FARR-LAESSIG - Farr 40
Da sich die Societe Nautique de Saint Tropez und der Yacht Club Italiano auch dieses Jahr nicht dazu durchringen konnten, ihren 60. Jubiläumscup am Epplesee stattfinden zu lassen, begann auch dieses Segelabenteuer mit einer längeren Anreise. Sechs der zehn Crewmitglieder trafen sich so in Karlsruhe um über Genua, wo zwei weitere Mietglieder einstiegen, nach Varazze, dem Heimathafen der Farr40, zu fahren. Weiter ging es mit Suzan im Van nach Cogolin. Suzan und Markus waren das äußerst entgegenkommende und unkomplizierte Eignerpaar. In Cogolin warteten schon seit wenigen Stunden die letzten beiden Crewmitglieder, Markus und die FARR-LAESSIG. Rüdiger und Jonas K. nutzten die Gelegenheit sich mit Boot vertraut zu machen, indem sie mit Markus die Farr von Antigua, über die Azoren, Gibraltar nach St Tropez überführten. So hatten sie während 4639sm und verschiedensten Wetterlagen Zeit, die Besonderheiten, Tücken und Vorzüge dieses Racers kennen zu lernen und sich von Markus Vieles zeigen zu lassen.
Als die komplette Crew sich das erste Mal in Cogolin traf, gab es noch viel am Boot zu tun. Das Atlantikequipment musste raus und das Boot somit auf Dayracing umgetrimmt werden. Dies beschränkte sich allerdings nur auf Gepäckreduzierung und die restliche, schon spärliche Innenausstattung weiter zu optimieren. Veränderungen an Deck waren bei diesem Racer keine notwendig. Bis zum Abend wurde das Boot übernommen, die Crew eingewiesen, Lebensmittel eingekauft und der nächste Tag geplant.
Am nächsten Morgen wurde zu einer humanen Zeit zum Training aufgebrochen. Viel Zeit zum Training blieb leider nicht, da das Boot Just-In-Time aus der Karibik eintraf. Aber es gab einige Dinge zum Ausprobieren, da noch keiner Erfahrung auf solch einem Boot hatte, die Crew in dieser Besetzung noch nie zusammen gesegelt war und die Crew auch unterschiedlich stark besetzt war. So drehten wir ein paar Runden mit verschiedenen Kursen und Positionsbesetzungen in der Bucht von St. Tropez, kamen dann aber schnell zum Entschluss nach San Remo aufzubrechen, dem Startort der Zubringerregatta. Dies stellte sich als glückliche Entscheidung des Taktikers heraus. Zum einen konnten wir auf dem Weg dorthin weiter üben und der Plan war, auch am nächsten Tag von San Remo aus weitere Übungsschläge zu unternehmen.
Crewbesprechnung in San Remo |
In San Remo kamen wir spät abends bei fast Windstille an. Am nächsten Morgen bot sich allerdings ein Wind- und Wellenbild, das es schon schwer gemacht hätte in dem schmalen Hafen sicher abzulegen, geschweige denn nach einem harten Training wieder sicher in den Hafen zu kommen. So blieb fast jede Crew in San Remo an Land. Den Tag verbrachten wir damit, einen kurzen Blick nach San Remo zu werfen, uns auf den Regattastart um 12 Uhr nachts vorzubereiten, auf unsere Freunde der Jacana zu warten und anderen Crews bei heiklen Anlegemanövern zu helfen. Wir warteten leider vergeblich auf das zweite ASK-Boot und gingen so alleine auf die Eröffnungsparty in San Remo. Im Anschluss daran machte sich die Crew zum Auslaufen bereit. Der Wind hatte während dessen abgenommen und die Prognose war 0 Knoten Wind zum Regattastart. Das Auslaufen aus dem Hafen, war ein unbeschreibliches Gefühl. Die Mole war gesäumt von zujubelnden und applaudierenden Zuschauern die durch ein nicht enden wollendes Feuerwerk unterstütz wurden. So motorte das, durch den starken Wind, ausgedünnte Starterfeld zum Startbereich in die Dunkelheit. Wie vorhergesagt, kam der Wind pünktlich um 0 Uhr zum erliegen. So wurde die Zubringerregatta nach St. Tropez zu einer 14 1/2h stündigen Leichtwind-Geduldsprobe.
