Gleichzeitig zur ORC Worlds in Triest waren wir dieses Jahr auch wieder bei der Warnemünder Woche an der Ostsee vertreten. Angereist sind wir freitagnachmittags. Unterwegs begann es wie aus Eimern zu schütten, sodass wir uns schon auf der Autobahn an das Ostseewetter gewöhnen konnten. Wir sammelten noch Fabian an einem kleinen beschaulichen Bahnhof kurz vor Warnemünde ein und freuten uns dann über die Heizung an Bord und die erste Nacht auf dem Schiff.
Nach der Bootsübernahme am Samstagmorgen und dem Wocheneinkauf haben wir heute unsere Dufour 36 Performance von Heiligenhafen unter der Fehmarnsundbrücke durch mit Gennaker bis Warnemünde überführt. Das erst drei Wochen alte Boot präsentierte sich mit fantastischen Segeln. Ein paar Kinderkrankheiten wie falsche Gennakerschoten, einen am Heizungsauslass schmelzenden Rettungsring und Süsswasser in der Bilge außerdem stellten wir fest, dass die Windanzeige nicht funktionierte, dennoch können wir die Benito uneingeschränkt empfehlen..
Kurz vor Warnemünde begannen wir die Karten der örtlichen Lieferservices zu durchstöbern. Der Pizzageschmack im Norden offenbarte eine Vorliebe für Ananas (Dönerpizza mit Ananas, Thunfischpizza mit Ananas und andere eigenartige Kombinationen.) Die Crew entschied sich dann für Pizza mit Kartoffeln und Hackfleisch. Die Lieferung an den Liegeplatz hat leider nicht ganz geklappt, aber immerhin bis an den Steg. Die Pizzen waren so riesig und sättigend, dass wir noch zwei weitere Tage davon essen konnten.
Am Sonntag blies der Wind schon im Hafen ganz ordentlich. Wir entschieden uns dazu Starkwindtraining den Up&Down Regatten vorzuziehen um vor der Langstrecke das Bruchrisiko zu minimieren und uns gut vorzubereiten. Die bunten Tücher blieben also unten und wir hatte fantastisches Starkwindtraining vor Warnemünde. Gerade als wir in die Hafeneinfahrt wollten zog ein neuer Regenschauer mit starken Böen durch und wir entschieden uns das ganze vor dem Hafen abzuwettern. Anlegen in diesen Böen wäre sicherlich unangenehm geworden. Viele Regatten kleinerer Bootsklassen wurden abgebrochen und die Jollen bemühten sich auch schnell in den Hafen zu kommen. Abends machten wir uns mit der Fähre auf zur Mittelmole und genossen das Willkommensbuffet der Hanseboot Rundholm! Dort trafen wir auch einige frühere ASK Mitglieder, die jetzt auf der Germania mitsegeln.
Montagmorgen stockten wir zur Sicherheit unsere Vorräte nochmal auf und bereiteten das Schiff für die Regatta vor. In dieser Zeit haben wir zweimal die Startgruppe gewechselt. Da der ORC Messbrief erst an diesem Morgen bei der Wettfahrtleitung ankam. Beim Stauen der Vorräte fanden wir allerdings einiges an Süsswasser in der Bilge, die Quelle konnten wir bis Ende der Woche nicht finden. Da die Bilgenpumpe auch nicht an der tiefsten Stelle lag und somit vollkommen trocken war, mussten wir selbst wasser schöpfen. Da wir nur eine Stunde vor dem Start in die erste Startgruppe kamen, hatten wir es dann etwas eilig zum Start in der Einfahrt der alten Mole zu fahren. Dort stellten wir fest, dass die Wettervorhersage pessimistisch war. Beim 4 Minuten Signal begannen wir auszureffen und gingen dann mit vollem Speed etwas zu spät über die Startlinie.
Wir hatten beschlossen uns in 3 2er Teams einzuteilen. Unter Spi oder Gennaker wollten wir so zu 4. Segeln und sonst zu zweit.
Die ersten zwei Stunden verliefen ruhig. Kurz nach dem ersten Wachwechsel zog die erste Front durch. Mit Hagelschauer und Sicht von einer Bootslänge, also schnell reffen und dann versuchen nicht so weit vom Kurs abzukommen und von anderen Bootem wegbleiben, zu sehen war allerdings niemand mehr…
Nach 45min war der Spuk vorbei und es folgte eine Stunde totale Flaute. Zum nächsten Wachwechsel konnte dann der Gennaker gezogen werden und es wurde noch ein wunderschöner schneller Sundowner unter Gennaker. Das Spiel Frontendurchzug, kurze Flaute, Gennaker wiederholte sich in der Nacht noch zweimal. Außerdem lernten wir noch, dass ein zulanger Bootsname in einem Notfall zum Nachteil werden kann. Die „Grautvornix“ war auf Grund gelaufen und das buchstabieren des Namens im Mayday Funkruf dauerte wirklich furchtbar lange. Das ganze ging dennoch gut aus und das Boot wurde nach Polen geschleppt.
