Internationale Deutsche Meisterschaft im Seesegeln (IDM) bei der KiWo 2003

Termingerecht zum 10-jährigen Bestehen des Vereins, hat es die ASK geschafft, an der achten IDM im Seesegeln teilzunehmen. Was hätten wohl die "Gründungsmitglieder" der ASK gedacht, wenn ihnen zur Vereinsgründung jemand erzählt hätte, dass sich die ASK innerhalb von zehn Jahren zu einer solchen Meisterschaft qualifizieren würde?

Der Reihe nach:

In den vorangegangenen Jahren wurde durch die ASK-Teilnahmen an der Kieler Woche 2001 sowie an der Flensburger Fördewoche 2002 die Grundlage, sprich die Punkte in der deutschen Rangliste, ersegelt, die zur Teilnahmequalifikation führte. Mit dem Ranglistenplatz 33 von 68 Yachten in der IMS I Gruppe im Jahr 2002 (im Jahr 2001 war es der 44. von 76 Yachten) lag die Crew zwar nicht im oberen Viertel der deutschen Rangliste; aber die Tatsache, dass sich einige potenzielle Yachtcrews für die DaimlerChryslerChallange-Teilnahme entschieden hatten, gab schließlich den Ausschlag, dass die ASK Crew unter Skipper Olaf Kaspryk mit der "Business Wings" (First 40.7) die einmalige Chance erhielt, bei dieser Meisterschaft zu starten.

Exakt am 10. Jahrestag der Vereinsgründung (16. Juni) übernahm die Regattacrew die Yacht von unseren Vereinsfreunden, die zuvor die "Business Wings" in der Æero-Rund-Regatta durch die Kieler Bucht mit Erfolg gesegelt hatten.

Die Woche vor der ersten Wettfahrt ist wie üblich mit Tätigkeiten voll gepackt, mit deren Hilfe aus einer Charteryacht die Umwandlung in eine taugliche Regattayacht durchgeführt wird. Wer diese Anstrengungen, die oftmals Tage und Nächte dauern, noch nicht mitgemacht hat, kann dies kaum verstehen. Wir wussten ja, nur mit einer halbwegs regattatauglichen Yacht haben wir eine kleine Chance auch mal ins vordere Feld zu segeln.

Die Woche ging schnell mit diesem Fine-Tuning und Training der Crew vorüber. Dabei wurde uns fast die gesamte Palette der Windstärken zwischen 0 und 9 geboten.

 

Aalregatta

Diese traditionsreiche Regatta begann mit einer starken, böigen Brise aus SW in der Kieler Innenförde, die sich in der Kieler Bucht zum Starkwind mit Böen bis zu 8 Bft entwickelte. Von 34 gestarteten Yachten in der ORC 1 green Klasse erreichten das Ziel in Eckernförde gerade mal 21. Mag es auch an der ungewöhnlich langen Strecke von ca. 45 sm gelegen haben, auf alle Fälle wurde allen Crews zu Beginn der Kieler Woche einiges an seglerischem Können abverlangt. Unser Friedbert, der als Skipper die Aalregatta sowie die Rückregatta Eckernförde-Kiel steuerte, wurde gleich zu Anfang richtig gefordert. Nach einem misslungenen Start hatten wir im Ausgang der Kieler Förde schon wieder Kontakt zum Hauptfeld der ORC 1- Gruppe hergestellt. Der Kurs ging auf raumem Wind zunächst zur KO Tonne 2 und dann wieder am Wind zur Tonne Stollergrund N. Bei mehreren Konkurrenten sahen wir Spis oder Großsegel reißen und sogar Genuas horizontal im Wind wehen. Also viel besser kann - so sagten wir uns- eines Yachteigners Laune nicht gesteigert werden. An der Leetonne (KO 2) weit draußen in der Kieler Bucht wirbelte eine Böenwalze das gesamte Feld durcheinander. Wir konnten uns mit rechtzeitigem Reffen gerade noch aus größeren Problemen heraushalten, und so erfuhren wir erst in Eckernförde von den materiellen Schäden, die bei anderen Yachten in diesen gefährlichen Böenwalzen entstanden. Auch unsere Vorschiffscrew musste mal wieder feststellen, dass ein Palstek nicht hält, wenn dieser nicht richtig gesteckt wird. Nur durch eine schnelle Reaktion konnten wir Schlimmeres verhindern und waren mit dem Ausriss des Achterlieks der Genua III noch gut bedient. Am Ende stand der 17. Platz von insgesamt 34 Startern auf unserem Konto, also ein guter Mittelplatz, so konnte es weitergehen!

