Liegeplatz  entfernt, leider lag der Steg jedoch auf der falschen Seite der Bucht befestigt. Zu Fuß mussten  dann 2,5 km zurückgelegt werden. Ein Dinghi Shuttle vom Veranstalter bot sich da schon  eher an. Bei dem einheimischen Dinghi Rennfahrer sollte man jedoch aufpassen, wo man sich am Dinghi festhält. Beim Aufstoppversuch in voller Fahrt Richtung Steg saufte der  Motor ab, wodurch das Dinghi mit Vincents Hand am Bug unter den Steg rutschte. Der Fender konnte da auch nicht mehr helfen. Mit gequetschter Hand ging es in den Royal Malta Yacht Club und Vincent durfte sich die Hand im Champagner-Kühler kühlen, schon ganz schön royal. Der restliche Yachtclub machte ein ähnliches Erscheinungsbild wie unsere  Marina, äußerlich alles schön, aber eigentlich gar nicht mal so royal im Gesamtbild. Donnerstag Abend stand die Crew Party in der Xara Lodge an, ebenfalls ein Highlight im Programmablauf. Hier finden sich alle Crews zusammen, um gemeinsam zu essen, zu  trinken und zu feiern, und so nochmal vor dem Race runterzukommen. Eine Liveband, eine schicke Location, gutes Essen, Longdrinks für 2,50€, Bier und Wein for free, eine Fotobox für  witzige Bilder, was will man mehr?

Freitag Morgen war Zeit für die zweite Runde des Security Checks. Nachdem die  Security Checker mit einem Lichtstrahl der Taschenlampe ins Gesicht freundlich begrüßt  wurden, wurden die bemängelten Punkte abgenickt. Ansonsten diente der Freitag zur  Vorbereitung von Proviant, letztem Gewichtstrimmen und zur Entspannung vor dem  anstehenden Race-Beginn am Samstag. Mit unserem Kochbuch “Kochen nach Beaufort”  bereiteten wir uns auf die kulinarische Reise bei schwerem Seegang vor. Die Einkaufsfahrt  zum Lidl war immer wieder ein spannendes Unterfangen, vor allem in der Rushhour, mit Linksverkehr und bei Autobahn-Abfahrten, die man schon am Ende vom Beschleunigungs streifen auf der gegenüberliegenden Seite nehmen sollte. Proviant hatten wir genug, darunter  zählte unter anderem eine halbe Bananenplantage und ein Lastenzug Cola für die  Nachtfahrten. Am Abend wurden schon einmal 12 kg Chili con Carne für die folgenden zwei  Tage vorgekocht. 

Saturday - it’s Race Day! Um 9 Uhr am 22.10.2022 hieß es “Leinen los!” und es ging  rüber in den Grand Harbour, der auf der anderen Seite von Valletta liegt. Zwei Stunden vor  Start hatte es noch absolute Windstille, das änderte sich aber glücklicherweise bis zum Start.  Der Start erfolgte versetzt für die verschiedenen Boots-Kategorien. Um 11 Uhr war  Startschuss für die Multihulls. Dazu wurden die Kanonen der Cannons Battery von Valletta  abgefeuert. Anschließend wurde in 10 min Slots nach absteigender IRC Kategorie gestartet. Um 11:10 Uhr zogen wir demnach mit unserem Leichtwind Spi schön über die Startlinie und  hielten uns im vorderen Mittelfeld. Ein echtes Spektakel im Grand Harbour als eines von 120 Segelschiffen diese Regatta zu starten!

Kurz vor der Hafenausfahrt wurden nochmal alle Schiffe durch ein Windloch ausgebremst, danach ging es weiter und wir machten im Raumschotskurs den ersten Schlag, um am südöstlichen Kapp von Sizilien vorbeizukommen. Zwei Seemeilen vor dem Hafen kam  plötzlich eine Untiefenwarnung mit 1,2 m Wassertiefe und einer Geschwindigkeitsreduktion  von über einem Knoten. Es war klar, dass wir etwas am Kiel hängen haben. Nachdem wir  das Störteil über eine kurze Rückwärtsfahrt wieder losgeworden sind, ging es wieder auf  Kurs. Achterlich kamen die Schiffe der unteren IRC Kategorien nach und nach angefahren  (ein super schöner Anblick), schossen an uns vorbei und nahmen uns mit ihren riesigen Spis/Gennakern teilweise den Wind. Die schweizer Chocolate 3 war außerdem auf Kuschelkurs  und hatte sich mit ihrem Gennaker annähernd in unserer Saling verfangen. 