Zubringerregtta kurz vor St. Tropez |
In St. Tropez angekommen reihten wir uns in ein Päckchen an der Mole ein. Dadurch, dass nicht viel am Boot erledigt werden musste, begannen wir den Flair zu genießen. Das emsige treiben der Crews, die neugierigen Beobachter, die vielen unterschiedlichen Boote, dazu das perfekte Sommerwetter. Zur Vorbereitung dünnten wir unser Gepäck weiter aus, checkten Vorstag und Mastschiene, warteten alle Blöcke und Umlenker, holten Wetterinfos ein und brachten die obligatorischen Rolexaufkleber an, da diese nach jedem Regattatag abgewaschen waren. Ebenso nahm die Crew der Jacana unsere Rettungsinsel in ihre Obhut, wofür wir uns nochmals bedanken möchten. Abends gingen wir in ein nettes Restaurant um uns zu stärken.
Der erste Inshore Regattatag war gekommen. Bestes Segelwetter, Wind und Sonne. Voller Vorfreude liefen wir aus. Und pünktlich zu den Ansagen der Regattaleitung verließ uns der Akku der Handfunke. So war einer an der Onboardfunke während des Startprozederes gefesselt und gab die Nachrichten nach außen weiter. Wir wählten eine bewusst defensive Starttaktik um freien Wind zu haben und so das Geschwindigkeitspotenzial und die enorme Höhe der Farr ausnutzen zu können. Auf dem ersten Downwind-Abschnitt setzten wir noch den Spi, doch der Wind nahm mehr und mehr zu. Das ging soweit, dass im späteren Verlauf unsere gesetzte Heavyfock direkt unter dem Head riss und wir nur unter gerefftem Groß ins Ziel kamen. Aber auch das gar nicht mal so schlecht. So bot uns dieser Tag wunderbares sonniges Kanten sitzen, spannendes Fock bergen, Geschwindigkeitsrausch unter Spi und anstrengendes Reffen. Im Hafen angekommen wurden Manöver intensiv diskutiert und versucht eine neue Heavy zu organisieren, da die Gerissene nicht genäht werden konnte. Im Endeffekt, ließ Markus bei NorthSails in Langenargen eine Dacronfock umnähen und fuhr diese Übernacht nach St Tropez.
Downwindleg bei der Inshoreregtta |
Am nächsten Tag war etwas weniger Wind, sodass wir nach einem besseren Start teilweise mit der Light- bzw. Mediumfock segeln konnten. Die Manöver liefen besser und wir konnten einen ähnlichen Platz zum Vortag heraussegeln und uns damit im Mittelfeld festigen. Dies feierten wir gebührend auf der Crewparty in der Citadelle über St Tropez. Neben allerlei Köstlichkeiten in fester und flüssiger Form wurde man durch einen wunderbaren Blick auf die Bucht von St Tropez beglückt, untermalt von einer Band. Überraschend zog jedoch ein Unwetter auf. So wurde das protzige Feuerwerk vorgezogen abgefeuert. Dazu wurden Schirme und Capes ausgegeben. Als das nicht mehr half, wurden die restlichen Weinreserven auf die Tresen gestellt und jeder ambitionierte Segler versuchte mit mindestens drei Flaschen Wein unterm Arm die Party an die Promenade im Dorf zu verlagern. Dort trafen sich einige Crews und das feucht fröhliche Treiben nahm noch weitere Stunden seinen Lauf.
Ein Blick nach hinten |
Noch vom Vortag motiviert wachten wir am nächsten Tag auf. Doch schon im Hafen zeigte der Windmesser bis zu 35ktn Wind und kaum eine Crew machte Anstalten das Boot zum Auslaufen klarzumachen. Allein die Wettkampfleitung zog das Programm durch und so liefen hauptsächlich die Profiteams auf den Maxi's aus und einige wenige Crews auf kleineren Booten. Uns bot sich von der Mole ein spektakuläres Bild, als die Maxis auf uns zu rasten und wenige Meter vor uns halsten. Nur wenige zogen den Spi bzw. Gennaker und die wenigen, die es versuchten, bekamen das mit einem Sonnenschuss quittiert. Wir hatten zuvor demokratisch abgestimmt das Material lieber für die Langstrecke zu schonen. Dass wir jedoch die gleichen Bedingungen am nächsten Tag meisterten, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Allerdings konnten wir uns alle nochmals ausgiebig erholen, für die Langstrecke einkaufen gehen und unsere Ferien mit festem Boden unter den Füßen genießen.
