Teilnehmer: Dimitrij (Skipper + Organisation), Sebastian (Helikopterservice + Bericht), Gereon (Partystimmung), Lukas (Segeltrimm), Marie (Lässt keinen ran), Stephanie (Kleidungsexpertin), Anna (Psychologiche Beratung + Spülen), Julia (Bordküken)
Warum sollte man Segeln gehen, wenn Baden definitiv nicht angenehm ist und einem potenziell das Deck gefriert? Eine Frage, die sich so manch einer stellt, der sich überlegt an der Eisernen teilzunehmen. Allerdings konnten wir dieses Jahr diese Frage nicht durch Teilnahme an der Eisernen Regatta beantworten, denn diese musste coronabedingt ausfallen. Stattdessen, hat eine Kooperation des Match-Centers und der Kressbronner Segler die "Eiszapfen Regatta" ins Leben gerufen. Ein anderer Name, aber definitiv dieselbe Einstellung: Segeln gehen, wenn andere lieber am Kamin sitzen.
Begonnen hat unser dreitägiges Abenteuer mit der Abfahrt in Karlsruhe am Freitagmorgen. Nicht alle konnten bereits um 9.30 das Wochenende beginnen, sondern mussten wegen der Arbeit erst später nachkommen. Zu 5. im Auto machten wir uns also auf den Weg zur Marina Ultramarin Meichle & Mohr. Gereon fiel irgendwann auf, dass sein Schwarztee die gesamte Fahrt in Ruhe vor sich hingezogen hatte und damit eher noch als geballtes Schwarzteeextrakt und nicht mehr als trinkbarer Tee bezeichnet werden konnte.
Das wirkliche Ausmaß unseres Vorhabens, erkannten wir erst, als der erste Schritt nach dem Ankommen aus dem Schneeräumen des Boots bestand. Unglaublich, dieses Jahr schon Schnee zu sehen und noch viel mehr auf dem Deck eines Boots.
Die Übernahme unserer Bavaria Cruiser 40S war schnell und unkompliziert.
Allerdings hätte uns der eine Salonschlafplatz vor ein Problem gestellt, weswegen wir sehr glücklich über das 2. Boot zum Schlafen waren. Somit war die Kojenverteilung eine reine Luxusüberlegung und beide Salons waren für Essen und Segel zur Verfügung.
Auch die Dieselheizung wurde direkt aktiviert und sorgte dafür, dass wir wenigstens unter Deck nicht komplett durchgefroren sind.
Fleißig wurde das Boot weiter untersucht und so fanden wir Unterschriften in der Backskiste von Match Racing Seglern. Außerdem auch jede Menge Zettel, welche uns darin erinnerten, dass das Wasser bereits abgestellt ist. Auf dem Boot spülen kam also nicht in Frage.
Genügend mit dem Boot vertraut, machten wir uns daran alle Vorkehrungen für das Auslaufen zu treffen. Aber gerade als alles bereit war, alle Leinen zurechtgelegt, die Persennings entfernt und die Vorfreude in die Höhe schnellte, hörten wir einen Schlag.
30 m von unserem Liegeplatz entfernt sahen wir ein Schlauchboot, dass eine Kollision mit einem liegenden Segler hatte und ein Mann der sich immer wieder das Gesicht wusch. Die gesamte Crew bewegte sich zum Ort des Geschehens und während einige mit dem Mann sprachen und das Boot an den Steg brachten, wurde nebenher direkt der Rettungsdienst alarmiert.
Als der erste Schreck abgeklungen war und wir uns schon wieder zum Boot bewegten tauchte plötzlich ein Helikopter der DLR auf und landete ganz in der Nähe. "Ich habe keinen Helikopter bestellt!" - Ein Satz von Sebastian, der das ganze Wochenende zitiert werden sollte.
Da aber andere sich um den Verletzten kümmerten, legten wir schließlich doch noch ab.
Bereits in der Hafenausfahrt überraschte uns der Bodensee. Zwar kein Sonnenschein, aber dafür ein richtig guter Wind von 15 Knoten. Also auf die Plätze, fertig und hoch die Segel! Das Boot begann zu laufen und das sehr angenehme Handling bereitete allen an Bord große Freude. Das einzige Manko war der doch eher fragwürdige Verklicker, der viel anzeigte, aber definitiv nicht die Windrichtung.