Im Anschluss kam der lockere Teil der Übung, unsere Kür sozusagen: Eckernförde by night ist zur Aalregatta immer eine Reise wert. Die Crew verstand es auch im Aprés-Yachting ihr bestes zu geben. Auch das jüngste ASK-Mitglied, Svea Kaspryk, durfte dabei nicht fehlen.

Der "Morgen danach" ist ja bekanntlich immer anders als die letzten Stunden auf der Discopiste! Nach zügigem Frühstück wurden die Päckchen im Hafen von Eckernförde schnell gelöst, wer zu spät kommt muss einen Weg finden um auf seine Regattayacht zu gelangen. Auch die ASK hatte da so ihre Nachzügler.

Eckernförde - Kiel Regatta

Bei Kaiserwetter startet das Feld in der Eckernförder Bucht. Auch diesmal gelang der Start nicht berauschend, da es sehr eng auf der Startlinie zuging. In einem ca. 30 sm Zick-Zack-Kurs wurde die Eckernförder Bucht Richtung Osten durchsegelt und an den Fahrwassertonen war einmal auch die "Handbreit-Wasser-unterm-Kiel" zu wenig. Friedbert konnte so bei einer Wende-Fahrwassertonne den exakten Tiefgang leicht "spüren". Mit Spihalsen und bester Seemannschaft wurde das Feld wieder Mal von hinten aufgerollt. Die Mannschaft kämpfte sich verbissen an die Konkurrenten heran. Kurz vor dem Ziel stand die ASK-Crew wieder mitten im Hauptfeld, doch leider mussten unsere Helden beim Zieleinlauf ein paar direkte Gegner in einem Flautenloch liegend vorbeiziehen lassen. Platz 19 von 33 Startern, wiederum im mittleren Drittel. Gratulation!

Für die IDM gab es einen Skipperwechsel: Friedbert ging an die Großschot und Olaf übernahm das Kommando. Die Profis überholten ihre Yachten und die Startgruppen wurden entsprechend den Yachten in 4 IMS Klassen eingeteilt. Die ASK-Crew startete in der Königsklasse IMS 1.

Am Sonntagabend war das berühmtberüchtigte Mannschaftswiegen für die IDM angesagt. Interessant dabei war, wie mancher hart gesottene Wettstreiter dabei sein Kampfgewicht selbst einschätzte. Insbesondere der Skipper lag mit seinen Angaben weit unter seinem angegebenen Wert! Doch auch diese Hürde wurde überwunden, und hinterher gab es keine Diäten mehr. Für die Crew allerdings gab es zwischenzeitlich immer wieder technische Schwierigkeiten zu lösen. Friedbert und sein Technikerteam zauberten bis die Finger glühten. Doch die wichtige obere Segellatte, die uns der Vercharterer für das 3D-Großsegel zugesagt hatte, konnte auch von ihnen nicht gedrechselt werden. Sie blieb einfach verschollen. Aus mehreren Stücken wurde deshalb eine Segellattenkonstruktion mit Tape (dem Hansaplast des Segelns) hergestellt.

Die Base Camp unserer Regattacrew wurde auf dem Campingplatz Falkenstein in zwei gemieteten Wohnwägen eingerichtet. Mit Rädern und zu Fuß musste jeden Tag die Strecke zurückgelegt werden. Wir nannten diesen Fußmarsch auch die Auf- oder Abwärmphase. Die Abende wurden immer kürzer, und der Abwasch immer mehr. Trotz einer eisern eingehaltenen Campingaufräumroutine war es den Backschaftern anzusehen, dass diese Tätigkeiten nach einem harten Regattatag nicht zu den beliebtesten gehörten.

 

Kiel Cup

Endlich war es soweit! Die IDM fing mit leichten SE-Winden an. Am ersten Tagag wurden zwei Wettfahrten absolviert. Allerdings wurde der ASK-Mannschaft gleich klar, dass die Trauben ziemlich hoch hingen. Die erste ernüchternde Bilanz war in der IDM: 14. und 13n von 15. Nichtsdestotrotz,klappten die Starts gut, doch die Konkurrenz, bestehend aus IMX und den neuen Rodman 42 Yachten, hatte sich für die IDM sehr gut vorbereitet. Am zweiten Tag blies ein starker bis stürmischer Westwind zwischen 6 bis 7 Bft. Bei diesen Windverhältnissen gab die ASK-Crew alles und konnte sich trotz eines "Fast-Früh-Starts" an der Startlinie in der zweiten Wettfahrt und Hektik beim dritten Start gute Ausgangspositionen in der Startkreuz ersegeln. So konnten wir bei den Kreuzschlägen beim vorherrschenden Starkwind auch den IMX-Yachten Paroli bieten, doch auf den Downwind Strecken wurde manchmal aus Respekt vor den böigen Winden (es blies bis zu 7 Bft) lieber mit dem 0,9 Spi gesegelt oder sogar komplett auf ihn verzichtet. Doch besser einen nichtgesetzten heilen Spi als eine bei diesen Bedingungen zerrissene Blase, dachten wir uns! Fazit: 12., 12. und 9. Platz von 15 IDM-Teilnehmern.

