Freitagabends sind wir nach 8 stündiger Autofahrt in Heiligenhafen angekommen. Nachdem die Crew vollständig war, haben wir uns im örtlichen Steakhouse zunächst gestärkt und dann unser Boot, die EXESS, eine X-37, übernommen.
Am nächsten Morgen ging es früh raus. Bei angenehmen 25°C und 3-4 Bft begannen wir unseren Trainingstag und die Überfahrt von Heiligenhafen nach Warnemünde. Spi rauf, Spi runter, Vorsegelwechsel, Reffen…..stand auf dem Trainingsplan. Dabei stellte sich als heraus, dass unser Topnant falsch im Mast eingezogen war. Wir haben uns darauf hin entschieden unser „Kletteräffchen“ Patrick in den Mast zu schicken und mit Senkbleischnur einen neuen Topnant einzuziehen. Desweiteren stellte sich der nachgerüstete Charter-Steuerstand mit nicht gerade intelligent angebrachten Kartenplotter als Hindernis heraus. Denn der Schwenkbereich der Großschotführung kollidierte bei jedem Manöver mit diesem. Nach Beheben ersteren Mangels setzen wir unsere Fahrt auf direktem Wege Richtung Warnemünde fort. Leider durften wir dieses Jahr aufgrund der Segel-Bundesliga (SBL) nicht im Alten Strom anlegen. Nach kurzer Suche fanden wir einen hübschen Anlegeplatz in direkter Nähe zu weiteren WaWo Teilnehmern (Ambersea, Tutima) und genossen nach einem Anleger Hans‘ legendäre Carbonara.
Nach zwei Startverschiebungen und ursprünglich geplantem Ankündigungsignal um 10 Uhr entschied sich die Regattaleitung um ca. 13 Uhr zum Start des ersten up&down. Bei 6-8 ktn Wind wurden die Leichtwindspischoten angeschlagen. Im ersten Lauf schnitten wir ordentlich ab und haben leider um 30s verrechnete Zeit den dritten Platz verpasst. Zu einem zweiten Lauf ist es dann aufgrund des weiter abflauenden Windes nicht mehr gekommenen.
Nach dem verpassten Treppchen war unser Ehrgeiz für die Langstrecke Rund Bornholm geweckt. Die Wetteraussichten am Sonntagabend ließen aber nichts Gutes vorausahnen. Bei angesagtem steifen-stürmischen Wind von SW.
Nach der Siegerehrung der 2up&downs ging es zur Rund Bornholm-Feier in den Lokschuppen an der Mittelmole. Anschließend hat der Wind hier wie vorhergesagt sehr aufgefrischt und wir wurden auf dem Heimweg von der Mittelmole zur alten Düne von einem ordentlichen Gewitter erfasst.
Morgens teilten wir die Crew in kleine Teams auf. Es wurden die letzten Einkäufe erledigt und das Schiff für die Langstrecke vorbereitet. Skipper und Co-Skipper gingen zur Steuermannsbesprechung. Dort wurde zunächst bekannt gegeben, dass der Start um 3 Stunden aufgrund der SBL auf 16:00 Uhr verlegt würde. Einen früheren Start hätten wir in Hinblick auf die vorhergesagten Wetterverhältnisse bevorzugt. Die aufziehende Tiefdruckwetterlage wurde uns durch die 72-Stunden-Vorhersage einer DWD-Dame bestätigt.
Die Taktik sah wie folgt aus:
Mit vorhergesagtem Mittelwind von 34 ktn SW schnell Richtung Bornholm zu kommen, die Insel im Urzeigersinn zu umrunden und dadurch der morgendlichen Flaute um das Kap Dueodde zuvorzukommen. Anstelle der Flaute den Winddreher des kurzeitig mäßigen Ostwindes zu nutzen, möglichst hoch Richtung Nordwesten an die Dänische Küste zu kommen und von dort dann bei stürmischen Wind unter einem Halbwindkurs Richtung Warnemünde zu segeln. Nach einer grob prognostizierten Segelzeit von 52-65 Stunden erschöft in Warnemünde einlaufen. Im Anschluss das Schiff am nächsten Tag von Warnemünde weiter gegen den Westwind mit Böen von bis zu 40 ktn nach Heiligenhafen bringen.
