Donnerstag - Anreise
Für den ersten Kennenlerntörn fanden sich ASK-Mitglieder aus nahezu allen Himmelsrichtungen in Lelystad ein, um unsere neue askew kennen zu lernen.
Eine wichtige Voraussetzung, um segeln zu können ist der Wind. Den gab es gleich reichlich, denn Sturmtief Xavier zog über Holland und Norddeutschland hinweg. Dabei brachte es so viel Wind mit, dass die Deutsche Bahn beschloss alle Züge in Norddeutschland zu stoppen, mit der Folge das Charlotte (von Osten) schon an ihrem Ausgangsbahnhof in Göttingen strandete. Glücklicherweise gab es noch ein paar Regionalzüge die sie bis noch Bochum bringen konnten, wo schon Robert und Markus (aus Karlsruhe kommend) mit dem Stadtmobil warteten. Obwohl das Stadtmobil schon voll mit neuer Bootsausrüstung war, fand sich ein Platz für Charlotte und so ging es zu dritt weiter durch die stürmische Nacht in Richtung Markermeer.
Daniel, aus Westen kommend, konnte seinen Ortsvorteil nutzen und schon früher mit der wetterfesteren niederländischen Bahn anreisen. So wurden die drei Nachkömmlinge mit einem frischen Topf Chilli-con-Carne begrüßt. Obwohl es schon spät war wurde nach dem Essen noch versucht dem AIS Transmitter unsere neue MMSI mitzuteilen, dieser zeigte sich jedoch recht uninteressiert und behielt seine alte 244… Nummer. Somit ging die Crew noch geschafft, aber hoch motiviert für den nächsten Tag, in die Kojen.
Freitag
Der Wecker klingelte früh, denn es stand ein langer Tag an. Der ambitionierte Plan war gegen 12 Uhr loszusegeln. Allerdings fehlte hierzu noch ein Großsegel. So ging es gleich nach dem Frühstück zu Bach Yachting um die Light Jib abzuholen. Leider waren die Schäden am Segeln doch noch nicht behoben, sodass es mit leerem Auto weiter zum Segelmacher ging. Bei diesem konnten wir dann immerhin eine F3, die Sprayhood, die Masterpersenning und zwei Großsegel einladen.
Am Boot standen dann noch kleinere Arbeiten an. Es wurden Teile der Backbordwandverkleidung im Salon abgeschraubt um einen Kurzschluss in der Backbordbeleuchtung auf die Schliche zu kommen. Dieser wurde auch schnell an einer defekten Lampe ausfindig gemacht und behoben. Gleichzeitig waren damit schon die Vorbereitungen getroffen um dort nach einer Leckage beim Segeln zu suchen. Parallel opferten Charlotte und Robert ihre Fingernägel um die letzten Reste des alten Namens zu entfernen, sodass die askew nun von außen auch nicht mehr verwechselt werden kann. Anschließend wurden noch andere Kleinigkeiten erledigt, jedoch war schnell klar, dass der 12-Uhr-Plan nicht mehr zu halten war, denn ein Großsegel war immer noch nicht angeschlagen. Bevor sich dieser Aufgabe gewidmet wurde, stärkte sich die Crew erst mal mit einem kleinen Mittagssnack.
Aufgrund der 22-28 kn Seitenwind in der Boxengasse, stand das erste spannende Manövertraining an. Wir mussten das Boot an einen günstigeren Liegeplatz legen um das Segel mit Wind von vorne anschlagen zu können. Nachdem das Segel an allen Mastrutschern fest war, folgte die erst Trainingseinheit im Segelfalten. Wie sich zeigte besteht hier noch etwas Potential zur Beschleunigung. Aber zur Belohnung wurde dann das Ölzeug und die Rettungswesten anlegt und es ging raus auf das Markermeer für die ersten Segelschläge.
Draußen war bei Böen bis zu 30 Knoten gleich volle Arbeit angesagt. Nach einigen anfänglichen Sonnenschüssen fand sich die Crew aber immer besser zurecht. So ging es vor Lelystadt hoch und runter. Doch irgendwas war komisch mit den neuen Segelnummern, zwar fiel das der Crew nicht auf, jedoch dem aufmerksamen Schifferat, der direkt live Bilder vom Segeln bekommen hatte. Der Segelmacher hat seine künstlerische Freiheit wohl dazu genutzt anstatt einem großen E ein kleines e für GER zu nutzen. Hier muss wohl nochmal nachgebessert werden. Aber trotz kreativer Segelnummer schaffte es die askew die kurze und steile Welle mit bis zu 11,5 kn herunter zu fahren.
Nachdem sich die Sonne schon dem Horizont näherte und der holländische Regen die Crew schon mehrfach beglückt hatte, folgte die nächste Überraschung. Das Bergen der Fock mittels Furler war ein Ding der Unmöglichkeit, auch nach einigen Tauchgängen des Skippers im Ankerkasten wollte die Fock munter weiter segeln. Somit wurde dann doch klassisch die Fock aufs Deck geborgen. Es folgte die zweite Trainingseinheit Segelfalten, diesmal in der erweiterten Version, mit Fock und Großsegel. Abgerundet wurde der Abend mit einer großen Portion Spagetti Carbonara.
Leider konnte tagsüber das Leck an der Backbordseite noch nicht identifiziert werden, weswegen weitere Teile der Verkleidung noch am Abend abgebaut wurden. Jedoch gingen die Lichter in den Kojen recht früh aus, da noch Schlaf nachzuholen war.
