Donnerstag, Anreisetag:
Nachdem uns Marius in Karlsruhe mit dem Stadtmobil eingesammelt hatte, starteten wir über Graben-Neudorf und Hannover nach Hamburg. Auch dank unseres kulturversierten Navis (es war kürzeste statt schnellste Route eingestellt), das uns mitten in der Provinz an einem Hippiefestival vorbei führte und diversen Staus dauerte die Fahrt fast 9 Stunden.
Für die ersten beiden Nächte vor der Regatta waren wir in der Wohnung von Antje und Harald (1.Vorstand des ASV) untergebracht, die selbst zu dem Zeitpunkt noch auf einer deutschen Meisterschaft waren. Unser Kontaktmann Daniel gab uns nach unserer Ankunft spontan noch eine schnelle Nachtführung zu den must-see-Orten in Hamburg, inclusive lustiger Geschichten vom G20-Gipfel, der gerade einmal zwei Wochen her war.
Freitag, Trainingstag und „Sightseeing“:
Nach einem gemütlichen Frühstück trafen wir uns gegen Mittag mit Daniel am Bootssteg an der Außenalster. Zum Training durften wir gleich zwei der Ausbildungs-Conger-Jollen ausleihen. Die Conger sind sehr gutmütige und einfache Boote, und können zu zweit gesegelt werden.
Wir starteten einen Trainingskreuzschlag in Richtung Süden, die Außenalster hoch. Zu Beginn war das Wasser noch voller anderer Boote, da hier mehrere Vereine und Segelschulen anliegen und angenehme 2-3 Windstärken herrschten. Allerdings verpassten wir irgendwie den Punkt, an welchem alle anderen an die Steganlagen fuhren: sehr plötzlich kam aus dem schönen Sonne-Wolken-Mix (ab und zu etwas Nieselregen zählt in Hamburg ja als Sommer) eine Gewitterfront auf uns zu. Die Sicht sank aufgrund von sturzflutartigem Regen auf unter fünf Meter, und eine Böenwalze ließ uns nur noch an den nächsten Steg antreiben, da der Winddruck zu groß war, um die Segel von Hand zu führen. Gleich mehrfach machten wir dabei gute Erfahrungen mit dem gutmütigen Kipp- und Lenzverhalten der Conger: Auch wenn man genügend Krängung hat, um das Cockpit komplett zu fluten, bekommt man eine Kenterung durchaus noch gefangen. Durch den ausgeschäumten doppelten Boden lenzt das Cockpit sodann sogar im Stand in kürzester Zeit wieder komplett.
Glücklicherweise hatten wir weder Personen- noch Materialschäden, und ein paar Minuten später schien auch schon wieder die Sonne. Nach dieser Aufregung fuhren wir erstmal zurück an die Liegeplätze unserer Jollen, und nach einigem Suchen fanden wir ein nettes italienisches Restaurant für ein verspätetes Mittagessen. Ein Teil der Gruppe wollte eigentlich noch ein zweites Mal mit den Jollen segeln gehen, aber ein erneuter stärkerer Regenschauer hielt sie dann davon ab.
Deshalb fuhren wir gemeinsam noch einmal zur kürzlich erst eröffneten Elbphilharmonie, da wir diese am Vorabend nur von unten und außen gesehen hatten. Als Normalbesucher darf man auf mittlerer Höhe einen Balkon entlanglaufen, von welchem man eine schöne Sicht auf Speicherstadt, Landungsbrücken, die neue Hafencity sowie die Insel Steinwerder mit den bekannten Musicaltheatern hat. Ein Spaziergang am Ufer der Hafencity rundete unser Tages-Sightseeing ab.
Am Abend fand dann der Auftakt der 24-Stunden-Regatta in Form des Welcome-Grillens auf einer Wiese direkt am Wasser statt. Wir wurden hervorragend verköstigt, pflegten alte und knüpften neue Kontakte in gemütlicher Atmosphäre.
Samstag, Start der Regatta
Um 13 Uhr fiel der Startschuss zur 24-Stunden-Regatta 2017. Es wehte ein netter Wind aus Südwest, und auch Sonnenschein war ab und zu vorhanden.
Insgesamt waren 23 Boote dabei, darunter 7 Kielboote, sechs weitere Conger mit denen wir um die Klassenwertung segelten, und eine J/24 als herausstechendes Boot aufgrund der Größe und Geschwindigkeit. Eine Runde um die z.T. festliegenden Tonnen dauerte 35-60 Minuten, je nach Windverhältnissen und Geschick. Nach jeder Runde musste in der Wechselzone am Steg mindestens 50% der Crew ausgewechselt werden, was natürlich möglichst schnell geschehen sollte. In unserem Fall war das immer ein Personenwechsel, da wir die Conger zu zweit segelten.