Wir hatten uns für das Race für ein 4/6 Schichtsystem entschieden, mit 4h Schichten zwischen 18 und 6 Uhr und 6h Schichten zwischen 6 und 18 Uhr. Damit hat sich die Schichtbelegung jeden Tag durchgetauscht. Die Schichten wurden in dreier Teams gefahren. Carsten war durchgehend in Bereitschaft, um bei größeren Manövern wie Segelwechsel oder  Spi Shiften zu unterstützen, war aber gefühlt 24/7 aktiv am Navi-Tisch oder an Deck.  

Ab dem halben Weg zum ersten Wegpunkt, dem Capo Passero (Sizilien), fielen wir in  der Rangliste erstmal etwas zurück. Zuvor mit 3-5 Knoten Fahrt unterwegs gewesen, frischte  der Wind in der Nacht etwas auf und wir fingen im Morgengrauen am 23.10.2022 an mit 6-8  Knoten die Ostküste von Sizilien entlang zu segeln. Unsere halbdefekte Blitzboje machte uns nachts zum Partyboot, da sie nicht nur bei Überbordwerfen (wie sie es soll), sondern auch an  Bord immer wieder anfing hell aufzublinken. Mit Alufolie wurde irgendwann Abhilfe  verschafft. Der erste wunderschöne Sonnenaufgang nach einer tollen Nachtfahrt war dann einfach amazing! Zum Sonnenaufgang funkten wir mit der Infinity, denen in der vorigen  Nacht der Spi gerissen war und es gab eine Anfrage zum Fotoaustausch. Wie gut, dass Carsten Hobby-Fotograf ist! Bis zum Vormittag holten wir wieder etwas auf und trafen einige  Boote in einem Windloch wieder. Mit 2-3 Knoten ging die gemütliche Fahrt über den Mittag  weiter und zum Abend kamen wir etwas schneller mit 3-5 Knoten voran. Bis Mitternacht  hielt sich der Wind und wir kamen mit 5-6 Knoten Fahrt an den Anfang der Straße von Messina. Eine erneut unbeschreiblicher Beginn der Nachtfahrt mit stehendem Spi, ohne  Welle, klarem Sternenhimmel, unzähligen Sternschnuppen, Neumond, warmem Wind,  Leuchtquallen und leuchten der gebrochenen Heckwelle durch leuchtendes Plankton. Hier  kann man nur Thomas zitieren ”It’s so amazing, beautiful, awesome and breathtaking”. Auf  dem linken Bild der folgenden Bilder zeigt sich, dass auch Carsten mal Kraft tanken musste, was in dem Fall am Navitisch passierte. An der Straße von Messina wurde das erste Mal die  Leichtwind-Genua gehisst, nachdem wir bis dahin Spi gesegelt waren. Mit einschlafendem  Wind kreuzten wir mit 2-3 Knoten Fahrt am italienischen Festland entlang. Zur späten Nacht  frischte der Wind auf halbem Weg der Straße von Messina wieder etwas auf, machte dann  einen Power Nap, um uns im Morgengrauen mit 20-25 Knoten Wind wach zu halten. Die Leichtwind-Genua wurde in einem All-Hands-Manöver zwischen den kreuzenden  Schnellfähren geborgen, um beim auffrischenden Wind die Genua zu setzen. Die Straße von Messina war der kritischste Punkt des Rennens und alle Hände und Augen waren an Deck  gefragt. Um 8:30 Uhr am 24.10.2022 wurde der zweite Wegpunkt passiert. Das war der Gute  Nacht Ruf für die Nachtschicht, leider aber auch für den Wind. Nun ging das große  Gedümpel los. Mit großteils Flaute war optimales Segeltrimmen und ausharren gefragt, um  bei dem wenigen Wind die Strecke nach Stromboli zu meistern. Die Logge zeigte oft gerne  mal 0 Knoten Fahrt an, mehrfach auch eine ganze Weile. Die Wachwechsel brachten immer  wieder Erstaunen und Ungläubigkeit mit, dass man in den 4-6h der Schichtpause nur einen  geringen Fortschritt von wenigen Meilen gemacht hatte. Vor allem wenn man Stromboli  bereits sah und sich das Bild nach 4h und 2 Seemeilen Strecke nicht sonderlich verändert  hatte. Auf den folgenden Bildern sieht man dies im Vergleich zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang (13h Zeitunterschied). Durch das Schichtsystem und die geringe gutgemachte  Strecke verschwommen die Tage auf See ab der zweiten Nacht. 