Die schwarze Minimaxi Jethou eilt dem Feld voraus |
Am 13.06. um 12:28 Uhr fiel der Startschuss zur letzten Wettfahrt der Langstrecke über 242sm. Und der Wind hatte sich zum Vortag nicht geändert. So wurde der erste Abschnitt nach La Fourmigue ein wilder Ritt auf der der Kreuz bei dem Viele sehr nass wurden und dadurch sogar eine Schwimmweste auf dem Vorschiff ausgelöst wurde. Der Spaß begann nach La Fourmigue. Der Kurs drehte auf Raumschots. Wir waren mit der Dacronfock und dem zweiten Reff im Groß bestens bedient. Denn selbst damit surften unsere Steuermänner die großen Wellen ab. Bis in die Dunkelheit ging dieses Spiel mit gutem Wind. Und dann geschah, was passieren musste. Christian am Steuer packte die 20 Knoten Marke und brachte die Loge der Farr auf 21,6 Knoten. Zu dieser Zeit segelten wir bereits mit zwei Wachen zu je fünf Leuten, da wir bis zu zwei Tage für die Langstrecke eingeplant hatten. Durch die hohe Geschwindigkeit konnten wir den Giragliafelsen noch mit Wind während eines feinen Frühstücks runden. Erst auf dem Schlag nach San Remo mussten wir auf Windsuche gehen. Bis Mitternacht waren wir dann hauptsächlich damit beschäftigt den Leichtwindspi zum Stehen zu bekommen oder uns in Lee zu begeben um das Segelprofil zu unterstützen. Gegen Mitternacht, nach knappen 37 Stunden, machten wir das Zielschiff vor San Remo aus und liefen müde aber glücklich, da wir sowohl 40 Knoten als auch Flaute hinter uns gelassen haben, in San Remo ein.
Flaggenmeer an der Mole in St. Tropez |
Am nächsten Tag war Ausschlafen angesagt, denn es galt sich auf die Abschlussparty vorzubereiten. Auch hier bot sich wieder ein delikates Buffet, gute Musik und jede Menge Wein. Hier habe ich auch gelernt, wie man an Weinflaschen kommt, wenn man sonst nur glasweise eingeschenkt bekommt. Ich bat den Kellner um ein ganze Flasche, da wir eine ganze Crew am Tisch seien, er sagte, dass das leider nicht möglich sei. Dann kam ein netter Italiener und fragte mich, was ich wolle. Ich erzählte ihm, dass ich versuche den Wein in Flaschen zu bekommen. Der Italiener redete kurz mit dem Kellner und Schwupps, hatte ich zwei Flaschen in der Hand. Ich fragte den Italiener, was er gesagt hätte. "Ich habe ihm erzählt, dass ihr die Regatta gewonnen hättet". Nach dieser Erkenntnis, einem weiteren nicht enden wollenden Feuerwerk und einer intensiven Afterparty schafften wir es über den Steg in unsere Kojen.
Nach einer guten Dusche und der Preisverleihung am nächsten Morgen legten wir Richtung Varazze ab um das Schiff dort zu übergeben. Bei Leichtwind vertrieben wir uns den Tag mit Fenderreiten bei Vollgas, Christian stellte fest, dass der Spi auch alleine zu bergen ist und wir bauten uns ein Sonnendach aus Segelcover und Rolexfahnen um der Sonne zu widerstehen. In Varazze spühlten wir die Segel mit Süßwasser, räumten die Farr aus und übergaben diese wieder an Markus.
Die FARR-LAESSIG mit trocknendem Tuch |
Resumierend bleiben viele Erinnerungen. Angefangen von der sportlich fordernden Farr, die trotz und gerade wegen ihres Purismus viel Segelspaß brachte. Der Giraglia Rolex Cup als sehr gut organisiertes Event mit einer guten Mischung der Stecken, der teilnehmenden Crews, sowie dem stolzen Gefühl, wenn man den Giraglia Felsen rundet. Mit einer guten Crew, bestehend aus: Martin (Skipper/Taktik), Christian und Jonas F. ( Vorschiff), Rüdiger und Sabine (Pit), Phillip (Großschot), Dominic (1 Rudergänger), Gunnar und Jonas K. (Vorschot) und Julia. Und das alles abgeschlossen mit einem 26. von 72. Plätzen in der Gesamtwertung des 60. Giraglia Rolex Cup. Gerne wieder.
Crew: Martin (Skipper), Sabine, Rüdiger, Christian, Jonas F., Gunnar, Philipp, Julia, Dominic, Jonas K.
Fotos: Crew