Tina (Martin) und ihre fünf Jungs, die fast Rund Ærø gewonnen hätten.
Von einem, der auszog, um den Spinnaker zu setzen.
Hochmotiviert, jung, dynamisch... so trafen in Cuxhaven am 10. Juni um 15:30 vier angehende Regatta-Segler (Dirk Habel, Dominic Buchholz, Peter Koch und Volker Unger) nach kurzer Irrfahrt vom Bahnhof zum Hafen in demselben ihren ebenso motivierten Skipper Martin zu ihrer ersten Regatta „Ærø-Rund“. Nach kurzer Bewunderung für die zahlreichen Blessuren der Vorgänger-Crew der Nordseewoche und unserer Rennyacht „Business Wings“ eine FIRST 40.7 gingen wir auch bald an Bord.
Vor dem Hafen Cuxhavens begannen wir bei strahlendem Sonnenschein mit sommerlichen Temperaturen (wie auch die restlichen Tage) mit unseren ersten Trainingseinheiten, die in einer Fahrt Richtung Nord-Ostsee-Kanal endeten. Bei mäßigem Halbwind lief die Segelyacht von Beneteau immerhin ihre 11 kn über Grund (SOG). Was mich bei 3 kn Strom schließlich doch nicht so sehr verwunderte.
Am ersten Abend legten wir Yachthafen in Brunsbüttel (Nordseehafen des NOK) direkt nach der ersten Schleuse an.
Tag zwei unseres Törns begann morgens um 5:30, aber wir waren ja schließlich nicht zum Vergnügen hier, sondern aus sportlichem Ehrgeiz.
Nach einigen Überholmanövern mit großen Frachtern und Tankern auf freier Strecke, ließen wir ihnen den Vortritt, rote Ampeln beachteten wir im Gegensatz zu ihnen dafür aber nicht) ging für uns nachmittags die Durchfahrt durch den NOK zu Ende. Statt in den erstbesten Hafen einzulaufen folgte sofort die zweite Trainingseinheit in der Kieler Förde.
Für den Tagesablauf am Donnerstag gibt es nur eine Beschreibung: Härtestes Regatta-Training!!! Spi und Vorsegel hoch, runter, wenden, halsen, shiften – was das Zeug hält. Unser armer Skipper konnte sich abends kaum noch auf den Beinen halten – zu verständlich, wenn man bedenkt, dass er (nachdem er den gestrigen Tag praktisch komplett verschlafen hatte) a) Halsschmerzen vom Brüllen der Kommandos, b) geschwollene Beine vom anstrengenden Stehen hinterm Steuerrad und c) nach einem Stich einer berüchtigten Ostsee-Anti-Martin-Mücke einen nach eigener Aussage etwa auf Fußballgröße angeschwollenen Knöchel hatte (O-Ton Martin:“ Ey, boah, ey, die hat bis auf den Knochen durchgestochen, ey“). An diesem Abend wurde Martin zu Tina. Abends im Kieler Yachthafen stieß dann unser sechster Mann Bodo Forstmann zu uns, das Boot war zwar noch lange nicht komplett, aber für unseren Törn mit einer spitzen Crew voll besetzt.
Freitags stand noch eine Trainingseinheit auf dem Plan, um Bodo ins gut eingespielte Team einzubinden, dann war eine ausgiebige Siesta angeordnet, denn Ærø-Rund begann für uns abends um 21:35 Uhr.
Die Regatta begann nach kurzem Schreck (ein Palstek an der Genua hatte sich fast gelöst und erforderte eine Not-Halse) auch wirklich gut.
Die anderen Yachten unserer Klasse, vor allem mehrere X-Yachten hatten wir uns als direkten Konkurrenten auserkoren. Diese liefen zum größten Teil bei fast konstantem Westwind etwas zu hoch am Wind, weil sie auf die vorhergesagten nördlich drehenden Winde warteten. Wir hingegen liefen unter einem wunderschönen klaren Nachthimmel mit dem Vollmond im Rücken auf Anweisung unseres Taktikers Bodo und perfekter Segeltrimm den direkten Kurs auf die erste Wendemarke zu. Unmittelbar an dieser Boje hing uns die Konkurrenz im Kielwasser. Unser Lieblingsgegner die Aries (Grand Solei 40ft) wendete nur eine halbe Bootslänge vor uns. Leider setzten fast alle anderen auf der 6 sm langen Raumschot-Zieleinfahrt dann ihren Spinnaker, wir auch... wenn es nicht nach unserem sicherheitsbewussten Skipper gegangen wäre.
Steuermann: Martin (Skipper), Vorschiff: Dominik (bester Mann), Genua: Dirk (schnellster Dreher), Mastmann: Volker (längstes Crewmitglied) |
Der sicher geglaubte Sieg und ein Ehrenplatz in den ASK Annalen ging somit sukzessive ab 2 Uhr morgens verloren. So blieb uns nach sechs Stunden nur noch Hohn und Spott der Mannschaft der Aries. Allerdings war deren eingespielte und bezahlte Crew doch ein wenig erstaunt, fast beleidigt, dass wir Regatta-Neulinge so dicht an ihnen drangeblieben waren. Insbesondere wenn man die komplett ausgeräumte Grand Solei mit unserem fahrendem Ausflugsboots / Getränkemarkt verglich.
Als weitere Highlights gab es nur noch den Orangensaft-Anleger um 6:30 sowie Peters sich selbst öffnende Rettungsweste in der Vorderkabine.
Bei der Siegerehrung am Samstagabend nach einem reichhaltigen kalt-warmen Buffet kam schließlich heraus, dass wir nach Zeitvergütungen (unsere First 40.7 ist relativ schlecht vermessen) siebter von neun wurden, jedoch als fünfter in unserer Klasse die Ziellinie überquerten.
Für die Rückfahrt am Samstagmorgen (zweiter Teil der Regatta) hatten wir alle Blut geleckt. Leider war unsere Vorbereitung nicht ganz so professionell, z.B. „ey, hat einer eigentlich Ahnung, wo die Start- und Ziellinie ist?“, oder z.B. Frage Bodo am Samstagabend an Martin: „Weißt Du eigentlich, wie das Wetter morgen wird?“ – „äh, oh, na ja, wir haben das gleiche Wetter wie die anderen auch!“. Wir kamen vom Start an super weg, kämpften dann auch Stunden lang die Grand Solei wieder zu überholen. Doch dann erwischten wir ein Flautenloch. Dieses markierten wir auch für die nachziehenden Felder zusammen mit zwei weiteren Pechvögeln, so dass wir Biervorräte vertilgend eine Segelyacht nach der anderen links und rechts vorbeiziehen sahen.
Fazit: Schön war’s und gelernt haben wir auch sehr viel (Einen Palstek am Schothorn der Genua macht man nicht so, dass die Want im Auge liegt; wie geht überhaupt noch mal ein Palstek?).
Wer Regattaluft schnuppern möchte, dem kann man „Ærø-Rund“ unter Skipper Martin Stemmler nur sehr empfehlen.
Skipper: Martin Stemmler
Tatik: Bodo Forstmann
Genua: Dirk Habel
Klavier: Peter Koch
Mastmann: Volker Unger
Vorschiff: Dominic Buchholz
Bilder: Peter Koch