Zunächst mal waren da zwei sehr sehr ausführlichen Vortreffen, bei denen neben organisatorischen Angelegenheiten auch viel Regattavorbereitung stattfand, Creweinteilung, Regattaregeln, Equipment,… Daß wir uns hierbei auch kulinarisch schon etwas auf Südfrankreich einstimmten, versteht sich von selbst.
Am Freitag abend geht’s dann endlich los, Treffen am IEH, was das soll alles mit, das paßt doch nie in den Bus (wie jedes Jahr, es paßt rein) und um Mitternacht fahren wir dann los gen Süden. Ein Teil der Crew ist morgens schon gefahren und hat sich einen schönen Abend in St. Tropez bei "Senequier" und "Chez Fuchs" gemacht.
Am Samstag morgen um 09.00 treffen wir uns alle auf dem Marktplatz von Port Grimaud und trinken erstmal gemeinsam Kaffee. Es folgt wie immer die Übernahme der Wohnung, der erste Großeinkauf und gegen 3 Uhr am Nachmittag bekommen wir die Jacana. Wir sind doch etwas gespannt, wie sie nach dem Copa-Einsatz aussieht, aber alles Bestens.
Wir bringen das Boot zu unserem Haus, räumen alles, was man nicht zum Segeln braucht aus, tapen ab, entfernen die Lazies, checken die Segel und nach ca. 3 Stunden ist das Boot voll regattatauglich. Eugenia und Markus haben derweil das obligatorische First class Menue zubereitet, es gibt Coquilles St. Jacques, Sandmuscheln und Hummerscheren, angerichtet an Linsensalat mit Anchovies, alles göttlich. Als Hauptgang dann Pasta mit frischem Oktopus in einer Weißweinsauce. Danach sind wir doch recht platt, trinken noch einen Gin-Tonic und gehen relativ früh schlafen.
Vorne: Peter (Großschot), v.l.n.r Rainer (Taktik, Navi), Dirk F. (Steuer Up-Wind / Gennakerschot), Frank (Steuer Down-Wind / Genuaschot), Dirk M. (Mast), Eugenia (Pit), Olaf (Vorschiff), Markus (Genua- / Gennakerschot)
Pünktlich um 08.00 sind alle wach, wir frühstücken ausgiebig auf der Terrasse, es folgt die obligatorische Sicherheitseinweisung und die letzten Vorbereitungen werden getroffen, Rechner an Bord, alle Segel an Bord, und sonst noch ein paar Kleinigkeiten und pünktlich nach Plan laufen wir um 11.00 Uhr aus.
In der Bucht ist zunächst kein Wind und wir motoren erstmal Richtung Regattagebiet. Wir haben uns vorgenommen, dieses Jahr ausschließlich vor La Moutte, also im Regattagebiet zu trainieren, auch wenn der Weg dorthin erstmal eine Stunde dauert.
Um 12.00 kommt dann etwas Wind, wir setzen Groß und G2 und machen erste Fahrt. Der Wind nimmt dann wie gewohnt stetig zu und ab 13.00 haben wir ideale Segelbedingungungen, strahlend blauer Himmel, 28°C und 10kn Wind, besser geht's nicht. Wir nutzen die Zeit und trainieren ausgiebig. Segel setzen, Trimmfahrt, Wenden, Genua bergen, Gennaker setzen, Trimmfahrt, Halse, Gennaker wieder runter, Genua hoch, Kreuz, Genuawechsel, Genua wieder runter, Gennaker wieder hoch, .. hat das denn nie ein Ende, es hat. Gegen 17.30 schläft der Wind langsam wieder eine und wir segeln nach Port Grimaud zurück.
Obwohl gegenüber letztem Jahr sich die Crew auf vier Positionen geändert hat, klappt alles schon sehr, sehr gut. Wir sind mit dem ersten Tag voll zufrieden, genießen jetzt ein feines Abendessen, trinken Cuba Libre und hoffen, daß es so weitergeht.
Heute ist am frühen Vormittag Flaute angekündigt. Bis der erste Lufthauch einsetzt, optimieren wir das Boot im Hafen und Olaf und Dirk sind bei der Voilerie Jacana um die beschädigt übernommene G3 ausbessern zu lassen. Pünktlich zur ersten prognostizierten Brise laufen wir um 11.30 Uhr aus. Auf einer Am Wind Trimmfahrt segeln wir ins Trainingsgebiet, damit Vorschoter, Großschoter und Steuermann die vielen Fähr- und Motorbootwellen vor St. Tropez aussteuern lernen – diese werden uns bei jeder Zieleinfahrt stören! Parallel dazu nehmen Skipper und Vorschiffsmann ihre Headsets in Betrieb...
