Als zweiter von drei Kettentörns, die ASKEW im Herbst 2019 zum Überwintern aus Marseille auf die Kanaren brachten, galt es das Boot von Barcelona bis Malaga segeln.
Mit den spanischen Mittelmeerstädten wie Barcelona, Valencia, Alicante und Malaga entlang unserer Strecke und spätsommerlichen Temperaturen bot sich dieser Törn zum sight-sailing an. Folglich waren ausgedehnte Stopps in diesen Städten eingeplant. Doch auch die kleineren Örtchen wie bspw. Altea oder auch die Stadt Cartagena mit ihren römischen Wurzeln sollten nicht ausgelassen werden.
Der Plan entspannt die spanische Küste runterzurutschen und durch die ein oder andere Nachtfahrt Zeit zu schinden, um die Städte besichtigen zu können, änderte sich allerdings ein wenig, als nur wenige Tage vor unserem Törnbeginn eines von ASKEWs Wanten brach und wir das Boot von unserer Vorgängercrew aufgrund des ungeplanten Werftaufenthalts etwa 80sm vor Barcelona in Roses an der spanisch-französischen Grenze übernahmen.
Der zweiwöchige Törn wurde in zwei einwöchigen Etappen ausgeschrieben, sodass ein Teil der Crew in Alicante wechselte.
Etappen
26.10.-2.11.2019, Barcelona-Alicante
02.11.-09.11.2019, Alicante Malaga
Crew
Skipper: Jens
Stammcrew: Benedikt, Maximilian, Sebastian
Roses-Alicante: Christoph, Philipp, Sebastian
Alicante-Malaga: Maximilian, Stefan
Anreise
Die Anreise erfolgte individuell mit dem Flugzeug. Somit hatten die Freunde der spanischen Lebensart die Gelegenheit bereits freitagabends anzureisen und Barcelona bei Nacht und Tag zu erleben.
Am Samstagnachmittag traf sich die Crew am Flughafen, um anschließend den Grundeinkauf für den Törn zu erledigen. Gegen 20 Uhr wurden die letzten Ankömmlinge am Flughafen eingesammelt und die gut zweistündige Fahrt nach Roses angetreten. Dort angekommen, suchten wir eine Strandbar in der Nähe des Hafens auf, in der es sich gut auf das Eintreffen von ASKEW warten ließ. Kurz nach Mitternacht war es dann soweit. Die Vorgängercrew und wir tauschten die Fahrzeuge, wobei wir bei dem Tausch ASKEW gegen VIVARO definitiv den besseren Deal gemacht hatten.
1. Tag
Flaute, Nebel, eine kurze Nacht hinter sich und einen langen Schlag vor sich sind gute Argumente für einen gemächlichen Morgen. Also hieß es ausschlafen und in Ruhe das Boot klar machen. Gegen 11 Uhr liefen wir dann aus. Zunächst mussten wir mit Dieselwind etwas nachhelfen, bevor wir am frühen Nachmittag die Segel setzen und schon bald mit 15-20 ktn Wind Kurs auf unser nächstes Ziel, Valencia, nehmen konnten.
2. Tag
Nach einer entspannten Nacht unter Segeln, passierten wir im Morgengrauen Barcelona. Der über der Stadt liegende Dunst wurde wahlweise auch als Rauch der in der Nacht entzündeten Mülltonnen gedeutet, die dem Unabhängigkeitskampf der Katalanen zum Opfer gefallen waren. Unstrittig hingegen war die Erkenntnis, dass wir bereits das erste Drittel unserer Strecke nach Valencia geschafft hatten.
Der Wind blieb uns den Tag über treu. In den kurzen Schwachwindphasen, in denen er sich erholte, durfte der Jockel ihn unterstützen. Mit Pipas, Musik und guten Gesprächen genossen wir die spanische Sonne.
Gegen Mitternacht kam schließlich zunehmend Stimmung in die Bude, sodass wir zeitweise ins 2. Reff gehen konnten, ohne an Fahrt zu verlieren. Die Erkenntnis, dass das Rigg nach seiner Reparatur zu halten schien wurde dankbar angenommen.
3. Tag
Eine entspannte Bordroutine hatte sich eingestellt. Essen, trinken, schlafen bei guter Gesellschaft und Sonnenschein. Es gibt definitiv Schlimmeres.
Vor allem gab es aber jede Menge Unterhaltungsangebote. So konnte die Crews aus einer Vielzahl von Workshops auswählen. „AIS einbauen“, „Herdaufhängung richten“, „Kompasslicht dimmen“, „Mastinstrumente einrichten“, … Es gab viel zu tun.
