Die letzte Etappe
Bestens gelaunt und voller Vorfreude auf die anstehenden Tage machten wir uns am Donnerstag vor Törnbeginn vom Flughafen Baden-Baden auf nach Palma, um noch ein paar schöne Tage mit allen Annehmlichkeiten Mallorcas genießen zu können, bevor wir uns mit der askew auf den Weg in Richtung Südfrankreich machen wollten. Die vorherige Crew um Reinhard war auch bereits am Donnerstag auf Mallorca eingetroffen, sodass es zu einem freudigen Wiedersehen in der Stadt kam. Nach einigen notwendig gewordenen Reparaturen am Freitag verbrachten wir den Abend gemeinsam in einem Restaurant in der Nähe des Hafens, hierbei mussten wir uns leider von den Mitgliedern der Vorgängercrew verabschieden, da diese sehr frühen Flüge am nächsten Tag nehmen mussten.
Palma – Soller
Am folgenden Tag ging es gegen Mittag dann endlich los – wir brachen zum ersten Mal auf, zunächst in Richtung der Nordseite von Mallorca zum kleinen und wunderschön gelegenen Naturhafen Soller. Bei traumhaftem ablandigem Wind und sonnigem Wetter legten wir ab und umrundeten das Cap Sant Elm. Hier frischte der Wind auf und drehte sich, sodass wir alsbald reffen mussten, aber durch relativ geringen Wellengang bei ca. 30 kts Wind zügig unserem Etappenziel entgegensteuerten. Die Hafeneinfahrt verlief hier dank einer Phase mit schwächerem Wind problemlos, hierdurch konnten wir zwar müde aber glücklich unseren ersten Abend an Bord genießen.
Hafentag
Nach einem nahrhaften Frühstück entschieden wir aufgrund der nördlich von Mallorca anzutreffenden Welle, unsere Überfahrt ans spanische Festland um einen Tag zu verschieben und stattdessen einen Hafentag einzulegen. Diesen nutzten wir, um uns das Örtchen Soller etwas genauer anzugucken und uns auf einem Aussichtspunkt von der realen Wellenhöhe zu überzeugen.
Soller – Roses
Gegen 4 Uhr am folgenden Tag brachen wir endlich zur Überfahrt in Richtung Katalonien auf, diese war zeitlich mit ca. 30 Stunden kalkuliert, uns standen also zwei Nachtfahrten und diverse Wachwechsel bevor. Bei Verlassen des Hafens wehte ein mittlerer Wind, bei ca. 25 Knoten kamen wir zwar gut voran (diese Eigenschaft der askew sollte uns noch häufiger positiv begegnen), die Wellen waren vom Vortag aber noch einigermaßen hoch, sodass es nur ein mäßig gemütlicher Ritt durch Nacht und Wind wurde. Als Ausgleich dazu wurde uns aber ein atemberaubender Sonnenaufgang vergönnt, der bei wolkenklarem Himmel zu einem noch besonderen Erlebnis wurde.
Gegen Mittag flaute der Wind ab und die Wellen verschwanden fast völlig, sodass wir aus dem 2. Reff, in welchem wir bisher gesegelt waren, voll ausreffen konnten, trotzdem aber noch gute Fahrt machten und eine angenehme Lage hatten. In diesen Stunden kam dann auch das spanische Festland in Sicht, was uns das Gefühl gab, unserem Ziel schon relativ nahe zu sein. Dies erwies sich allerdings als Fehlinterpretation, da uns der bisherige Kurs geradewegs nach Lloret de Mar geführt hätte, eine von der Crew zwar mit einiger Erheiterung aufgenommene, aus navigatorischen Gründen aber stark wegverlängernde Tatsache. Wir entschieden also, den Kurs um einige Grad nach Norden zu verändern, was uns etliche Seemeilen sparen half, weil wir nun auf eine Bucht nahe der spanisch-französischen Grenze zusteuern konnten. Allerdings zog gegen Abend ein steifer Wind auf, welcher wieder für höhere Wellen sorgte, der uns zu allem Überfluss auch noch direkt entgegen kam, was das Segeln sehr mühsam machte. Um nicht wieder zu weit von der Küste abzutreiben und eventuell noch heftigere Böen zu erleben, entschieden wir uns dazu, die Segel zu bergen und die letzte Strecke zu Motoren, was trotz der geringen Geschwindigkeit, die wir gegen die Wellen machen konnten, die richtige Entscheidung war. Hierdurch erreichten wir am frühen Morgen den Hafen der kleinen Stadt Roses, in dem wir festmachten und den nächsten Tag verbrachten.