Im Regattagebiet angekommen starten wir ein intensives Downwind-Training. Da es nur leichte Winde hat, liegt der Fokus auf dem Training verschiedener Setz- und Berge-Manöver. Neben dem klassischen Setzen aus dem Gennakersack trainieren wir das Setzen aus dem Niedergang (der Pinöpel zum Halten der inaktiven Schot am Vorliek macht es zu kompliziert) und das Setzen aus der Vorschiffsluke und Luv-Drop zurück.
Am späten Nachmittag sind wir knapp vor St. Raphael und beenden das Downwind Training. Wie jeden Tag flaut es gegen 17.30 ab, und wir motoren die letzten Seemeilen nach Port Grimaud.
Nach dem obligatorischen Anleger wird das Schiff klariert, und die mit der GoPro aufgenommenen Segelmanöver analysiert.
Um die Motivation der Crew auf der Kante zu steigern (wer schaut schon gerne auf einen dreckigen Rumpf wenn er alles Gewicht nach außen bringt), haben wir am Morgen einen Termin in der Werft. Das Boot wird gehoben und dann mit Hochdruckreiniger von Muscheln und sonstigem Unrat befreit. Zusätzlich helfen wir an manchen kritischen Stellen mit Spachteln nach. Die Schiffsschraube ist ganz hartnäckig mit Muscheln bewachsen. Hier hilft nur Salzsäure! In einer Stunde ist alles erledigt und der Rumpf nun tip-top sauber.
Nach dem Auslaufen - die Erfolgskontrolle: Bei 2000 U/min und glatter See machen wir nun 4,2 kn Fahrt durchs Wasser, vorher waren das 3,4. Auch die Kalibrierung der Windex zahlt sich nun mit erstmals realistisch anmutenden TWA Anzeige aus.
Am frühen Nachmittag kommt wie angekündigt Wind auf. Ideale Trainingsbedingungen. Wir üben Wenden, Gennaker setzen, schiften und bergen und entsprechende Trimmfahrten. Beim Gennaker bergen wenden wir den Luv-Drop an und packen das Segel ins Vorluk. Dieses Manöver bringt deutlich weniger Unruhe ins Boot (Spi packen entfällt und die Vorschiffscrew arbeitet längere Zeit in Luv), erfordert jedoch noch etwas Optimierung. Aber wir haben ja auch noch etwas Zeit.
Am Abend fahren wir geschlossen nach St. Tropez, essen am Hafen eine Kleinigkeit, bestaunen die ersten Maxi Racer (Magic Carpet 3), schlendern noch etwas durch die Altstadt, um letztendlich doch wieder bei "Chez Fuchs" zu landen, wo wir unseren letzten Longdrink (für diesen Tag) zu uns nehmen.
Rasmus meint es heute nicht gut mit uns, es kachelt ordentlich. Also lassen wir den Tag etwas ruhig angehen, Frühstücken, im Anschluss die Go-Pro Analyse des Vortags und anschließend 2 Stunden Regelkunde via Beamer an die Wohnzimmerwand des Hauses.
Am frühen Nachmittag laufen wir aus, laut Windfinder soll der Wind etwas abflauen. Aber bereits direkt vor dem Hafen haben wir in Böen schon 20kn Wind. Weiter draußen sind es dann bis zu 30kn. Eine Stunde warten wir auf See auf die in den Wettermodellen prognostizierte Abschwächung, die jedoch nicht eintritt. Da die Franzosen bei diesem Wind eh keine Regatta starten ist Starkwindtraining überflüssig. Wir haben also die Wahl, die weißen Segel zu quälen oder unverrichteter Dinge zurückzufahren. Wir entschließen uns für letzteres und kehren zum Haus zurück und machen uns einen schönen Abend.