Und ehe wir uns versahen, waren wir 2 Tage und 4 Stunden nach unserem Auslaufen aus Roses in Valencia angekommen. Dummerweise fiel unsere Ankunft direkt in die Siesta, weshalb wir zunächst am Anmeldepier verweilen mussten. Kein Problem – eine super Gelegenheit schonmal die Mastplatte zu demontieren, auf der die neue Windex montiert werden sollte und auch das Ankerlicht war zur Überholung fällig.
Abends ging es dann in die Stadt, um dort bei Paella und Bier den Tag ausklingen zu lassen.
4. Tag
Heute war eigentlich geplant Valencia zu besichtigen. Vorher wollten wir nur noch schnell einige Dinge am Boot fertig machen… Du ahnst schon, wie das endete.
Wir verbrachten den kompletten Tag am Boot. Die Arbeiten am Masttop gestalteten sich aufgrund festsitzender Schrauben, falscher Bohrbilder und einigem mehr langwieriger als erhofft. Auch die Instandsetzung der festsitzenden Gleitlager, die wir als Ursache der schwergängigen Ruderanlage ausmachen konnten, zog umfangreichere De- und Remontagetätigkeiten mit sich.
5. Tag
Der Einsatz am Vortag wurde mit bestem Segelwetter belohnt. Bereits in der Morgendämmerung brachen wir auf und ließen uns bei 15 kn Wind, teils unter Spi, die Küste entlangschieben. Gegen Mittag frischte der Wind dann auf 30 kn auf und ließ ASKEW mit 8 kn Fahrt ihrem Ziel entgegeneilen, bevor er am späten Nachmittag stark nachließ, sodass wir die letzten zwei Stunden der Strecke unter Motor entlang der malerischen Küste bis Altea shipperten.
6. Tag
Für den heutigen Morgen stand die Besichtigung des Städtchens Altea auf dem Programm und da der Wind heute zu verschlafen schien, gab es auch keine Eile auszulaufen.
Also machten wir uns auf den Weg. Zunächst entlang des langen, von Palmen gesäumten Sandstrands, bevor wir dann in die kleinen Gässchen zwischen den weiß getünchten Häusern abbogen, die uns den Anstieg hinauf zum zentralen Platz mit der Kirche führten.
Bei bereits 30°C am Vormittag kein leichtes Unterfangen.
Mittags kam endlich Wind auf und brachte uns bei bester Stimmung auf geschmeidigem Am-Wind-Kurs die verbleibenden dreißig Seemeilen, vorbei an den Bettenbunkern von Benidorm, nach Alicante.
Ein perfekter Ausklang für diejenigen, die uns in Alicante verlassen mussten.
7. Tag
Stadtbesichtigung und Crewwechsel. Mehr stand für heute nicht auf dem Programm. Bereits am Vorabend hatten wir noch einen Abstecher in die Innenstadt gemacht, die so voll war, dass man den Eindruck hatte, ganz Spanien wäre hierhergekommen, um das Wochenende einzuläuten. Im Gegensatz dazu zeigte sich die Stadt heute geradezu überschaubar. Ein Besuch der Festung, ein Päuschen in einem der vielen Cafés und nicht zuletzt ein Besuch des Volvo-Ocean-Race-Museums rundeten den Tag ab.
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Basti, Christoph und Phil mussten uns heute verlassen, dafür verstärken ab jetzt Maximilian und Stefan die Crew
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Die zweite Etappe sollte etwas mehr Arbeit werden. Uns erwartete Wind von gegenan und zwar viel oder keiner.
8. Tag
Der erste Schlag der zweiten Etappe führte uns knapp 70 sm nach Cartagena. Bei 20 kn Wind perfekte Bedingungen zum Einsegeln für die neue Crewzusammensetzung.
Dies nutzen wir dann auch ausgiebig aus, bis wir spät in der Nacht in Cartagena einliefen.
9. Tag
Mit den Überresten seiner römischen Bauwerke lockte Cartagena uns auf einen Stadtrundgang. Wie auch schon zuvor konnten viele der Sehenswürdigkeiten zumindest teilweise kostenfrei besichtigt werden. Als dann jedoch ein Kreuzfahrtschiff seine Gäste auf die Stadt losließ, war es Zeit für uns die Segel zu streichen bzw. zu setzen. Das heutige Ziel war Aguilas.
