Tag 1 Samstag, 26.10., Alimos Marina

Nach individueller Anreise in kleinen Gruppen und Sightseeing in Athen versammelte sich die Crew endlich vollzählig in der Alimos Marina zur Bootsübernahme. Nach dem Einkaufen und dem Check-In war es bereits spät, sodass wir uns bald nach dem Essen in die Kojen verzogen. Noch einmal alle Akkus laden. Landstrom würden wir so schnell nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Tag 2 Sonntag, 27.10., Athen – Epidavros

Der erste Segeltag startete für die ASK-Crew ziemlich entspannt mit wenig Wind am Vormittag. Den mangelnden Segelspaß kompensierten wir deshalb mit einem ausgiebigen Badestopp inklusive Kaffee und selbstgebackenem Kuchen (Danke an Anne und Becky!). Als wir um ca 16:30 in der Marina Epidavros einliefen, wurde es dann doch noch einmal spannend: Anlegen in dritter Reihe! Trotz der lustlosen Unentschlossenheit der Hafenjungs gelang das Manöver, dank Skipperin Katharina, tadellos. Dies gelang einigen der erfahreneren Crews nicht auf Anhieb. Der daraus resultierende Frust einiger Teilnehmer, konnte allerdings durch den ein oder anderen Anleger herunter gespült werden. Beim griechischen Dinner gab es reichlich Gelegenheit die anderen Crews, sowie traditionelle Tänze am eigenen Leib kennen zu lernen. Mit Vorfreude auf den ersten Regatta-Tag ließen wir den Abend gemütlich ausklingen.

Tag 3 Montag, 28.10., Epidavros – Poros

Endlich geht’s los! Dem Ruf der See folgend war die Mikonos(!), nachdem sie als Letzte in die Marina eingelaufen ist, auch das erste Boot, welches am nächsten Morgen den Anker lichtete und auslief. Zwei der Crewmitglieder mussten dem gestrigen Abend noch etwas Tribut zollen, doch ein Bad im Saronischen Golf und ein starker Kaffee machten fit für den Start. Die Anfahrt im Verband mit den anderen Teilnehmern an den Startpunkt der Regatta hatte an diesem Morgen und an jedem der folgen etwas Magisches an sich. Nachdem der erste Start gut geglückt war, befanden wir uns auf Kurs im vorderen Mittelfeld unserer Klasse B. An der ersten Wendeboje allerdings gab es Unstimmigkeiten mit einer polnisch besetzten Yacht. Wir sahen uns kurshaltepflichtig und kurz vor dem Wendemanöver mit der polnischen und sehr schnellen Yacht auf Kollisionskurs. Um Schaden für alle Beteiligten abzuwenden, mussten wir abfallen. Als der Wind kurze Zeit später auch noch einschlief, waren unsere Erfolgschancen für diesen Tag auf einem Niveau unterhalb der Wasserlinie angelangt. Natürlich brachten wir das Leg so gut es ging zu Ende, aufgrund des Time Limits, mussten wir uns allerdings mit einem DNF (= did not finish) in der Tageswertung begnügen. 

Tag 4 Dienstag, 29.10., Poros – Ermioni (Hydra)

Auch heute ging es früh hinaus. Gegen 7 Uhr legten wir ab, um in einer Bucht vor Poros in Ruhe zu frühstücken, zu baden und Rasmus einen guten Mann sein zu lassen. Nach und nach beobachteten wir, wie die anderen Blue Cup Yachten die Marina verließen und machten uns nun auch auf, dem Race Commitee Boat zum Start zu folgen. Der Start wurde immer wieder verschoben. Der dazugehörige Funkspruch wurde im Laufe der Woche gleichzeitig zum Signal für Simon und Chris, die Angelschnur auszuwerfen. Als es doch endlich losging, entschieden wir uns soweit in Luv zu starten wie möglich. Das hieß in diesem Fall: ran an die Boje! Nach dem Kommando „Warning Signal for Class B“ hieß es für alle Boote der jeweiligen Klasse: Motor aus. Jetzt heißt es also die Zeit und Geschwindigkeit im Auge zu behalten. Mit einer gekonnten Halse zur richtigen Zeit starteten wir in das Leg. Kurz darauf war der Wind vor Hydra allerdings schon wieder Mangelware. Wir versuchten antizyklisch zu handeln und folgten den schnelleren Booten der Klasse C auf die andere Seite der Meerenge wo wir Wind vermuteten. Leider wurden unsere Erwartungen enttäuscht. Nicht einmal die anis-lastige Opfergabe für Rasmus konnte unser Rennen vorerst retten. Später allerdings, 4 Seemeilen und 40 Minuten vor dem Ablauf des Time Limits frischte der Wind auf. Angel einholen! Segeln! Leider schafften wir es, trotz Jürgens unermüdlichem Einsatz an der Fock, um 10 Minuten nicht rechtzeitig durchs Ziel. Ein weiteres DNF für die ASK-Crew.