Heute haben wir Arnd Howar, einen echten Segelprofi an Bord. Arnd segelt ca. 200 Tage im Jahr alle Regatten, die Rang und Namen haben. Um 13.30 Uhr geht’s los. Wir segeln in die Bucht und Arnd gibt wertvolle Hinweise zum Trimm und zu den Manövern. Das Training dauert 3h dann wird der Wind für die Foliensegel wieder zu heftig und wir kehren zurück. Die Jacana kommt langsam auch in die Jahre und löst sich teilweise auf. Bei einem Manöver flog die komplette Navi von der Wand. Zu unserem Erstaunen müssen wir feststellen, daß das Ganze nur angeklebt war. Nach unserer Rückkehr kommt dann auch relativ schnell Marc und repariert das Ganze, in dem er einen besseren Kleber verwendet. Mal sehen ob das hält.
Am Abend haben wir dann ein weiteres Erfolgserlebnis, wir haben es endlich geschafft alle Gewinde an den Wanten gängig zu bekommen. Dazu war viel Kriechöl, Wärme, Geduld und teilweise rohe Gewalt nötig.
Das viel zu weiche Rigg können wir jetzt endlich so einstellen, wie es schon letztes Jahr Stefan und auch jetzt Arnd wieder vorschlugen. Mit dem Wantenspannungsmeßgerät (hat Peter vorher noch rechtzeitig beschafft) können wir das kontrolliert und reproduzierbar einstellen.
Pünktlich um 11.00 laufen wir aus, Wind wie gehabt, morgens wenig, gegen Mittag dann auffrischend. Wir passieren Rabiou und LaMoutte und setzen im Regattagebiet unsere Trainingsboje. Angesagt sind heute die Tonnenmanöver. Wir setzen den Gennaker, klappt bestens und fahren ein paar Shiften. Dann plötzlich wieder ein Knall aus dem Schiff und ein erster Blick bestätigt die Vermutung. Richtig, Marc's Industriekleber hat nicht gehalten, die Navi hat sich wieder gelöst und dieses Mal auch noch den Monitor des Navi-Laptops gekillt, Verdammte Sch….
Wir segeln zurück in den Hafen und überlegen bereits, die komplette Elektronik umzuverdrahten und das Teil einfach von Bord zu nehmen. Abends kommt dann Corentin und macht dem Spuk ein Ende. Bewaffnet mit Akkuschrauber, Stahlwinkeln und Holzschrauben rückt er dem Teil zu Leibe und spaxt eine Schraube nach der anderen ins Holz bzw. GFK, nicht sehr schön, aber zweckdienlich. (Gott sei Dank müssen nicht wir das Marc erklären). Um es vorwegzunehmen, damit werden wir kein Problem mehr haben, Danke Corentin!
Obwohl unsere IT-Experten (und wir haben viele dabei) mit allen Mitteln versuchen, ein neues Display für den Navi-Rechner zu organisieren scheitert dies letztendlich an der Zustellung. Es kann ja keiner einen Tag zu Hause bleiben und auf DHL warten. Auch der Versuch, die Navigationssoftware in einer virtualisiertem Maschine auf einem MacBook zu installieren misslingt. Unbedingt notwendig ist die Navi ja nicht, wir kennen das Gebiet um St. Tropez mittlerweile in und auswendig und den Weg zur nächsten Tonne bei der Regatta finden wir auch so. Trotzdem besteht unser Taktiker auf "irgendeinem" System, so ganz blind will er dann doch nicht segeln. Vom Sicherheitsaspekt ganz abgesehen. Also wird ein alter Gedanke aufgegriffen und er bekommt Peters iPad mit MaxSea TimeZero um den Hals gehängt. Nach anfänglichem doch recht heftigem Fluchen, gibt sich das dann mit der Zeit, das Navi-Problem ist damit gelöst.
Gegen 10.00 laufen wir aus und steuern zunächst den Hafen von St. Tropez an. Da es noch keinen Wind hat, erledigen wir erstmal die Anmeldung im Regattabüro und gehen etwas shoppen. Gegen 13.00 verlassen wir den Hafen und legen nördlich LaMoutte unsere Trainingsboje aus. Es folgt ein Tonnenmanöver nach dem anderen, mal als Luvtonne, mal als Leetonne. Zu allem Überfluss vergessen wir auch noch Mittag zu essen, obwohl geschmierte Brote an Bord waren. Beim letzten Gennaker setzen dann das nächste Malheur, der Schnappschäkel am Gennakerfall geht auf, der Gennaker liegt im Wasser und das Fall hängt im Masttopp. Gegen 17.00 Uhr schläft der Wind wieder ein und wir segeln hungrig und durstig, aber glücklich nach Hause.
