Die erste Regatta der askew mit ASKlern

Wenn der Mistral die welk werdenden Blätter über der Macchia verteilt, und sich der Duft von letztmalig aufgeheiztem Nadelholzharz in die Luft mischt, so hat der Herbst an der Cote d'Azur Einzug gehalten.

Und spätestens wenn der berühmte Club 55 die Tore öffnet, um große namenhafte, wie auch kleine Bestzungen willkommen zu heißen, so ist die Zeit der prestigeträchtigen Voiles de Saint-Tropez gekommen.

Die Crew v.l.n.r. : Mastmann Chris, Vorschiff Dario, Bremser Ole, Steuermann Thorsten, Pit Ponke, Steuermann Friedbert, Genua Alex, Groß und Trimm Horst. 

Das war der Anlass für die allererste Regattacrew des ASK, nach generalstabsmäßiger Planung durch den Kapitän Olaf (Ole), das Abenteuer askew im Regattamodus anzusteuern. Am Abend des 26. September fand sich also die bunt gemischte Crew aus erfahrenen Seemännern, Rookies, Seebären und einer Dame, Ponke, Thorsten, Dario, Friedbert, Horst, Chris und Alexander mit besagtem Skipper Ole in Port Grimaud ein. Das Hafenstädtchen, das die herrliche Bucht von Saint Tropez offen vor sich liegen sieht, sollte für die Zeit der Regatta als Heimathafen für die erste askew Regattacrew fungieren. Ein kleiner Traum vom Häuschen am Meer, mit einer Anlegestelle für das Boot nur 5 Meter von der Terrasse entfernt, wurde für uns über 10 Tage Wirklichkeit.

Am Tag darauf begannen die Vorbereitungen für die Wettfahrten. Um auch das letzte Gramm an Gewicht zu sparen und somit das Schiff leicht durch die Wellen gleiten zu lassen, wurde die gesamte Wohneinrichtung der “Urlaubs-askew”, samt Anker, Sprayhood, etc. von Bord geschafft. Da die askew bisher ausschließlich für Überführungs-, Ausbildungs- und Urlaubstörns verwendet wurde, ergaben sich bei der Kontrolle vor dem ersten Umbau zur “Regatta-askew” einige nicht vorhergesehene und vor allem aufwändigere Arbeiten. Somit verbrachten wir unsere geplante „Regatta-Trainingszeit“ größtenteils damit, das Schiff in emsiger Instandhaltungs- und Konstrukteursarbeit zu einem regattatauglichen Boot umzuwandeln. Auf diesem unfreiwilligen „Schraubertörn“ konnten unsere Studenten „wichtige Erkenntnisse“ sammeln, wie es eigentlich „fachmänisch“ durchgeführt wird, damit zukünftig keine Reparaturen auftreten dürfen, die solchen Zeitaufwand erfordern. So vergingen die Tage und wurden (leider) größtenteils damit zugetragen, die askew in emsiger Arbeit zu einer Regattayacht umzuwandeln. Dies gelang nach vielen liebevollen Bemühungen der Experten Thorsten, Friedbert und Horst um Chefmechaniker und Skipper Ole auch recht gut. Wobei die Prise jugendlichen Leichtsinns und Leichtigkeit von unserem Chefbeschaffer und Sprachgenie Dario zusammen mit der akademischen Pragmatik von Alex und Chris sowie insbesondere der Feenstaub unserer Lady Ponke die einzelnen Projektschritte immer wieder perfektionierten und finalisierten. ;-)

Nachdem das letzte Polster von Bord geschafft, laufendes und stehendes Gut vorbereitet, sowie Segelnummern auf den Segeln angebracht holte der Riggtrimmer das letzte bisschen Speed aus der Takelage heraus. Nun war unser Schiff also bereit. Wir hatten viel Spaß und interessante Aspekte beim „Schrauben“ um die askew kennengelernt und kamen schließlich am letzten Tag vor dem Regattastart zu der ein oder anderen, vorbereitenden Wende auf dem Wasser. Auch das königliche Setzen des Spinnakers kam dabei nicht zu kurz. Der äußerst knappen Einsegelzeit zum Trotz, wurden die Manöver unter Spi, bei vollen Segeln und teilweise recht anspruchsvollem Wetter immer gekonnter und die Crew, die in dieser einmaligen Konstellation noch nie zusammen gesegelt war, fand sich am ersten Regattatag als erstaunlich homogen funktionierende Einheit an der Startlinie wieder.