Am sehr frühen nächsten Morgen waren wir an Bornholm und schafften es vor dem berühmten Flautenloch an die Nordspitze zu gelangen. Die Wettervorhersage hatte versprochen, dass der Wind nun abnehmen würde und wir wollten einen schönen Amwind-Anleger auf Rügen segeln. Der Wind ließ allerdings nicht nach und so hatten wir den ganzen Dienstag 20-30ktn Wind bei 2-3m Welle von vorne. Dies forderte bald ihren Tribut und 4/6 Crewmitglieder wechselten von nun an zwischen Steuer, Heckreling, Bett hin und her. Jens aß einen Apfel nach dem anderen und trimmte die Segel(Apfel hilft, glaubt mir!). Felix litt auch nicht unter Seekrankheit wurde allerdings böswillig von einem unter Deck umherfliegenden Wasserkocher attackiert. (Wieso hatten wir den eigentlich auf der Langstrecke dabei?!) Irgendwann hatten allerdings alle geplagten eine Runde Schlaf gefunden und waren wieder voll einsatzfähig. Der Mittwochmorgen brachte nur noch 15-20ktn Wind und etwas weniger Welle mit einem perfekten Sonnenaufgang. Trotz der Strapazen des Dienstages war jeder an Bord sicher, dass sich alles gelohnt hat und wir sicher wiederkommen. Gegen 15 Uhr am Mittwoch überquerten wir dann glücklich und erschöpft die Ziellinie nach 1 Tag, 22 Stunden und 50 Minuten. Wir haben uns dabei im Mittelfeld weiter behauptet und sind als 23. von 42 zur Regatta angetreten Booten durch das Ziel. In unserer ORC Gruppe mit vielen halbprofessionellen bis professionellen Crews waren wir eng zusammen aber dennoch letzte. Wir hätten wohl in der Yardstickgruppe bleiben sollen, dort wären wir im vorderen Mittelfeld gewesen und einige Schiffe haben gar nicht gefinisht. Daher sind wir mit unserer Leistung höchst zufrieden.
Belohnt wurden wir mit einem guten Eintopf und Bier an Bord der Einstein, die mittlerweile auch zur IDM in Warnemünde angekommen waren und einem lustigen Besuch bei Germania. Abends plünderten wir dann die Essensvorräte an Bord.(Das Aufstocken der Vorräte von Montag hat sich als vollkommen unnötig herausgestellt, wir haben zu 6. Tatsächlich in drei Tagen nur 4 Dosen gegessen)
Am Donnerstag war im Vergleich zu den letzten Tagen eher Leichtwind und so hatten wir endlich Gelegenheit auch mal den Spi auszupacken. Dieser hatte praktischerweise ASK-Farben. Außerdem beobachteten wir den Start von Einstein zur Langstrecke der IDM und segelten neben dem Regattafeld die erste Kreuz mit.
Abends genossen wir erneut den Sonnenuntergang bei den vielen Essenständen mit Fischbrötchen und Crepes in Warnemünde und applaudierten Einstein zum Zieldurchgang von der Mole aus. Der Abend an Bord wurde dann sehr lange und so legten wir zwei Stunden später als geplant in hohe Düne ab. Jens liessen wir als Crew für die Einstein noch für einen Tag in Warnemünde. Da mittlerweile garkein Wind mehr war, dieselten wir im Nieselregen den Tag über nach Heiligenhafen. Der Campingtisch wurde im Cockpit aufgebaut und wir spielten eine Runde Skat nach der anderen.
Bei der Bootsübergabe hatten wir ein sehr langes Gespräch mit dem Eigner darüber, wie es ist bei einem neuen Boot die Kinderkrankheiten auszumerzen und er freute sich sehr über unser detailliertes Feedback nach der ersten Regatta des Schiffs. Dann brachten wir Susanne und Fabian zum Zug Richtung Hamburg und holten dann Jens in Lübeck nach einem kurzen Stadtbummel ab und fuhren über Nacht nach Karlsruhe