Auch der gute Rasmus sollte nicht zu kurz kommen und so teilten wir unseren guten Rum mit ihm: "Rasmus, Gott von Meer und See, gib uns Wind und keinen Schnee."
Guter Stimmung genossen wir also noch etwas den Blick auf die verschneiten Gipfel und das gute Segelwetter bevor wir uns schließlich wieder auf den Weg zurück in den Hafen machten.
Noch nicht das Falten der Segel ohne Lazies gewohnt, dauerte es etwas länger bis wir wieder komplett aufgeräumt und das Boot am Steg vertaut hatten. Dort wartete dann aber schon der Rest der Crew und so waren wir schließlich vollzählig.
Das Abendessen aus Nudeln mit Rotwein abgelöschtem Pesto und Tomaten war zum Glück schnell gekocht, um den Hunger zu stillen. Viel Wert wurde auch auf Knoblauch gelegt, Zwiebeln wurden hingegen vernachlässigt.
Nach dem Abspülen, das von einem 3er Team, angeführt von Anna, übernommen wurde, begannen diverse Diskussionen. Standardsmalltalk war dabei aber definitiv nicht an der Tagesordnung und so wurde munter über die Konstruktion von Atombomben, Maschinengewehren und anderem diskutiert. Ob das etwas mit der Besprechung der Regattataktik zu tun hat, weiß wohl niemand so genau, aber ausschließen möchte man es auch nicht.
Mit Abstand der beliebteste Snack waren definitiv Mandarinen, aber die passend ja auch einfach zu gut zum Wetter.
Vereinzelt ging man bereits ins Bett während noch Codenames gespielt wurde. 3 Runden waren dann aber definitiv genug und so gingen die letzten schließlich um 0:30 schlafen.
Der Regattatag sollte eigentlich mit einem ausgiebigen Frühstück beginnen, aber der Ofen wollte nicht ganz so wie wir wollten. Mit Blech waren die Brötchen noch fast gefroren von der Kälte. Aber ohne Blech wurden die ersten Brötchen nach 30 Sekunden schwarz. Ein kleines Team zog also los, um noch Notfallbrötchen zu besorgen, während weiter am Ofen herumgespielt wurde.
Das nächste Problem bestand im Kaffee. Obwohl extra Kaffee eingekauft wurde, war dieser einfach nirgends mehr aufzufinden. Also hatte das Notfallteam eben auch noch Kaffee auf der Einkaufsliste.
Als auch dieses Hindernis endlich gemeistert war und der schwarze Lebenssaft die Tassen füllte, konnte das Frühstück mit Dänischem Stinkekäse endlich beginnen.
Während Dimitrij in Ruhe zur Skipperbesprechung ging, wurde das Boot zum Auslaufen vorbereitet. Hierbei zeigte Gereon den McGyver in sich und baute noch schnell Winschhalterungen aus 2 Plastikflaschen.
Direkt mit der Rückkehr des Skippers hieß es wieder Leinen los und der 2. Segeltag begann.
Da wir noch etwas Zeit bis zum eigentlichen Start hatten, wurden auch noch fix Positionen eingeteilt und der Spinnaker für eine kurze Strecke hochgezogen. Ihn wenigstens einmal vor der Regatta auszupacken, sollte das Selbstvertrauen stärken. Allerdings fanden wir das Spinnennetz im Cockpit sehr unpraktisch und planten deshalb die Leinen für das Setzen in der Wettfahrt um.
Obwohl der Start um 12.00 angekündigt war, lies das erste Signal ganz schön auf sich warten. Um uns die Zeit zu vertreiben wurde die anderen Boote betrachtet und Pläne geschmiedet wie man den 49er oder die Lago 26 übernehmen konnte. Als man aber dem 49er beim eisigen Kentern zuschaute, wollte dann doch niemand mehr die angenehm trockene Position im Cockpit mit den Seglern im Wasser tauschen.
Auch der Verletzte vom vorherigen Tag tauchte plötzlich auf einem Boot hinter uns auf und bedankte sich nochmal für die schnelle Hilfe. Anscheinend war nichts Schlimmeres passiert und so konnte er heute teilnehmen.