Am Abend tauschen wir dann den Schnappschäkel, an dem die Rückholfeder total ausgeleiert ist durch einen neuen, damit sollte auch dieses Problem gelöst sein.
Der letzte Trainingstag läuft ähnlich wie der Samstag, Rausfahren, Tonne legen, dann Tonnenmanöver, Luvtonne, Leetonne, Startübungen,…
Im Gegensatz zu gestern klappt heute alles wie am Schnürchen und wir haben absolut keine Probleme mit dem Material, Generalprobe also voll gelungen, hoffentlich ist das kein schlechtes Omen.
Am Abend wird das Boot nochmals gründlich vorbereitet und wir schauen uns intensiv den Wetterbericht an. Die stabile Hochdrucklage der letzten Tage mit den thermischen Winden am Nachmittag scheint sich aufzulösen. Für morgen sind aber noch moderate Winde bis zu 12kn vorhergesagt. Die Langfristprognose ist sehr unsicher, die Meteorologen ändern stündlich die Vorhersagen, die Großwetterlage ist einfach instabil.
Endlich geht's los, das ewige Trainieren hat ein Ende, wir können uns endlich ins Getümmel stürzen. Erster Start ist für 11.00 Uhr angesetzt, wir wollen keine Hektik vor dem Start und laufen pünktlich um 09.00 Uhr aus. Auf dem Weg zum Startgebiet sehen wir dann die ganzen High-Tech Maxis, unter anderem die "Rambler", ein 88-Fuss Racer.
Im Startgebiet dann der obligatorische Aperçu. Aber die Startreihenfolge wird schon mal durchgegeben, wir starten als erste Gruppe, das heißt die ganzen Maxis fahren uns wieder über die Lappen, Kurs ist Nummer 19 mit einer Wetterboje, Kurs 090. Wir haben östliche bis südöstliche Winde, 10-14kn.
Der Start läuft zunächst super, wir sind ganz vorne dabei. Im letzten Augenblick sind wir dann allerdings etwas zu defensiv und beschleunigen etwa 5 s zu spät. Das reicht leider schon, um von Booten in Luv abgedeckt zu werden. Trotzdem ein guter Start. Auf der Kreuz zur Wettertonne sind wir im vorderen Drittel, es hat wenig Welle und das Boot läuft gut. Nach der Wettertonne (die eigentlich überflüssig ist, da es auf der Kreuz weitergeht) sind wir weiterhin gut im Feld und matchen mit der Tchin Richtung Tonne 8. An der Tonne sind wir immer noch vor der Tchin und es geht weiter mit einem Halbwindkurs zur Tonne 6.
Wir wollen die Flower-Power in Luv überholen, was denen aber gar nicht gefällt. Sie luven ebenfalls und halten uns in der sicheren Leestellung, d.h. kein Vorbeikommen. Der Taktiker schaut sich das eine Minute lang an und entscheidet dann das Matchen zu beenden, wir fahren schon ca. 20 Grad zu hoch und alles andere als auf dem direkten Weg zur Tonne. Wenn zwei beim Fleetrace matchen, verlieren sie beide. Wir bremsen etwas, gehen hinter der Flower-Power durch und wieder auf Kurs. Dieses kurze Scharmützel hat bereits gereicht, daß die Tchin innen durchgegangen ist. "Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte", wie wahr.
An der Tonne 6 wird’s dann richtig eng, die Flower-Power direkt vor uns und ein Maxi will kurz vor der Tonne noch innen durch. Das gefällt unserem Taktiker überhaupt nicht und wir machen "das Loch zu" in dem wir etwas abfallen. An der Tonne geht problemlos der Gennaker hoch und ab geht's. Der Maxi ist vor der Tonne noch nach Luv gegangen, hat dann die Tonne etwas überfahren und ebenfalls den Gennaker gesetzt. Er deckt uns jetzt komplett ab und fährt in Luv an uns vorbei, Abstand seines Gennaker's zu unserer Mastspitze ca. 1m. Was dann kommt ist weniger lustig, der riesige Gennaker erzeugt in Lee einen derartigen Unterdruck, daß uns nicht nur der Gennaker einfällt sondern das Groß wie bei einer Patenthalse ungebremst nach Luv fliegt! Der Maxi segelt weiter und wir können unsere Segel wieder einstellen. Wir lernen daraus, daß es wahrscheinlich besser ist die Maxis vor der Tonne nicht zu blocken, umso schneller sind sie wieder weg.
