Am Donnerstagnachmittag brachen wir zu viert in Karlsruhe in Richtung Chiemsee auf. Wir wurden von einer dicht auffahrenden Jolle verfolgt. Das Chiemseetraining lag zeitgleich mit dem Korsar Trainingswochenende für die österreichischen Meisterschaften. Daher wurde der Korsar auf dem Trailer mitgefahren. Gegen halb 9 kamen wir endlich nach ca. 400 km im äußersten Südwesten von Bayern am ersehnten Ziel, dem Chiemsee, an. Das Abendprogramm bestand dann daraus die Verpflegung für den nächsten Tag vorzubereiten, gemütlich beisammenzusitzen, Erfahrungen auszutauschen und natürlich ganz wichtig, die Wetterprognose zu checken. Für Freitag war schönes Wetter und Sonne angesagt, was ja erfreulich klingt, jedoch leider kaum Wind mit sich brachte. Nach einem lustigen und geselligen Abend ging es dann ins Bett, denn am nächsten morgen klingelte früh der Wecker. Um 8 Uhr hieß es schon frühstücken, um bald auf dem Boot zu sein.
Wir hatten in Kooperation mit dem ortsansässigen LYCC die Möglichkeit das H-Boot des Vereins zu nutzen. Dieses ist ausgestattet mit einem Spi, dessen Kontrolle und Handling das Haupttrainingsziel des Wochenendes war. Der erste Trainingstag war leider, wie von der Wetterprognose vorhergesagt, etwas windarm. Wir schafften es unter Spi nach Stunden bis zur Fraueninsel, wo wir eine kurze Pause einlegten. Die Rückfahrt erfolgte mit Hilfe des Stabmixers von einem Außenbordmotor bei völliger Flaute mit gefühlten 2 kn. Der Tag war trotzdem sehr lehrreich, denn gerade bei wenig Wind ist es besonders schwierig das bestmögliche aus dem Boot herauszuholen und jeder kleine Fehler oder Ineffizienz in der Segelstellung kann das Boot schon komplett ausbremsen. Bei Sonnenuntergang erreichten wir schließlich den Heimathafen, nachdem wir auf der Fraueninsel einen Stopp zum Abendessen in einem bayrischen Restaurant eingelegt hatten, das uns mit Gulasch und Knödeln verwöhnte.
Das was am ersten Tag gefehlt hat, kam am zweiten Trainingstag zu viel. Die Windbedingungen schienen gut zu sein (10kn), bis später am Tag eine Unwetterfront über den Chiemsee ziehen sollte. Das hatte die Wettervorhersage schon vorausgesagt, aber wir waren uns unsicher, wie schlimm es wirklich werden würde. Also war der Plan das Segeln vorzuverlegen, sodass man Nachmittags vor dem Gewitter fertig mit den Übungen und Manövern ist. Das Unwetter überraschte uns leider aber schon am Vormittag mit Böen bis zu 33kn und wir hatten alle Hände voll zu tun mit einer gerissenen Genua und einem schwachen Außenbordmotor, alias Pürierstab, bis zur Fraueninsel zu kommen, um dort Unterschlupf zu finden. Das Großsegel konnte noch rechtzeitig geborgen werden. Doch die Rollgenua ließ sich wegen starkem Wind nicht ganz einholen, weil sie viel enger gewickelt, und dadurch die Reffleine zu kurz war. So schlackerte 1/3 der Genua im Wind und bekam aufgrund zu hoher Belastung einen Riss. Auch die Kontrolle über das Boot zu behalten war schwierig, aber genau das war eine sehr lehrreiche Erfahrung für uns. Es ist eben auch wichtig zu Lernen mit solchen Extremsituationen umgehen zu können und einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn man von der Wetterlage überrascht wird. Auch der Crew Zusammenhalt und bei Krisen die wichtigen Schritte nacheinander abzuarbeiten, waren Lektionen, die wir an diesem Tag gelernt haben. Als das Gewitter vorbeigezogen war, kam unser Elektromotor auch wieder gegen den Wind an und wir kamen sicher zurück in den Hafen, wo wir unsere Genua durch eine intakte Fock ersetzten.
Am Sonntag hatten wir noch einen schönen sonnigen Segeltag mit idealen Wetterbedingungen, an dem wir unsere Spi-Manöver üben konnten. Danach um ca. 17 Uhr hieß es auch schon wieder anlegen und klar machen zur Abreise, mit dem Korsar im Schlepptau. Und das war auch schon das Ende eines sehr lehrreichen, vielseitigen, lustigen und herausfordernen Segel Wochenendes, das auf jeden Fall wiederholt werden sollte. Denn trotz allem hat uns der Chiemsee zum Segeln und Erfahrungen sammeln sehr gefallen.