Witzigerweise, schien der Helikopter wirklich für ihn gewesen zu sein. Soviel zu: "Ich habe keinen Helikopter bestellt..."
Nachdem wir genug Zeit über den eigentlichen Streckenverlauf diskutiert hatten, hörte man endlich das Vorbereitungssignal, und zwar auch noch für unsere Gruppe!
Wir fuhren wie die meisten anderen Boote auch weg von der Startlinie und wendeten 2 Minuten vor dem eigentlichen Start.
Mit ordentlicher Geschwindigkeit gingen wir kurz nach dem eigentlichen Start über das Ziel. Hierbei war unsere Taktik sich ein wenig von den anderen Booten zu separieren und so wendeten wir erneut kurz nach dem Start, um die Steuerbordseite des Kurses zu nehmen.
Wir konnten die 15 Knoten gut nutzen und machten daher viel Fahrt. Mit der Zeit verdichteten sich aber die schwarzen Wolken über uns ganz schön und in gleichem Maße auch der Wind. Dummerweise hatten wir genug Krängung um den Spi hinter der Reling einmal durchs Wasser zu ziehen und mussten daher erst den Spi in die Vorschiffskajüte retten und uns danach ans Reffen machen.
Dank Reff hatten wir deutlich weniger zu kämpfen also manch anderes Boot und konnten so unsere Platzierung halten.
Noch vor der Luvtonne refften wir wieder aus, um den nachlassenden Wind nutzen zu können.
Um weiter mithalten zu können, bereiteten wir den Spinnaker vor und wollten ihn direkt nach der Luvtonne aus der Vorschiffskabine setzen. Das klappte trotz unserer begrenzten Vorbereitungszeit erstaunlich einfach und deutlich besser als bei so mach einer anderen Bavaria 40. Allerdings liefen wir deutlich zu stark Halbwind und konnten so auch mit einer Shifte den Spi nicht weiter fahren.
Beim Einholen merkte man, dass wir noch 2/3 Tage gemeinsames Training gebraucht hätten, denn wir hatten stark zu kämpfen und verloren einiges an Zeit. Trotzdem hielten wir die Bavaria 40 mit der Nummer 1 auf dem restlichen Weg um die Leetonne hinter uns und liefen damit schon mal nicht als letztes Boot unserer Klasse ins Ziel.
Da der Wind weiter anhielt, bogen wir nicht direkt in den Hafen ein, sondern segelten einfach weiter in Richtung Schweiz, um noch ein wenig "Schoggi" zu kaufen. Alle anderen Teilnehmer entschieden sich hingegen bei der Kälte für den Hafen und so hatten wir sehr schnell den gesamten See für uns und genossen weiter das hervorragende Segelwetter. Eigentlich beschwerte sich keiner über die Kälte, denn genug Schichten an Kleidung (Rekord vermutlich 9 aufgestellt von Stephanie) von außen und Tee von innen hielten uns warm.
Allerdings waren wir uns der aktuellen Einreisebedingungen der Schweiz nicht ganz sicher, weswegen wir lieber umdrehten und uns Schokolade für den Einkaufszettel in Deutschland aufschrieben. Schon mit mehr Übung ging das Segel einpacken und anlegen fix und es wurde ausgekundschaftet, was die Regattaverpflegung so zu bieten hatte. Das Chili sin Carne konnte uns allerdings nicht restlos überzeugen und so gingen 2 Leute los, um alles nötige für Käsespätzle zu kaufen. Im Kontrast zu gestern allerdings mit extra vielen Zwiebeln.
Nachdem das Boot aufgeräumt war, machte sich der Rest schonmal auf den Weg zur Siegerehrung den ein oder anderen Glühwein zu trinken. Bei warmen Schwedenfeuern und einer schönen Tasse Glühwein war die Kälte leicht zu ertragen und so warteten wir neben der Nordstreamrace Crew (liebevoll "Russen in Adidasanzug" getauft) auf die Siegerehrung.
Rechtzeitig zur eigentlichen Siegerehrung kehrten auch die Einkaufscrew zurück. Gemeinsam applaudierten wir und freuten uns über den 8. Platz von 12 in unserer Startgruppe und den 3. Platz von 4 im Matchrace der Bavarias.
