Antibes – St. Tropez – Cavalaire-sur-Mer - Toulon – Cassis – Marseille
Aufgrund der großen Nachfrage hatte sich Thomas dazu entschieden, Ende Oktober ein zweites Skippertraining auf der askew anzubieten. So reisten am 28.10. Franz, Juris und Markus aus unterschiedlichen Richtungen mit verschiedenen Verkehrsmitteln nach Nizza an. Da der Hafen in Nizza voll gewesen war, wartete Thomas zusammen mit einem Teil der Vorgänger-Crew im Hafen von Antibes auf uns. Nach Ankunft aller Teilnehmer musste das Auslaufen aufgrund der Wetterbedingungen am Folgetag zunächst verschoben werden, sodass wir noch eine zweite Nacht vis-à-vis der Dilbar – einer der größten Motoryachten der Welt – in Antibes im Port Vauban verbringen mussten. Bei dem seit Tagen anhaltenden starken Südwind drohte das Hafenbecken in Antibes bereits „überzuschwappen“. Der frisch gekaufte Fisch und der Wein halfen, über diese Enttäuschung hinwegzutrösten.
Am Dienstag, den 30.10., legten wir dann bei strahlendem Sonnenschein ab, machten uns im Hafenbecken mit den Bootseigenschaften unter Motor vertraut, übten einige Hafenmanöver und liefen schlussendlich aus Antibes mit Ziel Saint-Tropez aus. Der Wind hatte ein wenig nachgelassen, wehte jedoch weiterhin konstant aus südlicher Richtung mit 5-6 Bft. Dazu kamen 1-2 Meter Welle. Eigentlich waren dies herrliche Segelbedingungen, jedoch hatten wir uns als Crew auf etwas weniger Wind eingestellt. Hinzu kam, dass aufgrund der andauernden Unwetter in Südeuropa massig Treibgut im Wasser schwamm, dem es auszuweichen galt. Nach anfänglicher, dem Seegang geschuldeter, Übelkeit einzelner Crewmitglieder, erreichten wir – mittlerweile leider ohne Sonne, was auch für die nächsten Tage so bleiben sollte – wohlbehalten den Hafen von Saint-Tropez. Hier füllten wir einige Vorräte wieder auf, tauschten uns mit den Nachbarn vor Ort aus und planten den nächsten Tag, der noch einmal mehr Wind bringen sollte.
Am kommenden Tag hatte der Wind nochmal zugelegt. Bei ca. 6-7 Bft, ca. 2 Metern Welle auf See und Regen liefen wir bei mehr oder weniger von Süden kommendem Wind aus dem Golf von Saint-Tropez aus und hielten Kurs auf Cavalaire-sur-Mer. Franz betätigte sich als Navigator, Markus war heute Rudergänger und Thomas leitete die Crew. Die Bedingungen waren perfekt, um verschiedene Techniken des Trimms zu diskutieren, das Aussteuern von großen Wellen und das Segeln bei starkem/steifem Wind zu üben. Seitlich einfallende Wellen sorgten von Zeit zu Zeit für eine Abkühlung, aber die Stimmung war aufgrund der Segelfreuden sehr gut. Bei der Ansteuerung der Bucht von Cavalaire musste die Patenthalse stets vermieden werden, was Franz, der nun Rudergänger war, jederzeit gelang. Im Hafen von Cavalaire sorgte ein im Hafenbecken schwimmender Delphin für deutlich mehr Aufsehen als unser bei den Wind- und Wetterverhältnissen nicht perfektes Anlegemanöver. Schlussendlich konnten wir das Schiff sicher im Hafen festmachen und den „Anleger“ genießen …
Für den kommenden Tag hatten wir bei etwas abflauendem Wind ein umfassendes Trainingsprogramm geplant. So konnte Thomas die Crew auch mal unbeaufsichtigt an Deck werkeln lassen und sich um das Mittagessen (Rührei mit Tomaten) kümmern. Am Nachmittag übten wir unter anderem Ankern an den Îles d’Hyères und verbrachten den Abend mit Kochen und Vorbereitung unserer Nachtansteuerung. Besonders Thomas füllte die Abende und Segelpausen mit Berichten von vergangenen Törns und „Theorieunterricht“ nutzbringend aus, sodass keine Frage unbeantwortet blieb. Nach Einbruch der Dunkelheit holten wir den Anker ein und setzten Kurs auf das erste Leuchtfeuer, das uns den Weg vorbei an Porquerolles nach Toulon weisen sollte. Diesmal war Markus Navigator und Franz Rudergänger. Der Spaß der Nachtfahrt wurde durch den anhaltenden Regen etwas getrübt, aber gegen ca. 1 Uhr konnten wir schließlich die hell erleuchtete Einfahrt des Hafens passieren und machten eine Vielzahl an Blitzbojen passierend im Hafenbecken fest.
