Anreise am Mittwoch

Am Mittwoch, den 4. März um Punkt Mitternacht ging es los in Richtung Ärmelkanal. In Cherbourg-Octeville wollten wir an der "Europameisterschaft der universitären Segler" teilnehmen. Wir, das sind Michael Benz, Fabian Brosig, Martin Dorner, Christian Godenschwager und Antoine Tollenaere. Zwischen Diplomarbeit und Prüfungen haben wir uns also eine Studentenregatta genehmigt.

Schnell war die Crew eingesammelt und unser Ford Galaxy gut mit Gepäck gefüllt. Während der Fahrt nach Cherbourg wurden eifrig Schlachtpläne geschmiedet, schließlich ist dieses Jahr auch ein zweites deutsches Team eingeschrieben und das galt es natürlich zu schlagen.

Die frühe Abfahrt zahlte sich aus und wir erreichten den Yachthafen von Cherbourg rechtzeitig um an dem erstmalig angebotenen Training teilzunehmen. Zunächst mussten wir uns jedoch anmelden, was relativ unbürokratisch von statten ging. Aus dem Büro nahmen wir noch Rettungswesten, Essenscoupons und kleine Infopakete mit.

Weiter ging es zu unserer Unterkunft: 3 Doppelzimmern in einem Offiziershotel der Marine. Schnell verstauten wir unsere Habseligkeiten in den Schränken und zogen unser Ölzeug an, um für das anstehende Training gerüstet zu sein.

Zurück im Hafen suchten wir das uns zugeteilte Boot, schlugen das Großsegel an, bereiteten den Gennaker vor und legten los. Da wir noch nie alle zusammen gesegelt waren und nur zwei Crewmitglieder schon ein wenig Erfahrung auf einer J/80 gesammelt hatten, war das Training bitter nötig. Wir machten uns mit unseren Positionen vertraut, sprachen die Manöver noch einmal ab und segelten dann einige Wenden und Halsen mit der Genua. Das zügige Setzen und Bergen des Gennakers und die Halse unter diesem bereitete uns anfangs ein paar Schwierigkeiten. Nach vielen Versuchen und diversen Verbesserungen am Ablauf der Manöver, hatten wir ein gutes Stück an Sicherheit gewonnen und setzten wieder Kurs auf den Hafen. Nach einer kurzen Dusche im Hotel fuhren wir zum Rathaus, wo der Wettkampf offiziell eröffnet wurde und alle 28 Teams begrüßt wurden. Darunter auch das Segelteam Bremerhaven. Einem spannenden innerdeutschen Duell stand also nichts mehr im Wege. Die angebotenen Kekse und Plätzchen fielen der Schar ausgehungerter Segler binnen weniger Sekunden zum Opfer. Aufgrund der großen Anzahl an Teilnehmern wurde das Abendessen in zwei Gruppen organisiert, die nacheinander im Yachtclub versorgt wurden. An diesem Abend sind wir sehr froh zur ersten Gruppe zu gehören. Wir machen uns also auf zum Yachtclub, wo wir uns Baguette und Pastete auf den Teller legen ließen. Der Chefkoch war offensichtlich kein Freund des „Nachschlags“, aber mit geschicktem Timing und absoluter Französischunkenntnis (teils authentisch, teils vorgetäuscht) lösten wir das Problem und wurden satt. Reichlich erschöpft fielen wir in unsere Hotelbetten und freuten und auf die erste Wettfahrt am nächsten Tag.

 

Donnerstag

Am Donnerstag standen für uns zwei Regatten auf dem Programm. Gesegelt wurden Up-and-Down-Kurse. Kurz vor unserem ersten Start nahm der Wind ordentlich zu, so dass die Regattaleitung ein Reff im Groß vorschrieb. Da wir das Reffen am Vortag noch nicht geübt hatten, waren wir noch in der Startphase damit beschäftigt. Nach ein paar Startabbrüchen waren unsere Startuhr und wir etwas durcheinander. Als wir dann aber beobachteten, wie ein Großteil des Feldes geschlossen über die Startlinie fuhr, entschieden wir uns spontan zum Folgen. Zum Glück waren wir nicht die einzigen mit Problemen bei der ersten Wettfahrt und wir konnten noch ein paar Plätze gut machen. Kurz vor der Ziellinie hatten wir noch einen Konkurrenten direkt vor dem Bug. Als dieser begann seinen Gennaker zu bergen nutzten wir unsere Chance und überholten nur wenige Meter vor dem Ziel. Dass die Leeline aber relativ knapp vor einer stabilen Mauer lag, wurde uns, bzw. unserem neuen Gennaker, leider zum Verhängnis. Das Bergemanöver klappte im Angesicht der immer bedrohlicher wirkenden Mole nicht, der Gennaker glitt ins Wasser und riss mit einem haarsträubenden Geräusch in zwei Teile. Nun mussten wir die nächsten Regatten ohne Gennaker bestreiten, was die Chancen auf einen der vorderen Plätze minimierte.