Roses - Palavas-les-Flots
Um nicht direkt in ein aufziehendes Sturmtief zu geraten, begannen wir den nächsten Törnabschnitt bereits am Abend desselben Tages, um in den Golfe du Lion zu gelangen, mussten wir zunächst das Cap de Creus umqueren, was aufgrund des von vorne kommenden Windes mit Motor geschah. Bei wesentlich höherem Wellengang gegenan als erwartet, war die Motorbelastung enorm, zeitweise machten wir weniger als 3 Knoten Fahrt, trotzdem gab uns die askew weiterhin ein großes Gefühl der Sicherheit, die solche Belastungen durch die vorherigen Törns ja gewohnt war. Die Situation änderte sich erst in den frühen Morgenstunden, als wir das Kap passiert hatten und mit der Zeit einen schönen Halb- bis Raumwindkurs fahren konnten. Das Wetter war mal wieder auf unserer Seite, was uns einen herrlichen Sonnentag bescherte und zu einer guten Stimmung an Bord führte. Gegen Mittag schlief der Wind fast völlig ein, was uns dazu veranlasste, das letzte Stück der Strecke zu motoren, wodurch wir ohne weitere Zwischenfälle im Hafen von Palavas-les-Flots nahe Montpellier angelangten.
Palavas-les-Flots – Sausset-les-Pins
Nun lag nur nicht mehr viel Wegstrecke vor uns, es zog allerdings am folgenden Tag ein weiterer Mistral-Ausläufer auf, der es aber zum Glück gut mit uns meinte und ostwärts blies. Nach dem Verlassen der kleinen Bucht von Montpellier änderte sich die Windgeschwindigkeit innerhalb von wenigen Minuten von 15 kts auf 35 kts mit bis zu 40 in Böen. Da wir trotz des 3. Reffs immer noch eine relative Instabilität im Schiff hatten, entschlossen wir uns dazu, das Groß zu bergen und nur noch unter Genua weiterzusegeln, was sich als goldrichtige Idee herausstellte, da diese so gut wie keine Auswirkungen auf die Geschwindigkeit hatte, wohl aber wesentlich mehr Ruhe ins Schiff brachte. Nur mit Vorsegel durchquerten wir die Mündung der Rhone, während sich die Sicht soweit verschlechterte, dass die Küste nur noch schemenhaft zu sehen war. Wegen dieser Diesigkeit hatten wir uns bereits vorher dazu entschlossen, einen kleinen Hafen in der Nähe von Marseille anzulaufen, der am frühen Abend allerdings bereits voll war, sodass wir von einem Nebenliegeplatz bereits am frühen Morgen des nächsten Tages aufbrachen, um die letzte Etappe hinter uns zu bringen.
Sausset-les-Pins – St. Mandrier
Am nächsten Tag bot sich uns das komplett gegenteilige Bild des letzten Tages: der Dunst war komplett aufgeklart, der Wind hatte sich gelegt und auch der Himmel wurde nun von Stunde zu Stunde blauer und schöner. In den Morgenstunden durchquerten wir die Bucht von Marseille mit einem wunderschönen Ausblick auf die Stadt und die Natur um sie herum. Nachdem am späten Vormittag der Wind mit ca. 7 kts einzuschlafen drohte, entschlossen wir uns aus pragmatischen Gründen, den letzten Rest der Strecke unter Motor zu fahren, da wir noch einige Dinge in Toulon vor Schließung der Läden erledigen mussten und somit vor dem Abend dort ankommen wollten. Weil der Stadthafen von Toulon die askew nicht für mehr als eine Nacht beherbergen konnte, fragten wir über Funk weitere Häfen an und wichen letztendlich nach St. Mandrier aus, dessen Hafen wir am frühen Nachmittag erreichten. Mit der Ankunft dort ging ein anstrengender, aber unglaublich schöner Törn zu Ende, der gleichzeitig auch das Ende der Überführung darstellte.
Mit einem guten Gefühl gingen wir von Bord, wissentlich, dass die askew uns und dem Verein auch in Zukunft noch gute Dienste leisten und ein treuer Begleiter sein würde.