Für den folgenden Tag wurden die Rollen wieder getauscht und mit Ziel Calanque d'En-Vau der Hafen von St. Mandrier verlassen. Aufgrund des Windschutzes der Bucht von Toulon und einer Windstärke von 1-2 Bft wurden die ersten Seemeilen unter Motor zurückgelegt. Mit Verlassen der Bucht und auffrischendem Wind konnten schließlich die Segel gesetzt und in mehreren Schlägen Richtung Zielort gefahren werden. Aufgrund der großen Distanz und der drohenden Dunkelheit wurden die Segel rund 10 sm vor Calanque d'En-Vau eingeholt und mit Motorunterstützung der direkte Kurs gefahren. Aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse musste das Ankern in den Calanques abgesagt werden und wir entschlossen uns dazu, den Hafen von Cassis anzusteuern. Vor allem die sehr enge und flache Hafeneinfahrt wurde noch einmal zu einem nervenaufreibenden Erlebnis, bei der auch unserem erfahrenen Skipper Thomas die Anspannung anzumerken war. Kaum im Hafen angekommen, wurden wir vom Hafenmeister darüber informiert, dass alle Liegeplätze ausgebucht seien und wir den Hafen unverzüglich wieder verlassen sollen. Somit durften wir die Einfahrt noch einmal meistern und haben uns für einen Ankerplatz direkt vor dem Stadtstrand Cassis entschieden.
Für den letzten Tag hat uns der Sonnengott endlich erhört und einen Morgen mit angenehmen Temperaturen und Sonnenschein geschenkt. Als kleines Highlight wurde somit noch die Calanque d'En-Vau angesteuert und der längst überfällige Sprung ins Wasser ermöglicht. Im Zuge dessen wurde noch einmal das Ankern besprochen und geübt.
Erfrischt und gut gelaunt ging es dann mit dem Motor aus der Bucht, um dann bei ca. 3-4 Bft die Segel im ersten Reff zu setzen. Am Wind wurde mit etwas abflauendem Wind ausgerefft und Kurs auf Marseille gesetzt. An einer startenden Regatta vorbei wurde der Altstadthafen von Marseille erreicht, wo bei guten Segelbedingungen das Segel zum letzten Mal eingeholt wurde. Im Hafen wurde das umweltfreundliche Tanken besprochen und durchgeführt. Als letzte Übung fuhren sowohl Franz als auch Markus noch einige Anlegemanöver, bis schlussendlich unser Liegeplatz angesteuert wurde. Als krönenden Abschluss eines tollen Segeltrips wurde die französische Küche getestet und mit dem einen oder anderen Glas Wein begleitet. Da im Anschluss noch die Hafenkneipen unsicher gemacht wurden, ging es mit einem gehörigen Rausch zurück an Bord.
Der nächste Tag stand im Zeichen des Abschieds und es wurde noch einmal das Schiff für die folgende Crew klar gemacht. Markus und Thomas gingen zur Mittagszeit Richtung Flughafen, um ihre Heimreise anzutreten. Franz nutzte die Zeit vor seiner späten Abfahrt, um Marseille bei Tage zu begutachten.
Zusammenfassend kann das Skippertraining als voller Erfolg bezeichnet werden. Trotz kleiner Crew und schlechtem Wetter konnte viel Segel-Know-How sowohl theoretisch als auch praktisch vermittelt werden. Ein großer Dank gilt unserem Skipper Thomas, der uns an seinen vielen Jahren Segelerfahrung teilhaben ließ und uns zu besseren Seglern gemacht hat.