Beim Stichwort „Segeln“ denken wir meistens an warmes Wasser, blauen Himmel, angenehme Temperaturen, schönen Wind und das ein oder andere Bier. Dass es aber auch mal anders kommen kann, ist jedem bewusst. Daher tragen wir Rettungswesten, Lifebelts und Co. Doch wie es sich anfühlt, mit aufgeblasener Rettungsweste im kalten Wasser auszuharren, bei Wellengang in eine Rettungsinsel einzusteigen oder mit einem Helikopter abgebogen zu werden, das wissen glücklicherweise die wenigsten. Um dennoch für den Ernstfall vorbereitet zu sein, wurden Sicherheitstrainings wie das World Sailing Sicherheitstraining (ehemals ISAF-Training) ins Leben gerufen. Neben der persönlichen Erfahrung, die die Teilnahme an einem solchen Training mit sich bringt, wird die Teilnahmebescheinigung auch für einige Regatten vorausgesetzt.
Die ASK hat dieses Jahr neun Plätze bei einem World Sailing zertifizierten Sicherheitstraining organisiert. Das Training fand am Wochenende des 23. und 24. November im Maritimen Trainingszentrum Wesermarsch in Bremen statt. Ausgestattet mit Seminarräumen, einem Übungsplatz zum Feuerlöschen und Abschuss der Seenotsignalmittel, präpariertem Segelboot zur Leckstopf-Übung und einem Wellenbecken mit Windgeneratoren und Helikopterwinsch, boten sich hier ideale Bedingungen für das Training.
Die Anfahrt aus Karlsruhe erfolgte bereits am Vortag mit einem Stadtmobil-Bus. Das Sicherheitstraining begann am Samstagmorgen um 8.30 Uhr mit einer umfangreichen Theorieeinheit zu den Themen Sicherheitsausrüstung, Sturmsegel, häufige Schäden an Bord, schweres Wetter, MOB, uvm. Nach dem Mittagessen wurde das Stopfen verschiedener Lecks in einem dafür präparierten Bootsrumpf geübt. Nachmittags wurde in einer praxisnahen Einheit der Umgang mit verschiedenen Signalmitteln wie Handfackeln, Fallschirmfackeln und Rauchtöpfen thematisiert. Abschließend folgte eine theoretische Einweisung in den Umgang mit Rettungswesten und Rettungsinseln, gepaart mit einigen hilfreichen Tipps, woran man eine gute Rettungsweste erkennen kann. Gegen 18.30 Uhr machten wir uns auf den Weg zu unserer Ferienwohnung, wo wir den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen gemütlich ausklingen ließen.
Der zweite Trainingstag begann mit einem etwa zweistündigen Erste-Hilfe-Kurs, der speziell auf typische Notfälle auf See ausgerichtet war. Anschließend folgte das Highlight des Trainings, bei dem wir von einem NDR Kamerateam begleitet wurden: Im abgedunkelten Wellenbecken wurde mithilfe von Ventilatoren, einer Beregnungsanlage (Wassertemperatur 6 °C) und Stroboskopblitzen eine möglichst realitätsgetreue Situation nachgestellt. In typischer Schwerwetterkleidung wurde über zwei Stunden hinweg das Überleben in schwerer See, das Umdrehen, der Einstieg und das Ausharren in einer Rettungsinsel und das Aufwinschen in einen Helikopter geübt. Unser Fazit: Rettungsinseln sind WIRKLICH nur als allerletzte Option anzusehen!
Als letzte Trainingseinheit wurde am Nachmittag noch der Umgang mit Feuerlöschern und Löschdecken geübt, bevor es am frühen Abend im Stadtmobil zurück nach Karlsruhe ging. Wir können das Training jedem empfehlen, der auf einer Yacht den sicheren Hafen verlässt und in mehr als 2 m tiefem Wasser segelt. Dafür lohnt sich auch die recht weite Anreise aus Karlsruhe.
Wer sich selbst noch einen Eindruck über das Training verschaffen möchte: https://www.youtube.com
Der Beitrag des NDR: https://www.ardmediathek.de/