Es folgt eine Downwind-Kreuz zur Tonne 3 ohne weitere Maxibegegnungen, der Taktiker versucht, uns von denen so weit wie möglich fernzuhalten. An der Leetonne wird's dann wieder eng und wieder haben wir eine Maxi in Luv. Ca. 100m vor der Tonne fällt der Gennaker ein und wir kommen nur langsam zur Tonne, der Maxi verliert übrigens auch viel, da er nicht an uns vorbeikommt.
Nach der Leetonne geht's dann wieder zurück zur Tonne 6, die Kreuz läuft auch gut.
An Tonne 6 dann erneut den Gennaker hoch und jetzt geht es nur noch Downwind Richtung LaMoutte, Rabiou und dann zur Ziellinie. Die Downwindkreuz läuft nicht optimal, wir segeln zwar tief aber zu langsam. Anluven ist aber äußerst kritisch, da wir dann in jeder Welle, die mittlerweile recht hoch ist und schräg von hinten, fast querab einläuft, Gefahr laufen in den Wind zu schiessen. Die Jacana mag einfach keine Welle! Wir gehen als 21. von 36 Booten durchs Ziel.
Am Abend analysieren wir den Lauf auf den GoPro Aufnahmen und schauen uns ebenso den aktuellen Wetterbericht an, es sieht nicht gut aus. Es scheint sich jetzt eine relativ stabile Wetterlage auszubilden, eine allerdings extrem schlechte. Über Mitteleuropa mit Zentrum England, Norddeutschland bis Polen hat sich ein mächtiges Hoch ausgebildet, über dem südlichen Mittelmeer an der nordafrikanischen Küste ein fast ebenso großes ausgedehntes Tief, mit einem Druckunterschied von ca 40 hPa. Dies führt an der Cote d'Azur zu Ostwinden mit 30-35kn, schaun mer mal.
Leider hat sich die Wetterprognose von gestern abend bestätigt, es knattert wie verrückt, selbst im Hafen sind es in den Böen über 30kn. Um 09.00 kommt über Funk von der Regattaleitung die Meldung, daß der Start zunächst verschoben ist, für 11.00 Uhr sind weitere Meldungen angekündigt. Um 11.00 Uhr dann die Meldung: "All races are canceled for today". Wir vergnügen uns im Haus, gehen an den Strand, trinken Rose und lassen es uns gutgehen.
Same procedure as yesterday, immer noch über 30kn Wind und die Welle bricht in der Hafeneinfahrt. Bereits um 09.00 Uhr wird die Absage aller Rennen bekannt gegeben. Wir schlagen den Tag tot, fahren zwischendurch nach St. Tropez, trinken einen Pastis bei Senequier und gehen abends alle zum BMW Empfang im Pearl Beach Club. Nachdem letztes Jahr ja nur unsere beiden Oldies dort waren, lassen wir uns dieses Highlight nicht nochmal entgehen. Zwei Crewmitglieder gehen sehr frühzeitig hin und sichern uns allen super Plätze. Der Empfang ist ähnlich üppig wie letztes Jahr. Es gibt massig Häppchen in bester Qualität, dazu Rose, Weißwein, und Rotwein in ebenfalls guter Qualität. Besonders lecker sind wieder die Thunfisch-Sashimi mit Soja-Sesam Sauce. Nach ca. 3 Stunden wird dann der Wein knapp und das Personal entschuldigt sich, daß sie ab sofort nur noch Champagner ausschenken können. Die Entschuldigung akzeptieren wir.
Der Donnerstag ist der klassische Layday, wir machen es ebenfalls klassisch. Wir fahren zum Strand von Pampelonne und essen in einem der vielen Strandrestaurants zu Mittag. An Baden ist allerdings nicht zu denken, es steht immer noch ein ca. 2m hohe Welle. Der Wind hat allerdings etwas nachgelassen.
Am Abend studieren wir wieder ausführlich die Wetterkarten und das Elend scheint kein Ende zu nehmen. Für morgen sind zwar moderate Winde vorhergesagt, ca 15kn mit Böen bis 25kn, aber auch eine ausgeprägte Okklusionsfront, die sich über die komplette Cote d'Azur legt und heftige und ausgiebige Regenfälle bringen soll, na prima.