Die spiegelglatte See rief, neben dem Genuss der bombastischen Aussicht, nach einer  Beschäftigungstherapie. Nachdem die Bananenvorräte nicht sonderlich geschrumpft waren, der Reifegrad jedoch vorangeschritten war und Reinhard die Bananen bereits mit seinem Körpergewicht zur Bananenmus überführt hatte, gab es am Montag frisches Bananenbrot. Vincent war in Backlaune und so gab es zur Nachtschicht auch noch frische Zimtschnecken.  

Knapp 23 Stunden nach der Straße von Messina waren wir am 2. Wegpunkt bei  Stromboli gegen 07:15 Uhr am 25.10.2022 vorbei gesegelt und haben in dieser Zeit die Zwischenstrecke von 35 Seemeilen bestritten. Zu diesem Zeitpunkt waren wir auf Platz 16  von 25 in der IRC 6 Kategorie. Im IRC overall standen wir auf Platz 69 von 98. Der nächste Wegpunkt ist Favignana. Von Stromboli ist das eine Strecke von 150  Seemeilen entlang der nördlichen Küste von Sizilien, mit dem Ziel Sizilien an Backbord  liegen zu lassen. Der Wind ließ an diesem Tag weiterhin stark zu wünschen übrig und wir  entfernten uns mit 0-3 Knoten Fahrt im Schneckentempo von Stromboli. Mit der Thermik  am Morgen des 26.10.2022 bekamen wir zum Vormittag ein paar Knoten Wind dazu und  kamen so bis zum Abend mit 4-7 Knoten Fahrt voran.

Am 26.10. wurde uns klar, dass unser Wassertank leergepumpt war. Die Trinkwasser flaschen wurden gezählt, es kamen insgesamt 36 Liter zusammen. Rechnet man 2 Liter p.P.  pro Tag, so hätte das noch knapp 2,5 Tage gereicht. Der Abwasch wurde somit ab diesem Zeitpunkt auf Salzwasser in Eimern umgestellt. Wir entschieden uns dazu, das Wasser zu  rationieren und beschrifteten die Flaschen bereits tageweise bis Samstag.

Als gute Nachricht  des Tages gab es wieder Bananenbrot, um auch die letzten 10 überreifen Bananen  loszuwerden. Zum alltäglich wunderschönen Sonnenuntergang leisteten uns ein paar Delfine  Gesellschaft, solch einen Abschluss des Tages könnte man sich jeden Tag wünschen! Um 22 Uhr am 26.10.2022 haben wir es auf Platz 11 von 25 in IRC 6 geschafft. Das  mag eventuell aber auch daran liegen, dass bereits 12 Boote abgebrochen hatten. Von  Stromboli aus gesehen hatten wir bis kurz nach Mitternacht (27.10.2022) die ersten 120  Meilen bis Favignana in 42h hinter uns gelegt. Das heißt eine durchschnittliche Geschwindigkeit von unter 3 Knoten. Gegen Mitternacht schlief der Wind wieder ein und  wir dümpelten auf der Stelle herum. Nach einer Spi Shifte, die eine 180 Grad Drehung mit  sich brachte, merkten wir, wie der Spi durch das Kondenswasser wie ein nasser Sack  herunterhing und die askew nur noch durch die Wellen hin und her schwankte. Zunächst  wurde der Spi geborgen, anschließend wegen des Hin und Herschlagens auch das Großsegel.

Zum Schichtwechsel um 2 Uhr nachts am 27.10.2022 wurde schweren Herzens die  Entscheidung gefällt, dass wir das Race leider abbrechen. Eine schwere Entscheidung, aber  unter den Umständen auf jeden Fall die richtige. Die Windprognosen ließen mit wenig Wind  und viel Kreuzen auf etwa 5 weitere Segeltage schließen, der Wassertank war leer, für den  Abwasch wurde schon auf Salzwasser umgestellt, weniger als 30 Liter Trinkwasser waren  übrig. Zudem war die Abreise für Sonntagmorgen geplant, für die zuvor der Rückbau der  askew notwendig war. Nächstes Mal sollte man eventuell mehr Reserve beim Wasser anstatt  beim Essen einplanen. Das Essen hätte noch eine weitere Woche gereicht.