Auch wenn wir uns nicht die größten Siegchancen ausgerechnet hatten, so beneideten wir doch die Sieger um die kleinen Fässer vom "vom Fass" und besonders um den aus Rum bestehenden Inhalt.
Bereits den ersten Glühwein im Kopf ging es wieder zurück zum Boot zu mehr Glühwein und Käsespätzle. Der Inhalt des Topfes verschwand in rasender Schnelle und wurde von Mandarinen als Dessert abgerundet. Wie sollte es auch anders sein, Anna erklärte sich wieder bereit, mit Unterstützung zu spülen. Als hätten wir noch nicht genug Wortwitze gehört, löste Gereon mit dem Herausholen seiner Scheine eine Flut an "scheinbar" guten Witzen aus.
Genau mit dem richtigen Pegel und der richtigen Stimmung machten wir uns also dann ans Spielen von Codenames, dieses Mal wieder mit anderen Teams.
Unterbrochen wurden wir vom Beschuss mit einer Tomate vom Nachbarboot. Die Segellehrer auf der Bavaria, mit der Nummer 1, hatten ihre Kanone an Deck gestellt und versuchten alle Plätze vor Ihnen mit Tomaten zu versenken. Allerdings hätten die 3 m Reichweite nicht ausgereicht, um uns während der Regatta zu erwischen. So kam man mit Ihnen ins Gespräch und um 2.00 ging dann aber auch ein langer Samstag zu Ende und wir fielen alle müde in die Koje.
Der Abreisetag startete besser als der Samstag, da der Ofen anscheinend doch irgendwie bedient werden kann. Beim Frühstück kamen dann auch die Erinnerungen wieder und während einigen die Erinnerung peinlich waren, hatten andere mit dem Wachbleiben zu kämpfen und schliefen nach dem Frühstück einfach direkt am Tisch weiter.
Entgegen ihres Versprechens schafften es die Nachbarn nicht, mit uns auszulaufen, um ein Matchrace auszutragen. Und so sollte es Maries Tag werden, an dem sie keinen ran lässt (ans Steuer). Auch jetzt war kaum jemand unterwegs und zeitweise war sogar die Sonne zu sehen. Der Spi wurde nochmal ausgepackt und wir segelten auf die schneebedeckten Berge zu. Hätten wir einen Werbefilm gedreht, hätte man ihn wohl bei "Sea to Summit" einreichen können.
Rechtzeitig vor dem Abschluss fuhren wir noch durch ein Schneefeld und damit brach die erste Schneeballschlacht in diesem Jahr an Bord aus.
Etwas wehmütig ging es zurück in den Hafen, um sich noch mit Nudelsuppe zu stärken.
Gefolgt von einem erneuten Spülen durch Anna , um dann schließlich Viertel vor Eisprung das Boot abgeben zu können. Wir halfen direkt die Segel abzunehmen, da die Boote dieses Jahr nicht mehr gebraucht werden.
Das Einladen ging schnell und so traten wir schließlich schweren Herzens die Heimreise an. Gleichzeitig freute man sich aber auch auf eine richtig heiße Dusche.
Um zurück zu unserer Anfangsfrage zu gehen. Man sollte im Winter Segeln gehen, weil es unglaublich viel Spaß macht! Man hat den See für sich und auch der Bodensee lässt sich mit dem richtigen Opfer an Rasmus zu Wind bewegen. Dabei ist auch egal was vorher in der Vorhersage stand, am Bodensee weiß man nur wie das Wetter ist, wenn man auch hinfährt.
Um wirklich Spaß zu haben sind aber einige Faktoren wichtig. Erstens eine gute Organisation, deshalb ein riesiges Dankeschön an Dimitrij für die großartige Arbeit.
Außerdem auch ein Boot mit der richtigen Ausrüstung, vor allem mit einer Heizung.
Bei so einer großen Crew wie unserer lohnt es sich auch mehr Platz zum Schlafen zu haben, da das ganze Gepäck doch nicht zu vernachlässigen ist.
Darum noch ein Dankeschön an das Match Center für das Bereitstellen von gleich 2 Booten und das Ausleihen einer Automatikrettungsweste!
Und zum Schluss eine Crew, die vielleicht nicht so genau weiß, was sie erwartet, aber auf jeden Fall Spaß am Segeln und genug "Humöhrchen" hat.