Nach einem angenehmen Start gab‘s Wind und Welle bei 20-30 kn direkt auf die Nase. So wurden die gut dreißig Seemeilen harte Arbeit. Es gab einen Mitternachtssnack und ab ging es in die Koje. Am nächsten Morgen würde es wieder früh weitergehen.
10. Tag
Gegen 6 Uhr morgens legte die Frühwache ab. Bei Böen von bis zu 40 kn ging es nur unter Vorsegel mit 7 kn die Küste entlang in Richtung Almeria. Im Laufe des Tages ließ der Wind langsam nach, dennoch blieb dieser Schlag ein feucht fröhliches Vergnügen.
Feucht auch deswegen, weil die Dichtungen von Luken und Seitenlichtern dem Druck nicht mehr gewachsen waren.
Gegen zehn Uhr abends erreichten wir den 10 km südlich von Almeria gelegenen Sportboothafen von Aquadulce. Im Sommer sicherlich ein beliebtes und belebtes Urlaubsziel war hier im November nichts mehr los. Eine einsame noch offene Pizzeria empfing und dennoch mit eiskaltem Bier und italienischer Küche. Anschließend stoppten wir noch im HeartBreak am Hafen, in dem sich die verbliebenen Nachtschwärmer versammelt hatten.
11. Tag
Wer diesen Bericht bis hierher gelesen hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass wir schon seit einigen Tagen nichts mehr repariert haben. Richtig! Deshalb war es heute Vormittag wieder so weit. Luk für Luk wurde dem Wasserstrahl ausgesetzt und abgedichtet. Bei dem Seitenfenster an Steuerbord waren zuvor schon erfolglos Abdichtungsversuche vorgenommen worden. Daher half hier nur noch großflächiges Abkleben.
Nach getaner Arbeit machten wir uns bei inzwischen schon ungewohnt leichtem Wind und strahlendem Sonnenschein auf den Weg nach Adra. Dort konnten wir in einem erst wenige Jahre altem Sportboothafen festmachen, der jedoch bis heute nicht in Betrieb genommen wurde.
12. Tag
Am vorletzten Tag unseres Törns durften wir noch einen Kaltfrontdurchgang wie aus dem Lehrbuch mitnehmen. Wir legten bei strahlendem Sonnenschein und lauem Lüftchen ab. Erst gegen Mittag konnten wir die Segel setzten. Dann aber auch gleich im dritten Reff. Für die inzwischen starkwinderprobte Crew kam nun noch ein bisher ungewohntes Element dazu: Der Regen. Nach gut drei Stunden waren wir schließlich auf der Rückseite angekommen und erreichten schließlich – ungewohnt früh – am Abend die kleine, malerische Marina del Este.
13. Tag
Auf dem letzten Abschnitt nach Malaga war entspanntes Aussegeln angesagt. Eigentlich sind die Sportboote angehalten, die etwa 20 km südlich von Malaga gelegenen Marina Benalmadena anzulaufen. Da wir aber einen Liegeplatz in fußläufiger Distanz zur Innenstadt bevorzugten, starteten wir den Versuch als akademischer Segelverein im Real Club Mediterraneo einen Platz zu bekommen. Einen Anruf und vier Weiterleitungen später hatten wir die Zusage des glücklicherweise Englisch sprechenden Hafenmeisters, dort anlegen zu dürfen.
14. Tag
Der Vormittag war dem Ausräumen, Putzen und Lüften gewidmet, sodass wir unserer Nachfolgecrew für ihren langen Schlag auf die Kanaren ein sauberes und voll intaktes Boot übergeben konnten. Nach einem frühen Abendessen hieß es dann Abschiednehmen von ASKEW und auch von den Crewmitgliedern, die bereits heute nach Hause flogen. Der Rest ließ den Törn im spätsommerlichen Treiben Malagas ausklingen.
Reviertipps/ Revierbesonderheiten
Entlang der Küste finden sich ausreichend viele Marinas mit guten Einkaufsmöglichkeiten.
Im November ist jedoch schon Nachsaison, weshalb die typischen Badeorte schon fast ausgestorben wirkten.
Die Mischung aus den großen Küstenstädten und kleinen Örtchen hat ihren Charm und sorgt für Abwechslung entlang der Route.
Was haben wir gelernt?
Bootsfeedback
ASKEW ist eine sportliche und ausgewogene Fahrtenyacht, auf der es Spaß macht zu segeln. Das dritte Reff ist viel wert.
Fazit
Es waren schöne zwei Wochen mit einer tollen Crew und viel Spaß in einem schönen und abwechslungsreichen Revier.