Die Leistung unserer ASK-Crew steigerte sich von Wettfahrt zu Wettfahrt. Nach dem 14. und 13. Platz gipfelte die Leistung unserer Mannschaft dabei wieder im 9. Platz in der dritten Wettfahrt des dritten Tages. Die Bedingungen waren an diesem Regattatag mit Winden aus NW bis NNW zwischen 4 und 6 Bft. einfacher als tags zuvor. Trotzdem, das Wissen zeitgleich mit einer IMX-40 zu sein und zwei IMX-40 sowie eine Grand Soleil 40 geschlagen zu haben, veranlasste die Mannschaft zu exzessiven Feierorgien. Doch dann kam ein Witterungswechsel mit Schwachwind mit 1 bis 2 Bft. und gleichzeitig die Ernüchterung! Diese Windstärken waren unseren eingefleischten Starkwindseglern nun doch zu wenig. Mit dem bescheidenen Platz 14 verabschiedeten wir uns von der letzten Wettfahrt des Kiel-Cups. Da sich die ASK-Crew auch zur IMS 600 zur Kieler Woche gemeldet hatte, belegte sie auch den beachtlichen 9. Platz von 12 Startern im IMS 600 Feld. Die insgesamt 9 Wettfahrten waren eine sportliche Herausforderung gewesen. Den Kiel Cup gewann in der IDM die Rodmann 42 "L+M Hispaniola" und führte diese gleichzeitig knapp an. Die ASK-Crew belegte in der IDM den 13. Platz.

 

Senatspreis

Ein Königreich für eine Regattaserie ohne Crewwechsel! Mit einer fast komplett neuen Vorschiffsmannschaft wurde die Pommesgabel (zwei up and downs) gesegelt. Diese Mittelstrecke zählte nicht zur IDM. Wieder einmal zeigte sich, dass die Leichtwindregattasegelei (zwischen 1 und 2 Bft. aus NE), und dabei insbesondere die Spigänge, ein Schwachpunkt der ASK-Crew darstellen. Nach langem Warten auf Wind wurde doch noch von der Wettfahrtleitung eine verkürzte Wettfahrt gestartet. Mit einem durchschnittlichen Start kam die neu zusammengestellte ASK-Crew von Anfang an nicht in Fahrt. Erst bei der zweiten "Pommes" gelang es der Mannschaft, im Team zu wirken, doch da war die Konkurrenz auf und davon. Am Ende belegte die ASK-Crew den enttäuschenden 52. Platz von insgesamt 72 Startern in der IMS Gesamtwertung. Den schon seit Kaiserzeiten berühmten Senatspreis konnte sich die Crew der "Alice" vor der "L+M-Hispaniola" ersegeln.

 