Nach reichlicher Überlegung und gemeinsamer Beratung in der Crew haben wir uns dann entschieden bei der Langstrecke Rund Bornholm nicht teilzunehmen. Der Rückweg wäre bei vorhergesagten Wetterverhältnissen zur Tortur für Material und Crew geworden. Schade war es für uns als Crew, das Highlight auszulassen aber für uns ging unsere Sicherheit vor.
Die während der Überführung aufgefallen technischen Mängel am Boot (Steuerstand im Schwenkbereich der Großschot und Gefahr, dass dieser beim hängenbleiben unter Starkwind abgerissen wird) untermauerten unsere Entscheidung.
Nach Rückgabe des GPS-Trackers schauten wir den noch zur Langstrecke startenden Booten in der Hafeneinfahrt zu. Bei Bier und Fischbrötchen ließen wir den ereignisreichen Tag in Warnemünde ausklingen.
Nach der Entscheidung nicht Rund Bornholm zu segeln haben wir uns am Dienstag von Warnemünde auf den Rückweg Richtung Heiligenhafen gemacht. Hierbei konnten wir Anfangs bei mäßigem Halbwind Gennaker setzen. Später ging es dann unter Spi mit vielen Manövern weiter bis in den Fehmarnsund hinein. Um ca. 22 Uhr sind wir in Heiligenhafen bei stark auffrischendem Wind eingelaufen.
Schon morgens zeigte sich, dass die angesagte Kaltfront nun bei uns angekommen war und der Wind im Vergleich zum Vorabend noch mehr zugenommen hatte. Bei 25 ktn im Hafen war das Müsliessen im Cockpit nur erschwert möglich.
Die Starkwindlage wollten wir nach unserer Entscheidung nutzen und unsere Erfahrung mit diesen Wetterverhältnissen ausbauen. Nachdem Vorbereiten der Sturmbesegelung sind wir dann unter Motor in den Fehmarnsund und zur Umrundung der Insel Fehmarn gestartet. Zunächst hatten wir das Boot bei Wind mit Böen bis 34 ktn im 2 Reff und G3 gut unter Kontrolle bis der Schäkel der Rollanlage nicht mehr mitmachte und brach. Nachdem die Böen dann die 40ktn überschritten, entschieden wir uns dazu die vorbereitete Sturmfock anzuschlagen. Dies erwies sich bei 2 Meter Welle als sehr feuchte Angelegenheit für die Vorschiffscrew. Kurz vor Ende des Amwindschlages am Nord-West Kap Fehmarns hat dann unser Ruder angefangen eine Eigendynamik zu entwickeln was dazu führte, das wir auf schnellsten Wege an Puttgarden vorbei Richtung Osten abliefen. Nach erfolgloser Suche nach der Ursache des Knackens und Verhakens des Ruders, sind wir dann unter Fock weiter bis zum Süd Kap und von dort unter Motor gegenan schnellstmöglich zurück nach Heiligenhafen. Nachdem wir das Boot sicher im Hafen festgemacht hatten und die Ruderanlage genauer begutachten konnten, waren wir über die Entscheidung, mit der X37 nicht bei Rund Bornholm angetreten zu sein, sehr froh.
Nach dem Frühstück verständigen wir den Vercharterer über das "zickende" Ruder. Dieser bestätigte unsere Vermutung, dass das verbaute Getriebe der Schubstangensteuerung kaputt ist und man dies ohne Ersatzgetriebe nicht reparieren kann. Da der Wind noch weiter zugenommen hatte und mit 35 ktn nun schon im Hafen ballerte war es für uns nicht weiter schlimm, dass der Vercharter die Ersatzteile nicht vor Ort hatte. So entschieden wir uns für einen Landtag und machten uns auf den Weg nach Travemünde. Dort gab es neben Stadt und Hafen das Handelssegelschiff „Passat“ zu bestaunen.
Nach klar Schiff machen und Übergabe des Bootes gab es zum Mittag noch ein letztes Fischbrötchen bevor wir uns auf den Heimweg Richtung Süden machten.
Gemeinsam als Crew können wir sagen: die Woche war trotz schwerer, aber richtiger Entscheidung der Hammer und eins steht fest -Warnemünde Woche 2016 wir kommen!!!
Crew: Hans Kratz (Skipper), Patrick Moll (Co & Vorschiff), Lars Sahlmann (Groß), René Dykier (Mast), Florian Siebenrock (Genua), Andreas Hüls (Genua), Sebastian Rottach (Pit)