…Europäische Hochschulmeisterschaft in Cherbourg
Team Karlsruhe: Enno, Ani, Julius, Rebekka und Laura. |
Nach einem Jahr Pause war es 2016 wieder so weit: ein Team der ASK startete bei der Europäischen Hochschulmeisterschaft in Cherbourg. Insgesamt starteten 13 Teams aus Italien, Frankreich, Deutschland, England und der Schweiz.
Cherbourg liegt am nördlichsten Zipfel der französischen Halbinsel Île Pelée am Englischen Kanal.
Im Gegensatz zu den bisherigen Crews entschieden wir uns dafür, die Strecke nicht mit dem Auto, sondern mit der französischen Bahn zurückzulegen. Nachdem wir unser Ticket bereits 2 Monate im Voraus gekauft haben, war es günstiger, schneller und komfortabler als das Auto.
Wir fuhren um 5:15 Uhr in Karlsruhe Richtung Straßburg ab. Da es zu so früher Stunde noch keine Zugverbindung ab Karlsruhe gab, fuhren wir mit dem Auto nach Straßburg und von dort mit TGV und EC über Paris bis nach Cherbourg.
Um 13:15 Uhr kamen wir am Bahnhof an, wo wir schon von unserem Transfer zum Yachtclub erwartet wurden.
Im Yachthafen von Cherbourg angekommen, ging es gleich mit der Registrierung und vor allem mit dem Wiegen weiter. Wir hatten zwar rechtzeitig festgestellt, dass es mit dem maximalen Gewicht von 350 kg sehr eng werden könnte, aber irgendwie löste sich das Problem nicht bis wir nach Cherbourg aufbrachen.
Eine Blitzdiät half Wunder und so konnten wir mit 345,16 kg (erlaubt waren 350 kg) alle gemeinsam segeln. Es war erlaubt, Schuhe, Pulli und Jacken auszuziehen. Hose und T-Shirt mussten jedoch anbehalten werden.
Um 15:30 Uhr ging es dann zum ersten Mal aufs Wasser: bei 20-25 kn bestand die Möglichkeit, mit den J 80 zu trainieren. Wir bekamen Boot Nr. 13 und tasteten uns langsam an die Bedingungen heran: der Gennaker blieb heute unten – nicht nur bei uns! Obwohl wir im Inneren des Hafens segelten, hatte es ziemlich viel Welle. Das Boot war extrem luvgierig und ließ sich nur schwer steuern. Das Training wurde vorzeitig abgebrochen und so lagen wir schon um 17:10 Uhr wieder im Hafen. Für den nächsten Tag waren ähnliche Bedingungen vorhergesagt.
Photo credit : Michel Grimaud |
Um 18 Uhr fand das erste Briefing statt, das wir leider verpassten. Es wurden jedoch nur die Boote für den kommenden Tag verlost.
Anschließend fand eine kleine Eröffnungsfeier im Rathaus der Stadt statt. Es wurden viele französische Reden gehalten, den Sponsoren gedankt, ... Für die ausländischen Teams wurde ins Englische übersetzt. Auch während der sonstigen Regatta war die Standardsprache Französisch. Meistens wurde für uns übersetzt, ab und zu wurde das aber auch vergessen oder stark verkürzt. Die Ansagen über Funk auf dem Wasser waren rein Französisch, was wir etwas schade fanden. Viele – auch junge Segler - konnten gar kein, oder nur kaum Englisch.
Zum Essen gingen wir mit den beiden Teams aus Plymouth in das Restaurant „Le Commerce“: Burger, Spaghetti, … alles was das Herz begehrt, wenn man nicht mehr aufs Gewicht achten muss.
Photo credit : Michel Grimaud |
Die Wettfahrtleitung gab sich größte Mühe, den Kurs korrekt auszulegen. Photo credit : Michel Grimaud |
Nach einem stärkenden Frühstück und einem kurzen Skipper Briefing ging es um 10:00 Uhr wieder aufs Wasser. Diesmal segelten wir Boot Nr. 5.
Es herrschten ähnliche Bedingungen wie am Vortag: 20 kn Wind aus Osten mit einigen Böen.
Beim ersten Start gingen wir als letzter und recht spät über die Linie – wir waren wohl noch nicht so ganz wach… Gesegelt wurden zwei Up & Downs (ca. 45 Minuten) innerhalb der Rade de Cherbourg. Diese Reede von Cherbourg ist die größte künstliche Reede weltweit und wird vom Digue du Large (Großer Damm im Wasser) vom Ärmelkanal getrennt. Auf einer Fläche von 1500 Hektar hatten wir genug Platz zum Segeln.
Die Wasserretter und zwei weitere Motorboote waren nach unserem Zusammenstoß sofort zur Hilfe! Photo credit : Michel Grimaud |
Beim zweiten Start kamen wir super weg, allerdings wurde es nach der Rundung der ersten Luvtonne etwas eng: Nach dem Setzen des Gennakers und einer Schifte wurde das Boot in einer Böe so luvgierig, dass wir nicht mehr gegen steuern konnten. Blöderweise befand sich in unserem Luv das französische Team aus Caen mit Wegerecht. Um nicht frontal in sie reinzufahren, lenkten wir noch weiter in den Wind – es reichte jedoch nicht mehr ganz und wir blieben mit unserem Gennakerbaum in ihrem Achterstag hängen und es gab ein großes Kuddelmuddel.
Hilfe war schnell da. Von allen Seiten riefen uns französische Motorboote irgendwelche Tipps zu. Sie waren sicherlich hilfreich – wir verstanden sie nur einfach nicht!
