Gennakertraining Korsika 2017
Auf geht´s, Gennakermanöver trainieren! Mit diesem Vorsatz fuhren wir Freitagabend der Sonne entgegen. Der Weg von Karlsruhe führte mit einem kleinen Zwischenstopp in Fluelen, wo Tom schon sehnsüchtig und für diese Jahreszeit leicht bekleidet ein längeres Weilchen wartete, nach San Vincenzo. Die wunderschöne, italienische Küstenstadt zeigte sich bei Ankunft von ihrer besten Seite und nach einer kurzen Besichtigung unserer First 40.7 begrüßten wir den schönen, sonnigen Tag mit einem wirklich frisch gepressten Orangensaft sowie Kaffee und Kuchen. Die anschließende Bootsübernahme sowie der Wocheneinkauf zogen sich bis in den frühen Nachmittag, sodass wir beschlossen, erst am nächsten Tag abzulegen. Der erste Abend war gekrönt von sechs leckeren Fischen, zubereitet von il chef Rüdiger.
Tag zwei begann mit einem ausgiebigen Frühstück und Frühsport. Für Mathias ging es hoch hinaus zur Mastspitze um Falle zu entwirren und das Genuafall um einen angescheuerten Teil zu verkürzen. Bereit für ein paar Windstärken machten wir uns mit dem Boot vertraut und legten ab. Der Wind wehte deutlich stärker als vorhergesagt und damit leider zu stark um den Gennaker zu ziehen. Nach einem perfekten MOB Manöver unter Segel durch unseren Skipper und der Vorführung des Quickstopp unseres Co-Skippers machten wir uns auf zu unserem ersten Ziel, Elba. Unterwegs wurden öfters mal Fische gefüttert, Delphine erfreuten uns mit ihrer Anwesenheit und letztendlich konnten wir sogar im Wellenschatten von Elba unseren Gennaker setzten und die ersten Shiften fahren. Schließlich ankerten wir in einer kleinen, felsigen Bucht und genossen unseren wohlverdienten Sundowner und ein hervorragendes Coq au vin.
Der nächste Tag startete früh, wir hatten eine lange Strecke vor uns und schließlich rief die Karibik! Dies hofften wir zumindest. Daher frühstückten wir ausgiebig aber zügig und lichteten den Acker. Schließlich war das geplante Ziel Porto Vecchio, Korsika, und die Strecke damit lang. Das herrliche Wetter erlaubte ein paar Gennakermanöver und auch Delphine begleiteten uns, einer sogar in der Bugwelle. Videobeweis ;) Später war leider Flaute. Perfekt also für einen kleinen Badestopp, Herbert, Vorlesen lassen, für die SKS Theorieprüfung lernen und Schlafen. Schließlich brachte unser verlässlicher Motor uns spät nachts noch heil durch die wunderbar und ganz romantisch befeuerte Bucht bis zu unserem Ankerplatz. Zu essen gab es übrigens einen super Schmortopf.
Nach unserem frühen Frühstück machten wir uns auf in die Marina Porto Vecchio. Dort versorgten wir uns nochmal mit Wasser und Müsli. Dann aber flott, schließlich rief das vermeintliche Karibikflair La Maddalenas. Die Überfahrt war klasse, viel Wind ließ unsere Milena zügig durch das Wasser gleiten. Währenddessen holte so mancher Schlaf nach und Skipper Mathias wälzte Karten und Bücher auf der Suche nach dem perfekten Karibikspot. Letztendlich entschied er die Bucht von Porto Palma auf La Caprera anzusteuern. Pünktlich zum Abendrot trafen wir dort ein, also Genua weg, Mühle an, Groß bergen, Anker werfen und Bier auf. Doch schon der erste Schritt war mit Komplikationen verbunden. Der Furler blockierte und das Segel ließ sich nicht aufrollen. Also hieß es Genuafall auf und wir packten das Segel auf dem Vorschiff zusammen. Die restlichen Manöver waren rasch getan und wir erfreuten uns an Aperitif und Pasta mit teils unglaublich scharfem Gulasch. Zur Schärfebekämpfung hielt erst Wein, dann Milch, und schließlich eine Kugel Büffelmozzarella her. Bei näherer Betrachtung der Umgebung fiel uns zwar der Standstrand auf, aber ansonsten ähnelte das Festland eher dem von Korsika. Auch schön, aber eben nicht die weißen Sandstrände mit Palmen, die wir in Gedanken vor Augen hatten. Die Enttäuschung war allerdings schnell vergangen als wir Limetten und Gurke auf den Tisch packten.