Leider wurden wir an diesem ersten Regattatag in einer, dem Mistral ähnlichen Wetterlage von zu viel Wind überrascht, sodass die erste Wettfahrt aus Sicherheitsgründen von der Regattaleitung abgesagt wurde. Noch mit den ausgiebigen Vorbereitungen in den Knochen, wurde kurzum entschlossen einen Urlaubstag in Saint-Tropez einzulegen.

Die Voiles, ein großes internationales Segelevent mit hohem Renomée, bei dem jedes Jahr mehreren tausend Teilnehmern in und um Saint-Tropez ein schönes Rahmenprogramm mit Unterhaltung und besonderem Flair geboten wird. So flanierten auch wir auf der berühmten Mole, auf der "Gendarme" Louis de Funés auf und ab stolzierte oder Brigitte Bardot sich heimlich mit Gunther Sachs traf, und bewunderten die unzähligen modernen und klassischen Segelyachten wie MyWay, Hispaniola oder London, die wie ungeduldige Raubtiere, aneinandergereiht auf der Lauer lagen und sich im steifen Wind wiegten.

Der folgende Tag versprach Besserung und so machten wir uns frisch wie der Tau eines kühlen, südfranzösischen Herbstmorgens voller Vorfreude auf den Weg zur Starttonne für die“ Erste Wettfahrt” nordöstlich der weltberühmten 'Plage de Pampelonne'. Nachdem uns die Regattaleitung mit mediterraner Lässigkeit (O-Ton: “Im draiving se Bout, Ai cant ‘elp you rait nau”) durch die lange Vorstartphase mit mehrfacher Startverschiebung geleitet hatte, schafften wir es beim Startsignal in der gelben Gruppe als eines der ersten Boote über die Linie. Leider konnten wir den frühen Vorsprung auf dem Up-Wind-Kurs nicht lange behaupten, und mussten zusehen, wie uns die Konkurrenten einholten und uns sichtbar mit besserem Speed nach hinten versetzten. Das Nachlassen des Windes und fehlende Trainingszeit auf dem Wasser führten dazu, dass wir weitere wichtige Minuten auf das dichte Feld verloren. Am Ende reichte es für den 33ten Platz von 41 Teilnehmern in unserer Klasse und die Gewissheit, dass manövertechnisch und bootstechnisch noch Luft nach oben war.

Warum kam die askew nicht in „Fliegen“?  

Die Wettfahrten entpuppten sich aufgrund der Wetterlage und der Auswahl durch die Wettfahrtleitung meist als Anlieger, die für die Yachten und deren Crews, auf denen schon seit Jahren der Trimm optimiert wird, Vorteil brachten. Auf der zweiten Wettfahrt wollte Ole die alte Copataktik aus dem Hut zaubern, aber er verschätzte sich leider um ca. 10 Sekunden und musste kurz vor dem Startschiff eine Crashwende fahren lassen. Das Glück war uns da leider auch nicht hold.

Insgesamt stellten die Rudergänger fest, dass die askew leider bei leichtem Wind nicht wirklich ins Laufen kam. Mehr Wind? Leider Fehlanzeige!

Am Donnerstag, der traditionell für individuelle Match Races genutzt werden kann, machte uns wiederum der zu starke Wind einen Strich durch die Rechnung. Wie sich zeigte, als ein Klassiker Boot mit gebrochenem Mast in den Hafen kam, war es vernünftig den Wind nicht zu unterschätzen. Am Nachmittag wartete dafür ein Tisch im legendären Strandlokal Club 55 auf uns, das wir aufgrund des heftigen Windes nur über den Landweg ansteuern konnten. Das Restaurant befindet sich am nördlichen Ende des Plage de Pampelonne und wusste mit einer sehr entspannten Athmosphäre bei Live-Musik und Wein zu überzeugen.

Da am Samstag mit dem Rückbau der Regattaausrüstung noch ein beherzter Arbeitseinsatz auf uns wartete, entschlossen wir uns, den Freitagabend für ein gepflegtes Abschlussessen zu nutzen. Wir verbrachten den Abend bei köstlichem Fisch und vorzüglichen Meeresfrüchten gemeinsam mit dem unschlagbaren Ehepaar aus unserer Nachbarschaft, das uns während unserer Zeit in Port-Grimaud zu jeder Zeit mit Rat, Tat und Champagner zur Seite stand.