Samstag
Um das Wochenende einzuleiten sollte der Samstagmorgen etwas gemütlicher angegangen werden, daher öffneten sich die Kojentüren erst etwas später. Wieder wurden ein paar Kleinigkeiten auf der To-Do-Liste abgearbeitet, während ein Auto noch schnell zum Baumarkt fuhr.
Jedoch war der Crew die Lust aufs Segeln anzusehen. Deswegen verließ die askew diesmal schon vormittags den Hafen, mit Kurs auf Enkhuizen. Die eigentlich geplante Route durch das Ijsselmeer war jedoch versperrt, da die Klappbrücke in Lelystadt gerade repariert wurde. Kein Problem, so wurde doch die südliche Route durch das Markermeer gewählt.
Mit den neu eingebundenen Reffs ging es mit guten 7 bis 9 Knoten Richtung Enkhuizen. Unter Deck blieb fast alles an seinem Platz, so hat sich der Stauplan schon recht gut bewährt. Vor der Schleuse in Enkhuizen dann die spannende Frage, ob sich die Umbauarbeiten am Furler gelohnt hatten und sich die Fock jetzt auch bei viel Wind einrollen lässt. Und tatsächlich war es mit kurzem Anpumpen möglich die Fock aufzurollen. Von diesem Erfolg beflügelt war auch das Großsegel im Nu geborgen und gefaltet. Dennoch stieg die Aufregung an Bord, denn für die gesamte Crew stand zum ersten Mal Schleusen bevor. Und vor lauter Aufregung wurde beschlossen sich in der Schleuse an der Leeseite fest zu machen. Wodurch wir uns als totale Anfänger outeten, besonders nachdem ein holländischer Einhandsegler nach der askew in die Schleuse einfuhr und vor ihr diese auch wieder mit seiner 45 Fuß Yacht verließ.
Im Ijsselmeer angekommen wurde die restliche Segelzeit nochmal genutzt um mal ein bisschen am Trimm zu spielen und bisher nicht gekannte Trimmeinrichtungen wie z.B. den Fockschot-Inhauler kennen zu lernen.
Nachdem es die Crew schaffte genau zum Ende der Öffnungszeiten des Havenkontors anzulegen, wurde die askew einfach am Meldesteg für die Nacht vertäut. Der folgende Stadtrundgang wurde durch das herrlich feuchte Wetter verkürzt und gleich zum Abendessen übergegangen. Charlotte beglückte die Crew mit einem fantastischen Hähnchencurry, so gestärkt nahm es die Crew ein weiteres Mal mit dem störrischen AIS auf. Und dank eines neuen alten Fileformates ist es ihr tatsächlich gelungen dem Transmitter mitzuteilen, dass er nun auf der askew mit neuer MMSI seinen Dienst verrichtet. Das heißt ab jetzt kann man die askew auch auf Marine Traffic & Co unter ihrem eigentlichen Namen verfolgen.
Dank der Bordheizung konnte der Abend in einem angenehm warmen Salon ausklingen.
Sonntag
Am Sonntagmorgen hatte sich das holländische Wetter beruhigt, das Tief war durchgezogen, mit ihm nahm auch der Wind sehr moderate Stärken an. So konnte zum ersten Mal eine Mahlzeit ohne das Windgejaule von über Deck eingenommen werden.
Im Havenkontor dann mal wieder ein weiteres neues Erlebnis, da die Frage, ob das Schiff eine Charteryacht sei mit Nein beantwortet werden konnte. Daran muss man sich erst noch gewöhnen. Abgelegt wurde früh, da Charlotte schon nachmittags den Zug zurücknehmen musste. Daher wurde erneut in Enkhuizen zurück auf das Markermeer geschleust. Mit den Erfahrungen vom Vortag gelang dies nun auch deutlich eleganter.
Wieder im Markermeer angekommen wurde klar, dass der Wetterbericht Recht hatte und der Wind im Laufe des Tages abnehmen wird. In Kombination mit der Tatsache, dass eine Vorwindkursstrecke bevorstand, war klar, dass nur noch der alte First 40.7 S2 helfen konnte. Damit das Anschlagen und setzen ohne Probleme von statten gehen konnte, wurde Daniel schon morgens in den Mast geschickt um die Topnant und Spifall zu entwirren. Nach anfänglicher Skepsis ob es mit Spi unerfahrener Crew und nur 4 Mann Crewstärke eine gute Idee sei den Spi zu setzen, wurde es dennoch umgesetzt. Nachdem während der Fahrt noch weitere Leine in den Backskisten entdeckt wurden, konnte der Spie auch mit doppelter Schotführung ausgestattet werden. Daraufhin wurde der ursprüngliche Plan durch Bergen statt Shiften den Kurs zu wechseln verworfen. Die folgende Shifte hatte zwar noch Verbesserungspotential, aber der Spi stand danach wieder erfolgreich auf der anderen Seite. Nun ging es auf direktem Kurs nach Lelystad. Dort angekommen gelang das Bergen dank weiter zurückgegangenem Wind auch fast problemlos.
Nachdem das Boot wieder im Hafen fest war folgte noch das große Putzen. Die Heimreise verlief im Gegensatz zu der Anreise bei allen Crewmitgliedern problemlos.
Alles in allem waren es super spaßige und lehrreiche drei Tage die auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht haben. Daher möchte sich die Crew beim Schifferrat und allen anderen Personen, die die Anschaffung erst möglich gemacht haben, herzlich bedanken! Wir hoffen es folgen viele weitere erfolgreiche Törns.