Tag 5 Mittwoch, 30.10., Ermioni (Hydra) – Hydra

Heute starteten wir das Rennen in Lee. Dies stellte sich aber als Fehler heraus. Nachdem wir nach langwieriger Fahrt an der ersten Wende-Boje angelangt waren, ließen wir vorbildlich Platz für die Wegerechtler. Die beiden vorrausfahrenden Boote allerdings schienen es in Sachen Regelkunde etwas lockerer angehen zu lassen und fuhren an der Boje auf der falschen Seite vorbei bzw. überfuhren die Boje. Wir beobachteten das Schauspiel eine Weile, doch als keines der Boote Anstalten macht, den Fehler zu korrigieren bzw. der Rennleitung den Fauxpas mitzuteilen, entschieden wir uns nach kurzer Diskussion dazu, die beiden Crews bei der Rennleitung anzuschwärzen. Kaum war unser Funkspruch vernommen worden, wendet das erste Boot, um das Manöver ordnungsgemäß zu wiederholen. Das andere Boot, welches die Boje überfahren hatte, kündigte an das Rennen für heute aufzugeben, wohlwissend, dass eine Disqualifikation die einzige Konsequenz des missglückten Manövers sein konnte. Unter Motor und einigen Beschimpfungen machte sich die betroffene Crew an uns vorbei in Richtung Hydra auf. Wir allerdings hatten nur eines im Sinn: das Rennen beenden. Weit abgeschlagen begannen wir eine Aufholjagd, die in der Geschichte des Blue Cups wohl einzigartig bleiben wird. So kam die Mikonos am Ende des Segeltages nur 12 Minuten hinter dem vorletzten Team ins Ziel und erstmalig in die Wertung! 

Tag 6 Donnerstag, 31.10., Ermioni – Porto Heli

Um ehrlich zu sein bleibt mir von diesem Segeltag kaum etwas anderes in Erinnerung als das Gewitter, in das wir mit offenen Augen und unbedarft hinein segelten. Am Vormittag war noch tolles Segeln möglich und wir hatten Ambitionen unsere Platzierung aufzupolieren. Dies wurde aber bald jäh unterbrochen. Nach einer kurzen Einführung in Wolkenformationen und Gewitter durch Chris, während wir das nahende Gewitter und die liegenden Masten vor uns beobachteten, waren wir auch schon mitten drin. Jeder war angewiesen seine LifeLine anzuziehen. Während ich noch an Annes Sicherung herum dokterte hörte ich schon wie das Prasseln des Regen immer stärker auf das GFK hämmerte. Ich höre Katharina rufen Andreas solle schneller kurbeln. Die Fock muss rein! Das Groß muss runter! Als ich ins Cockpit hinauf stieg sah ich Andreas‘ vor Anstrengung verzerrtes Gesicht, doch er kurbelte unermüdlich. Ich sicherte mich und will mich nützlich machen, als Blitz und Donner die Szenerie um uns zerreißen. Auf dem Vorschiff sind Simon und Chris im gleichen Moment dabei das Großsegel zu bergen. Weg vom Mast!!! Chris hat den Blitz vor sich auf dem Wasser einschlagen sehen. Schließlich sind die Segel gesichert, der Motor läuft und so schnell das Gewitter uns in seiner Gewalt hatte, so schnell hatten wir uns aus seinem Griff wieder befreit. Ungläubig darüber, dass man die Teilnehmer des Blue Cups ohne Vorwarnung in dieses Wetter geschickt hatte machten wir uns auf den Weg zur Marina Porto Heli, wo am Abend bereits die Siegerehrung und das letzte Dinner stattfinden sollten. Am Abend wurde feuchtfröhlich gefeiert. Leider konnten wir nicht einmal den Kostümpreis ergattern, obwohl wir uns das redlich verdient hätten.

Tage 7-9 Freitag – Sonntag, 01.-03.11, Free Sailing

Da ich an diesen Tagen kein Buch mehr geführt habe, möchte ich diese letzten Zeilen dazu nutzen, um ein bisschen in Erinnerung zu schwelgen und andere Momente, Stimmungen   des Törns, abseits des reinen Segelns festzuhalten. 

Es muss einfach ein Wort über die griechischen Marinas verloren werden. Segler sind es gewohnt, nur zu bestimmten Zeiten Strom und sonstigen Service zu Verfügung zu haben. Doch Griechenlands Marinas zeigen was Minimalismus wirklich bedeutet. Es gibt kein Strom, kein Wasser, keine Toiletten. Der Leser wird erfreut sein, wenn ich dafür von unseren elektrischen Klopumpen in den Nasszellen berichte. Wir haben sie schätzen und lieben gelernt.

Ich habe erwähnt, dass wir oft geangelt haben, doch leider hatten wir trotz Simons großem Erfahrungsschatz wenig Erfolg. Immerhin hatten wir an einem Tag dann doch Glück und fingen einen ganzen halben Fisch. 

Wirklich toll waren die Jungs vom Vercharterer und Veranstalter der Regatta „Dreamyacht Charter“. Bereits bei der Bootsübergabe freundeten wir uns mit den Jungs an und das gute Verhältnis hielt die ganze Woche über an. Ob der Umstand, dass unsere Crew aus vergleichsweise vielen Mädels bestand, dabei eine Rolle gespielt hat, wollen wir dem Leser überlassen. Bevorzugte Behandlung und strahlende Gesichter waren uns jedenfalls sicher. 

Die Worte, mit denen ich abschließen möchte sind folgende: Immer wieder überrascht es mich, wie sich beim Segeln innerhalb weniger Tage ein Mannschaftsgefühl entwickelt und man zu zuvor fremden Menschen Vertrauen aufbauen kann. Wir haben Momente durchlebt, die nur wir 8 Leute als Crew so im Gedächtnis behalten werden. Sei es der Ärger über unsportliche Mitsegler, das Gefühl eine Weile kein Risotto oder Chili mehr sehen zu können oder eben das gemeinsam überstandene Gewitter. Danke!

Datum: 26.10.19 - 03.11.19
Revier: Saronischer Golf
Skipper: Katharina Frank
Boot: Sun Odyssey 439 „Mikonos”
Crewstärke: 8
Studentische Teilnehmer: 6
Start- & Zielhafen: Alimos (Athen)
Zurückgelegte Seemeilen: 220
Beste ASK-Platzierung: 12 (Klasse B)
Projektleiter: Stefan Lux
Bericht: Max