Die See prüft nach“ ist einer der Standardsprüche bei Ausgabe des frisch erlangten Segelscheins. Das Seesicherheitstraining bietet die Möglichkeit den Ernstfall zu simulieren und wichtige Techniken zu erlernen. Ca. 20 ASKler nutzten die Chance sich auf eine Notlage bestmöglich vorzubereiten und auf Wissen und eigene Erfahrungen zurück greifen zu können. Für zwei Gruppen ging es über jeweils ein Wochenenden Richtung Norden zum zweitägigen Seesicherheitstraining nach Elsfleth.
Verlasse dein Schiff nicht ehe es dich verlässt
Was das elfte Gebot eines Seglers als Beweggrund hatte, sollten wir bereits am ersten Trainingstag erfahren. Im Wellenbecken wurde starker Seegang, Wind und Regen simuliert. Neben der gemeinsamen Formation und Fortbewegung im Wasser wurde auch das Umdrehen und Besteigen der „letzten Ausweg Insel“ von jedem geübt. Nach einigem Ausharren im Gewittersturm wurden wir nacheinander vom Helikopter geborgen.
Das Sicherheitsgefühl eine Rettungsinsel an Board zu haben hat sich dadurch stark verändert. Zumindest ist uns jetzt bewusst auf was wir uns beim Verlassen des Schiffs einlassen, wie die korrekte Handhabung erfolgt und mit welchen Unwegsamkeiten man konfrontiert wird.
Ergänzt wurde das Training mit mehreren kleineren Theorie und Praxiseinheiten aus den Bereichen Brandbekämpfung, Leckabwehr, Signalmittel, Rettungsmittel und Bordmedizin. Der eigens eingeflogene Referent für Medizin an Board fesselte uns mit Berichten aus seinen beruflichen Einsätzen in Kriesengebieten und seiner Zeit bei der funkärztlichen Beratung (TMAS Germany - Medico Cuxhaven). Stabile Seitenlage bei Seegang? Reanimation ohne zeitnahe intensivmedizinische Behandlung? Schnell wurde uns die Illusion genommen immer angemessen helfen zu können. Stattdessen sollte durch Prävention wie vorzeitige Antibiotikagabe und einer Abstimmung der Bordapotheke auf die Teilnehmer (Altherrentörn vs. Klassenfahrt) gegengesteuert werden. In diesem Zusammenhang lernten wir das WD-40 der Medizin kennen: Schleimhautdesinfektionsmittel, das überall am Körper Anwendung finden kann.
Die knappe Freizeit verbrachten wir gerne am Lagerfeuer unseres Airbnb. Hier ließen wir die Erlebnisse des Tages sacken, tauschten unsere eigenen Erfahrungen und Anekdoten aus und hatten eine gute Zeit! Nicht zuletzt dank unserem fleißigen Waffelbäcker Jonathan.
Fazit:
Für alle Teilnehmer*innen der ASK stand am Sonntagnachmittag fest, dass man selbst auf Vieles nie von alleine gekommen wäre und dass alle, die sich mal etwas weiter von der Küste entfernen wollen, mal fest über die Teilnahme an einem solchen Kurs nachdenken können. Oder hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, dass die Lampe der Rettungsweste abschaltbar sein sollte oder wie man im Seegang, auf dem Rücken liegend, am besten atmet?
Dass wir gelernt haben mit der umfangreichen Ausrüstung an Bord besser umzugehen ist bei weitem nicht die einzige Lehre! Nach diesem Training hat man ein ganz anderes Gefühl dafür, wie oft man die Rettungsweste tragen sollte (nämlich lieber zu oft als zu selten). Und man weiß ganz genau, wieso man wirklich erst als letzte Option das eigene Schiff verlassen sollte. Denn was danach kommt ist in der Regel sehr viel unangenehmer und gefährlicher. Manches wird man vergessen, anderes verdrängen. Aber wenn man bei der Vorbereitung eines Törns mal an das Training denkt oder auch nur im Notfall sich an manches erinnert, hat man schon etwas gewonnen. Vielleicht gibt das den Ausschlag die nötige Ruhe zu bewahren. Und ein kühler Kopf ist sicher eines der wichtigsten Dinge im Notfall.
Das Training hat sich gelohnt!