Am nächsten Tag war Lay day angesagt. Ausschlafen bis neun hieß es. Aus Gewohnheit waren aber alle schon um halb acht wach. Beim Frühstück beobachteten wir ein paar Segelschüler allein auf ihren Jollen, die den Umgang mit Gennaker übten. Für unseren chilligen Tag wollten wir an einen schöneren Spot mit mehr Flair. Der SKS-Guide der ASK verriet uns den Namen einer Bucht mit wunderschönem Strand, Cala Garibaldi. Sonnenschein und 5 kn Wind begleiteten uns auf unserem Weg dorthin. Dies erlaubte uns, unser schönes Vorwindsegel zu ziehen und zu wend.. äh shiften. In der Bucht angekommen, bemerkten wir den wirklich schönen Strand und verzehrten als Zwischenmahlzeit Tomate mit Mozzarella und Basilikum sowie Bruschetta mit extra in Knoblauchbutter kross gebratenem Brot. Dazu ein bisschen Sekt und Bier vom Fass. Nach dem Badevergnügen packten wir unser Dingi aus und erkundeten das Festland mit recht grobem Sand. Der Umgang mit diesem Außenborder möchte allerdings gelernt sein und auch das Einsteigen verläuft nicht immer trocken.
Am vorletzten Segeltag lichteten wir im Dunkeln den Anker und nahmen Kurs auf Elba. Irgendwann in der Früh offenbarte uns die Füllstandanzeige die gähnende Leere in unseren Wassertanks. Das war in der Tat ungünstig und auch seltsam. Wir entschieden uns gegen einen Umweg zum Auffüllen und wählten den direkten Weg. Trinkwasser in Flaschen hatten wir schließlich noch. Auf der Überfahrt hatten wir leider zu wenig Wind und wir fuhren die lange Strecke mit Motor. Gegen ein Uhr nachts erreichten wir letztlich die Bucht bei Procchio und ließen den Anker fallen. Die Nudeln für Pasta Puttanesca wurden an diesem Abend mit verdünntem Meerwasser gekocht und das Spülen verschoben wir auf irgendwann später.
Auch an unserem letzten Tag starteten wir im Morgengrauen. Dabei fielen uns am Ufer der herrlichen kleinen Bucht Palmen auf. Zusammen mit dem Sandstrand kam hier, ironischerweise, auf Elba mehr Karibikfeeling auf als an den bisher besuchten Orten. Das gesuchte hatten wir nun also gefunden, konnten es allerdings nur kurz genießen. Die perfekten Windbedingungen gaben uns an diesem letzten Tag auf See noch einmal die Möglichkeit kräftig Manöver unter Gennaker zu trainieren. Vorschiff, alte und neue Gennakerschot, Winsch, Großschot und Steuer wurden in Rotation immer wieder neu besetzt. Vor allem am Steuer lernten die Unerfahreneren richtig viel und gewannen Sicherheit bei Kommandogabe und Ablauf der Manöver. Wichtig war, dass der Gennaker vor der Shifte nach vorne ausweht, man Stützruder gibt und Kommandos vor allem eins sind, LAUT. Hierbei zeigte sich immer wieder der Bugkorb als Hindernis beim Shiften und auch die Leinen liefen aufgrund ihres Alters nicht mehr ganz flüssig. Den tollen und auch anstrengenden Segeltag beendeten wir nach einem Tankstopp in der Marina San Vincenzo. Dort wartete auch schon der Vercharterer auf uns. Wir machten also klar Schiff, spülten endlich mal wieder ab und übergaben das Boot ohne größere Probleme. Später freute sich jeder auf eine Dusche und fieberte dem Abendessen entgegen. Auf Empfehlung des Vercharterers war unser Ziel eine Pizzeria im Ort. Bei den Pizzen zeigte sich jedoch, dass mehr Belag besser ankam als nur Mozzarella und Tomate und auf dem Weg zur nächsten Eisdiele, Nachtisch muss sein, liebäugelte dann sogar noch manch einer mit einem Döner.
Morgens um halb acht wurde die Heimfahrt angetreten und gegen sechs Uhr abends waren wir wieder zurück im schönen Baden-Württemberg/Schweiz/Bayern.
Bericht: Susanne
Skipper: Mathias