Fehmarn Rund

Die in die IDM mit doppelter Punktzahl eingehende Langstrecke war nun die letzte Chance unserer Regattacrew, sich im Gesamtclassement zu verbessern. Die letzten Reserven wurden mobilisiert. Allein der Wind blieb aus: Es hauchte ein NE bis ENE Wind mit 3 bis 4 Knoten! Der erste Schenkel ging nordostwärts Richtung Langeland. Die taktischen Möglichkeiten waren: Links, Mitte oder rechts. Den ganzen Tag suchte die Mannschaft mit dem Fernglas die spiegelglatte "See" nach Windfeldern ab, und irgendwie blieb man dann auf der linken Seite. Auch andere Regattayachten entschieden sich für die linke Seite, leider sollte es sich herausstellen, dass diese Seite nicht die beste Entscheidung war. Manche Konkurrenten segelten bis fast an Fehmarn heran und kamen anschließend unter vollen Segeln südlich Langeland aus Osten angerauscht. Trotzdem, an der nördlichen Wendetonne, der Fahrwassertonne DW 61 konnte sich die ASK-Crew zeitlich noch im mittleren Drittel der IMS 1-Gruppe einreihen. Bald ging?s dann südwärts mit full speed unter Spi in die Nacht hinein. Doch was dann auf dem Stollergrund in den Stunden nach Mitternacht geschah, war entscheidend für den Ausgang der IDM. Bei Flaute und anstehender Strömung wurde nun das zusammenhängende Regattafeld völlig durcheinander geschoben. Als der Wind in den Morgenstunden bei Regen wieder verhalten einsetzte, hatten die Favoriten mit Hilfe ihrer Star-Taktiker - unter anderem Karol Jablonski auf der "Extasy" sowie Jungblut auf der "L+M-Hispaniola" gezeigt, wie man sich aus einer solchen Situation gekonnt heraussegelt. Es waren die entscheidenden Stunden auf dem Stollergrund, die auch der Hispaniola-Crew den IDM-Titel kosteten. Denn obwohl das Feld relativ eng Richtung Stollergrund segelte, kam es darauf an, Wind und Strom richtig zu deuten. Es siegte die Crew der "Extaxy" um Thomas Brügge, die mit der ausgeliehenen "Lot Jonn" (IMX-40) den Sieg auf der Langstrecke mit Hilfe von Karol Jablonski herausfuhren, mehr als 30 Minuten berechnet gegenüber der direkten Konkurrenz, der "L+M-Hispaniola" in dieser Wettfahrt. Nun, es bleibt nachzutragen, dass auch die ASK-Crew mit der außergewöhnlichen Situation nicht sonderlich zurecht und auf dem Stollergrund in der Nacht nicht vom Fleck kam. Es geht das Gerücht herum, dass das Steuerrad Abdrücke von Zähnen besessen haben soll. Immerhin konnten die tapferen Karlsruher den Vizemeister in der IMD 2, die "Lollipop" in versegelter Zeit hinter sich lassen. Ein kleiner Trost, denn der Eigner, Jan Hinrichs, ist mit allein drei IDM-Titeln auch nicht Irgendwer! Am Ende belegte die ASK-Crew den 11. Platz in dieser Langstrecke.

Internationaler Deutscher Meister im Seesegeln in der IMS 1 Klasse wurde die Crew um Thomas Brügge auf der "Extasy" (IMX-40) vor der "L+M-Hispaniola (Rodmann 42 von Horst Mann). Die ASK-Crew erreichte den 13. Platz von 16.

Aller Anfang ist schwer! Es segelten:

Die Aalregatta:

Skipper: Friedbert Mathes, Groß und Taktik: Olaf Kaspryk, Vorschiff: Ralf Seeland, Mastmann: Dominic Buchholz, Pit: Felix Meermann, Genua und Spi: Astrid Kaspryk, Matthias Balzer und Michael Andree

Die Eckernförde-Kiel-Regatta:

Skipper: Friedbert Mathes, Groß und Taktik übernimmt anstatt Olaf Martin Kramp, Caroline Bodet übernimmt die Aufgabe von Astrid Kaspryk

Den Kiel-Cup:

Skipper: Olaf Kaspryk, Taktik: Lars Ermlich, Groß: Friedbert Mathes, Vorschiff: Dominic Buchholz, Mast: Michael Andree, Pit: Felix Meermann, Genua und Spi: Matthias Balzer, Martin Kramp

Den Senatspreis:

Skipper: Olaf Kaspryk, Groß: Friedbert Mathes, Vorschiff: Matthias Balzer, Mastmann: Michael Andree, Pit: Felix Meermann, Genua und Spi: Horst und Susanne Altstädt.

Die Fehmarn Rund Regatta:

Skipper: Olaf Kaspryk, Taktik: Horst Altstädt, Groß: Friedbert Mathes, Vorschiff: Ralf Seeland, Mastmann: Michael Andree, Pit: Felix Meermann, Genua und Spi: Matthias Balzer, Horst und Susanne Altstädt.

 

Nachtrag: Nach insgesamt 18 Wettfahrten im Jahr 2003 (einschließlich der Nordsee-Woche und Rund Aero) brachte die ASK-Crew die "Business Wings" wohlbehalten und ohne Kratzer nach Laboe zurück!

Ergebnisse der einzelnen Wettfahrten:

Kiel-Eckernförde:  17./34 IMS 
Eckernförde –Kiel: 19./33 IMS
Senatspreis: 52./74 Startern
Kiel Cup/IDM: 13./16 Startern IMS 600
Fehmarn Rund /IDM: 8./9 Startern IMS 600

 

 

Datum: 10.06.03 - 17.06.03
Revier: Ostsee
Skipper: Olaf Kaspryk, Friedbert Mathes
Boot: First 40.7
Crewstärke: 8
Start- & Zielhafen: Laboe, Deutschland
Zurückgelegte Seemeilen: 430
Beste ASK-Platzierung: 17./34
Klasse: Top-Event
Projektleiter: Ole
Bericht: Olaf Kaspryk, Martin Kramp