Leider hat der Wetterbericht von gestern abend gestimmt, es regnet in Strömen. Wir können uns nur schwer vorstellen, daß die sonnenverwöhnten Mittelmeerfranzosen bei dem Sauwetter eine Regatta starten. So warten wir erstmal ab, trinken Kaffee, haben die Funke mit dem Regattakanal betriebsbereit und beobachten das Geschehen der anderen Boote im Hafen. Kurz nach 09.00 Uhr kommt dann Leben in die Boote, wir sehen die ersten Crews in vollem Ölzeug die Boote betreten. Es scheint also tatsächlich so, daß die Regatta heute stattfindet. Wir sind gemischter Gefühle, ob uns das jetzt gefällt oder nicht. Aber egal, alle rein ins Ölzeug incl. Fleece und Stiefel, kalt ist es nämlich mittlerweile auch noch geworden. Um 09.30 laufen wir aus.
Um 10.30 sind wir im Startgebiet und es gibt mal wieder Apercu. Es regnet nach wie vor in Strömen und kein Ende in Sicht. Der Wind ist extrem böig, etwa 15-18 kn Grundwind und in den Böen dann bis zu 30 kn aus Nord-West. Wir starten heute als letzte Gruppe, Kurs ist Nummer 25 mit einer Wetterboje in 300.
Schon vor dem Start schrotten viele Teilnehmer ihre Genuas, hauptsächlich lösen sich die Vorlieken aus den Tuff Luffs. Wir warten ein Windloch ab und setzen dann die G3.
Der Start ist wiederum sehr gut, noch besser als am Montag, wir sind mitten im Feld und haben dieses Mal keine Abdeckung in Luv. Die erste Kreuz läuft gut und nach der Wettertonne setzen wir den Gennaker und können direkt die Tonne 9 anlegen. An der Tonne dann den Gennaker weg und mit der G3 segeln wir einen spitzen Halbwindkurs zur Tonne 6 und ab dort beginnt eine ewig lange Kreuz bis ins Ziel. Am Ende werden wir 19. von 28 Booten im Ziel. 8 Boote, darunter auch die Swift hatten Schäden oder gaben auf. Es regnet übrigens immer noch in Strömen! Wir segeln zurück nach Port Grimaud und entledigen uns der nassen Klamotten. Wir waren jetzt 8 Stunden auf See und es hat während dieser 8 Stunden permanent wie aus Eimern geschüttet. Später erfahren wir, daß an diesem Freitag der Niederschlag eines ganzen Oktober niederging. Das wollen wir nicht, dafür fahren wir nicht nach Frankreich ans Mittelmeer!
Der Regen hat Gott sei Dank aufgehört, es ist aber immer noch recht frisch. Wir laufen wie gehabt um 09.30 aus, vorsichtshalber haben wir alle Ölzeug angezogen, man weiß ja nie. Es gibt natürlich wieder Aperçu (wir segeln diese Regatta jetzt zum dritten Mal und hatten noch kein einziges Mal einen planmäßigen Start!!). Der Wind hat komplett gedreht auf Ost, ist in der Stärke aber etwa wie gestern, etwas weniger, dafür die Böen umso kräftiger. Kurs für heute ist Nummer 17 mit Wetterboje in 090.
