Ein neues Abenteuer, Bodensee Zweihandrundum, oder die Mini Tour de Corse

Welche wirklich sportliche Herausforderungen gibt es noch für einen "alten" ASK Haudegen, wenn wenig Zeit für sein Hobby bleibt?

Diese Frage stellten sich zwei Ur-ASKler, und wurden fündig: Eine Zweihandregatta vor der "Haustüre", die Zweihand Rundum auf dem Bodensee. Der Entschluss wurde schnell gefasst: Zum ersten Mal in der Geschichte der ASK wurde für eine Zweihandregatta gemeldet. Nun stellt man sich diese Regatta auf dem Bodensee etwas „flautig“ vor. Dies war jedoch nur ein Teil der Geschichte.

Die 33. Auflage dieses Klassikers auf dem Bodensee wird in der Bucht vor Bregenz gestartet und geht über Immenstaad und Eichhorn bei Konstanz wieder zurück nach Bregenz. Tags zuvor starten die wirklich „Harten“, die Einhandsegler. Viele dieser eingeschworenen Gesellen starten am nächsten Tage erneut, dann mit einem neuen Crewmitglied. Sie segeln innerhalb von 48 Stunden den Bodensee zweimal rauf und runter. Diese Segler haben alles auf ihren Booten für solche Strecken optimiert.

Friedbert und ich charterten eine J/80. Für uns war es die erste Regatta mit der Yacht und wir hatten wenig Erfahrung, wie man auf diesem agilen Schiff die Schiften und die Gennakermanöver am besten zu zweit optimal fährt.

Egal, mit der mittlerweile jahrelangen Regattaerfahrung geht das auch so. Friedbert und ich kennen uns ja schon..... Jahrzehnte. Wenigstens die Logistik konnten wir dank jahrelanger Erfahrung optimieren; so stellten wir ein Zelt auf dem Campingplatz in Bregenz auf. In diesem deponierten wir den unnötigen Ballast.

Morgens um 7:00 Uhr war der Startschuss geplant. Kurz zuvor waren leichte westliche Winde und die Jury legte eine Startlinie von Süd nach Nord aus. Wir wählten die rechte Seite am Startboot und kamen bei ziemlich Flaute auch recht gut und pünktlich über die Startlinie; es war wie immer ein recht guter Start. Aber was kam nun? Die Yachten auf der südlichen Seite der Startlinie kamen besser weg und hatten plötzlich Wind, währenddessen wir kaum in Fahrt kamen!

 

Wie war das noch? Der "Rheintaler" kommt so gegen 7 Uhr bleibt kurz und weht von Süden. Nun hatten wir die Quittung. Zum weiteren Übel hatten wir unseren Gennaker (wie es sich gehört) auf die (falsche) Backbordseite zum Setzen gelegt! Also hoch mit dem Lappen, erst einmal in die falsche Richtung zurück, dann Schiften und dann, ja dann war die Gardine zugezogen, denn mittlerweile hatte sich das Feld in Luv vor uns gelegt. Aha! Erste Lektion gelernt, Zweihandsegeln ist doch anders! 

Und es sollte noch besser kommen! Mit Mühe hielten wir Kontakt zum Hauptfeld bis auf die deutsche Seite. Bei Langenargen standen wir alle mittags in dem Flautenloch und jetzt sollten wir bei leicht auffrischenden Wind in die Bucht von Friedrichshafen segeln? Nicht mit uns –dachten wir- der direkte Weg nach Immenstaad ist doch der kürzere. Von wegen! Immer wieder wird man eines besseren belehrt. In acht von 10 Fällen sollte man die Bucht aussegeln, so wurde es uns am nächsten Abend von den alten Hasen gesagt. Auch dieses Mal wäre es besser gewesen und so war erneut das Hauptfeld vor uns bei Immenstaad um die Boje gesegelt. Die Jury hatte Gnade mit uns allen und lies uns nachmittags wieder Richtung Bregenz segeln. Endlich konnten wir bei leichtem Wind unseren Gennaker einsetzen, unsere Waffe gegen alle Flautenlöcher im Bodensee. Aber der Wind schien auch an diesem Nachmittag nicht mehr aufzuwachen. Um ca. 18:00 Uhr waren wir wieder vor Schloss Montfort. Der Himmel Richtung Süden sah sehr undefiniert aus, was uns veranlasste unser Ölzeug anzuziehen. Wie sich herausstellte, keinen Augenblick zu spät! Plötzlich kam ein Wolkenguss, wie aus dem Nichts, aber kein Wind. Doch plötzlich, wir trauten unseren Augen kaum, waren von Süden vor sich aufbauenden dunklen Wolken kleine weiße Schaumkronen zu sehen. Wir schauten auf die Blitzleuchten am Ufer, die ja bei geringstem Wind normalerweise anfangen zu leuchten. Auf dem gesamten Bodensee keine einziger Blitz! Doch die Schaumkronen kamen immer näher! Ein Blick und zwei Männer wussten sofort was los war. In Windeseile hatten wir die Schwimmwesten an, unser Ölzeug hatten wir ja schon an. Wir bargen gerade noch den Gennaker und schon ging der Spuk los! Man kennt das vom Mittelmeer. Innerhalb 30 Sekunden hatten wir erst 5 Bft und nach einer weiteren halben Minute 7 bis 8 Bft. Der Bodensee kochte und immer noch kein Blitz! Endlich ging die Post ab. Auf den Yachten um uns herum kamen Jubelschreie auf, endlich Fahrt im Schiff. Und wir? Wir hatten mit derartigen Winden die J/80 noch nicht gesegelt. Egal, routinemäßig wurde runtergerefft, damit wir die Yacht stabilisierten konnten. Grinsend sah mich Friedbert an und fragt mich: Sind wir hier eigentlich bei der Tour de Corse oder auf dem Bodensee? Ach ja, ein paar Augenblicke später gingen die bekannten „Blitze“ an.

Kurz danach kam die WaPo mit ihrem größten Schiff aus dem Hafen von Langenargen und fuhr neben den vier verbliebenen Regattayachten mit. Möglicherweise wollten die Wasserschutzpolizei diesen Segler signalisieren, dass Sie zum "bergen" bereit wären, aber nachdem diese verrückten Zweihandsegler jauchzend auf ihren Booten saßen, war denen wohl klar, das dies alle keine normalen Segler waren. So kam es, dass der Spuk nach einer dreiviertel Stunde wieder vorbei war. Wir kamen in der Nacht noch gut voran und wären fast an der Tonne vor Bregenz vorbeigefahren. Denn so ohne moderne Navigation bei Nacht auf dem Bodensee und nach einem nervenaufreibenden Zweihandtörn ist dies eine kleine Herausforderung.

In der Nacht wurde noch zünftig von allen Teilnehmern die Zieldurchfahrt bis in die Morgenstunden gefeiert.

Wir wurden in unserem Feld 11 von 18 Startern, deren Skipper den "See" und ihre Yachten kennen wie ihre Westentasche. Wir werden wiederkommen, das steht schon mal fest.

Teilnehmer: Olaf Kaspryk, Friedbert Mathes

Datum: 03.08.12 - 05.08.12
Revier: Bregenz - Immenstaad - Konstanz - Bregenz
Skipper: Olaf
Boot: J/80
Crewstärke: 2
Start- & Zielhafen: Bregenz, Österreich
Typ: Langstrecke
Beste ASK-Platzierung: 11./18 Yardstick
Projektleiter: Olaf
Bericht: Olaf