Velsheda und Topaz im Zweikampf der Giganten gegen den Rest der weißen Gruppe

Bei allen Wettfahrten zeigte sich, dass sich unsere askew nicht als Leichtwindracer entpuppte und auch nicht sämtliche Geheimnisse ihrer „Bremsen“ uns freigab. Die alten Regattaseebären, die gemeinsam schon um die hundert Regatten auf dem Buckel haben, waren enttäuscht und kamen dann schon mal ins Grübeln, ob es ihrem „Alter“ geschuldet war, oder einfach der Tatsache, dass die askew ein Schatz von Geheimnissen birgt, für deren „Bergung“ es viel Geduld, Zeit und auch Leidensfähigkeit erfordert. Denn Platzierungen 33, 31, 38 und 31 von 41 Startern hat Ole und seine Crew in den letzten Jahren nicht mehr erlebt. Der Skip war dann auch erst wieder mit lieben Worten und flüssigen Geschenken zu beruhigen.

Nachdem am Samstagabend die letzte Wettfahrt absolviert war, ging es daran, die von Bord gebrachte Ausrüstung wieder zurück zu bringen. Als das Schiff für die nächste Crew vorbereitet war, gab es eine kleine Verabschiedung. Am nächsten Morgen machten sich die acht Crewmitglieder früh am nächsten morgen ohne Zwischenfälle auf den Heimweg.

Retrospektiv nehmen wir zum einen aus diesem Erlebnis für das Boot mit...

dass die askew sich auf Down-Wind-Kursen mit gesetztem Spinnacker am wohlsten fühlt. Wollen wir sie liebevoll als Bötchen mit etwas "schwerfälligen Flanken" bezeichnen, aus dem wir vermuten, dass sie auch zukünftig nicht zu den Top Racing booten ihrer Klasse zählen könnte. Eventuell mit viel Herzblut und Training könnte sich das noch entwickeln. Mit schweißtreibender Trimmarbeit an der Spischot (Schot Schot Schot !!!) und der Winschkurbel konnten wir zwar den Anschluss zum Regattafeld immer wieder erobern, jedoch ist dieser auf Up-Wind-Kursen leider nur sehr schwer zu halten. Weiterhin fiel auf, dass die Laufeigenschaften der askew am besten bei stärkerem Wind zur Geltung kommen, während das Boot bei Schwachwind, gerade auf Up-Wind-Kursen, Schwierigkeiten hat, ins Laufen zu kommen und eine gute Pace zu halten. Irgendetwas hielt die askew immer davon ab in Laufen zu kommen…..wer es herausfindet, gebührt von der gesamten Crew Hochachtung!!! 

Und, uns hat es allen schon irgendwie weh getan, dass wir mit allen uns in die Wiege gelegten Organisationstalente vor und während der Regatta die askew nicht ins Mittelfeld platzieren konnten. Vielleicht erkennt irgendjemand in Zukunft unser Herzblut, das wir dabei reingehängt haben.

Trotzdem: Uns werden klangvolle Namen wie Velsheda und Topaz, die uns im Golf von Saint-Tropez immer wieder ein Stückchen unserer Wettfahrt begleiteten, noch ein Weilchen in Erinnerungen an dieses Regattaabenteuer im Gedächtnis bleiben. Die Stimmung auf dem Boot war ausgezeichnet und der Zusammenhalt sowie das Zusammenfinden großartig. Und so ließen wir uns beglückt von ein paar Sonnenstrahlen, einigen Spritzern Salzwasser und einer Prise sandigem Feenstaub, getragen von mediterraner Herbstbrise nach Karlsruhe zurückwehen.

Au Club 55 (v.l.n.r.: Ole, Dario, Chris, Alex, Horst, Friedbert, Thorsten, Ponke)

Datum: 26.09.18 - 07.10.18
Revier: Côte d´Azur
Skipper: Ole
Boot: askew
Crewstärke: 8
Studentische Teilnehmer: 2
Starthafen: Port Grimaud
Typ: Up & Down
Beste ASK-Platzierung: 31. v. 41.
Klasse: Top-Event
Projektleiter: Ole
Bericht: Crew