Wir erwischen den besten Start, den wir auf der Jacana je hatten, wir starten als erstes Boot über die Linie, mit voller Speed, Luv- und Leeraum sind frei! Die Kreuz zur Wetterboje läuft gut, es folgt ein Halbwindkurs unter Genua zur Tonne 8. Dieses Mal sorgt der Taktiker dafür, daß wir uns von allen Booten genügend weit fernhalten um eine Abdeckung unsererseits zu vermeiden als auch um andere Boote abzudecken, denn dies führt zwangsläufig nur zu Luvgefechten bei denen beide verlieren, siehe Montag. Wir erreichen Tonne 8 im vorderen Drittel des Feldes und es folgt eine Kreuz mit langen Streckschlägen und kurzen Holeschlägen zur Tonne 6. Diese Kreuz läuft sehr schlecht, vor allem auf dem Streckbug fällt die Welle bestehend aus Schwell von gestern und Windsee von heute so ungünstig ein, daß die Jacana sich permanent feststampft. Steuermann und Schoter versuchen alles, aber es hilft nichts. Wir müssen die Schoten etwas fieren und etwas tiefer fahren, nur so können wir die Geschwindigkeit im Boot halten. Auf dem Holebug läuft alles Bestens, hier ist der Einfallswinkel der Welle deutlich besser. Wir beobachten die anderen Boote und erkennen deutliche Unterschiede. Auch die Tchin hat Probleme und läuft keine Höhe, während andere Boote, z.B. die Swift problemlos durch die Welle kommt. Aber es hilft nichts, wir müssen aus dem was wir haben das Beste machen. Nach gefühlter endloser Kreuz dann endlich die Tonne 6. Wir fallen ab und der Gennaker geht hoch, endlich wieder richtig Fahrt im Boot. Der Wind hat mittlerweile aufgefrischt auf 25-30kn. Es dauert etwa 1-2 Minuten, dann haben Steuermann und Schoter das Boot im Griff und wir segeln volle Speed nach Lee. Der Taktiker schaut auf sein iPad und meint, wir müssten ca. 10 Grad anluven um LaMoutte zu bekommen. Der Gennkerschoter am Mast bekommt einen Lachkrampf und meint, noch nicht mal ein Grad geht, es ist alles voll am Limit. Also segeln wir erstmal so weiter, vielleicht dreht der Wind je etwas recht oder er lässt etwas nach, dann können wir auch etwas luven. Falls nein setzen wir vor LaMoutte nochmal die Genua und holen etwas Höhe. Soweit kommt es aber nicht. Aus dem Nichts platzt plötzlich der Gennaker, die 25-30kn waren wohl zu viel für das 0,6er Tuch.
Wir bergen die Trümmer und setzen die Genua. Unter Groß und Genua segeln wir jetzt Richtung LaMoutte, vorbei an Rabiou zum Ziel. Die Fahrt dauert noch ca. 1 Stunde und wir verlieren extrem viel Zeit. Wir segeln zwar immer noch mit 9-10 kn, aber halt nicht mehr mit 12-13 kn und auch die Tiefe, die wir nach Rabiou wieder brauchen, ist schlechter. Wen wundert's, wir haben schließlich 110m² Vorsegel gegen 30m² getauscht. Wir überlegen noch, den zweiten Gennaker zu setzen, lassen es dann aber sein, da der Wind in Böen immer noch über 30 kn ist. Als 25. gehen wir durch das Ziel. In diesem hochkarätigen Feld war das nicht anders zu erwarten.
Am Abend klarieren wir das Boot, packen alles zurück was wir vor zwei Wochen ausgeräumt haben und bringen es zurück zu Arcadie. Mittlerweile schüttet es schon wieder, langsam nervt dieses Wetter hier. Wenn wir solches Wetter wollen, dann gehen wir an die Nordsee! Flavien bringt uns mit seinem Power-RIP-Boot zurück, mit einem kleinen Ausflug in die Bucht außerhalb des Hafens, wo er dann die 200 PS mal kurz toben lässt. Teile der Crew sind begeistert, andere weniger.
Am Abend fahren wir nach St. Tropez und essen ein üppiges Menü.
Die Rückreise verläuft wie gehabt problemlos, Sonntag morgen packen, alles in den Transporter, Haus leeräumen, Schlüssel zu Logiservice, nochmal bei Arcadie vorbeischauen und dann 1000 km Autobahn (mit Tempolimit auf leeren Straßen, welche Verschwendung).
Wir hatten zwei super Wochen. Die erste Woche mit phantastischem Wetter und für die Jacana idealem Segelwind. In der zweiten Woche dann leider mieses Wetter und für unser Boot alles andere als gute Bedingungen. Im Gesamtklassement belegten wir den 22. Platz von 36. In Anbetracht der Qualität des Feldes und den für uns alles andere als guten Bedingungen inkl. dem Gennakerschaden am letzten Tag, sind wir mit unserer Leistung mehr als zufrieden. Die Crew hat toll harmoniert, es war ein echtes Team, in dem Jeder dem Anderen half um die Performance zu steigern. Auch das Splitten der Steuermannstätigkeit in Up-Wind und Down-Wind hat sich bewährt, da es einfach sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich ist, über Stunden die volle Konzentration zu halten.