Generell konnten wir bei vielen anderen Crews (z.B. aus Plymouth, Nantes oder Lorient) beobachten, wie ein eingespieltes, trainiertes Team mit langjähriger Regatta-Erfahrung segelt. Wir mussten anerkennen, dass das Segel-Niveau im Verhältnis zum letzten Jahr nochmal deutlich gestiegen ist. Unser Minimalziel, das Team aus Bremerhaven hinter uns zu lassen, hatten wir zumindest erreicht.

Am Abend erhielten wir noch die erstaunliche Nachricht das unser Gennaker „réparable“ war. Nun hofften wir, das der Segelmacher schnell arbeitet und wir unseren Gennaker noch einmal einsetzen können.

 

Freitag

Am Freitag hatten wir mit Schwachwind bzw. mit Flaute zu kämpfen. Da unser Gennaker noch nicht repariert war, hatten wir es auf den anstehenden vier Regatten doch recht schwer.

Wir hatten aber jeweils schon am Start "Verbesserungspotential". Die Luvtonnen-Rundungen liefen auch alles andere als rund. Deswegen ist es sehr fraglich, ob uns ein Gennaker an diesem Tag wirklich weiter nach vorne gebracht hätte.

Da 28 Mannschaften auf 15 Booten segelten, wurden die Crews noch auf dem Wasser ausgetauscht. Der Wechsel wurde mit gut motorisierten Schlauchbooten ausgeführt.

 

Samstag

Am Samstag konnten wir drei Regatten austragen. Mittlerweile war das Regattafeld in zwei Gruppen eingeteilt: die Goldgruppe mit den 14 bestplatzierten Mannschaften und die Silbergruppe mit den restlichen Teilnehmern inklusive uns. Inzwischen wieder mit Gennaker ausgestattet, war die Motivation wieder spürbar höher. Zumal wir vom Vortag noch Einiges gutzumachen hatten.

Das sollte uns auch gelingen. Zunächst versuchten wir unseren Start zu verbessern. Indem wir uns mitten im Feld platzierten. Kaum mischten wir uns in das Startgetümmel der Favoriten ein, musste der Start drei mal wiederholt werden. Nachdem der Start regelkonform geglückt war, lagen wir in aussichtsreicher Position. Leider berührten wir eine der Luvtonnen und mussten einen Vollkreis fahren. Von der guten Position angespornt, nach 15 Sekunden, sehr viel lautem „de l'Eau“-Geschrei und einer Beinahe-Kollision hatten wir unsere Strafe abgesessen. Leider katapultierte uns diese Aktion fast ans Ende des Feldes. In den folgenden Regatten konnten wir jedoch Boden gut machen, da wir immer besser mit dem Boot zurecht kamen.

 

Sonntag

Am Sonntag stand noch ein "Offshore-Race" an, bei dem nicht um gelegte Tonnen, sondern um feste Seezeichen gesegelt wurde. Unsere direkten Konkurrenten konnten wir abermals hinter uns lassen, so dass wir am Ende 25. von 28 Startern wurden. Da wir die Bremerhavener Crew weit hinter uns gelassen haben, konnten wir uns von nun als "bestes deutsches Team" bezeichnen ;). Gesamtsieger wurde die erste Mannschaft der University of Plymouth.

 

Abreise

Auf der Rückfahrt lernten wir noch die Banlieues von Paris kennen. Während einer kurzen Rast auf einem beleuchteten(!) Rastplatz wurde die Seitenscheibe unseres Autos eingeschlagen. Einige Jacken und Rucksäcke wurden entwendet, dennoch hatten wir Glück im Unglück. Die meisten Wertsachen sind verschont geblieben. Als größtes Problem stellte sich die Suche nach einer besetzen Polizeistation heraus, da die Autobahnpolizei Sonntagnacht unbesetzt war. In dr Nähe des Disneyland wurden wir dann schließlich fündig und konnten unseren Schaden zu Protokoll geben.

 

Das Loch im Auto haben wir schließlich mit Pappe und ein wenig Tape wieder geschlossen. Da die Konstruktion hervorragend gehalten hat, sind wir dann doch noch recht gut in Karlsruhe angekommen.

 
Datum: 04.03.09 - 08.03.09
Boot: J/80
Crewstärke: 5
Studentische Teilnehmer: 5
Start- & Zielhafen: Cherbourg-Octeville, Frankreich
Bericht: Crew