Nachdem unser verhedderter Gennaker gelöst und die Boote auseinandergezogen waren, fuhren wir in den Hafen zurück. Für uns war der Segeltag beendet: der Gennaker musste mit zwei großen Löchern zum Segelmacher. Außerdem entstand an beiden Rümpfen mittelgroßer GFK-Schaden.
Organisator Olivier war super nett und half uns, den Schaden möglichst günstig zu halten. |
Der Schaden war aber wohl nicht so gravierend wie er im ersten Moment schien: das Boot ging an den folgenden Tagen – geklebt mit reichlich Panzertape - wieder an den Start.
Wir erholten uns den restlichen Tag von unserem Schock, schrieben mit Olivier und einem englischen Übersetzer den Bericht für die Versicherung, … Zum Glück mussten wir nicht unsere gesamte Kaution bezahlen – die französische Versicherung übernahm den Schaden zum größten Teil: uns blieb für Rumpf und Segel lediglich eine Eigenbeteiligung von 150 €.
Zum Abendessen wurden wir in die Mensa der Uni gefahren: es gab Hähnchen oder Fisch mit Reis oder Pommes, Salat, Dessert und als Abschluss Käse.
Um 9 Uhr fand wie gewohnt das Skipper Briefing mit Boots-Zulosung statt. Heute segelten wir auf Boot Nr. 8. Um 10 Uhr verkündete die Regattaleitung Startverschiebung. Erst um 11:15 Uhr reichte der Wind zum Segeln und alle Boote verließen den Hafen.
Warten auf den Start… |
Der Wind entsprach viel eher unseren Fähigkeiten als an den letzten Tagen: bei gleichmäßigem Wind aus Osten mit 8-10 kn segelten wir drei Wettfahrten. In der zweiten Wettfahrt wurden wir auf dem letzten Schlag vom Leegate zum Ziel in Luv von einem anderen französischen Team überholt – sehr ärgerlich! Bei der dritten Wettfahrt versuchten wir, unsere Gegner auf demselben Schlag ebenfalls in Luv zu überholen, waren aber leider nicht mehr erfolgreich und verloren auch diesmal das knappe Rennen auf dem Zielkurs.
Photo credit : Michel Grimaud |
Abendessen gab es diesmal im Restaurant im Yacht Club: Bratwurst mit Kartoffelbrei und Milchreis! In der Bar „L’Equipage“ nebenan spielte anschließend eine französische Band mit Cajon, Schlagzeug, Contrabass und Sängern. Bei guter Musik und netten Gesprächen ließen wir den Abend ausklingen.
Heute ging es wieder mit Boot Nr. 13 aufs Wasser. Der Wind war wieder sehr angenehm:
8-10 Knoten aus Süden, leicht drehend. Der Kurs war im Vergleich zu den bisherigen Tagen deutlich kürzer. Eine Wettfahrt dauerte lediglich 35 Minuten.
Die Stimmung an Bord war eh schon gut, als auf der Heimfahrt in den Hafen dann noch Delfine um uns herum auftauchten und direkt neben unserem Boot aus dem Wasser sprangen.
Heute waren wir bereits um 15 Uhr zurück im Hafen. Wir schlugen alle Segel ab, räumten sie auf und gönnten uns eine erfrischende Pause in der Jugendherberge.
Um 18:30 Uhr gab es dann die Siegerehrung: Gewinner der Europäischen Hochschulmeisterschaft 2016 wurde das Schweizer Team aus Lausanne (Ecole Polytechnique Federale Lausanne). Der silberne Pokal ging an das Team Voile ESIX aus Frankreich. Der dritte Platz ging ebenfalls an die Schweiz: Team Lausanne 2.
Diesjähriger Gewinner: Lausanne 1 aus der Schweiz. |
Wir erreichten zwar nur den vorletzten Platz, waren mit unserer Leistung dennoch sehr zufrieden: wir kamen jeden Tag besser mit dem Boot zurecht, lernten mit jeder Wettfahrt etwas dazu und verpassten nur knapp den 11. Platz. Wären wir an allen drei Tagen gesegelt, hätten wir das locker geschafft
Außerdem gewannen wir den Preis für das Team mit dem größten Fair Play! Enno begründete das folgendermaßen: „wir haben ja nur ein Boot gecrasht. Und kein einziges Mal haben wir eins versenkt, geentert oder gebrandschatzt!“
Vielleicht lag es auch einfach daran, dass wir nach einer Tonnenberührung kringelten, ohne dass jemand die Berührung überhaupt gesehen oder protestiert hätte. Wir freuten uns sehr über diesen Preis!
Am Abend legte ein DJ in der Bar auf. Ein Teil ging gegen Mitternacht schlafen, der andere erkundete mit den Franzosen und einem Teil der englischen Mannschaften das Nachtleben von Cherbourg.
Den Sonntag verbrachten wir bei Kaffee, Baguette, Käse, Stapelchips, … im Yachtclub. Wir mussten ja jetzt nicht mehr auf unser Gewicht achten.
Um 16:32 Uhr fuhr unser Zug über Paris zurück nach Straßburg. Nach 8 Stunden Fahrt kamen wir pünktlich um 22:30 Uhr in Straßburg an, wo das Auto schon auf uns wartete.
Gegen Mitternacht kamen wir wieder gut in Karlsruhe an.
Für die meisten waren das die letzten Segeltage der Saison 2016. Für ein paar geht es im November in Griechenland oder Norddeutschland nochmal aufs Wasser bevor dann endgültig Schluss ist
Wir freuen uns aber auf jeden Fall schon alle wieder auf den neuen Saisonstart im kommenden Frühjahr. Und wer weiß: vielleicht sind wir ja auch im Oktober in Cherbourg wieder am Start!