Unter Motor starteten wir die 30 stündige Rückfahrt nach Malta. Dazu folgten wir der  Route erstmal weiter nach Favignana und fuhren dann auf der Suche nach einem Hafen an  der Westküste von Sizilien entlang. Zum einen, um Wasser zu bunkern und Trinkwasser zu kaufen und zum anderen, um sicherheitshalber nochmal den Dieseltank aufzufüllen. Auf  dem Weg trafen wir das Segelboot “La Cucciola”, fast sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Die Crew der “La Cucciola” hatte ebenfalls abgebrochen und es kam bei einem kurzen Gruß  am Morgen fast zu einer Kollision. Durch ein schnelles Aufstoppen von Carsten konnte der Zusammenstoß mit wenigen Zentimetern Abstand zwischen den Booten gerade noch verhindert werden. Auch hier wurde wieder ein Austausch von Bildern ausgemacht.  Im Hafen Mazara del Vallo wollten wir Diesel und Wasser tanken. Nach vergeblichem Erreichen oder Fehlkommunikation per Telefon mit den drei Hafentankstellen wollten wir  keine weitere Zeit verlieren und machten uns auf den Weg in den nächsten, 30 Seemeilen  entfernten Hafen. Telefonisch klärten wir hier vorab die Öffnungszeiten der Tankstelle und  vereinbarten einen Termin zum Tanken. Wasser bunkern war dort leider nicht möglich,  Einkäufe konnten wir jedoch erledigen. Ein Stück vor dem Hafen stellten wir zum  Sonnenuntergang den Start des Films Open Water nach, indem wir eine Bade-Session ohne  Besatzung auf der abtreibenden askew machten. Danach ging es wieder auf Kurs nach  Malta. Selbstgemachte Kartoffelpuffer von Thomas mit selbstgemachtem Apfelmus von  Johannes verschönerten die Rückfahrt und gaben Energie für die zweite Nachtfahrt unter  Motor.

Am Freitag den 28.10.2022 entschieden wir am Vormittag, auf Höhe von Gozo, nochmal die Segel auszupacken und die restliche Strecke zu segeln. Rund 38 Stunden nach der Entscheidung des Abbruchs segelten wir mit dem Spi in den Marsamxett Harbour (bei  Valletta) und waren damit zurück auf Malta angekommen. Den Anleger feierten wir mit ein  paar Bier an Bord, gingen dann in den Royal Malta Yacht Club in den “royalen” Bädern duschen und genossen zum Abschluss ein Abendessen in der Gegend.

Am Samstag stand der Regatta Rückbau an, also Regattasegel waschen, trocknen und  einpacken, Tourensegel anbringen, Schoten tauschen, etc. Dabei hatten wir auch gelernt wie  man einen Spi nicht im Hafen trocknen sollte: nicht im Hafen setzen. Außerdem wurde  natürlich noch für die Abreise gepackt und der verbleibende, umfangreich ausfallende Proviant gesichtet. In der Marina gab es noch einen gemütlichen Abschluss-Drink, bevor am Sonntag früh morgens die Abreise anstand.

Trotz des Abbruchs sind wir sehr viele Erfahrungen, Lebensweisheiten, Lebensmittel vorräte schöne Sprüche, Pfunde auf der Hüfte, Rückblicke, Freunde, Sonnenauf-/- untergänge und vieles mehr reicher und hatten in der harmonisch arbeitenden Crew eine  enorm schöne, humorvolle und abwechslungsreiche Zeit. Den Titel des Rolex Middle Sea  Races als eines der herausfordernsten Segelrennen können wir nur hinsichtlich der Geduld  und dem Ausharren von Flauten bestätigen. Daher haben wir das Race zu “Relax Middle  Sea Race” umgetauft und wünschen uns nächstes Mal bei Wind und Wetter herausgefordert zu werden. Vielen Dank im Namen der gesamten Crew an alle Mitwirkenden für die  Ermöglichung der Teilnahme!

Wir freuen uns auf das nächste Race!

Datum: 22.10.22 - 29.10.22
Revier: Mittelmeer
Skipper: Carsten Plasberg
Boot: askew
Crewstärke: 7
Studentische Teilnehmer: 2
Start- & Zielhafen: Valetta
Typ: Langstrecke
Klasse: Top-Event
Projektleiter: Carsten Plasberg
Bericht: Vincent Kille