Gegen Abend erhielten wir Verstärkung von Philipp, der direkt nach einer Klausur am Vormittag in Karlsruhe in den Zug gesprungen war. Somit waren wir zu sechst, jeder hatte also im Schnitt acht Stunden Segelzeit und jeweils um die drei Stunden Pause zwischen seinen Segeleinsätzen.
Die Verpflegung während der Regatta war wirklich super. Jeder Teilnehmer hatte eine Kaffeeflat, es gab ein gutes Abendbrot, Mitternachtssuppe, Bergfestschnaps um 1 Uhr morgens, und leckeres Frühstück – alles enthalten in einer günstigen Verpflegungspauschale.
Allerdings holte uns das wechselhafte Wetter des Vortages noch einmal ein. Kurz nach Mitternacht gab die Wettfahrtleitung bekannt, dass die Regatta aufgrund von Unwetterwarnungen für einige Stunden unterbrochen werden müsste. Die Sicherheit der Segler ging natürlich vor, und es waren nicht ausreichend Sicherungsmotorboote vorhanden, um in einer wolkenverhangenen Neumondnacht bei heftigen Böen eine mögliche Massenkenterung umfassend zu begleiten.
Sonntag: Zwei Neustarts und Zieleinlauf
Somit hatten wir alle unerwartet ein paar Stunden Schlaf, bevor um 07:30 Uhr morgens der nächste Start geschossen wurde. Im Laufe des Sonntagvormittags wurde die Regatta erneut wegen einem durchziehenden Gewitter unterbrochen und nochmal gestartet.
Ab dann wurde aber wieder mit Druck durchgesegelt, und da die Regattaleitung regelmäßig einen Zwischenstand aushing, wusste auch jeder, wie er stand und gegen wen noch Aufholpotenzial bestand. In unserer Conger-Klassenwertung befanden wir uns zur Halbzeit an Position 4 von 6. Leider war vor allem beim letzten Start klar zu sehen, dass es manchmal wirklich am Boot liegt. Gegen die explizit für Regatten ausgerüsteten Conger hatten wir vor allem beim Höhe laufen mit unserem einfach gehaltenen Ausbildungsboot keinerlei Chancen.
Etwas Leistungsdifferenz konnten wir durch den Eigenbau von Barberholern (haben die Regattaboote natürlich alle) gut machen. Auch beim richtigen Umgang mit den komplexen Windverhältnissen verbesserten wir uns im Laufe der Regatta: Die Außenalster ist durch den wechselnden Baumbestand und die vielfältige Bebauung ein spannendes Revier. Häuserschluchten und Brückendurchlässe garantieren Dreher und Windzunahmen, die es strategisch zu nutzen gilt.
Zwischen 13:00 und 14:00 Uhr war der Wechselsteg zur Ziellinie umgerüstet: Beim Zieldurchgang wurde die gesegelte Strecke bis 13:00 Uhr interpoliert. Eine Verrechnung nach Yardstick komplettierte das Endergebnis. Zum Schluss segelten wir auf den fünften Platz von sieben in der Klassenwertung und rutschten knapp ins hintere Drittel der Gesamtwertung.
Ein Preis war uns dennoch sicher: Die Veranstalter der 24h-Regatta zeichnen das am weitesten angereiste Team mit dem „Weltreisepreis“ aus. Diesen errangen wir mit neun Stunden Autobahnfahrt unangefochten souverän!
Um möglichst früh die Heimreise antreten zu können, teilten wir uns nach dem Zieldurchgang auf: Die eine Hälfte der Crew brachte unsere Conger an ihren Liegeplatz zurück, versorgte die Segel und räumte die Jolle in ihren Ausgangszustand zurück, während der Rest des Teams unsere Taschen, Schlafsäcke und Isomatten zusammen raffte und unser Stadtmobil belud. Nach der Siegerehrung konnten wir daher fast unmittelbar die Heimreise antreten und blieben zum Glück weitgehend von Staus und Baustellen verschont. Gegen ein Uhr morgens kamen wir sicher zurück in Karlsruhe an.
Wir hatten in Hamburg sehr großen Spaß und haben die 24h-Regatta nun fest im Jahreskalender der ASK verankert. Herzlichen Dank an die Veranstalter und unsere Gastgeber beim ASV! Nach der 24h-Regatta ist vor der 24h-Regatta 2018: Die Planungssaison ist eröffnet!